2.

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Ich sollte dringend mal meine Fähigkeit Nein zu Leuten zu sagen, die dem Grundschulalter entwachsen waren trainieren. Denn leider schien sich diese Fähigkeit nur in Bezug zu meinem Job ausgeprägt zu haben und hatte mich in die jetzige Lage gebracht. Zugegeben, ich hätte wohl stutzig werden müssen, als meine beste Freundin gesagt hatte, dass es total viel Spaß machen würde und ich gar nicht bemerken würde, dass wir arbeiteten. Unsere Vorstellungen von Spaß gingen oftmals soweit auseinander, dass ich mich manchmal wunderte, wie wir befreundet sein konnten. Gerade in diesem Moment könnte ich auf meiner Couch vor dem Kamin sitzen, eine warme Schokolade trinken und ein Buch lesen. Also meine perfekte Vorstellung davon, wie ich einen Samstagabend im Winter verbringen konnte. Stattdessen stand ich jetzt schon seit mit vor Kälte beinahe tauben Fingern - trotz meiner Handschuhe - in einer kleinen Weihnachtsmarktbude und betrieb Small Talk mit fremden Menschen. Zwar stand ein kleiner Heizstrahler in der Bude, aber der richtete ungefähr so viel aus wie eine Taschenlampe, in einem ganzen Viertel in dem der Strom ausgefallen war - nämlich gar nichts. Außerdem war hier drin nicht genug Platz um Stühle aufzustellen, weshalb meine Beine vom vielen Stehen wehtaten.

Seufzend verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein aufs andere. Olive hatte Glück, dass sie meine beste Freundin war. Nur sie schaffte es mich zu sowas zu überreden. Gerade führte ich die alleinige Aufsicht über ihren Stand, da sie uns von einer anderen Bude eine Tasse Glühwein für sich und eine Tasse Kakao für mich besorgte. Ich mochte keinen Glühwein oder irgendwas, das mit weihnachtlichen Gewürzmischungen versetzt war. War schon immer so gewesen und hatte sich auch nie verändert. Während meine Freundin also kurz verschwunden war, musste ich hoffen, dass ich genug über die Dinge die sie verkaufte wusste, um die Fragen von Interessierten zu beantworten. Meine beste Freundin war Tischlerin und besaß einen kleinen Laden. Da sie hier auf dem Weihnachtsmarkt natürlich nicht so große Dinge verkaufen konnte, hatte sie sich für ihren Stand am Weihnachtsmarkt das Schnitzen von Holzspielzeug und Haushaltsgegenstände wie Kochlöffel oder Schneidebrettchen verlegt. Bisher hatte ich noch Glück gehabt und war kaum einem bekannten Gesicht begegnet. Aber auf dem Weihnachtsmarkt konnte es immer nur eine Frage der Zeit sein, bis das passierte.

Als also plötzlich ein fröhliches "Miss Roberts!" von rechts erklang und mein Blick kurz darauf an einem kleinen grünäugigen Jungen hängenblieb, der auf meinen Stand zugeflitzt kam, war ich nicht so überrascht. "Jamie", sagte ich erfreut und lächelte ihn an." Na, drehst du eine Runde über den Weihnachtsmarkt?". Er strahlte und seine Wangen waren vor Kälte gerötet. "Ja, Dad hat mir versprochen heute mit mir hierherzukommen". In dem Moment fiel mein Blick auf Jamies Dad, der mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Lippen in unsere Richtung kam. Er sah entspannter aus, als bei unserer Begegnung vor zwei Tagen und der relaxte Ausdruck stand ihm verdammt gut. Auch ihm warf ich ein Lächeln zu, dass er mit einem noch breiteren Lächeln erwiderte. Ein seltsames Kribbeln huschte durch meine Magengrube, das ich aber ganz schnell wieder verdrängte.

Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf Jamie, der mich immer noch anstrahlte. "Ich bin schon dreimal auf dem Karussell gefahren und hab Kinderpunsch getrunken und gebrannte Mandeln gegessen". Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, das sich ganz automatisch auf meinen Lippen ausbreitete. "Das klingt, als hättest du einen wirklich schönen Tag hier auf dem Weihnachtsmarkt", bekannte ich.

Mittlerweile hatte uns Mr. Miller auch erreicht und sein Sohn drehte sich zu ihm herum und zupfte aufgeregt an seinem Ärmel. "Dad! Da ist Miss Roberts, meine Lehrerin!". "Ich weiß, Jamie. Ich habe sie ja vor zwei Tagen kennengelernt, als ich dich abgeholt habe", erklärte er seinem Sohn geduldig und lächelte dabei so hinreißend, dass mein Herz schmolz. Ich hatte eine Schwäche für Männer, die mit Kindern umgehen konnten. Das war wohl ein Berufsrisiko, das man einging. "Haben sie die Sachen gefertigt?", wandte er sich nun an mich und ich befahl mir verdammt nochmal runterzukommen. Er war immerhin der Vater von einem der Kinder aus meiner Klasse und damit tabu. Und er konnte immer noch eine Freundin haben. "Nein, ich bin handwerklich eher unbegabt. Der Stand gehört einer Freundin. Ich helfe ihr nur aus. Aber falls Sie Fragen haben sollten, kann ich Ihnen auch weiterhelfen". Ich beugte mich vor und griff nach einer der Broschüren, die vorne auslagen und drückte sie ihm in die Hand. "Hier. Meine Freundin ist eigentlich Tischlerin, aber für den Weihnachtsmarkt fertigt sie jedes Jahr Holzspielzeug und nützliche Haushaltsgegenstände an", führte ich aus. Interessiert schlug er die Broschüre auf und blätterte darin herum.

Jamie war eher weniger interessiert, wie man sich vorstellen konnte. Ungeduldig zupfte er am Ärmel seines Vaters. "Dad, dahinten ist Ben. Kann ich zu Ben gehen?". Suchend sah Herr Miller sich um. Nachdem er anscheinend den Freund seines Sohnes ebenfalls entdeckt hatte nickte er seinem Sohn zu und sagte: "In Ordnung. Aber bleibt hier, damit ich euch sehen kann". Jamie nickte und schon flitzte er weg. Milde kopfschüttelnd sah er ihm hinterher. "So viel Energie würde ich manchmal auch gerne haben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie anstrengend es sein muss, wenn man jeden Tag mit zwanzig oder mehr von diesen Energiebündeln konfrontiert wird". Er schmunzelte und ich konnte ihm nur zustimmen. "Es ist anstrengend, bekannte ich. "Aber um keinen Preis der Welt würde ich mir einen anderen Job aussuchen wollen. Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten. Sie sind immer noch so begeisterungsfähig".

Unter dem intensiven Blick mit dem er mich auf einmal musterte, wurde mir ein wenig warm. "Man merkt, dass sie ihren Job lieben. Jamie erzählt jeden Tag von Ihnen und wie toll der Unterricht bei Ihnen ist". Nun flutete die Wärme meinen ganzen Körper. Wahrscheinlich hätte er mir kein schöneres Kompliment machen können, als dieses."Das freut mich zu hören", erwiderte ich, ein wenig verlegen. Die Tür an der Seite der Bude öffnete sich und Olive kam herein, eine Tasse Glühwein und eine Tasse Kakao in der Hand. "Sorry, dass es solange gedauert hat. Die Schlange vor dem Zelt war endlos und dann musste ich warten bis eine neue Kanne Kakao erhitzt worden war".

Dann entdeckte sie Mr. Miller. "Hallo", begrüßte sie ihn lächelnd. Er grüßte freundlich zurück, dann wandte er sich wieder an mich. "Ich glaube ich muss jetzt leider weiter und Jamie wieder einsammeln. Aber es war schön Sie wiederzusehen", verabschiedete er sich mit einem bedauernden Lächeln. "Klar, ich fand es ebenfalls schön Sie wiederzutreffen", entgegnete ich und ein leises Bedauern stieg in mir auf. Ich hätte mich noch gerne weiter mit ihm unterhalten. Aber ich konnte verstehen, dass er weitermusste. Als er zwischen den Ständen verschwunden war, sah mich Olive mit hochgezogener Augenbraue an und fragte neugierig: "Wer war dieser heiße Typ und wieso weiß ich nicht, dass du ihn kennst?". Sie hatte anklagend den Zeigefinger erhoben und pikste mir damit jetzt in die Brust. Ich lief rot an. "Das", sagte ich betont, war der Vater von einem meiner Schüler. Und damit definitiv tabu. Sie schnaubte. "Und wieso hast du ihn dann so angesehen, als wäre das deinem Herzen ziemlich egal?". Darauf wusste ich keine Antwort.

Eine halbe Stunde später konnte ich mich endlich, das erste Mal nach Stunden wieder hinsetzen. Olive hatte mich aus der Bude gescheucht mit den Worten "Den Rest kriege ich auch alleine hin. Du gehst dir jetzt erstmal etwas zu essen holen und ruhst dich aus!". Und genau das hatte ich gemacht und saß jetzt mit einer Currywurst mit Pommes an einem Tisch. Erleichtert atmete ich auf. Es war eine wahre Wohltat für meine Füße mich endlich hinsetzen zu können. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick schweifen, als er plötzlich an einem bekannten Gesicht hängenblieb. Nein, bitte nicht! Unwillkürlich versteifte ich mich und hoffte, dass ich mich bloß verguckt hatte. Doch das Glück war nicht auf meiner Seite, denn in dem Moment verhakten sich blaue Augen mit meinen und Erkennen breitete sich auf dem Gesicht aus. Und im nächsten Moment kam mein Ex direkt auf mich zu.

Mein erster instinktiver Gedanke war es, die Flucht zu ergreifen. Im zweiten Moment wurde mir klar, dass er mir höchstwahrscheinlich folgen würde und es besser war, wenn ich mich mit ihm konfrontiert sah, wenn wir von Menschen umgeben waren. Also blieb ich sitzen, obwohl mir jede Zelle meines Körpers zuschrie, gefälligst meine Beine in die Hand zu nehmen. Bald hatte Logan mich erreicht und der Geruch von Glühwein wehte zu mir herüber. Mir wurde übel und ich betete, dass er nicht betrunken war. Sonst hatte ich ein ziemlich großes Problem. Doch sobald er den Mund öffnete, bestätigten sich meine Befürchtungen. "Baby, ich habe dich vermisst. Wieso gehst du nicht ans Telefon, wenn ich dich anrufe?". Er war zwar nicht vollkommen betrunken, aber seine Aussprache klang ein klein wenig verwaschen. Meine Übelkeit verstärkte sich und Furcht ließ mich in meiner Position verharren.

"Logan, wir sind seit Monaten nicht mehr zusammen und du weißt wieso. Sieh es ein und lass mich endlich in Ruhe", erklärte ich möglichst ruhig, um nicht so viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Doch Logan schien andere Pläne zu haben. "Du willst mich verlassen? Du glaubst wohl du bist was Besseres, huh? Ich bin alles was du hast, du kleine Schlampe!". Mit jedem Wort war seine Stimme lauter geworden und immer mehr Blicke landeten auf uns. Scham durchflutete mich, aber der Gedanke, was vielleicht hätte passieren können, wenn ich ihn an einem weniger öffentlichen Ort begegnet wäre war schlimmer. "Logan, ich habe dich bereits verlassen. Du bist betrunken und machst gerade eine Szene. Und wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt, werde ich bald die Polizei einschalten!".

Das war eine glatte Lüge, aber ich musste ihn dringend loswerden, denn ich spürte wie die Panik in mir hochkochte und sonst würde ich gleich eine ausgewachsene Panikattacke erleben. "Das traust du kleine Schlampe dich sowieso nicht", zischte er und kam näher, bis ich seinen alkoholgeschwängerten, warmen Atem direkt auf meinem Gesicht spüren konnte. "Ich habe Freunde bei der Polizei, schon vergessen?". Tränen brannten in meinen Augen und ich schloss bebend die Lider um mich zu beruhigen - und um sein Gesicht nicht mehr sehen zu müssen. In dem Moment ertönte eine bekannte Stimme hinter mir, die sagte: "Ich würde vorschlagen, dass Sie die Frau in Ruhe lassen, wie Sie es von Ihnen verlangt hat!". Erleichterung und Scham zugleich durchspülten mich und eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel. Logan wich tatsächlich einen Schritt zurück, allerdings nur um sich zu voller Größe aufzurichten und zu sagen: "Was geht Sie das an? Kümmern Sie sich um ihren eigenen Kram!". Oh verdammt, das würde gleich hässlich werden.

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