Glaube an dich!

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Auch wenn mein achtzehnter Geburtstag soweit eigentlich ganz schön war und ich ihn in einem Monat mit meinen engsten Freunden und meiner Familie nochmal richtig feiern würde, fühlte ich mich dennoch ziemlich scheiße.

Nicht, weil ich meiner Mama immer noch Lukas so verheimlichen musste und ihr nicht einfach sagen konnte, dass hinter diesem tollen Kerl sehr wohl mehr steckte, als nur ein ganz normaler Kumpel. Sondern viel eher, weil ich mich in diesem Moment wieder an einen ganz bestimmten Menschen aus meinem Leben erinnerte.
Eigentlich hasste ich diesen Kerl ja und wollte ihn am liebsten für immer aus meinem Leben und meinen Gedanken verbannen, aber dennoch erinnerte ich mich jedes Jahr aufs Neue an ihn und das, was uns eigentlich miteinander verband.

Seit fünf Jahren hörte ich nichts mehr von ihm und ich glaubte so langsam auch, dass er jedes Jahr aufs Neue froh darüber war, diesen Tag nicht mit mir verbringen zu müssen. Ich war schließlich immer noch sein allerschlimmster Fehler...
Dieser Tag hatte einfach alles in seinem eigentlich so tollen Leben verändert und ich wusste nur zu gut, dass er den 7. April verfluchte und sich nur zutiefst wünschte, dass dieser Tag nie existiert hätte.
Denn ich kam an diesem Tag völlig ungewollt in sein Leben gestolpert und von da an ging es nur noch bergab mit diesem und riss ein riesiges Chaos und Drama mit sich mit, was sich später auch noch auf mich übertragen sollte. Wie der Vater, so der Sohn.

Ich wusste nicht viel über meine Geburt und die Schwangerschaft. Aber was ich wusste war, dass mein Vater meine Mama zunächst nur vom Weitem und nicht persönlich unterstützt hatte, sondern viel eher versucht hat, alles zu verheimlichen.

Niemand sollte auch nur ansatzweise etwas davon wissen, dass ausgerechnet mein Vater der Typ war, der meine Mutter mit gerade einmal fünfzehn Jahre geschwängert hatte und zu dumm dazu war, ein verdammtes Kondom zu benutzen.
In der Schule meiner Mama machte nämlich, wie sollte es auch anders sein, nicht gerade wenig die Runde, dass sie mit gerade einmal fünfzehn Jahren schwanger geworden ist und dies auf der Party passiert ist, auf der hauptsächlich nur die jetzigen und ehemaligen Zehnten anwesend gewesen waren. Die Auswahl von möglichen Vätern war deswegen also nicht allzu groß...

Natürlich hatte meine Mama das nicht wild umherposaunt und irgendwie damit angegeben. Sie hatte sehr wohl versucht, es irgendwie zu verstecken, doch leider konnte man eine Schwangerschaft ab bestimmten Monaten einfach nicht mehr verheimlichen und so tun, als wäre da nichts.
Dass sie keinen Kaffee mehr mit zur Schule nahm, kaum noch auf irgendwelche Partys ging und vor allem keinen Alkohol mehr trank und kein Gras mehr rauchte, war natürlich viel zu auffällig und eher sehr ungewöhnlich für sie gewesen.
Doch noch komischer wurde es, als meine Mama irgendwann nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen konnte und dafür auch keine wirklichen Zeichen oder Gründe aufweisen konnte, sondern nur ganz verwirrt und stotternd irgendeine neue Ausrede suchte.

Aber der offensichtliche aller Gründe war natürlich der Bauch gewesen, der sich ab einigen Monaten auch nicht mehr so einfach verstecken und leider auch nicht vermeiden ließ, egal wie gerne man das vielleicht hätte.
Ewig ließ er sich natürlich nicht verstecken und es wurde auch ziemlich auffällig, als meine Mama andauernd viel zu weite Hoodies trug und sich ständig den Bauch festhielt und ständig darauf achtete, sich diesen nicht irgendwie zu stoßen.
Und irgendwann bemerkten dann natürlich auch ihre Klassenkameradinnen, beziehungsweise ihre Freundinnen, dass sie ungewöhnlich oft zum Frauenarzt ging und auch gar nicht mehr die Anti-Baby-Pille zu sich nahm.

Der große Groschen fiel, als die Klasse meiner Mutter plus Parallelklasse für einige Tage zu einer Exkursion fuhren und dementsprechend in eine Jugendherberge unterkamen, wo sie sich mit anderen aus der Klasse logischerweise ein Zimmer teilen musste.

Zu diesem Zeitpunkt war meine Mama im dritten Monat schwanger mit mir gewesen und so langsam sah man es ihr auch schon an, dass dort irgendwas in ihrem Bauch heranwuchs und das nicht nur davon kam, weil sie momentan so viel aß.
Meine Oma, also ihre Mutter, hatte ihr auch davon abgeraten dort mitzufahren, weil bei sowas selbstverständlich einiges passieren konnte und meine Mama bestimmt nicht wollte, dass sie mich verlor. Ob das manchmal nicht doch besser gewesen wäre?

Meine Mama wollte aber unbedingt mitfahren, damit niemand Verdacht schöpfte und sie ihren Eltern auch hoch und heilig versicherte, dass mit mir schon nichts passieren und sie natürlich weiterhin Acht auf mich geben würde.
Bei so einer Fahrt lebte man natürlich auf sehr engem Raum zusammen und da war es meistens unmöglich und sehr schwer, irgendetwas zu verheimlichen und etwas für sich behalten zu können.
Die Freundinnen mit denen meine Mutter sich ein Zimmer geteilt hat, wussten natürlich rein gar nichts von ihrer Schwangerschaft und das sollte auch so bleiben, weil meine Mama damit einfach keine Aufmerksamkeit und kein Gelaber erzeugen wollte.

Doch wie es eben so kommen musste, fanden die Freundinnen meiner Mutter die Schwangerschaft doch noch auf der Fahrt heraus und da half auch keine weitere Ausrede mehr, denn der Beweis war mehr als genug.

Eigentlich hatte meine Mama immer sehr darauf geachtet, dass es niemand mitbekam und auch gar keiner auch nur einen Hauch von Verdacht schöpfen konnte.

Zum Umziehen ist sie immer ins Bad gegangen und wenn manche Mädels ihre Pille einnahmen, meinte sie immer ganz beiläufig, dass sie ihre schon längst genommen hätte.

Alles schien so weit so gut, doch am vorletzten Tag der Fahrt, musste ja doch noch irgendein Kracher und großer Skandal passieren, den man dann am nächsten Schultag auf dem Schulhof umhertratschen konnte.

Es wurde aber nicht in der Schule darüber erzählt, dass Dennis sich bei der heimlichen Party stockbesoffen in der Dusche übergeben hatte, Mandy und Paul wild miteinander rumgeknutscht haben, oder die Mädels aus einer Boutique geflogen sind.
Nein, es ging einzig und allein' darum, dass Karina Wolbers, fünfzehn Jahre alt, nie negativ auffällig, von irgendeinem unbekannten Jungen im dritten Monat schwanger ist und es die ganze Zeit über versucht hat, irgendwie zu verheimlichen.

Als meine Mama am vorletzten Abend noch schnell zum Kiosk um die Ecke wollte, um sich für die morgige Abreise noch etwas zu essen zu holen, war ihre etwas aus der Tasche gefallen, was sie zunächst aber nicht bemerkt hatte.
Als sie dann wieder vom Einkaufen zurückkam, erwartete sie dann der Schock. Ihre Freundinnen hielten ihr nämlich etwas unter die Nase, was die Wahrheit über meine Mama augenblicklich ans Licht brachte und wo auch keine weiteren Ausreden mehr halfen - nämlich ihren Mutterpass.
Meine Mama hatte ihnen diesen natürlich direkt weggenommen, war zügig aus dem Zimmer gestürmt und hatte sich erst einmal nicht mehr blicken lassen, als bei den Jungs nebenan gerade eine heimliche Party lief, obwohl sie eigentlich schon längst hätten schlafen sollen.

Meine Mama war nur zu den Zimmern der Lehrer gegangen und hatte sich dort als extrem krank gemeldet und regelrecht darum gebettelt, dass sie bitte heute noch abgeholt werden möchte und nicht mehr länger warten kann.

Ein Glück waren sie mit dieser Exkursion in Köln gewesen, weshalb mein Opa es auch nicht allzu weit hatte und eine plötzliche Abholung, solange die Eltern damit natürlich auch einverstanden waren, schon möglich wäre und kein Problem darstellte.

Meinem Opa erzählte meiner Mama natürlich, dass sie nicht wirklich krank war, sondern erklärte ihm sofort, nachdem sie mit gepackten Koffer in den Wagen gestiegen war, dass die Mädels die Wahrheit über sie herausgefunden hatten.

Meine Mama ließ sich daraufhin für einige Wochen nicht mehr in der Schule blicken, weil sie einfach so Angst vor den Reaktionen und Blicken der Anderen hatte und das Getuschel und die Spekulationen gar nicht erst hören wollte.

Meine Mama war noch nie sonderlich auffällig gewesen. Klar, in meiner Stufe kannten sie alle und sie war auch nie eine Außenseiterin gewesen, aber sie war eben noch nie sonderlich auffällig und beliebt, sowie die Anderen gewesen. Sie hatte diese Aufmerksamkeit einfach nie gebraucht und wollte sie auch nicht.
Umso krasser war es natürlich gewesen, dass ausgerechnet sie schwanger sein sollte. Die Schüler hätten es wahrscheinlich von jeder Anderen erwartet, aber nie im Leben von meiner Mama, die eigentlich immer so nett, lieb und teils auch sehr schüchtern wirkte.

Selbstverständlich gingen in dieser Zeit die wildesten Gerüchte und Fragen auf dem Schulhof herum, wer denn der Vater von dem Kind sein könnte und wann, wie und vor allem wo dieses gezeugt worden ist.

Und mein scheiß Erzeuger hatte meiner Mama, nachdem er es erfahren hatte, natürlich schnell weiß gemacht, dass sie niemandem die Wahrheit sagen sollte, denn ansonsten würde sie ihres Lebens nicht mehr froh werden.

Mein Vater wollte einfach nicht, dass sein ach so toller Ruf geschädigt werden würde, denn auch wenn meine Mama an sich eine super Schülerin und ein tolles Mädchen war, klebten dennoch einige Lasten an ihr.

Jeder wusste, dass sie mit ihren psychischen Problemen sehr zu kämpfen hatte, nicht ganz so labil im Kopf war und auch gerne mal zu etwas härteren Drogen griff, sobald es mal etwas schwieriger im Leben wurde.
Meine Mama war an sich immer eine gute Schülerin, ohne irgendwelche Probleme oder Schwierigkeiten gewesen, aber ihre psychischen Probleme machten ihr das Leben meistens wirklich sehr zur Hölle und das Leben nicht gerade einfach.
Meine Mama bekam tatsächlich schon mit fünf Jahren die Diagnose, dass sie unter schweren Depressionen litt und im Kopf eben nicht ganz so gesund wie die anderen Kinder war. Eine wirklich Ursache konnte man aber bis heute dafür nicht finden und selbst für meine Großeltern war das unerklärlich.

Mein Vater wollte einfach nicht mit meiner Mutter gesehen werden, weshalb sie es auf der Party, auf der ich ja leider ungewollt gezeugt wurde, auch in der Besenkammer miteinander getrieben haben und in verschiedenen Abständen aus dieser getreten kamen.
Mein Erzeuger fand meine Mama zwar schon verdammt attraktiv und wollte den Sex mit ihr auch, weil er da was von einigen gehört hatte, doch leider lag ihm immer noch viel zu viel an der Meinung anderer, weshalb davon einfach niemand etwas wissen sollte.
Das mit dem Sex auf der Party sollte ja auch eigentlich nur eine einmalige Nummer sein, doch wie es eben so kommen musste und wie wir bereits ja alle schon wissen, ist meine Mama unglücklicherweise schwanger geworden.

Meine Mutter hatte noch nie sonderlich viel über ihre Schwangerschaft mit mir geredet und ich wusste auch gar nicht, wie meine Oma und mein Opa eigentlich von dieser erfahren und wie sie zunächst darauf reagiert hatten.
Was ich aber wusste, war, dass mein Vater noch nicht einmal bei der Entbindung dabei gewesen ist und er während der Schwangerschaft auch nicht richtig hinter meiner Mama gestanden und sie nicht mal ein winziges bisschen unterstütz hat.
Er hatte ihr zwar ab und zu mal ein wenig Geld gegeben, doch mehr war von ihm auch nicht zu erwarten gewesen. Der Kerl hatte außer ab und zu mal etwas Geld auf das Konto meiner Großeltern zu überweisen, nicht sonderlich viel zu der Schwanger und der Zeit danach, beigetragen.

Soweit ich das aus den Erzählungen meiner Mutter und meines Großvaters entnehmen konnte, hatte er sich die ersten vier Jahre meines Lebens auch nicht sonderlich viel um mich gekümmert.
Ich hatte meinen Vater zwar ab und zu mal gesehen und natürlich wollte meine Mama ihm auch ein Recht darauf gegeben, seinen Sohn zu sehen, aber er hatte sich auch nicht großartig für mich interessiert, weshalb ich ihn auch wirklich nur sehr, sehr selten gesehen hatte.
Meine Mama durfte sich die ersten vier Jahre meines Lebens schön um mich alleine kümmern und hatte demzufolge sehr viel Stress, wenn man bedachte, dass sie nebenbei noch eine Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht hatte.

Klar, vormittags waren meine Großeltern meistens immer für mich da gewesen, weil meine Oma, aufgrund ihrer schweren Krankheit, sowieso nicht mehr arbeiten gehen konnte und mein Opa sich seine Zeiten immer so eingeteilt hatte, sodass er erst arbeiten gegangen ist, sobald meine Mama wieder nach Hause kam.
Das hatte meine Mama oftmals ziemlich gestört und sehr zu schaffen gemacht, weil sie diese Hilfe einfach nicht wollte, doch meine Großeltern bestanden darauf, sie zu unterstützen und es machte ihnen auch überhaupt nichts aus, je auf mich aufgepasst zu haben.
Sie hatten meiner Mama bis heute nie Vorwürfe deswegen gemacht, denn für sie war es eine reine Selbstverständlichkeit gewesen, ihre Tochter dabei zu unterstützen und etwas unter die Arme zu greifen.

Ich wusste, dass bis heute das schlechte Gewissen deswegen immer noch sehr an meiner Mutter nagte und man ihr noch hunderttausend Mal sagen musste, dass da doch überhaupt nichts bei war und sie würde es dennoch immer noch nicht glauben können. Kam mir bekannt vor...
Aber meine Mama brauchte sich deswegen nie irgendwelche Schuldgefühle machen, denn ich alleine war an diesen ganzen Situationen und den damit verbunden Schwierigkeiten, Schuld gewesen.
Dieser ganze Stress ist im Endeffekt doch nur entstanden, weil ich auf die Welt kam. Hätte es mich niemals gegeben, dann wäre das Leben meiner Mama und allen anderen auch deutlich entspannter verlaufen.

Ich setzte mich aufrecht im Bett hin, seufzte leise und vergrub mich dann mehr in Lukas' Hoodie, der mich zwar etwas wohl in meiner Haut fühlen ließ, aber auch nicht wirklich so hundertprozentig wie sonst.

Ich fühlte mich in diesem Moment einfach nur so scheiße, denn heute vor achtzehn Jahren war kein Geschenk und kein wundervoller Mensch auf die Welt gekommen, sondern nur eine grässliche Kreatur, die das Leben aller Menschen viel eher zerstörte, anstatt bereicherte.

Ich war kein toller Mensch und ich hatte es auch gar nicht verdient so geliebt und beschenkt zu werden, denn ich hatte das Leben meiner Eltern mit meiner Geburt mehr als zerstört. Ich hatte nur schlechtes in ihr Leben gebracht...

Es stimmte doch, was mein Vater immer wieder zu mir gesagt hatte. Ich war ein absoluter Nichtsnutz, hatte sein Leben zerstört und brachte nur Ärger, Drama und Chaos mit mir mit. Auch wenn das vielleicht niemand zugeben wollte, aber insgeheim wusste und dachte jeder, dass mein Vater damit Recht hatte, wenn er sowas sagte.

Wäre ich niemals gewesen, dann hätte meiner Mama diese ganze Scheiße mit meinem Vater nie durchmachen müssen, hätte ihre Ausbildung eventuell noch viel besser abgeschlossen, hätte jemand besseres als meinen Vater gefunden und wäre mit ihrem Leben deutlich glücklicher.

Klar, sie liebte dieses Leben hier sicherlich auch, aber sie hätte meinen Stiefvater ohne mich wahrscheinlich schon viel eher kennengelernt und mehr gemeinsame Kinder mit ihm haben können. Sie hätte nie solche traumatischen Erlebnisse wegen meinem Vater davon getragen, wenn ich einfach nie gewesen wäre.

Außerdem machte ich meine Mama so oder so niemals stolz und ich würde es auch nie können. Ich werde meinen Schulabschluss höchstwahrscheinlich nicht schaffen und das nur, weil ich faul und dumm wie ein Stück Scheiße bin. Ich würde nie den Abschluss schaffen, für immer arbeitslos bleiben und nie mein eigenes Geld verdienen oder gar ausziehen.
Ich konnte sie gar nicht stolz machen, denn ich würde es nie zu etwas bringen, denn außer kiffen, trinken und irgendeine dumme Scheiße bauen, konnte ich doch eh nichts. Ich hatte ja noch nicht mal einen festen Berufswunsch und wahrscheinlich würde mich auch nie jemand irgendwo annehmen, weil ich einfach zu nichts zu gebrauchen bin.
Es wäre wahrscheinlich doch besser gewesen, hätte mich meine Mama damals einfach abgetrieben und auf meinen Vater gehört. Mein Vater hatte schon von Anfang an gewusst, dass aus mir irgendwann mal nichts werden würde und mit dieser Vermutung hatte er auch mehr als Recht behalten.

Man konnte mir immer wieder weiß machen, dass seine Worte nicht stimmten, doch am Ende des Tages dachte jeder von ihnen genauso wie mein Vater und wollte am liebsten nur noch, dass ich mich endlich von der ein auf die andere Sekunde für immer in Luft auflöste.

Niemand wollte mich hier haben, noch nicht einmal Lukas. Das, was er dort in seinen schönen Brief geschrieben hatte, stimmte doch gar nicht und er hatte es sicherlich nur so geschrieben, damit ich mich an meinem Geburtstag gut fühlte und mir nicht doch das Leben nahm.
Irgendwann würde er auch noch realisieren, was für ein schrecklicher Mensch ich doch eigentlich bin. Irgendwann würden ihn meine Probleme nerven und er würde mich irgendwann verlassen, weil er das einfach nicht mehr aushalten würde und sich mich wahrscheinlich ganz anders und einfacher vorgestellt hatte.

Ich strich mir aggressiv die Tränen aus dem Gesicht, denn ich brauchte gar nicht heulen, denn ich war ja schließlich der Übeltäter von all dem Grauen, welches über meine geliebten Menschen herrschte.

Ich wollte eigentlich niemanden verletzen, doch ich tat es immer und immer wieder mit meiner Existenz. Wäre ich nicht hier, dann wäre alles so viel besser und alle würden viel glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben werden.
Meine Mama müsste sich nicht ständig Sorgen um mich machen, würde nicht so viel zweifeln und konnte endlich mal einen klaren Kopf kriegen, weil sie nicht ständig daran denken musste, was ich als Nächstest anstellte und was allgemein irgendwann mal mit mir passierte.

Aller Leben wäre ohne mich so viel besser und einfacher verlaufen und ich war gerade dabei, noch eines zu zerstören, weil ich meine Finger einfach nicht von Lukas lassen und ihn unbedingt an mich ranlassen musste.

Ich zog Lukas einfach in eine zu große Gefahr wegen der Gang. Er hatte das doch gar nicht verdient und ich wollte einfach nicht, dass diese ihm irgendwann etwas antun könnte, falls das mit uns irgendwie mal herauskommen sollte. Was ich natürlich nicht hoffte, aber man wusste ja schließlich nie...
Lukas hatte jemand besseres als mich verdient und ich fragte mich auch, warum er sich das überhaupt antat, denn es gab so viel tollere Jungs da draußen, die ihm sicherlich zu Füßen liegen würde, wenn ich nicht im Weg wäre. Lukas war schließlich eine richtige Augenweide...

Ich seufzte und schüttelte mit dem Kopf, während ich mir versuchte einzureden, dass Lukas das doch gar nichts ausmachte und er immer wieder zu mir meinte, dass er mit mir zusammen in jeden Krieg ziehen würde.
Lukas war verknallt in mich, das hatte er doch offen und ehrlich im Brief zugegeben und er vermittelte mir auch das Gefühl, als würde er seine Worte wirklich Ernst meinen. Doch ich konnte es einfach nicht so ganz glauben, denn ich hatte Angst davor, dass auch er irgendwann mal die Biege machen würde.
So viele Menschen meinten schon zu mir, dass sie immer hinter mir stehen würden und kaum wurde es mal etwas schwieriger bei mir, lösten sich diese versprochenen Worte plötzlich wie in Luft auf und diese Leute waren genauso schnell weg, so wie meine Probleme gekommen waren.

Ich wollte Lukas nicht wegen meiner schrecklichen Persönlichkeit verlieren, denn ich mochte ihn dafür einfach viel zu sehr. Doch ich war ebenso auch ein schrecklicher Mensch, hatte viel zu viele Probleme und das würde Lukas auch irgendwann erkennen.
Ich vergrub nur die Hände in meinem Gesicht, begann leise zu schluchzen und wickelte mich dabei mehr in seinen Hoodie, weil ich einfach Angst davor hatte, dass Lukas irgendwann keine Lust mehr darauf hatte.
Lukas tat mir einfach viel zu gut, ich mochte ihn wirklich so, so gerne und er gab mir einfach das Gefühl, gemocht und geliebt zu werden. Ich wollte nicht, dass dieses Gefühl irgendwann verschwand und ich sowas nie wieder von ihm fühlen konnte. Viel zu viele Menschen hatten mich schon verlassen...

Ich griff nach meinem Handy und versuchte mit Tränen gefüllten Augen etwas auf diesem zu erkennen, ich ging auf WhatsApp und dann auf den gemeinsamen Chat von Lukas und mir, um mir sein wunderschönes Profilbild anzusehen.
Lukas und ich hatten ganz zwei Stunden miteinander telefoniert, bis er sich dann endlich mal fertigmachen und ins Bett musste, weil er morgen schließlich wieder früh raus und auch fit genug für den Tag sein musste.
Er wollte eigentlich noch gerne mit mir weiter telefonieren, doch leider hatte seine Mama ein wenig Druck gemacht und auch ich wollte nicht, dass Lukas wegen mir morgen total übermüdet war und nicht klar denken konnte. Ich machte ja schließlich schon mehr als genug Probleme...

Timi, 02:46 Uhr:,,Schönen Tag heute. Ich mag dich wirklich gerne. Ich freue mich schon sehr darauf, dich wiederzusehen.♥''
Lukas, 02:55 Uhr:,,Oh, wie süß bist du denn? 
Ich wünsche dir heute auch einen schönen Tag, ich mag dich natürlich auch sehr gerne und kann es ebenfalls kaum noch erwarten, dich endlich wiederzusehen.♥''
Timi, 02:58 Uhr:,,Awwww. 
Warum bist du noch wach? Wolltest du nicht schon längst schlafen? o:''
Lukas, 03:00 Uhr:,,Ich habe auch schon geschlafen. Habe nur gehört, dass du geschrieben hast und wollte dir dann direkt antworten. :)''

Timi, 03:02 Uhr:,,Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken...''
Lukas, 03:03 Uhr:,,Alles gut, mein Kleiner.
Aber warum schläfst du noch nicht? Alles okay?''
Timi, 03:06 Uhr:,,Ich kann irgendwie nicht schlafen, weiß auch nicht. Aber ist alles halb so wild, es ist alles gut. Ich wollte mich nur kurz bei dir melden. Ich werde gleich versuchen zu schlafen, mach' dir keine Sorgen. :)''
Lukas, 03:07 Uhr:,,Wirklich? Timi, falls was ist, können wir ruhig nochmal zwei Stunden oder länger miteinander telefonieren. Da verzichte ich gerne auf den Schlaf, wenn ich dir irgendwie helfen kann. Du kannst immer mit mir reden, mein Schatz. Ich reiße dir für nichts den Kopf ab.♥''
Timi, 03:09 Uhr:,,Weiß ich doch, Lukas. Es ist wirklich alles gut. Ich werde jetzt versuchen zu schlafen. Gute Nacht, schlaf' und träum' schön weiter! 
''

Lukas, 03:10 Uhr:,,Na gut... Ich wünsche dir auch eine Gute Nacht. Schlaf' du auch schön und träum' ebenfalls was Tolles (natürlich von mir ^^) ♥''

Timi, 03:11 Uhr:,,Ich werde selbstverständlich von dir träumen. ;) Nacht, bis morgen vielleicht.''

Lukas, 03:12 Uhr:,,Ich habe sogar von dir geträumt, wenn ich das so zugeben darf. Aber ich erzähle dir das lieber wann anders, was genau das war, sonst wird hier gleich noch wer anders wach. :D Bis morgen, mein Engel! Und falls was sein sollte, schreibst du mir einfach nochmal oder rufst mich von mir aus an. Brauchst du keine Angst vorhaben. Ich kann dir nicht böse sein. Weiß auch gar nicht, wie das überhaupt funktionieren soll. :)''

Ich lächelte augenblicklich, als ich die Nachricht las und fühlte mich gleich wieder viel besser. Ich fand es wirklich krass, wie schnell Lukas mich wieder glücklich machen und mich meine Bedenken und fiesen Gedanken für so eine kurze Zeit vergessen lassen konnte.
Dieser Junge war wirklich etwas sehr Besonderes und genau aus diesem Grund wollte ich ihn auch gar nicht gehen lassen, denn ich merkte einfach, wie gut mir Lukas tat und wie gerne ich die Zeit mit ihm zusammen genoss.
Klar, wir beide hatten zwar eben nur miteinander geschrieben, aber ich fand es so toll, dass Lukas extra wegen mir nochmal nach seinem Handy geguckt und mit mir sogar noch etwas geschrieben hatte. Er hatte nicht einfach nur geguckt, wer die Nachricht geschrieben hatte und sich dann einfach wieder umgedreht. Nein, er hatte mir sofort geantwortet und noch ein wenig mit mir geschrieben.

Ich fühlte mich wirklich sehr geschmeichelt und plötzlich wieder so geliebt. Es fühlte sich einfach so an, als würde doch alles stimmen, was die Leute ständig über mich sagten und, dass die Worte meines Vaters die Falschen waren.

Wenn ich wirklich so viele Leben zerstört hätte und eine so schlimme Person wäre, dann würde doch niemand mehr hinter mir stehen. Meine Mama hätte mich schon längst rausgeschmissen und Alex und Marcel wären auch schon längst über alle Berge gewesen.

Und Lukas, der hätte doch auch schon längst die Biege gemacht. Lukas wusste von meinen Problemen und wie ich drauf sein konnte. Klar, er kannte mich noch nicht hundertprozentig, doch er wusste, worauf er sich da eigentlich eingelassen hatte.

Ich strich mir die Tränen aus dem Gesicht und griff dann nochmal unter mein Bett, um mein Selfcare-Kit hervorzuholen und dieses augenblicklich zu öffnen.
Sofort fiel mir das Bild von Lukas ins Auge und ich musste noch viel breiter lächeln. Es gab Gründe zum Leben und es gab auch Gründe, um immer wieder weiterzukämpfen.
Ich hatte schon so vieles im Leben gemeistert und auch wenn ich Fehler gemacht hatte, hatte ich mich dennoch immer wieder aufgerappelt und weitergemacht.

Meine Mama bereute es nicht mich gekriegt zu haben und sie wusste sehr wohl, dass mir viel an ihr lag. Wenn sie mich wirklich nicht mögen und bereuen würde, dann hätte sie mich doch schon längst herausgeschmissen und sich nicht darum geschert, was aus mir noch wird.

Doch meine Mama gab mir immer wieder neue Chancen, um mich zu beweisen und zu zeigen, dass ich sehr wohl etwas auf dem Kasten habe, wenn ich denn nur will. Sie unterstützt mich wo es nur geht und akzeptiert und versteht meine Rückschläge.

Ich konnte nicht immer alles perfekt machen und ich hatte vielleicht mehr Baustellen als andere. Aber das machte mich immer noch zu keinem schlechten Menschen, denn an einer Baustelle konnte man immer weiterarbeiten, aus- und verbessern.

Wenn ein Fehler passierte, dann passierte er halt. Ich sollte mich nicht davon unterkriegen lassen, denn wenn ich einen Ziegelstein falsch setzte, dann durfte ich zwar kurz zweifeln, aber dann sollte ich überlegen, wie ich ihn entferne und etwas Besseres mit diesem anfangen.
Ich hatte es verdient geliebt zu werden und so viele tolle Menschen an meiner Seite zu haben. Es war nicht verkehrt über seine Probleme zu sprechen, Fehler zu machen und den Leuten zu sagen, dass es einem momentan nicht so gut ging.

Ich hatte so viele Menschen, die mich immer wieder auffingen, wenn ich in mein tiefes schwarzes Loch fiel, die mir ihre Hand reichten, wenn es einmal kritisch wurde und die immer hinter mir stehen und mir Rat geben, wenn ich selbst einmal nicht mehr weiter wusste.

Mein Vater gehörte zwar nicht zu diesen Menschen, so gerne ich das auch hätte und er hatte auch viel an meinen Baustellen beizutragen, aber ich durfte mich nicht von ihm unterkriegen lassen, denn seine Worte konnten mir nämlich gar nichts anhaben.
Sie hatten mich zwar zerstört, aber das hieß ja noch lange nicht, dass ich mich nicht wieder aufbauen konnte. Das brauchte zwar alles seine Zeit und ich brauchte dafür auch viel Hilfe, aber ich konnte das schaffen, wenn ich denn nur wollte und mehr an mich glaubte.

Ich konnte meinem Vater beweisen, dass ich sehr wohl etwas auf dem Kasten hatte und mir seine Worte überhaupt nichts anhaben konnten, weil sie nicht stimmten und ich mich auch nicht mehr von ihnen fertigmachen lassen wollte.

Auch wenn ich gerade sehr viel Mut und Selbstbewusstsein angesammelt hatte, wusste ich dennoch, dass es wieder einige Rückschläge geben und ich trotzdem ab und zu nochmal an mir zweifeln würde.

Doch ich wollte endlich mal versuchen, an diesen Baustellen zu arbeiten und ich wusste, dass ich das mit den richtigen Menschen an meiner Seite auch schaffen konnte und auch schaffen würde, weil ich stark genug bin.
Ich hatte mit Lukas einen weiteren wichtigen Menschen in mein Leben bekommen und ich glaubte ihm auch, wenn er zu mir sagte, dass ich immer zu ihm kommen konnte und er mir auch helfen würde, wenn ich diese dann auch brauchte.

Klar, ich würde es nicht immer glauben und wie gesagt, es wird sicherlich noch einige Rückschläge geben und mir wird noch oft genug vom Leben auf die Fresse gehauen, weil ich nicht vollkommen vom Glück gesegnet bin.

Doch jetzt in diesem Moment fühlte ich mich mehr als gut und glaubte auch daran, wenn ich zu mir selbst sagte, dass ich ein starker Junge bin und diese Liebe, die mir tagtäglich gegeben wurde, auch mehr als verdient hatte.
Ich drückte das ausgedruckte, schöne Bild von Lukas fest an mich, bestückte es mit einem Kuss und es sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Doch dieses Mal waren es keine Tränen der Trauer, sondern Freudestränen, weil ich endlich mal etwas gerafft hatte, was mir mein Herz schon solange weiß machen wollte. Ich durfte geliebt werden und am Leben teilhaben, weil ich es mir mehr als verdient hatte.




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