33 》Bonnie und Clyde

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"Warum hat er das bloß getan?", murmelte ich gegen die beschlagene Fensterscheibe und sah dabei zu, wie die dunkle Landschaft an mir vorbeizog.

"Menschen lügen. Das liegt in ihrer Natur. Du weißt, dass sie sich nicht ändern. Und auch du kannst sie nicht ändern", erwiderte Aiden, der den Wagen durch die rabenschwarze Nacht ins Unbekannte steuerte. Ich hatte längst aufgegeben, unser Ziel in Erfahrung zu bringen, denn ich war traurig und erschöpft. Ich fühlte mich hintergangen, ausgelaugt und wollte nichts sehnlicher als mich weinend und mit einer wärmenden Wolldecke ins Bett zu legen. Ich wollte mich selbst bemitleiden und mit einer Flasche Tequila meine Ängste und Sorgen verdrängen.

Vor einigen Stunden war mein Leben perfekt gewesen. Ich hatte eng umschlungen mit dem Mann getanzt, den ich so tief in mein Herz geschlossen hatte, dass sich ein Leben ohne ihn einfach nur falsch anfühlte. Und ich war so naiv gewesen zu glauben, ich würde ihm etwas bedeuten. Diese dumme, kindische Romantikerin in mir hatte wirklich gedacht, zwischen Tony Stark und mir könnte sich etwas wie eine Beziehung etablieren. Eine Bindung, wie Jonathan und ich sie einst gehabt hatten - vielleicht sogar besser. Denn ich war mir sicher gewesen, dass Tony der Mann war, auf den ich mein Leben lang gewartet hatte.

Doch auf einmal war diese Vorstellung zerplatzt wie eine Blase. Es war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. All die Abende, die wir gemeinsam verbracht hatten, all die Witze, die wir einander erzählt hatten, um den anderen zum Lachen zu bringen, das ganze Drama, durch das wir uns zusammen gekämpft hatten, unsere wenigen Küsse, die mein Herz jedes Mal aufs Neue beflügelt hatten...all das schien plötzlich keine Bedeutung mehr zu haben, sodass ich fast daran glauben konnte, dass sich nichts von all dem tatsächlich ereignet hatte.

Eigentlich wollte ich zurück zu ihm.

Ich wollte ihn anschreien, seine bescheuerte, extra angefertigte Nachttischlampe auf ihn schmeißen und so lange auf seine Brust hauen, bis sich meine Wut in Trauer verwandeln würde und statt Schreien nur noch Schluchzer meine Kehle verließen.

Ich wollte, dass es wie in einem kitschigen Liebesfilm war.

Er würde mich dann einfach in seinen Arm nehmen, seine Hände über mein zerzaustes Haar streichen lassen und mir beruhigend ins Ohr flüstern, dass ich alles falsch verstanden hatte. Dass es sich um ein Missverständnis handelte. Dass er mich nie hatte verletzen wollen.

Weil ich ihm eben doch etwas bedeutete.

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"Wach' auf, Elizabeth", erklang eine dumpfe Stimme in meinen Ohren und ich drehte mich grummelnd von dieser weg. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, woraufhin ich aufschreckte. Das helle Licht brannte in meinen Augen wie loderndes Feuer und ich blinzelte hektisch, um mich an dieses gewöhnen zu können, bevor ich meine Umgebung klaren Verstandes erfassen konnte. Ich blickte geradewegs auf eine rot gestrichene, alte Scheune, die von in den blauen Himmel emporragenden, saftig grünen Bäumen und einigen Heuballen umgeben war und inmitten des Nirgendwos zu stehen schien, denn bei einem Blick aus dem Fenster erkannte ich nichts weiter, als endlose Felder, die mit goldenem Weizen bedeckt waren.

"Was zum...wo sind wir?", stotterte ich irritiert und blickte zu meinen Linken. Aiden, der hinter dem Steuer saß, sah mich mit dunklen Augen an, unter denen sich tiefe Ringe abzeichneten. Seine etwas längeren, fast schwarzen Haare fielen ihm unordentlich ins knochige, eckige Gesicht, welches überhaupt nicht zu seinem muskulösen Körper passte. Er strich sich kurz über seinen stoppeligen Bart und atmete dann auf.

"Wir sind da", sagte er bloß, zog den Schlüssel aus der Zündung und öffnete die Türe, ehe er aus dem Wagen stieg. Ich starrte ihn durch die Frontscheibe hindurch verwundert an.
"Komm' schon!", rief er genervt und ich löste verstört meinen Anschnallgurt, bevor ich ebenfalls aus dem Van stieg.

Aiden, der voran schritt, zückte sein Handy, klemmte sich dieses zwischen Ohr und Schulterbein und knotete sich währenddessen seine Jacke um die Hüfte, sodass ich erstmals seinen durchtrainierten Oberkörper sehen konnte, der von einem eng anliegenden, schwarzen T-Shirt umhüllt wurde. Zuvor hatte seine Kleidung stets die Musklen kaschiert, die mir nun direkt ins Gesicht prangten.

"Pedro, mach' alles bereit für Operation Bonnie und Clyde", sprach Aiden ins Mikrofon seines Telefons, worauf ich nur verwirrt die Stirn runzelte.

"Bonnie und Clyde?", erkundigte ich mich fraglich, als er auflegte und das Handy wieder in die Tasche seiner schwarzen Jeans schob.
"Korrekt. Du bist Bonnie und ich bin logischerweise Clyde. Wir sind zwar kein Paar, aber wen kümmert das schon", erklärte er und hantierte an dem klapprigen Tor der alten Scheune, das knarzende Laute von sich gab. Ich trat einen Schritt zurück, als er dieses schließlich mit großem Kraftaufwand aufstemmte und so Weg und Blick in die rote Scheune freigab. Das Bild, welches sich mir bot, überraschte mich jedoch nicht. Das Innere der Scheune war keinesfalls außergewöhnlich: dunkle Erde und dreckiges Streu bedeckten den Boden, auf welchem teils trockene Heuballen lagen, rostige Werkzeuge lehnten an einigen Holzlatten, die als Trennwände fungierten, und auch sonst sprang mir nichts besonderes ins Auge.

"Aiden", begann ich und hinderte ihn somit daran, die Scheune zu betreten. Er drehte sich zu mir um und schenkte mir einen fragenden Blick.
"Ja?", erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue und wartete ungeduldig auf eine Antwort meinerseits. Ich seufzte schwer.
"Was soll das alles? Warum bringst du mich hierher? Wo sind wir überhaupt? Was willst du von mir?", fragte ich ihn und blickte wehmütig zu ihm auf. Ich war es leid. Ich war ihn leid. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?

"Elizabeth-", setzte er an, doch die Art, wie er meinen Namen aussprach - so ruhig und unbeschwert - machte mich plötzlich wieder wütend, sodass ich ihn unterbrach.
"Komm' nicht wieder mit der Tour", zischte ich genervt, "Rück' wenigstens ein verfluchtes Mal mit der Sprache raus und tisch' mir nicht wieder irgendeine bescheuerte Lüge auf."
"Aber nur, weil du so lieb fragst", er grinste schief und räusperte sich dann, "Wir haben die südliche Grenze überquert. Genaue Koordinaten kann ich dir aus Datenschutzgründen leider nicht verraten. Und weshalb wir hier sind? Du erinnerst dich daran, dass dein Bankkonto gehackt wurde?"
Ich nickte verdutzt. Was spielte denn das nun für eine Rolle? Es war eine halbe Ewigkeit her.

"Ja", antwortete ich nochmals mit irritierter Stimme. "Jonathan hatte es auch getroffen", fügte ich schließlich noch knapp hinzu.
"Nicht nur dich und ihn, sondern auch uns", klärte mich Aiden auf, doch nun verstand ich erst recht nicht, was hier eigentlich vor sich ging.

"W-was?", ich war vollkommen durcheinander und raufte mir meine langen Haare, "Ich...ich dachte, du wärst das gewesen. Um mir einen Schrecken einzujagen."
Ich hatte bisher keine Sekunde daran gezweifelt, dass der Hack auf Aidens Kappe gegangen war. Er war doch von Anfang an derjenige gewesen, der mich mit seinen kleinen Tricks und Spielchen um den Verstand hatte bringen wollen.

"Nein, sowas bringt mir doch nichts. Außerdem ist es nicht mein Stil", Aiden atmete hörbar aus und verschränkte die Arme vor seinem breiten Brustkorb, "Aber wie auch immer: dieser Jemand scheint nicht nur an mir, sondern auch an dir interessiert zu sein. Und ich glaube nicht, dass es wegen Tony ist."
"Weswegen denn dann?", fragte ich konfus. Das alles war absurd, ich konnte es nicht oft genug sagen. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, mein Konto und auch das meines damaligen Freundes zu hacken?

"Wegen unserer Mutter - Ana."
"Etwas genauer bitte?", verlangte ich mit gerunzelter Stirn und sah fordernd in seine dunklen Augen auf.
"Ich habe dir doch schon gesagt, dass sie bei S.H.I.E.L.D war", entgegnete er seufzend, "Das Serum, Kinder mit besonderen Kräften...klingelt es da bei dir?"
Ich schnaubte auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich habe keine Kräfte", stellte ich klar und kreuzte meine Arme, um meinen Protest zu zeigen. Ich kaufte ihm das alles nicht wirklich ab.

"Woher willst du das wissen?", konterte er, "Wäre ich nie bei Hydra gewesen, würde ich bis heute nicht wissen, dass ich besondere Fähigkeiten habe. Selbst wenn du keine Begabung besitzt - woher wollen diese Typen das wissen? Sie sehen das, was sie sehen wollen. Und das ist eine Kopie von mir. Eine junge Frau, die - genau wie ich - in den Köpfen anderer Leute umherspuken kann."
Das ergab Sinn.
"Du hast recht", gab ich schließlich mit leiser Stimme und ungutem Gefühl zu. Wenn Aiden die Wahrheit sagte und tatsächlich jemand Jagd auf ihn und auch auf mich machte, dann war ich gezwungen, mich meinem gestörten Bruder anzuschließen. Nicht nur für mein Leben, sondern auch für das meiner Nächsten. Denn die Drohung, die Aiden auf der Polizeiwache ausgesprochen hatte, war nicht von leerer Bedeutung - das war mir klar.

"Was machen wir denn jetzt?", fragte ich den Schwarzhaarigen beunruhigt.

"Die Falltüre dort vorne-", er deutete mit einem Fingerzeig ins Innere der Scheune, "-bringt uns direkt hinunter in meine geheime Basis. Dort werden wir alles weitere besprechen. Hör' zu: ich weiß, dass wir keinen guten Start hatten. Keiner von uns kann ungeschehen machen, was geschehen ist. Das soll keine Entschuldigung sein, denn ich werde mich nicht für das entschuldigen, was ich getan habe. Das ist mein Job. So bin ich nunmal. Daran wird sich nichts ändern."
"Ich weiß", entgegnete ich mit trockener Kehle, "Menschen ändern sich nicht - deine Worte."
"Richtig", er nickte, "Das heißt jedoch nicht, dass ich deine Aufregung nicht verstehe. Ich spüre deinen tief sitzenden Hass, den Groll, all die Wut...aber du darfst nicht vergessen, dass wir einen gemeinsamen Feind haben. Das macht uns natürlich längst nicht zu Freunden, aber es gibt uns das gleiche Ziel."
Ein kurzes Nicken meinerseits bestätigte seine Worte. Ich musste ihm ohnehin nicht sagen, was ich dachte, denn das wusste er ja. Er wusste, dass ich ihn bis aufs Mark verabscheute, aber er wusste auch, dass ich für das, was auf dem Spiel stand, alles täte.

Und sein zielstrebiger, selbstbewusster Blick konnte mich zumindest für den Bruchteil einer Sekunde davon überzeugen, dass es auch das Richtige war.

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Hey werte Leser, tut mir leid, dass hier länger nichts kam, aber ab diesem Kapitel (bzw. eigentlich schon ab dem letzten) muss ich die Geschichte komplett neu planen - meine bisher geschrieben Kapitel (etwa acht oder neun) landen wegen extrem schlechtem Inhalt auf dem Misthaufen.

Mit dem Kapitel bin ich zwar genau so unzufrieden, aber wenn ich immer auf den Kritiker in mir hören würde, würde dieses Buch wahrscheinlich gar nicht existieren...

Ich weiß noch nicht, ob nächsten Dienstag das neue Kapitel kommt, weil in den nächsten drei Wochen meine Vorabi Klausuren anstehen, aber danach hab ich zum Glück wieder ein wenig mehr Zeit für dieses Buch :)

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

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