35 》Die Höhle

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"Pass' auf", warnte mich Aiden, als wir die Treppe zu seinem unterirdischen Bunker hinabstiegen. Es war so dunkel, dass man die eigene Hand vor Augen nicht erkennen konnte, weswegen ich mich an der Wand entlang tastete und äußerst langsam einen Fuß vor den anderen setzte, damit ich keine Stufe verfehlte. Es roch modrig und teils gerieten meiner Finger in Berührung mit trockenem Moos, welches sich anscheinend durch die Fugen der kalten Steinwand zog.

Ich wusste nicht, wieso ich Aiden vertraute. Natürlich musste ich das gewissermaßen, weil ich nicht wollte, dass er seine Drohung in die Tat umsetzte. Ich gehorchte ihm, weil ich hoffte, so meine Familie und meine Freunde vor seiner Gewalt bewahren zu können.
Freunde, um die ich mich seit Tony in mein Leben getreten war kaum gekümmert hatte, und eine Familie, die mich über Jahrzehnte hinweg angelogen hatte.
Aber nichtsdestotrotz waren es die Menschen, für die ich mir eine Kugel eingefangen hätte. Die Menschen, die es nicht verdient hatten, Aidens Gewalt in die Hände zu fallen.

Aber eine andere Stimme in mir flüsterte mir ganz leise, aber dennoch verständlich zu, dass das nicht der einzige Grund für meine Unterwürfigkeit war. Es gab noch diesen wirklich absurden Gedanken, dass Aiden nicht derjenige war, den ich fürchten musste - dass er nicht der Feind war. Ich hatte jeden Grund, ihm zu misstrauen und ihm den Tod zu wünschen, doch dieser winzige Teil in mir mahnte, dass das falsch war. Ich konnte mir selbst nicht erklären, woher diese verrückte Einstellung kam und ich wusste erst recht nicht, was ich davon halten sollte.

Aber ich wollte mir selbst keinesfalls einreden, dass Aiden ein guter Mensch war. Denn das war er nicht und das würde er niemals sein. Er war in mein Leben getreten und hatte einen Teil von mir zerstört. Er hatte es geschafft, mich an allem zweifeln zu lassen. An mir selbst, meiner Familie, Tony und letztendlich an dem, was ich als Wahrheit angesehen hatte.

Aiden hatte mich verändert. Er hatte Wunden hinterlassen und mir das gezeigt, was kein Mensch jemals sehen wollte: die dunkle, durchtriebene Seite unserer Welt. Doch diese Kälte, mit der er mich umhüllt hatte, war nicht bis zu meinem Herz vorgedrungen. Sie hatte mich in die Enge getrieben, doch sie hatte mich nicht erdrückt. Und ich wusste, dass dafür eine Person verantwortlich war: Tony Stark.
Er hatte mich von Anfang an gestützt und mir kein einziges Mal seine Hilfe verwehrt. Er war während dieser Zeit mein Anker gewesen, den ich an meinen Verstand gebunden hatte, um ihn nicht zu verlieren. Denn wenn ich mich fühlte, als wäre ich im dunklen Meer verloren, war er wie ein Lied, das ich immer und immer wieder summte, die ganze Zeit über, um festzuhalten - an mir und auch an uns. Obwohl ich bezweifelte, dass es jemals ein Uns gäbe.

Als ich meinen Fuß auf die nächste Stufe setzen wollte, schwebte dieser nur in der Luft, weshalb ich inne hielt.
"Aiden!", zischte ich laut, erhielt jedoch keine Antwort. Wo war er hin? Warum hörte ich keinen Mucks mehr? Vom Sehen ganz zu schweigen! Ich erkannte rein gar nichts und das ließ mein Herz um einige Takte schneller schlagen. Nach allem, was ich erlebt hatte, sollte die Dunkelheit meine kleinste Angst sein, doch noch immer war sie erdrückend, undurchsichtig und ich fühlte mich in ihr nicht wohl.
"Wo bleibst du denn?", ertönte die Stimme des Dunkelhaarigen aus der Ferne und ich atmete auf. Ich wusste nicht, ob es gut war, dass er doch nicht vom Erdboden verschluckt war, aber es fühlte sich in diesem Moment jedenfalls sehr erleichternd an.

"Ach, du fragst dich, wo die letzte Stufe ist? Ob es überhaupt eine gibt oder ob du bei deinem nächsten Schritt in eine tiefe Schlangengrube fällst - so wie Indiana Jones?", Aiden lachte auf, "Komm schon Schwester, wenn ich dich hätte umbringen wollen, dann hätte ich das längst getan."
"Du bist ein Psychopath!", rief ich entgeistert zurück, "Wer kann dich schon durchschauen? Du weißt vermutlich nicht einmal selbst, wer du bist und was du willst!"
Meine lauten Worte hallten durch den anscheinend recht langen, dunklen Gang, der vor mir lag. Doch als sie verstummten, herrschte eine Totenstille. Was war denn plötzlich mit Aidens großer Klappe geschehen? Er musste doch sonst auch immer letzte Wort haben!

"Aiden?", fragte ich deshalb verwundert. Ein leises Räuspern erklang von Weitem.
"Komm bitte, Elizabeth", sagte seine Stimme bloß gebrochen und ich seufzte kopfschüttelnd. Wo war ich hier bloß gelandet?

Als ich Aiden erreichte, erklang ein lautes Rattern und kurz darauf öffnete mein Begleiter eine dicke Eisentüre. Ich erkannte daraufhin einen weitläufigen Raum, in dessen Mitte aneinandergereiht und gegenüber voneinander mehrere Tische standen, auf denen sich lauter Monitore und anderes technisches Zubehör befanden. Hinter den Bildschirmen hockten die unterschiedlichsten Personen: eine junge Frau mit lilafarbenen Haaren; ein dicklicher, bärtiger Mann, vielleicht in seinen Vierzigern; ein schlaksiger Brillenträger und noch zwei weitere Männer, die ich sofort wiedererkannte: es waren Viktor und Carlos - die beiden groß gewachsenen Latinos, die Aiden dabei geholfen hatten, mich zu entführen.

Das Licht war auch hier eher gedämpft und wurde dominiert von den blau-grünen Farben, die die Monitore ausstrahlten. Genau gegenüber von mir, auf der anderen Seite des Raumes, hing ein riesengroßes Korkenbrett, das regelrecht zugepinnt war von dutzenden Bildern, Zeitungsartikeln und anderen Dokumenten. Diese waren untereinander durch buntes Garn miteinander verbunden und ich musste sofort an all die Krimis denken, die ich gelesen und im Fernsehen geguckt hatte. Es war höchstwahrscheinlich eine Art Ermittlungstafel, auf der Aiden und seine Crew ihre kommende Mission planten. Doch direkt rechts neben dem Brett versteckte sich eine Türe, die offen stand und den Blick in einen weiteren langen Gang preisgab.

"Willkommen in meinem Unterschlupf, den ich liebevoll auf den Namen die Höhle getauft habe!", Aiden stieß mir leicht gegen den Oberarm, was mich kurz zusammenzucken ließ.
"Das beschreibt es ganz gut", murmelte ich und ließ meine Augen weiterhin im Raum umherschweifen, ehe ich sie wieder auf Aiden richtete, der mit der Hand auf die Personen zeigte, die uns mittlerweile ihre Aufmerksamkeit gewidmet hatten.
"Wen haben wir denn da?", Viktor grinste mich breit an, "Hast du jetzt freiwillig die Seite gewechselt, Süße?"
"Sie hat bestimmt endlich gecheckt, dass der Schönling Stark niemanden außer sich selbst liebt", stieg Carlos lachend mit ein und ich senkte den Blick.
"Also, die beiden kennst du ja bereits", Aiden platzierte seine Hand auf meiner Schulter, was mir einen unangenehmen Schauer über den Körper jagte, "Carlos und Viktor sind ehemalige Marines und haben einiges auf dem Kasten - nicht nur im Nahkampf. Das da-", er deutete auf den korpulenten Mann mit dem roten Kopf, der mir seltsamerweise ein freundliches Lächeln zuwarf, "-ist Lester. Er ist unser Pilot. War jahrelang bei der Air Force, wurde aber vom Dienst entlassen, weil man seinen gesundheitlichen Zustand als ungeeignet einstufte. Er ist bei uns eher selten als Flieger im Einsatz. Er koordniert unsere Einsätze meistens von außen und lenkt uns sozusagen."
Aiden legte eine kurze Pause ein und deutete dann auf die junge Frau mit der dunklen Haut und den violetten Haaren.
"Das ist Marsha, unsere Hackerin. Hat schon öfters die Firewall von den ganz Großen geknackt", stellte Aiden sie vor, worauf sie ein leises Zischen von sich gab.
"Oh Baby, ich hab' die beschissene CIA ausgetrickst! Diese Penner denken, sie würden uns in den Händen haben. Einen Scheiß haben sie!", rief Marsha aufgebracht und lehnte sich dann haareraufend in ihrem Drehstuhl zurück. Sehr temperamentvoll.
"Stimmt", gab Aiden ihr recht und deutete dann auf den letzten im Bunde: ein dünnes Kerlchen, mit roten, verwuschelten Haaren, die in sein mageres, blasses Gesicht fielen.
"Das ist Wiley. Er ist unser Fahrer. Was jung und unschuldig wirkt, ist ein Genie hinter dem Steuer."
Wiley nickte mir nur schüchtern zu und das war der Moment, in dem ich mich fragte, wie all diese verschiedenen Menschen hierher gelangt waren. Was hatte sie dazu veranlasst, krumme Dinger mit einen Psychopathen zu drehen?

"Das ist Elizabeth, meine Schwester", stellte Aiden mich schließlich noch der Truppe vor, "Sie wird uns dabei helfen, unsere Mission auszuführen."
Wie genau - das blieb anscheinend ein Rätsel.
"Die Kleine ist süß", sagte Marsha und musterte mich kurz, "Und wenn sie deine Schwester ist, dann hat sie wahrscheinlich ordentlich Eier in der Hose."
Viktor und Carlos klatschten einander in die Hände und brachen in lautem Gelächter aus. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre so schnell ich konnte davon gerannt. Das war alles dermaßen absurd. 
"Mädels, hört auf zu Kichern", mahnte Aiden mit dunkler Stimme und augenblicklich herrschte wieder Stille, "Wir starten morgen früh um elf mit der Lagebesprechung. Wer zu spät kommt, dessen Anteil wird um fünf Prozent gekürzt. Na los, bewegt eure Ärsche!"
Sofort erhoben sich alle von ihren Stühlen und schritten durch die Türe, die ich direkt neben der Ermittlungstafel ausgemacht hatte.
"Komm mit, ich zeig' dir dein Zimmer", teilte Aiden mir mit und ich nickte bloß, ehe wir den anderen folgten.

Aiden hielt mir die Türe zu einem Zimmer auf, das jetzt anscheinend meines war, und ich legte den Kopf schief. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet: der kleine, quadratische Raum war liebevoll eingerichtet. Die Wände waren hier anders als im gesamten Bunker mit einer hellgrünen Tapete überzogen und einige künstliche Pflanzen dekorierten die lange Akazienkommode, die sich komplett an einer Seite des Raumes entlang zog. Gegenüber von dieser befand sich ein Einzelbett, auf dem sich eine hellblaue Decke und ein geblümtes Kissen aufplusterten. Obwohl das Zimmer keine Fenster besaß, war es dennoch von warmem Licht erhellt, was auf die Stehlampe neben dem Bett zurückzuführen war.

Ungewiss machte ich einige Schritte nach vorne und ließ mich dann entkräftet auf der Matratze nieder, die augenblicklich nachgab und mich förmlich in ihr weiches Innenleben sog. Aiden stieß sich vom Türrahmen ab, trat ebenfalls ein und schloss hinter sich die Türe.

"Wir müssen reden", sagte er plötzlich und riss mich damit aus meinem kurzen Moment der Geborgenheit.
"Aha?", ich hob meinen Blick von meinen zusammengefalteten Händen und sah ihm direkt in die Augen. Sein Blick war ehrlich, fast schon ein wenig besorgniserregend.

"Du hast recht", begann er mit schwerer Stimme, "Ich weiß nicht, wer ich bin. Und ich weiß auch nicht, was ich hier auf dieser Welt verloren habe. Nichts bedeutet mir etwas, verstehst du das? Aus diesem Grund mache ich das, was ich eben mache. Ich habe lange nach einem Weg gesucht, der Sinnlosigkeit unserer Existenz zu entkommen. Nichts hat mich je zufriedengestellt. Das einzige, was meinen Verstand betäuben kann, ist das Verbrechen. Die Angst, die ich in den Augen von anderen sehe. Ihr Schluchzen und Schniefen, ihr armseeliges Winseln nach Gnade. Sie alle hängen derartig an ihrem Leben, ist das nicht verblüffend? Ich weiß, was du denkst: dieser Irre ergötzt sich am Leid von anderen. Aber das tue ich nicht. Ich versuche, die Menschen zu verstehen. Denn das ist der erste Schritt, um die Welt zu verstehen. Und was gibt den wahren Charakter eines Menschen preis? Angst. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, habe ich auch deinen wahren Charakter erkannt. Du bist tough, lässt dich nicht so schnell aus der Fassung bringen. Du weißt, wie die Welt funktioniert. Dass es Menschen wie mich gibt, die sich einen Dreck um die Gefühle anderer scheren. Ich glaube, deswegen war es für dich kein großes Problem, beim Banküberfall den Räubern die Stirn zu bieten. Du hast keine Angst vor dieser Art von Mensch. Du scheinst sie sogar zu verstehen, ist es nicht so?
Deswegen war es für dich wahrscheinlich auch leicht, dich an Tony zu gewöhnen, denn er ist ein solcher Mensch. Er kämpft lediglich für die andere Seite. Tony hat sich dafür entschieden, seine Intelligenz zu nutzen und andere vor mir und meinesgleichen zu bewahren. Für die meisten ist er ein Held, weil er das richtige tut. Doch wer bestimmt überhaupt, was richtig und was falsch ist? Wer setzt fest, was gut und böse ist? Am Ende des Tages sind wir alle gleich: wir suchen verzweifelt nach einem Grund, um weiterzumachen. Als ich bei unserem ersten Treffen also in deine Augen gesehen habe, konnte ich trotz deiner Stärke Angst erkennen. Du hattest Angst davor, deinen Grund zum Leben zu verlieren: Tony. Und das hast du noch immer. Deswegen bist du hier. Du hättest mich genau so gut überwältigen können - das hat Tony dich schließlich in den letzten Wochen mit all seiner Strenge gelehrt. Aber das hast du nicht. Du bist klug genug, um zu wissen, welche Risiken du eingehen kannst und welche nicht. Doch wer kann sagen, ob du das Richtige tust? Niemand. Uns Menschen wurde nur die Fähigkeit gegeben, Entscheidungen zu treffen.
Jeder trifft Entscheidungen, jeder trägt sein Päckchen - seine Bürde. Und Tony Stark ist deine größte Schwäche. Wir beide wissen, dass du ihn nicht mehr loslassen kannst."

Ich war zu perplex, um zu verstehen, was er mir eigentlich sagen wollte. Ich starrte ihn mit großen Augen an und  schüttelte langsam den Kopf. Es fühlte sich an, als hätte er mein tiefstes Inneres - meine Seele und mein Herz - gerade mit wenigen Sätzen offen gelegt. Augenblicklich fühlte ich mich schutzlos und nackt. Es war, als wäre ich ihm nun bis aufs Ganze ergeben.

"Aber weißt du was?", redete Aiden unbekümmert weiter, "Das ist gut. Jeder von uns hat Schwächen. Meine kennst du jetzt. Wir alle sind unseren Schwächen ergeben. Wir können sie bis auf ein Minimum eindämmen, aber vollkommen kontrollieren können wir sie nie. Und obwohl die Liebe stets ein Rätsel für mich bleiben wird, so glaube ich, dass es eine der angenehmsten Schwächen ist. Darum beneide ich dich fast schon, Schwester."

---------

Kennt ihr das, wenn ihr eine Serie guckt und die Folgen sind so extrem langweilig und schlecht, dass man sie einfach nur überspringen will? Genau so find ich meine Kapitel im Moment -.- ich hab Ideen hoch 10, mittlerweile weiß ich sogar, wie ich die Fanfiction abschließen kann, aber sobald ich es schreiben will, macht mein Kopf dicht.

Das ist so zum Kotzen.

Aber zur Motivation habe ich mir nochmal einige eurer Kommentare durchgelesen und ich kann es nicht oft genug sagen: ihr seid einfach der blanke Wahnsinn. Mir sind wieder so die Tränen gekommen und mein schlechtes Gewissen hat sich gemeldet, weil ich hier so einen Scheiß fabriziere, auf den einige auch noch ewig lange warten. Es tut mir echt leid...

Und ich weiß, ich hab wieder einmal diesen Keil zwischen Elli und Tony getrieben, aber ich möchte Aiden ein wenig mehr Raum geben, weil ich ihn tatsächlich irgendwie mag...

Was haltet ihr eigentlich von Ellis beklopptem Bruder? Habt ihr generell Einwände gegen irgendwas oder Vermutungen wie es weitergehen könnte?
Seid ruhig offen und ehrlich! Das würde mich sehr interessieren :)

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro