Kapitel 7

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Kein Grund zur Panik. Das ist zumindest, was ich mir einzureden versuche, während ich auf den angekokelten Fleck in meinem Sofa starre und mich davon abzuhalten versuche, ein zweites Mal zu schreien.

„Ich bin mir sicher, es gibt eine absolut rationale Erklärung dafür", versuche ich den leeren Raum zu überzeugen. Ich meine, warum auch nicht? Es ist doch jedem schon einmal passiert, dass sich der neue Mitbewohner in Flammen und dann in Luft aufgelöst hat, oder? Absolut normal. Kein Grund zur Panik.

Aber wenn ich ehrlich bin, braucht es trotzdem Murre, die – nun wieder blendend gelaunt – mir einige Male um die Beine streicht, damit ich wieder durchatmen kann.

Zuerst einmal bringe ich den unglaublich laut piependen Feuermelder zum Schweigen. Genau, Nele, ein Schritt nach dem anderen. Ich mache das toll.

Leider ist diese Tätigkeit nicht allzu anspruchsvoll, deswegen darf mein Hirn in meinem Schädel fröhlich seine durch ein gnadenloses Jurastudium antrainierte logische Denkfähigkeit anschmeißen.

Ich habe einen Mitbewohner. Soweit so gut.

Was ich definitiv gesehen habe, ist, dass er nachts rote Augen bekommen hat. Was ich ebenfalls gesehen habe, ist, wie er sich vor meinen Augen in eine Flammensäule verwandelt hat.

Und er hat verdammten Schwefelgestank hinterlassen!

Ganz nebenbei habe ich auch keinerlei Erinnerung daran, wie er seinen Vertrag unterschrieben hat, und langsam beschleichen mich Zweifel, ob das wirklich nur meine Übernächtigung von der zu lange aufgeschobenen Hausarbeit war.

Wenn ich jetzt in einem Mystery-Teenie-Film wäre, müsste ich wahrscheinlich an meinen Laptop stürzen und lange sorgfältige Google-Recherchen durchführen. Vielleicht müsste ich mir auch ein paar mittelalterliche Bilder ansehen, um herauszufinden, was hier vor sich gut.

Zu meinem Glück oder Unglück, je nach Ansichtssache, habe ich aber genug Mystery-Teenie-Filme gesehen, um mir das sparen zu können. 

Ich habe mir einen Dämonen in meine Wohnung geholt.

Als ich bei diesem Schluss angekommen bin, bücke ich mich zu Murre hinunter – die jetzt übrigens wieder vollkommen friedlich ist, genau, wie ich sie kenne – und kraule ihr die Ohren.

Vielleicht wäre jetzt der Moment gekommen, um Panik zu kriegen?

Aber ehrlicherweise habe ich die Tragweite meines Schlusses noch nicht ganz begriffen. Ich bin noch damit beschäftigt, die Puzzleteilchen zusammenzusetzen.

Meph scheint entschlossen, der beste Mitbewohner der Welt zu werden. Er ist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht – oh, und meine Hausarbeit war makellos und fertig, obwohl ich auch daran keine Erinnerung habe, sie beendet zu haben. Und zu meiner These passt es auch, dass meine Katze nicht mit Meph warm wird, obwohl sie sonst nur zu bereit ist, jedem Neuankömmling ihren weichen Bauch darzubieten.

Wie es aussieht, habe ich meine Seele für eine gut geschriebene Hausarbeit verkauft. Was mich zur nächsten Frage bringt: Was tun?

Renée. Eigentlich ist das die einzig mögliche Antwort. Meine Eltern haben ausreichend mit sich selbst zu tun und Helene, das süße Schwesterherz, hat mir noch nicht einmal auf meine letzte Nachricht geantwortet, von dieser Seite brauche ich also auch nicht mit Unterstützung rechnen.

Das letzte Mal habe ich mit Renée an dem Tag gesprochen, als ich meine Hausarbeit abgegeben habe, vielleicht ist das sogar ein ganz guter Aufhänger.

Und sie ist meine beste Freundin.

Warum bin ich also so nervös, als ich ihre Nummer wähle?

„NELE!" Renées erstes Wort lässt mich bereuen, dass ich mein Telefon so nah an mein Ohr gehalten habe – dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen.

„Hi, Renée", begrüße ich sie etwas verhalten.

„Süße, es tut mir so leid, dass ich mich seit vorgestern nicht mehr gerührt habe, Tom hat dieses Geschäftsessen, und wir haben uns wieder ganz furchtbar angeschrien ..."

Bevor ich mich versehe, taucht Renée ab in eine Erzählung darüber, dass Tom einen enorm wichtigen Termin für das Unternehmen hat, das er aktuell großzuziehen versucht. Aus laut Renée unerfindlichen Gründen hat er sich allerdings dagegen entschieden, sie zu diesem Essen mitzunehmen und die zwei haben sich furchtbar gestritten.

Wie die zwei Seiten der Argumentation aussahen, kann ich mir in etwa vorstellen, aber stattdessen schweige ich, stelle Nachfragen und drücke in angemessener Weise meine Empörung über Toms Verhalten aus, wie ich das schon unzählige Male getan habe.

Ich habe in der Zwischenzeit meine Kopfhörer mit meinem Telefon verbunden und räume nebenher die Spülmaschine aus, kaschiere die Brandspuren auf meinem Sofa mit einigen Dekokissen und werfe definitiv keinen Blick in die Reisetasche, die Meph zurückgelassen hat.

Irgendwann seufzt Renée. „Jetzt ist er jedenfalls weg und hat mich daheim sitzen gelassen. Danke, dass du für mich da bist, Nele. Ich kenne einfach niemanden, der mich so versteht wie du."

Ein kleiner warmer Funken entzündet sich in meiner Brust.

„Ich bin einfach froh, wenn ich da sein kann", sage ich ihr. „Was wirst du jetzt machen?"

„Ach ich weiß noch nicht." Ich kann das bösartige Glitzern in den schockierend blauen Augen meiner besten Freundin beinahe sehen. „Wahrscheinlich fahre ich zu dem Restaurant, wo sie sich treffen, nehme mir den Nebentisch und höre zu. Oder ich sehe zu, wie Tom ins Schwitzen gerät."

Immerhin will sie ihm nicht vor versammeltem Kollegium eine Szene machen. Ich atme erleichtert auf.

„Oder was meinst du?", kommt dann allerdings schon die Nachfrage.

„Das klingt ... nach einer Möglichkeit", erwidere ich zögerlich. „Ihr könntet es aber auch später daheim ausdiskutieren? Sonst werft ihr euch das Ewigkeiten lang vor. Und ich könnte dir vielleicht erzählen, was –"

„Nein, das hat er nicht verdient", entscheidet Renée rigoros. „Ich sollte mir etwas anderes anziehen."

Dieses Mal entschlüpft mir ein etwas lauterer Seufzer, als ich mich aufs Sofa fallen lasse. „Tu das."

„Du bist die Beste, Nele! Vielleicht schicke ich dir noch Bilder von meiner Kleiderauswahl." Sie haucht mir einen Luftkuss in den Hörer und legt auf.

Es dauert etwa zehn Sekunden, in denen ich mit geschlossenen Augen auf dem Sofa sitze, bis Murre neben mich springt und mir klar wird, dass ich nicht einmal angefangen habe, Nele meine Meph-Situation zu erläutern.

Für einen Augenblick bin ich beinahe verstimmt, während ich meine Unterlippe kaue und an die Decke starre.

Aber dann rufe ich mir in Erinnerung, dass Nele eine wirklich außergewöhnlich anstrengende Beziehung führt, die ihr sehr viel abverlangt. Es ist nicht so, dass Tom sie immer wie eine Königin behandeln würde, aber es gibt immer wieder Momente, in denen er das tut. Und das sind die Momente, denen Renée hinterherläuft.

Wahrscheinlich ist es verzeihlich, dass ihr da nicht der emotionale Raum bleibt, um sich mit meinen Dämonen-Problemen auseinanderzusetzen.

Ich seufze ein drittes Mal und sage mir dann, dass es genug der Wehleidigkeit ist.

Was sind jetzt meine Optionen?

Beiläufig kraule ich Murre die Ohren und sie quittiert es mit einem gemächlichen Schnurren.

Wenn ich mit meiner Annahme richtig liege, dann habe ich Meph an mich gebunden. Es ergibt also keinen Sinn, mich zu verstecken, weil er mich wahrscheinlich finden wird.

Bisher hat er keinerlei Anstalten gemacht, mir Schaden zuzufügen, also ist es unwahrscheinlich, dass sich das zeitnah ändern wird. Vorausgesetzt, er kommt überhaupt wieder.

Mein Herz pocht wie wild, aber wie ich das gerade sehe, habe ich überhaupt keine Möglichkeit, etwas zu unternehmen, solange er weg ist. Wenn Meph weg ist und es bleibt, dann kann ich wahrscheinlich davon ausgehen, dass mein Problem gelöst ist.

Wenn er wiederkommt, werde ich sowieso frühestens dann erfahren, wie es weitergehen soll.

Was ich daraus schließe? Ich kann im Moment rein gar nichts unternehmen und habe schon sehr viel Zeit verschwendet, wenn ich doch in der Bibliothek sitzen und für mein Studium lernen könnte.

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