Kapitel 18

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Im Laden ist es voll. Sehr voll.

Und die Liste, die meine Eltern vorbereitet haben, ist leider nicht so vollständig, wie die beiden es mir zunächst verkaufen wollten. Bis ich im Supermarkt angekommen bin, haben sie mir bereits fünf zusätzliche Dinge geschickt, die sie auch noch brauchen und die nicht auf der Liste stehen.

Ich schiebe mich zwischen schlecht gelaunten anderen Menschen hindurch, die an einem ganz normalen Mittwochmorgen aus unerfindlichen Gründen nichts Besseres zu tun haben, und suche nach diesem und dem nächsten Artikel.

Nachdem ich auf der Suche nach süßem Senf von einer Verkäuferin auch nur ein „Nicht meine Abteilung, fragen Sie wen anders" entgegengeschleudert bekommen habe, wird mir klar, dass ich es nicht pünktlich zu meiner Verabredung schaffen werde.

So viel also zum dem klärenden Gespräch zwischen Helene und mir.

Meine Laune ist auf ihrem Tiefpunkt angekommen, als ich in der endlos langen Schlange vor der Kasse stehe und mir plötzlich klar wird, dass der Zug nicht meine einzige Möglichkeit ist, pünktlich zurück in die Stadt zu kommen.

Mein persönlicher Teufel wartet ja noch auf mich. Ich beiße die Zähne zusammen, während ich mich im Schneckentempo voran bewege, während der Zeiger auf der Uhr unerbittlich weiter in Richtung 11 Uhr rückt. Helene hat mir den Standort irgendeines schicken Cafés geschickt, das ich nicht kenne, das aber immerhin in annehmbarer Entfernung zu Brians Café liegt, weswegen ich eingewilligt habe.

Als ich aus dem vermaledeiten Supermarkt und in die Sonne trete, ist der Zug buchstäblich schon abgefahren. Sogar wenn Meph mich jetzt holt, wird es eng.

Also tippe ich ein schlecht gelauntes – anscheinend ist das ansteckend – „Sorry, könnte sein, dass ich etwas später komme" an meine Schwester, sehe mich einige Male unangenehm berührt auf dem Parkplatz um und zeichne dann mit etwas Dreckwasser aus einer Pfütze einen kaum erkennbaren Teufel auf die Plastikwand der Einkaufswagenüberdachung.

Ich komme mir unglaublich blöd vor.

Allerdings quietschen vielleicht zehn Sekunden später Reifen und ein roter Sportwagen mit Flammenmusterung um die Reifen herum hält vor mir. Ein im Gegensatz zu mir blendend gelaunter Meph grinst mir entgegen.

„Na, hast du dich doch für die teuflisch gute Alternative entschieden, anstatt die langweilige Bahn zu nehmen?"

„Das hat sehr wenig mit dir zu tun", versuche ich ihn abzuwimmeln und hieve mich auf den Beifahrersitz, was kein allzu leichtes Unterfangen ist, weil ich dabei meine Einkäufe auf den Knien balancieren muss. Natürlich hat der Sportwagen weder einen Rücksitz noch einen brauchbaren Kofferraum.

„Aber nicht nichts?"

Ich bin gereizt, und Gereiztheit sorgt immer dafür, dass ich schlagfertiger werde. Es ist nicht meine beste Charaktereigenschaft, aber ich kann es auch nicht abstellen.

„Du brauchst gar nicht versuchen, mit mir zu flirten, Meph. Deinen Mitbewohner-Fan-Ausweis musst du dir anders erarbeiten."

Er lässt ein überdramatisches Seufzen hören. „Das war kein Flirtversuch, Nele. Das war Freundlichkeit." Seine dunklen Augen blitzen zu mir hinüber. „Wenn ich flirten würde, wüsstest du ganz genau, was ich will. Und es würde dir bei Weitem nicht so leicht fallen, dich dem zu entziehen."

Ich gebe ein vages „Eh" von mir und zucke mit den Schultern, soweit es mir mit den Einkäufen auf den Beinen möglich ist. Da müsste er sich in der Tat maßgeblich mehr anstrengen und ich glaube ehrlicherweise nicht, dass er Erfolg haben könnte. Immerhin weiß ich, worauf er aus ist.

„Fährst du uns bitte einfach zurück zu meinen Eltern? Und dann muss ich in die Stadt."

Meph legt gehorsam einen Gang ein und der Wagen bugsiert uns leise schnurrend vom Parkplatz.

„Wieso in die Stadt? Hast du nicht später erst Uni?"

„Ja", antworte ich ausweichend.

„Damit hast du meine zweite Frage beantwortet, die erste aber nicht."

„Stimmt."

Er verdreht die Augen. „Komm schon. Hast du ein Date, was du vor mir verstecken willst?"

„Welchen Grund hätte ich dazu?"

„Welchen Grund hast du, mir nicht zu sagen, mit wem du dich triffst?"

Das weiß ich ehrlicherweise nicht wirklich, oder zumindest will ich nicht darüber nachdenken. Deswegen rücke ich einfach mit der Sprache heraus. „Mit Helene."

„Deiner Schwester?"

Die Antwort gerät mir schärfer, als ich das geplant hätte. „Ja?"

„Deiner ‚Sie ist nie da für irgendwen und macht nur Party'-Schwester?"

„Vielleicht habe ich sie ja falsch verstanden."

Meph schüttelt den Kopf und biegt bereits in die Straße meiner Eltern ein. „Die Menschen ändern sich nicht so schnell, Nele. Das Einzige, was du vielleicht ändern kannst, ist die Art, wie du sie siehst."

Ich starre auf unser Gartentor, das langsam näher kommt.

„Willst du, dass du sie anders siehst?"

„Halt die Klappe, Meph."

Wir haben kaum angehalten, da reiße ich schon die Tür aus und springe aus dem Auto. Ich will mich keine Sekunde länger seinen seltsamen Fragen und wohlmeinenden Ratschlägen aussetzen, die höchstwahrscheinlich überhaupt nicht wohlmeinend sind.

Ich werde einfach nur die Einkäufe absetzen und mich dann vorerst verabschieden, wohl wissend, dass meine Eltern mich in einigen Stunden oder spätestens morgen anrufen werden, um eine definitive Antwort von mir zu erfragen.

Als ich allerdings den Flur betrete, werden meine Pläne von einem auf den anderen Moment über den Haufen geworfen. Jemand weint.

Ich lasse die Einkäufe an Ort und Stelle stehen und eile in das Wohnzimmer. Meine Mutter sitzt wieder in dem Sessel, in dem sie mich auch gestern begrüßt hat, und sie hat das Gesicht in den Händen vergraben. Ihre schmalen Schultern heben und senken sich heftig.

„Was ist passiert?", frage ich in Panik. „Kann ich helfen? Soll ich einen Krankenwagen rufen?"

„Es tut mir leid, dass ich so eine Last bin", würgt meine Mutter zwischen einzelnen Schluchzern heraus. „Ich wollte euch das nie antun. Ich dachte immer, ich wäre ... länger ... stark."

Mein Vater wirft mir einen hilflosen Blick zu und ich lasse mich neben dem Sessel nieder. „Oh Mama, du bist stark", murmele ich und streiche ihr über die Schulter. „Schau dir doch einmal an, wie du das alles hier meisterst."

Aber sie weint weiter.

„Es tut mir so leid, Nele, ich wollte immer für euch da sein und jetzt zwinge ich euch dazu, es genau anders herum zu machen ... das sollte so nicht sein ... ich wollte nicht ..."

Es dauert lange, bis sie es schafft, sich mit dem Ärmel über die Augen zu wischen und es braucht noch mehr gute Worte von meinem Vater und mir, bis sie sich die Nase putzt und erklärt, es gehe ihr so langsam wieder besser.

Mich hat die ganze Erfahrung zurück auf den Boden der Ereignisse geholt. Es geht hier nicht um mich oder Helene oder auch nur um meinen Vater ... es geht um eine unglaublich fiese und fordernde Situation, die alle in diesem Haushalt unter extremen Druck stellt.

Dennoch verabschiede ich mich, um in die Stadt zu fahren. Ein ungutes Gefühl hat sich in meiner Magengegend breit gemacht, als hätte ich einen sehr haarigen Stein verschluckt, und ich habe das Gefühl, mich auf Rollen zu bewegen, als ich nach draußen trete.

Glücklicherweise wartet Meph noch auf mich.

Er öffnet mir wortlos die Tür und reicht mir ebenso wortlos mein Handy.

Ich war fast eine Stunde noch bei meinen Eltern. Die Worte von Helene sind erst überrascht, dann verärgert. Die letzte Nachricht besteht nur aus einem Bild von einem leeren Teller, auf dessen Rand nur noch ein trauriges Salatblatt liegt. Sie hat ohne mich gegessen und ist gegangen.


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