3.

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Einerseits war ich echt froh über das Auftauchen von Mr. Miller, aber andererseits war ich auch zutiefst beschämt. Es war schon schlimm, dass lauter fremde Leute mitbekamen, wie sehr mein Ex sich danebenbenahm, aber der Vater von einem meiner Schüler? Von Jamie war übrigens nichts zu sehen. Allerdings konnte ich auch nicht die ganze Umgebung abscannen, weil ich zu sehr Angst davor hatte, dass der Streit eskalieren würde, wenn ich auch nur eine Sekunde wegsehen würde.

Krampfhaft umklammerte ich mit meiner linken Hand mein rechtes Handgelenk und versuchte sie dazu zu bringen, mit dem Zittern aufzuhören. Logan war eindeutig auf Streit aus, wie man an seiner angriffslustigen Haltung erkennen konnte, aber Mr. Miller blieb zumindest äußerlich gelassen. Trotzdem erkannte ich an seiner wachsamen Haltung, dass er bereit war Logan aufzuhalten, falls dieser handgreiflich werden sollte. "Ich kann nicht dabei zusehen, wie sie jemanden belästigen, der eindeutig ausgedrückt hat, dass Sie Ihre Gesellschaft nicht wünscht. Sie sind betrunken und ich werde nicht zulassen, dass Sie ihr in diesem Zustand noch einmal näherkommen. Ich schlage vor Sie sehen, dass Sie nach Hause kommen und schlafen ihren Rausch aus", erklärte Mr. Miller betont gelassen, aber gleichzeitig schwang eine leise Warnung in seinem Tonfall mit.
"Lassen Sie mich vorbei, sie dämlicher Affe. Ich habe ein paar ziemlich einflussreiche Freunde und werde dafür sorgen, dass ihr Leben ruiniert wird, wenn Sie nicht endlich verschwinden". Jetzt lachte Mr. Miller.
"Ihre Drohungen wirken bei mir nicht", erwiderte er immer noch nicht im Mindesten beeindruckt.

"Sie sollten vielleicht wissen, dass ich selbst bei der Polizei arbeite und wenn Sie nicht bald aufhören hier herumzuschreien, lasse ich Sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnehmen". Ich konnte ihn für seinen ruhigen Tonfall nur bewundern. Wahrscheinlich war das etwas, mit dem er bei der Polizei öfter zu tun hatte, aber Logan in betrunkenem Zustand würde mich niemals nicht ängstigen. Das erste Mal sah ich so etwas Unsicherheit in Logans Augen aufblitzen. Er sah mich an und ich sah die Frage in seinen Augen stehen. Würde ich erzählen, woher die Narbe über meiner rechten Augenbraue stammte? Würde ich die Wahrheit auspacken, über die vielen blauen Flecke, die während unserer Beziehung meinen Körper geziert hatten? Mr. Miller schien ihn jedenfalls genug eingeschüchtert zu haben, um es nicht auf den Versuch ankommen zu lassen. Stattdessen schnaubte er und drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging.

Doch ich hatte den letzten Blick gesehen, den er mir zugeworfen hatte. Das hier war nicht, das Letzte Mal, dass ich ihn gesehen haben würde! Und wenn er nur sichergehen wollte, dass ich auch sicher nichts ausplaudern würde. Dabei hatte ich so gehofft, das Kapitel Logan und alles was damit zusammenhing, als abgeschlossen betrachten zu können. Ich war umgezogen, hatte meinen Arbeitsplatz gewechselt und meine Nummer geändert, weil ich mich nirgends mehr sicher gefühlt hatte. Nur damit er auf dem Weihnachtsmarkt – vollkommen betrunken – wieder in mein Leben stolperte. Ich spürte, wie das Zittern meiner Hände sich verstärkte und meine Kehle enger wurde. Angestrengt versuchte ich zu schlucken, aber ich spürte wie eine Panikattacke herannahte. Nicht auch das noch! Den Verlauf einer meiner Panikattacken, konnte ich mittlerweile ziemlich gut voraussagen. Sie waren eine Folge meiner Beziehung mit Logan und traten auf, wann immer meine Erinnerungen daran getriggert wurden.

Als erstes fing das Zittern an, dann kam das Gefühl dazu, nicht genug Luft kriegen zu können. Wenn ich nicht in der Lage war die Panikattacke mit einer der Strategien, die meine Therapeutin mir gezeigt hatte zu stoppen, bevor sie diesen kritischen Punkt überschritten hatte, konnte es ewig dauern bis ich aus dem Stadium wieder von alleine rauskam. Mein logisches Denken war dann abgeschaltet, danach übernahmen meine Instinkte, die mir einredeten, dass ich gerade starb. Manchmal war das Ganze auch kombiniert mit Flashbacks und ich war der Meinung wieder dort zu sein. In dem abgedunkelten Schlafzimmer. In der Küche. Im Wohnzimmer. Der Geruch nach Alkohol. Das Geräusch von zersplitterndem Glas, als er das halbvolle Weinglas nach mir wirft. Also versuchte ich mich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Fünf Dinge die ich sah: Lichter. Bunte Weihnachtsdeko. Ein Stand, an dem Mützen verkauft wurden. Menschen um mich herum. Ein lachendes Pärchen. Vier Dinge die ich hörte: Weihnachtsmusik. Kinderlachen. Gespräche von Menschen um mich herum. Jemand der mich fragte, ob alles gut war. Egal, ich musste mich konzentrieren. Drei Dinge die ich roch: Gebrannte Mandeln. Currywurst. Glühwein. Zwei Dinge, die ich spürte: Die warme Jacke, die ich anhatte. Die kühle Luft auf meiner Haut. Jetzt noch etwas, das ich schmeckte. Die Currywurst, die ich eben gegessen hatte, bevor Logan aufgekreuzt war.

Das Erschließen meiner Umgebung, hatte mich zumindest soweit geerdet, dass ich wieder in der Lage war, auf meinen Retter zu reagieren, der mich besorgt anguckte. "Alles in Ordnung bei Ihnen, Miss Roberts?", wiederholte er. Er hatte sich so vor mir positioniert, dass er die meisten neugierigen Blicke von mir abschirmte, wofür ich ihm dankbar war.
Ich nickte nur stumm, weil ich meiner Stimme nicht so ganz traute.
"Er hat Ihnen doch nicht wehgetan, oder?", fragte er und etwas Hartes schwang in seinem Tonfall mit. Schreck durchfuhr mich. Ahnte er etwas? Nein, er musste sich auf die Situation von gerade eben beziehen.

"Nein", antwortete ich, meine Stimme ein wenig kratzig. Ich räusperte mich entschieden. "Sie haben ja rechtzeitig eingegriffen". Am liebsten hätte ich die letzten Worte sofort wieder zurückgenommen, denn er hakte sofort nach: "Heißt das, sie glauben, er wäre ihnen gegenüber gewalttätig geworden? Ist so etwas schon Mal vorgekommen?". Er schien nun komplett in seine Rolle als Polizist gerutscht zu sein, bereit sofort einzugreifen, falls ich ihm die Wahrheit sagen würde. Und für einen Moment war ich versucht, es ihm zu erzählen. Aber es gab Gründe, warum ich damals nicht damit zur Polizei gegangen war. Also schüttelte ich schnell den Kopf.

"Nein, ist es nicht. Er war betrunken, aber er ist eigentlich harmlos", beteuerte ich. Harmlos. Das war so glatt gelogen, dass ich mich wunderte, auf meiner Lüge nicht ausgerutscht zu sein. Dabei war der physische Missbrauch nicht einmal das Schlimmste gewesen. Der psychische Schaden, den er angerichtet hatte, war enorm. Und meiner Meinung nach wurde, der psychische Missbrauch in einer solchen Beziehung immer noch viel zu sehr ignoriert und zu wenig angesprochen. Mr. Miller musterte mich, als versuchte er eine Lüge zu erkennen, aber wenn man als Opfer häuslicher Gewalt eins lernte, dann war es zu lügen. Es reichte nicht um die Skepsis vollkommen aus seinem Gesicht zu vertreiben, aber er entspannte sich merklich.

"Sie sollten besser auch nach Hause gehen. Sind Sie mit dem Auto hier? Kann ich Sie zu ihrem Auto begleiten?". Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. "Ich bin mit dem Fahrrad hier", erwiderte ich. Alleine der Gedanke, jetzt mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren sorgte dafür, dass ich mich am liebsten übergeben hätte. Aber ich setzte mein überzeugendstes Lächeln auf. Mr. Miller fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. "Ich kann sie nach dem hier auf gar keinen Fall guten Gewissens alleine mit dem Fahrrad nach Hause fahren lassen". Er schien zu überlegen, dann ließ er seine Hände sinken. "Ich fahre Sie nach Hause", sagte er entschlossen.
"Und was mache ich dann mit meinem Fahrrad? Außerdem haben Sie doch auch noch Jamie dabei. Ich komm schon klar", protestierte ich, aber ich schaffte es nicht genug Überzeugung in meine Worte hineinzulegen.

Denn der Gedanke jetzt alleine nach Hause zu fahren auf meinem Fahrrad, während Logan, sich weiß Gott wo noch herumtrieb, bereitete mir wirklich Bauchschmerzen.
"Ihr Fahrrad können Sie auch noch morgen hier abholen. Sie haben doch sicher jemanden der sie fahren kann, sonst kann ich auch dafür sorgen. Und Jamie hat sicher kein Problem damit, wenn wir Sie mitnehmen. Aber ich kann Sie wirklich jetzt nicht alleine nach Hause fahren lassen. Bitte, lassen Sie mich Sie nach Hause fahren, damit ich heute Nacht ruhig schlafen kann". Ihm schien das Ganze wirklich wichtig zu sein und außerdem wirkte er nicht so, als würde er lockerlassen. Also gab ich seufzend nach. "Okay, gut. Lassen Sie mich nur noch schnell meiner Freundin Bescheid sagen".
"Klar, kein Problem". Er sah so erleichtert aus, dass mir unwillkürlich warm ums Herz wurde. Und plötzlich hatte ich Angst, dass er meinem Herzen gefährlich werden könnte. Denn dummerweise hatte es eine Schwäche für Menschen, die sich so um Andere sorgten.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro