32 》Teufelskreis

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Ein penetranter Geruch lag in der Luft - eine seltsame Mischung aus Verdorbenem und künstlicher Frische. Ersteres war der Gestank von nicht vollends verheilten Wunden, von getrocknetem Blut und altem Fleisch. Dieser wurde jedoch übertüncht - von dem in der Nase bleibenden, hartnäckigen Duft der Medikamente und Desinfektionsmittel, bei dem einem schon fast schlecht wurde.

Für Rhodey gab es nur einen Ort, den er schlimmer fand als das Schlachtfeld: das Krankenhaus. Er verabscheute die beißenden Gerüche, die Klagelaute, die die Patienten von sich gaben und die Schläuche, die in den Körpern von ihnen steckten. Er verglich diese Anstalt deshalb gerne mit dem Fegefeuer, ein Ort, an welchen die unreinen Seelen der Toten gelangten, bevor sie in den Himmel hinauffahren durften.

Deshalb fühlte er sich auch äußerst unwohl, als er an der Rezeption im unteren Stockwerk stand und darauf wartete, dass die in weiß gekleidete Schwester ihm Auskunft gäbe. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, die verstrich, ehe die blonde junge Frau sich an Rhodey wendete und ihm ein höfliches Lächeln schenkte.
"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie ihn mit einer Freundlichkeit, die Rhodey einfach nur vollkommen Fehl am Platz erschien.
"Ich wurde angerufen, weil mein Freund eingeliefert wurde. Sein Name ist-", er kramte in seinem Gedächtnis nach der falschen Identität, die sein bester Freund in ernsten Fällen verwendete - dazu zählte auch ein ungeplanter Krankenhausaufenthalt.
"Jim. Jim Graves", fiel es ihm schließlich wieder ein und die Frau warf einen Blick auf einen Aktenstapel.
"Ah, ja", murmelte sie und schnappte sich eines der Blätter, "Hier haben wir ihn. Er liegt auf der Intensivstation. Sie müssen mit dem Aufzug in die zweite Etage und am Empfang nochmals nach ihm fragen. Eine Schwester wird Sie dann zu ihm bringen."
Rhodey nickte nur und bedankte sich, ehe er sich in Bewegung setzte. Intensivstation?! Er musste sofort zu ihm.

Im zweiten Stock angelangt wurde er von einem der Ärzte persönlich zu dem Zimmer seines Freundes geleitet und nutzte dabei direkt die Möglichkeit, diesen nach dem Zustand seines Flügelmannes zu fragen.
"Ihr Freund hatte eine schwere Panikattacke, die sich wiederum auf sein Herz ausgewirkt hat, das unter den Einflüssen des Reaktors in seiner Brust verheerende Schäden erleidet", erklärte ihm der Doktor mit bedrückter Stimme und schenkte ihm einen mitleidigen Blick.
"Verfluchter Mist!", entfuhr es Rhodey entsetzt und er fuhr sich panisch mit den Händen über seinen Kopf, der in diesem Moment vor lauter Fragen beinahe zu explodieren schien.
"Beruhigen Sie sich", bat ihn der grauhaarige Arzt inständig und legte seine Hand auf Rhodeys Schulter, "Sein Zustand ist stabil und er sollte bald aufwachen. Wir werden dann gemeinsam eine Lösung finden."
"Eine Lösung wofür?", Rhodey war zu geschockt, als dass er die Worte des Mannes hätte verstehen können.
Der Arzt seufzte schwer und schob die schwarz umrahmte Brille auf seiner Nase zurecht.
"Wie gesagt: der Reaktor in seiner Brust schadet ihm-", begann er, doch Rhodey unterbrach ihn impulsiv.
"Aber er braucht ihn!", widersprach er vehement und der Doc nickte verständnisvoll.
"Ich weiß", sagte er, "Das ist ja das Problem, für welches eine Lösung gefunden werden muss. Aber diese Entscheidung dürfen wir nicht alleine treffen, da hat Mister Graves ein Wörtchen mitzureden. Ich hoffe, sie können das nachvollziehen."
Rhodey nickte und ein leises Piepen ertönte, was anscheinend vom Arzt ausging.
"Entschuldigen Sie mich bitte, ich werde gebraucht", klärte ihn dieser auf, "Wenden Sie sich bei Fragen einfach an das Personal."
Rhodey stimmte abermals mit einem Nicken zu, woraufhin der Arzt umkehrte und durch den Gang lief. Rhodey dagegen wendete sich an die Türe, atmete tief durch und legte dann seine Hand an die Klinke, die er daraufhin hinunterdrückte.

Doch als er die Türe öffnete und in den Raum trat, erschrak er. Auf dem Bett gleich neben einem großen Fenster, welches dafür verantwortlich war, dass genügend Licht in die kargen vier Wände fiel, lag er: Tony Stark. Sein Gesicht von einer totenähnlichen Blässe überzogen, sein Körper durch einige Schläuche mit den Apparaturen verbunden, die unmittelbar neben ihm standen und ein kontinuierliches Piepen von sich gaben. Seine Augen geschlossen.

Rhodey konnte und wollte nicht glauben, welches Bild sich ihm bot. Beunruhigt schloss er die Türe hinter sich und schritt unsicher auf seinen besten Freund zu, um ihn aus der Nähe zu betrachten.
"Ach du scheiße...", flüsterte er voller Entsetzen und schlug sich die Hände über dem Kopf zusammen. In all den Jahren, in denen die beiden nun schon Seite an Seite gekämpft hatte, hatte Rhodey seinen Freund kein einziges Mal derartig verletzt zu Gesicht bekommen. Er wusste, dass Tony sich mehr als einmal eigenhändig seine Verletzungen behandelt und seine Wunden verbunden hatte, doch diesmal war es anders. Diesmal war es ernst. Todernst.

Rhodey, der einzig und allein durch diesen Anblick seine gesamte Kraft zu verlieren schien, ließ sich erschöpft auf dem Stuhl neben dem Bett sinken, stützte den Kopf in die Hände und ließ die miefige Luft in seine Lungen strömen. Er konnte jetzt nur eines tun: warten, bis Tony aufwachen würde.

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Ein merkwürdige Geräusch raschelte in unmittelbarer Nähe und Rhodeys Augenlider zuckten kurz, ehe er sie ruckartig aufriss und einen wachen Tony erblickte, der mit den Schläuchen hantierte, die in ihm steckten, und augenscheinlich versuchte, sich von diesen zu befreien.
"Tone, hör' auf!", befahl Rhodey ihm mit bebender Stimme und sprang sofort auf. Tonys Kopf schellte in seine Richtung.
"Auch schon wach?", Tonys Lippen verzogen sich zu einem schwachen Grinsen, welches seine trüben Augen jedoch nicht erreichen konnte, und seine Aufmerksamkeit widmete sich dann wieder den Nadeln, die in seiner Haut stecken. Rhodey wurde zornig. War Tony nicht klar, wie ernst diese Situation war?
"Lass das!", zischte er und schlug Tonys Hände mit leichtem Hieb von den Schläuchen fern. Tony hob die Augenbraue.
"Hast du mich gerade geschlagen? Ist...ist das dein Ernst? Ich liege zwar eh schon im Krankenhaus, aber das heißt nicht, dass du handgreiflich werden darfst. Davon steigt die Rechnung", sagte er witzelnd, woraufhin Rhodey nur entgeistert den Kopf schütteln konnte.
"Ist das dein Ernst?!", entgegnete er zornig, "Begreifst du denn nicht, was passiert ist?!"
Tony senkte den Blick und biss sich auf die blaurote Lippe.
"Dieses Ding-", Rhodeys Zeigefinger tippte auf Tomys Brust und erwischte dabei direkt den Ark-Reaktor, der durch das türkise Nachthemd hindurch schien, "-es bringt dich um. Und die Attacken-"
"Es sind keine Attacken!", unterbrach ihn Tony mit stürmischem Gemüt, "Es sind keine Attacken. Diesmal war es anders-"
"Das hast du beim letzten Mal auch gesagt!", funkte Rhodey nun dazwischen und wurde ebenfalls lauter, "Langsam ist es an der Zeit, Hilfe anzunehmen! Denn wir wissen beide, dass dein Körper das nicht mehr lange mitmacht! Du bist ein Mensch, Tony! Und du wirst sterben, wenn du das nicht endlich akzeptierst!"
Tony stieß ein leises Knurren aus, schüttelte den Kopf und sah dann zu seinem besten Freund auf.
"Ich weiß ganz genau, dass es nicht gut um mich steht", erwiderte er ohne Vorbehalt und Zögern, "Aber hier geht es nicht um mich."
"Sondern?", legte Rhodey seine Verwirrung offen dar und beäugte Tony skeptisch.
"Es geht um Elli", begann er mit bedeutungsschwerer Stimme, "Ich glaube, sie schwebt in Lebensgefahr. Und ich muss sie retten."
Ungeachtet von Rhodey irritiertem Gesicht machte sich Tony nochmals an den Schläuchen zu schaffen und richtete sich schwerfällig auf. Erst dieser Anblick riss Rhodey wiede zurück in die Realität.
"Du glaubst es oder du weißt es?", wollte er schließlich von ihm wissen und Tony seufzte.
"Ich bin mir ziemlich sicher. Und das ist Grund genug, in einen Anzug zu steigen", brummte er und umfasste Rhodeys Schulter, um sich an dieser nach oben ziehen zu können. Rhodey wusste gar nicht, wie ihm geschah. Er verstand nichts von all dem, was gerade vor sich ging.
"Aber-", stotterte er überfordert, "Damit riskierst du dein Leben!"
Tony lachte leise auf, stand mittlerweile unsicher und schwankend auf beiden Beinen, schaute seinen besten Freund eindringlich an und brachte zum einen Satz über die Lippen, der offenbarte, wer Tony Stark wirklich war.

"Ihr Leben ist mir wichtiger als meines."

Die beiden Freunde starrten sich stumm an und Rhodey wurde nun endlich klar, was in Tony vorging. Er stellte Ellis Leben über sein eigenes und scherte sich nicht um seine eigene Gesundheit. Natürlich war das alles andere als gut, aber was könnte Rhodey schon dagegen unternehmen? Tony war ein Sturkopf und ließe sich bestimmt nicht davon abbringen, einen Fehler zu begehen. Er konnte eigentlich nur eines tun: seinem besten Freund dabei helfen, Elli zu retten und dann gemeinsam mit ihr nochmals auf Tony einreden.

"Na schön", murmelte Rhodey, hatte jedoch noch immer tief sitzende Zweifel, "Aber zuerst sagst du mir, was mit dir nicht stimmt."
Tony stöhnte auf und rieb sich über die Stirn.
"Der Ark-Reaktor erledigt seinen Job fantastisch. Er beschützt mein Herz. Aber durch meine gelegentlichen Ausreißer wird seine Wirkung praktisch umgekehrt. Dann greift er mein Herz an. Und ich kann nichts dagegen machen. Als ich Elli kennenlernte, war es kurzzeitig besser - ich konnte sogar schlafen. Aber dann hatte ich auf der Polizeiwache einen Rückfall...und landete hier."
"Verstehe ich das richtig: diese Ausreißer sind unregelmäßig und unvorhersehbar?", erkundigte sich Rhodey.
"Nicht ganz", erklärte Tony, "Sie geschehen häufiger, wenn ich gestresst bin. Aber so schlimm wie heute ist es vorher nie gewesen."
"Dann lass' dieses Ding doch entfernen", Rhodey deutete mit einem Kopfnicken auf den blau schimmernden Ark-Reaktor.
"Oh, welch' glorreicher Einfall, mein wertester Geselle! Was bin ich bloß für ein Narr!", spottete Tony in altertümlicher Sprache, an der er sich sonst nur zwecks komödiantischer Shakespeare Zitate bediente, "Glaubst du ernsthaft, dass ich darauf nicht selbst gekommen bin? Aber um dich aufzuklären: ganz so leicht ist das nicht. Es ist ein verfluchter Teufelskreis, dem ich mich einfach nicht entziehen kann. Denn ohne Reaktor erwartet mich der Tod. Mit Reaktor werde ich ebenfalls vom Sensenmann aufgegabelt."
"Und was ist dein Plan?", fragte Rhodey den Braunhaarigen schließlich mit einer dagebliebenen Skepsis, die wohl nie ganz verschwände, und begutachtete ihn kritisch. Tony, der sich noch immer an Rhodey abstützte, zuckte mit den Schultern.
"Ich habe keinen, okay?", gab er entkräftet zu und sofort kam Rhodey diese ganze Unternehmung wieder schwachsinnig vor. Tony war auf die Intensivstation geliefert worden und das hatte auch seine Gründe - er war ja kaum im Stande dazu, aufrecht zu stehen! Wie könnte er Elli also aus den Fängen irgendwelcher Kriminellen befreien? Die einzig richtige Antwort war: gar nicht. Er würde sterben. Das konnte Rhodey doch nicht befürworten!

"Nein, nicht okay!", entgegnete Rhodey aufgebracht, "Tot nützt du Elli nichts, versteh' das doch! Tone, ich helfe dir bei allem, das ist dir doch klar. Aber ich werde dich nicht dabei unterstützen, draufzugehen!"
Rhodey rechnete nicht mit einer vernünftigen Antwort seitens seines Freundes, denn mittlerweile kannte er ihn gut genug, um zu wissen, dass Tony wichtige Aufgaben niemals in die Hände anderer legte, sondern sie stets auf seinen eigenen Schultern trug.

Doch als Tony einen leisen Seufzer ausstieß und langsam nickte, war Rhodey überrascht.
"Vielleicht hast du recht", stimmte er trübseelig zu und nahm einen tiefen Atemzug, "Auch wenn ich nicht glaube, dass sie sich freuen wird, mich zu sehen, wäre es dennoch nicht schlecht, mich lebend bei ihr zu entschuldigen..."
"Entschuldigen?", Rhodeys Augenbraue zuckte verwundert, "Was hast du getan, Tony?"
"Etwas, das man von mir eigentlich nicht kennt", er fuhr sich verlegen durchs Haar, "Etwas ziemlich dummes."

Rhodey schüttelte bloß den Kopf und schenkte seinem besten Freund ein mattes Lächeln.
"Du weißt, dass ich trotzdem nicht bleiben werde, oder?", Tony grinste verlegen, was seinem blassen Gesicht erstmalig etwas Farbe und Leben verleihen konnte, "Krankenhäuser und ich waren noch nie die besten Freunde. Ich lasse mich doch lieber von Jarvis diagnostizieren, statt von einem überarbeiteten Kittelträger."
"Dann sollten wir deinen Arsch wohl lieber schnell von hier wegschaffen, nicht wahr?", Rhodey zwinkerte ihm zu und Tony schmunzelte.
"Ich bitte darum."

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Ich bin heute gut drauf und hab das Kapitel in einem Fluss fertig geschrieben und dachte mir: warum dann nicht einen Tag früher? :D

Diesmal aus ner anderen Sichtweise, war echt nicht leicht zu schreiben, aber vielleicht gefällt's euch ja :)

Ich wollte nur mal nebenbei bemerken, dass wir fast die 5 Tausend Reads geknackt haben und ich deswegen dezent ausflippe.

OHNE FLACHS: IHR SEID DIE ALLERBESTEN! WARUM ZUR HÖLLE SIND WIR SO VIELE GEWORDEN? DAS IST MIR EINFACH UNBEGREIFLICH ABER ES IST WUNDERVOLL UND ICH MUSS MICH DAFÜR EINFACH VON HERZEN BEDANKEN!

Ich bin wirklich dankbar für eine so tolle Leserschaft und ich wünschte, ich könnte euch das, was mir ihr gebt, auch nur ansatzweise zurückgeben.

Ich musste mich einfach mal ausschütten, ich hoffe ihr vesteht das :)

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