36》Der Doktor

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"Tony", erklang eine sanfte Stimme ganz leise aus der Ferne, "Du musst aufwachen."
Tony widersetzte sich ihr und hielt stattdessen fest seine Augen geschlossen, denn er fühlte sich zu schwach, um ihrer Aufforderung nachzugehen. Seine Brust war eng und schmerzte. Es war, als zerrte jemand an seinen Muskeln - als wollte jemand testen, wie weit sie sich auseinanderziehen ließen.

"Bitte Tony, tu es für mich", diesmal war ihm die Person ganz nah, säuselte ihm die Worte ins Ohr und nun konnte Tony die Stimme auch zuordnen, was sofort einen Sinneswandel bei ihm auslöste. Er riss ohne zu Zögern seine Augenlider auf und blickte in ihr Gesicht, welches ein wunderschönes, weißes Lächeln trug, das von ihren kleinen Grübchen umspielt wurde.

"Na geht doch", Elli lächelte ihn breit an und ließ ihre Finger zart über seine Wange streichen. Tony konnte seinen Augen kaum trauen. Wo war er? Was war passiert?
Er richtete sich schwerfällig auf und spähte an der Braunhaarigen vorbei. Das hier war sein Schlafzimmer, ohne jeden Zweifel. Wie war er hierher gekommen? Er erinnerte sich nicht. Es war, als wäre ihm der Zugang zu seinem Gedächtnis versperrt.

"Deine Haare sind kürzer. Und heller", stellte Tony fest und musterte sie verwundert. Elli zog daraufhin ihre Hand von seiner Wange zurück und strich sich verlegen durch einige der schulterlangen, haselnussbraunen Strähnen.
"Ich dachte, es wäre Zeit für eine Veränderung...nach allem, was passiert ist", murmelte sie und wich seinem Blick aus, "Gefällt es dir nicht?"
Tonys irritierte Miene, die sich dadurch erklärte, dass er keine Ahnung hatte, wie er hierher gelangt war, musste ihr wohl falsche Signale vermittelt haben.
Schnell schüttelte er seinen Kopf.
"Nein, nein! Es sieht wundervoll aus. Du siehst wundervoll aus."

Wie recht er doch hatte. Sie sah so wunderschön aus mit ihren blitzenden Augen, dem kleinen Näschen und diesen definierten Lippen, auf die Tony jetzt am liebsten seine eigenen gelegt hätte. Aber das konnte er nicht. Denn obwohl seine Erinnerung seit dem Aufenthalt im Krankenhaus schwarz wie Pech war, so erinnerte er sich sehr wohl an die letzte Begegnung mit ihr: der Tag nach der Gala, an dem er genau das getan hatte. Er hatte sie geküsst als gäbe es kein Morgen, hatte es genossen, ihren Körper so nah an seinem zu spüren und hatte ihr alles von sich offenbart - sein Herz und seine gesamte Liebe, die nur ihr gehörte.

Doch er wusste, dass es ihr nicht so ging. Sie hatte das alles nicht gewollt. In diesem Moment hatte Tony Stark realisiert, dass sein schlimmster Albtraum wahr geworden war.
Er hatte, ohne es zu wissen, sein Leben lang nach einem Menschen gesucht, der ihn vervollständigen konnte. Der sich seiner annahm. Der den gebrochenen Mann, der er nunmal war, akzeptierte. Und der vielleicht sogar unbeabsichtigt dafür sorgte, dass er wieder die frische Lebensluft atmen konnte. Wie verzweifelt hatte er all die Jahre einfach an sich vorbeiziehen lassen, ohne sich einzugestehen, dass er tief im Inneren genau wie alle anderen war. Dass er sich danach sehnte, wirklich und wahrhaftig geliebt zu werden. Alkohol hatte seine Gefühle betäuben können, während ihn unbedeutende Frauen hatten ablenken können - von der Tatsache, dass er für andere nie mehr als ein Retter in Not, ein Playboy oder ein gestörter Waffenfanatiker sein konnte. Denn für die Welt war er nie mehr gewesen.

Doch dann war er Elli begegnet. Der Frau, die sich selbst um einen stockbetrunkenen Tony Stark gekümmert hatte, von dem sie bis dato nur aus den Medien gehört hatte. Aus Zeitungen und Klatschblättern, die sich immer wieder wie hirnlose Zombies auf Tony gestürzt hatten. Ihn einen Verbrecher und Kriminellen geschimpft hatten, Models, mit denen er geschlafen hatte, geradezu ausgequetscht hatten, und jeden seiner Schritte aufs Kleinste analysiert hatten.

Tony war sofort klar gewesen, dass diese Frau besonders war, denn trotz all dieser Geschichten, die sie zweifelsohne allesamt wahrgenommen hatte, hatte sie ihm eine Chance gegeben. Sie hatte ihn offen und mit einer Wärme empfangen, die Tony sonst noch nie von einer Frau erhalten hatte. Sie hatte ihm zugehört - aber nicht nur, weil sie von seinen Taten als Iron Man hatte erfahren wollen, sondern weil sie am wahren Tony Stark interessiert gewesen war. Dem Mann, den sonst kaum einer kannte. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht, weil sein Lachen das war, was ihren Tag abrundete.
Ihm war sehr schnell klar geworden, dass sie mit aller größter Wahrscheinlichkeit die Person war, für die er lebte.

Doch er hatte es verbockt. Und das war der verheerendste Fehler, der ihm je unterlaufen war. Denn er glaubte nicht daran, jemals wieder einer Frau wie Elli zu begegnen. Es gab überhaupt keine Frau wie Elli. Es gab nur eine Elli. Und die saß komischerweise gerade auf seiner Bettkante, mit kurzen Haaren, müden Augen und einem schwachen Lächeln. Träumte er? Es fühlte sich nicht so an. Aber wenn das hier kein Gespinst seines Verstandes war, warum war sie hier? Warum war sie nicht längst über alle sieben Berge und lebte ihr Leben weiter? Und warum konnte sich Tony an rein gar nichts erinnern außer die Ereignisse im Krankenhaus? Das Gespräch mit Rhodey über Doktor Banner und der Zusammenstoß mit Ellis damaligen Freunden?

"Warum bist du hier?", fragte er Elli schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen, "Und warum erinnere ich mich nicht?"

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8 Wochen zuvor

"Ähm Tony?", Rhodey stupste seinen besten Freund, der auf dem Beifahrersitz saß, den Kopf an die Scheibe gelehnt hatte und allem Anschein nach weggedöst war, vorsichtig, aber dennoch mit einem gewissen Ruck an. Tony schreckte auf und blickte sich verwundert um.
"Was...wo bin ich?", er blinzelte dem hellen Sonnenschein, der durch die Windschutzscheibe ins Innere von Rhodeys Wagen fiel, entgegen und hielt sich schützend die Hände an die Augen. Hatte er tatsächlich schlafen können? Obwohl seine Gedanken erdrückend und weit entfernt von Entspannung gewesen waren? Das waren sie noch immer. Er dachte bloß an Elli und den Fakt, dass sie gerade in Lebensgefahr schwebte.

"Du bist genau da, wo du hinwolltest", antwortete Rhodey seinem besten Freund und zog den Schlüssel aus der Zündung, "In Weed, Kalifornien."
Tony hatte glatt vergessen, in was für einem seltsamen Ort sich Banner niedergelassen hatte. Ob es hier wohl viele Plantagen gab? Hoffentlich war Banner nicht zu einem entspannten Hippie verkommen. Denn er brauchte sein Genie.

"Hier gibt es nichts weiter als Berge, dunkle Tannen und Wiesen", stellte Rhodey fest, als die beiden aus dem Auto gestiegen waren, "Und hörst du das? Man hört nichts. Gar nichts. Diese Ruhe ist schon fast beängstigend."
"Du kannst dir ja denken, warum es ihn hierher verschlagen hat", erwiderte Tony bloß und deutete mit einem Nicken auf eine dunkle Holzhütte, die zwischen den unzähligen Bäumen verschwand und von außen wirkte als wäre sie unbewohnt. Doch er wusste, dass das nicht der Fall war.
"Wollen wir doch mal gucken, ob dem Doktor die Ruhe auch bekommt", murmelte Tony und humpelte, abermals gestützt von Rhodey, in Richtung des Unterschlupfes.

"Tony?", Banner riss geschockt die Augen auf, nachdem er ahnungslos die Türe geöffnet hatte, "W-wie haben Sie mich gefunden?"
"Es freut mich auch, Sie wiederzusehen", entgegnete Tony und klopfte seinem Gegenüber auf die Schulter, "Schön grün ist es hier. Da fallen Sie kaum auf."
Banner stieß ein ironisches Lachen aus.
"Sind Sie nur hergekommen, um mir Ihre schlechten Witze zu präsentieren? Wissen Sie, darüber freut sich der andere nicht sehr", entgegnete Banner seufzend, ehe er Tony in eine kurze, aber herzliche Umarmung schloss, "Es ist viel zu lange her. Es freut mich, Sie zu sehen, Tony."
"Seien Sie sich da mal nicht so sicher, Doc", Tonys Lippen beschlich ein trauriges Lächeln, "Ich bin hier wegen Projekt Herzschmerz."
"Das ist mal wieder typisch", entfuhr es Rhodey kopfschüttelnd, woraufhin Tony nur mit den Schultern zuckte.
"Herzschmerz?", Banners Augen weiteten sich abermals und er fasste Tony sofort unter den Arm, "Wir dürfen keine Zeit verlieren, los!"

"Ist das hier auch wirklich steril?", Tonys Blick glitt kritisch über Banners Labor, welches sich im Garten, genauer gesagt im Geräteschuppen, befand. Er hatte es hier drinnen eingerichtet wie in einem Operationssaal eines Krankeshauses: Tony lag mit blauem Kittel auf einer recht unbequemen Liege, eine brennend helle Lampe war auf ihn gerichtet und um ihn herum befanden sich mehrere Tische, auf denen Instrumente für die anstehende Operation lagen.
"Okay Tony", begann Banner, richtete die Brille auf seiner Nase und stülpte sich blaue Gummihandschuhe über seine Finger, "Ich verabreiche Ihnen gleich intravenös ein Narkosemittel, wodurch Sie in einen friedlichen Schlaf gleiten werden. Ich werde die Herz-Lungen-Maschine an Sie anschließen und im Anschluss wird Malie, meine Assistentin, die Operation an Ihrem Herzen durchführen."
Erst jetzt fiel Tony die kleine, dunkelhaarige Asiatin auf, die sich gerade einen Mundschutz anzog und ihm kurz zuwinkte.
"Sie haben sich bestimmt mit Ihren kleinen Händen für diesen Job qualifiziert", witzelte Tony und Banner lächelte ihn matt an.
"Ich kenne Malie seit einer halben Ewigkeit. Sie hat mehr Menschen operiert, als Sie in die Knie gezwungen haben. Sie ist die Beste."
"Das ist korrekt", bestätigte Malie ihn stolz, "Ich werde diese Granatensplitter aus Ihrer Brust entfernen, damit Sie dieses Ding-", sie tippte auf den Arc-Reaktor, "-nicht mehr brauchen."
"Das klingt ja einfach. Warum mach' ich das erst jetzt?", murmelte Tony ironisch und Malie seufzte.
"Die Operation an sich ist natürlich nicht ganz ungefährlich — sonst hätten wir sie schon früher durchgeführt. Aber sie ist nicht unmöglich. Der schwierigste Teil wird für Sie vermutlich sein, nach der Operation Stress zu meiden und Ihrem Körper eine Auszeit zu geben", sagte sie mit mitleidigem Blick, "Aber das ist das Wichtigste. Unruhe könnte dazu führen, dass die Wunden nicht richtig verheilen und Sie innere Blutungen bekommen..."

Tony schluckte. Ihm schien erst jetzt, wo er kurz vor dem Eingriff stand, bewusst zu werden, wie ernst es war. Er wollte nicht sterben, auf gar keinen Fall. Aber er konnte Elli doch auch nicht einfach im Stich lassen. Er musste sie finden, um jeden Preis.

"Bruce?", fragte Tony und spürte das Stechen der Nadel in seinem Unterarm, was dazu führen sollte, dass das Betäubungsmittel in seinen Körper transportiert werden konnte.
"Ja Tony?", der Doktor beugte sich leicht über ihn und signalisierte ihm seine Aufmerksamkeit.
"Rette sie", hauchte Tony und fühlte, wie die Narkose langsam ihre Wirkung zeigte, denn seine Augenlider wurden schwerer und das Sprechen stellte eine Herausforderung dar, "Sag' ihr, dass ich...ich..."
Tony rang mit seinem Körper, denn diese letzten Worte wollte er noch über die Lippen bringen, bevor er in ein weißes Nichts abtauchte. Schließlich gelang es ihm, Banner die alles entscheidende Botschaft ins Ohr zu röcheln.
"Ich liebe sie."

Hey, ich hoffe es geht euch gut! :)

Nicht wundern: ich konnte mir den kleinen Ausblick in die Zukunft am Anfang des Kapitels einfach nicht verkneifen...und entschuldigt die unlogische Operation, ich bin leider kein Mediziner :D

Und ich wollte euch mitteilen, dass diese Geschichte an den Golden Book Awards 2018 von ala_nea teilnimmt! Wer will, kann dort für The Broken Man abstimmen. Das würde mich sehr freuen, aber fühlt euch keinesfalls gezwungen!

Eine schöne Woche noch! :)

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