Kapitel 10

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Normalerweise ist es kein Problem für mich, den ganzen Tag zu arbeiten, aber jetzt gerade hat die Sonne gerade erst ihren Zenit überschritten.

Ich werde die mangelnde Vorbereitung definitiv bereuen. Noch mehr bereue ich allerdings, dass ich nicht ausreichend auf die Umgebung geachtet habe, als ich das Gebäude verlassen habe.

Denn entgegen meiner Erwartungen hat Meph sich noch nicht nach Hause verzogen, um dort zu tun, was auch immer er sonst tut, um seine Zeit totzuschlagen. Stattdessen liegt er lang ausgestreckt auf der Gänseblümchenwiese und scheint die Sonne zu genießen.

Allerdings springt er auf, als er mich sieht. Sämtliche Dunkelheit ist aus seinen Zügen verschwunden und wieder einmal wirkt er einfach nur wie ein normaler, leider attraktiver Typ in meinem Alter. Er winkt sogar, als ich gezwungenermaßen auf ihn zukomme.

„Du bist schon fertig?", begrüßt er mich. „Ich dachte, du arbeitest hier, bis die Sonne untergeht."

„Wenn die Sonne untergeht, muss ich in Brians Café arbeiten", teile ich ihm mit. „So lange wäre ich nicht geblieben."

Meph wirft einen prüfenden Blick hinauf in die Sonne. „Dann haben wir ja noch Zeit. Ich lade dich ein."

Damit läuft er vorneweg und ob es morbide Neugier ist oder eine übernatürliche Kraft, die mich dazu treibt ... ich folge ihm.

😈😈😈😈😈😈

Es kommt mir vor, als hätte ich zumindest ahnen müssen, dass Meph einen roten Sportwagen fährt. Auf die Seiten des Wagens sind in bunter Folie Flammen aufgesprüht und es ist die protzigste Karre, in der ich in meinem Leben jemals unterwegs war.

Wahrscheinlich hat Meph mir dieses Auto nicht gezeigt, weil er wusste, dass ich ihm dann die Armer-Student-Nummer nicht mehr abkaufen würde. Niemand, der so etwas fährt, gibt sich mit einem durchgelegenen Sofa als Schlafplatz zufrieden.

Ich wäre am liebsten in meinem Sitz versunken, als Meph an einer roten Ampel hält und den Motor im gelegentlich genüsslich aufröhren lässt, ohne sich von der Stelle zu bewegen.

„Musst du irgendetwas kompensieren?", fahre ich ihn schließlich bei der dritten Wiederholung dieses Verhaltens an, als sich die ebenfalls dritte Welle an Blicken auf uns richtet und mein Gesicht wahrscheinlich die gleiche Farbe angenommen hat wie die Lackierung dieser verfluchten Karre.

Ich ernte ein weißzähniges Grinsen, von der amüsierten Sorte, nicht der bedrohlichen. „Neid", erklärt Meph mir dann leichthin. „Eine der sieben Todsünden, weißt du? Wenn die Leute das hier sehen und hören, flammen die kleinen grünen Neidflämmchen in ihrem Bauch auf." Das Grinsen wird noch breiter. „Das hier ist Spaß. Und Futter für diejenigen, die für mich arbeiten."

Alles, was in mir irgendwie hätte aufflammen können, wird mit eiskaltem Wasser übergossen. Offensichtlich hat Meph es war nicht aufgegeben, freundlich zu mir sein zu wollen, aber er hat sich auch dazu entschieden, nicht mehr vorzugeben, etwas anderes zu sein.

„Fahren wir auch zu einem Ort, an dem du Spaß hast?", frage ich vorsichtig. „Wenn du sagst, du lädst mich ein?"

„Hast du Angst, Nele?"

Mein Name aus seinem Mund lässt einen eiskalten Schauer meinen Rücken hinunterlaufen, und das definitiv nicht auf die gute Art.

„Ein bisschen", gebe ich zu.

„Wovor? Ich habe dir meinen Vertrag erläutert. Bester Mitbewohner aller Zeiten zu sein beinhaltet meines Wissens nicht, dir Angst zu machen oder dich in gefährliche Situationen zu bringen."

Ich presse die Lippen zusammen, nicke aber. Er hat recht.

Das ändert allerdings nicht wirklich viel daran, dass meine Handflächen verräterisch feucht sind, als wir aus der Stadt hinausfahren und uns langsam grüne, von Sonnenlicht durchwobene Wälder verschlucken. Wenn ich mich vorhin noch damit gebrüstet habe, Meph nicht in einen dunklen, nebligen Wald zu folgen, werde ich gerade Lügen gestraft.

Tatsächlich rollen wir aber nach einer Weile auf einen Parkplatz und Meph hält an. Es ist ein völlig unscheinbarer Waldparkplatz, mit einigen vereinzelten Autos, die quer darüber verstreut stehen und den Eindruck erwecken, ihre Besitzer an die Höhlen verloren zu haben, die die umstehenden Bäume um uns herum bilden.

Mephs Auto wirkt an diesem Ort grandios fehl am Platz.

„Was tun wir hier?"

„Lass dich überraschen."

Meph öffnet seine Tür und eilt dann elegant um die protzige Karre herum und hält mir ebenfalls meine Tür auf, in perfekter Gentleman-Geste. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er nicht vielleicht sichergehen will, dass ich nicht einfach sitzenbleibe, aber ich leiste der Aufforderung Folge.

„Wir müssen nur ein kleines Stück gehen", verspricht er mir und taucht ohne weitere Information ein in das grün-braun-golden schimmernde Licht zwischen den Bäumen.

Ganz definitiv habe ich mir zu früh auf die Schulter geklopft, als ich behauptet habe, ich würde ihm nicht in einen einsamen Wald folgen.

Bevor ich Meph hinterherlaufe, tue ich aber das Vernünftige: Ich schicke Helene eine kurze Nachricht, dass ich mich mit jemandem getroffen habe und wir einen spontanen Ausflug in den Wald machen. Sogar meinen Standort hänge ich an die Nachricht an.

Immerhin wird so meine Leiche gefunden, falls sich Meph doch entscheiden sollte, dass ich die Mühe nicht wert bin.

Dennoch kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich hier im Wald etwas freier atmen kann. Es ist, als hätte ich die Sorgen bezüglich meines Studiums, meiner Eltern und Renée, die wahrscheinlich gerade dabei ist, Tom bei seinem Geschäftsessen abzulenken, in der Stadt zurücklassen können. Oder als wären sie beim Anblick dieser Bäume einfach geschrumpft.

Meph legt ein zügiges Tempo vor, sodass ich mich beeilen muss, wenn ich ihn nicht aus den Augen verlieren will. Mir ist natürlich klar, dass meine Forderung, mir zu sagen, wohin es gehen wird, auf taube Ohren stoßen würde.

Tatsächlich hat Meph aber nicht gelogen, als er gesagt hat, es sei nicht weit. Wir sind kaum zehn Minuten unterwegs, da treten die Bäume unvermittelt zurück und geben den Blick auf eine atemberaubende Aussicht frei.

Vor uns hat sich ein vergleichsweise schmaler Fluss seinen Lauf gebahnt, nur, dass das schon mehrere Millionen Jahre lang her sein muss. In der Zwischenzeit hat er sich tief in das Gestein eingegraben, sodass er sich nun Dutzende Meter unter uns durch den Stein schlängelt und nur noch als türkises Band zu erkennen ist.

Vor uns spannt sich in einem eleganten Bogen eine aus Holz und Seilen gefertigte Hängebrücke über den Abgrund, den der Fluss auf seinem Weg geschaffen hat.

Ich wusste, dass es diesen Ort in der Nähe der Stadt gibt, hatte aber noch nie die Zeit gefunden, hierher zu kommen. Irgendetwas kommt einem immer dazwischen.

Meph steht am Beginn der Brücke und beobachtet sie stolz, als wäre sie sein eigenes Werk. Er hat sogar die Hände in die Hüften gestemmt, wie ein Vater, der sein Kind bei den ersten Gehversuchen betrachtet.

Ich trete neben ihn. „Hübsch", kommentiere ich beiläufig.

Er mustert mich nur von der Seite. „Über deine Eloquenz sollten Dichter Hymnen schreiben", erwidert er trocken, aber ich zucke nur mit den Schultern.

„Ich möchte weder Rednerin noch Schriftstellerin werden. Ich muss keine Bilder mit meinen Worten erschaffen können."

Mephs Lippen kräuseln sich, aber er erwidert zu meiner Überraschung nichts darauf.

„Was tun wir hier?", frage ich nach einer Weile, in der wir die zugegebenermaßen beeindruckende Landschaft bewundert haben.

Und da ist es wieder, das zufriedene Lächeln. „Oh, habe ich es dir nicht gesagt? Ich nehme dich mit zu meinem Job."


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