4.

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Es war eine sehr gute Entscheidung im Auto mitgefahren zu sein. Denn mit Jamie in der Nähe konnte man kaum dunkle Gedanken hegen. Nachdem Mr. Miller Jamie von einem Bekannten eingesammelt hatte, bei dem er Jamie gelassen hatte, um mir beizustehen, waren wir auch direkt zum Auto gegangen. Jamie hatte sich gefreut, dass ich mitfahren würde und das breite Kinderstrahlen auf seinem Gesicht, hatte die Panik aus meinen Gedanken vertrieben und durch Wärme ersetzt. Stolz hatte er mir von all den Dingen erzählt, die er mit seinem Dad auf dem Weihnachtsmarkt gemacht hatte, bevor er einfach eingeschlafen war.

Zu meiner Wohnung war es ein ganzes Stück, aber ich fuhr trotzdem nur mit dem Fahrrad und den öffentlichen Verkehrsmitteln, da ich kein Auto mehr besaß. Eine weitere Sache, die ich wegen Logan nicht mehr besaß. Er hatte ziemlich viele Dinge unternommen, um alle Aspekte meines Lebens zu kontrollieren. Erst als er mich dazu zwingen wollte, auch meine Arbeit aufzugeben, um mich komplett von ihm abhängig zu machen, war ich aufgewacht und hatte gemerkt wie falsch unsere Beziehung war und dass ich so viel mehr wert war, als Logan mir hatte einreden wollen. Das musste man sich erstmal vorstellen: Er hatte mich so manipuliert und kleingehalten, physisch und seelisch missbraucht, dass es das gebraucht hatte, um zu verstehen, dass ich nicht ich diejenige war, die etwas falsch machte.

Eigentlich hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt und mochte es mit dem Fahrrad zu fahren. Aber nach dem heutigen Abend, würde ich mich definitiv nach einem neuen Auto umsehen. Denn jetzt fühlte es sich mit einem al nicht mehr sicher für mich an, mit dem Fahrrad zu fahren. Und ich hasste es. Ich hasste es so sehr, dass Logan nach all den Monaten, wieder in meinem Leben auftauchen konnte und all die Ängste wieder zurückbrachte. Ich wusste, dass ich nun wieder mit paranoidem Schulterblick durchs Leben gehen würde. Immer mit der Angst, dass Logan auftauchen könnte und mich erneut in die Hölle zurückziehen würde, die er für mich geschaffen hatte.

Doch all diese Gedanken verflüchtigten sich in dem Auto von den Millers. Es war ein Auto, in dem man sich einfach wohlfühlen musste. Es roch nach dem Eigengeruch der Millers, so wie jede Familie einen typischen Eigengeruch hatte. Es war ein kleines bisschen unaufgeräumt und hinten auf der Rückbank waren Krümel zu sehen, doch ich fand, das verlieh dem Auto Charakter. Sofern ein Auto Charakter haben konnte.

Bei Logan hatte immer alles perfekt sauber und ordentlich sein müssen. Essen im Auto kam für ihn einer Todsünde gleich. Und als ich einmal die Autotür seines hochgeschätzten Wagens ein wenig zu fest hinter mir zugemacht hatte, war er vollkommen ausgerastet und hatte meinen Finger zwischen dem Auto und der Wagentür eingeklemmt. Mein Finger war danach blau und geschwollen gewesen und ich hatte allen erzählt, ich hätte mir den Finger "versehentlich" eingeklemmt. Ich war damit nicht zum Arzt gegangen, aus Angst, er könnte mir vielleicht sagen, dass er gebrochen war und vielleicht aufgrund anderer Verletzungen misstrauisch werden. Eine Autotür hatte ich danach immer mit größter Sorgfalt geschlossen. Mr. Miller schien das nicht so wichtig zu sein, denn als Jamie seine Autotür schwungvoll hinter sich zugezogen hatte, hatte er nur gelacht.

Jetzt betrachtete er seinen Sohn mit liebevollem Blick im Rückspiegel, was mir wiederum die Gelegenheit gab ihn zu mustern. Er wirkte erschöpft, aber gleichzeitig gelöst auf eine Art und Weise, um die ich ihn beneidete. Es war diese Zufriedenheit, die nur die eigenen Kinder in einem hervorrufen konnten. Ich hatte es schon so oft in den Augen anderer Eltern gesehen und der Wunsch nach eigenen Kindern war groß. Klar, in der Grundschule war ich Tag für Tag von Kindern umgeben und ich liebte es mit ihnen zu arbeiten. Aber am Ende des Tages, kam ich in eine leere Wohnung nach Hause. Und mit dem Wissen, dass ich nie eigene Kinder bekommen können werde, lässt diese Leere nur umso schmerzhafter erscheinen. Ich war noch relativ jung, als ich erfahren habe, dass ich unfruchtbar war. Das hatte mich in eine tiefe Depression gestürzt und ich hatte lange an meinem Wert als Frau gezweifelt. Doch mithilfe von einer Therapie hatte ich gelernt, meinen Körper mit seinen Unperfektheiten zu akzeptieren. Meine Unfruchtbarkeit war auch ein Grund, warum ich mich für den Lehrberuf entschieden hatte. Auch wenn es an den weniger guten Tagen fast schon masochistisch erschien, sich das anzutun. An den guten Tagen, könnte ich jedoch dankbarer nicht sein.

"Geht es Ihnen gut?", unterbrach eine Stimme meinen Gedankengang und ich wandte mich wieder meinem Fahrer zu, der mich aus grünen Augen besorgt betrachtete, bevor er den Blick wieder auf die Straße lenkte. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, um meine Gedanken loszuwerden und lächelte. "Ja, ich danke Ihnen nochmal fürs Mitnehmen. Es wäre wahrscheinlich wirklich keine gute Idee gewesen, nach der Sache mit meinem Fahrrad nach Hause zu fahren," gab ich zu. "Entschuldigen Sie, wenn ich gerade nicht sonderlich gesprächig bin. Ich fürchte ich bin gerade mit den Gedanken woanders". Ich biss mir verlegen auf die Lippen.
"Kein Problem, das ist doch absolut verständlich", erwiderte er sofort. "Und Sie sind wirklich sicher, dass es Ihnen gut geht? Das eben war ja schon ganz schön heftig".

Rührung durchfuhr mich wegen seiner erneuten Frage. Wenn jemand ein zweites Mal nachfragte, hieß das, dass derjenige wirklich an einer ehrlichen Antwort interessiert war und nicht nur aufgrund gesellschaftlicher Konventionen nachfragte. Ich überlegte, wie viel ich preisgeben konnte, ohne ihm etwas zu verraten, was ihn vielleicht misstrauisch machen würde. "Ja, mir geht es auf jeden Fall besser als eben. Es hat mich nur ein bisschen aus der Bahn geworfen, wie das Ganze eskaliert ist", sagte ich und fügte dann noch schnell hinzu: "Normalerweise ist Logan nicht so schlimm, wenn getrunken hat". Sondern noch viel schlimmer, ergänzte ich in Gedanken.

Wieder lag der forschende Blick von Mr. Miller auf mir und eine Weile lang erwiderte er nichts. "Meine Mutter hat immer zu meiner Schwester gesagt, wenn du Mal in einer Beziehung und merkst, dass es ernst zwischen euch wird, dann füll deinen Partner einmal richtig ab und schau wie er auf Alkohol reagiert. Wenn er aggressiv wird, dann ist er vielleicht nicht der Richtige". Eine Mischung aus einem Lachen und einem bitteren Schnauben entfuhr. Meine Mutter hatte einen Alkoholiker geheiratet und mir so nicht das beste Beispiel von einer gesunden Partnerschaft oder Familie vermittelt. Anscheinend war es wohl nicht so unwahr, dass man in seinen Partnern immer seinen Vater oder seine Mutter suchte. Denn mit Logan hatte ich so ziemlich einen Volltreffer gelandet, was das anbelangte. Aber das wäre wohl nicht die beste Antwort, deshalb erwiderte ich nur knapp: "Logan war aus ganz anderen Gründen nicht der Richtige für mich", bevor ich das Thema wechselte.

"Und? War das ihr erster Weihnachtsmarktbesuch, dieses Jahr?". Er schien meinen Wunsch, das Thema nicht weiter vertiefen zu wollen, nachvollziehen zu können und ging auf meinen Themenwechsel ein. "Ja, ich habe nicht viel Zeit außerhalb der Arbeit und dem Haushalt um etwas zu unternehmen. Aber Jamie wollte unbedingt auf den Weihnachtsmarkt und deswegen habe ich mir extra diesen Abend freigeschaufelt". Es war schön zu hören, dass er sich Zeit für seinen Sohn nahm. Nachdem meine Mutter es endlich geschafft hatte meinen Vater zu verlassen – nachdem er schon genug seelischen Schaden bei mir angerichtet hatte – war sie quasi rund um die Uhr arbeiten gewesen, um uns zu ernähren und hatte wenig Zeit für mich gehabt, deshalb wusste ich, wie besonders so etwas war. Wir unterhielten uns noch eine Weile weiter über Jamie, die Schule und seinen Job, bis er schließlich vor meinem Wohngebäude hielt.

"Ich bringe Sie noch zur Tür", verkündete er und schnallte sich ab, bevor ich ihm sagen konnte, dass dies nicht nötig war. Ich öffnete die Autotür und schloss sie so vorsichtig wie möglich hinter mir – halb aus Gewohnheit, halb aus Angst Jamie zu wecken. Nachdem ich die Haustür aufgeschlossen hatte und nun im Türrahmen stand, befiel mich ein leises Gefühl des Bedauerns. Ich wollte ihn noch nicht wegschicken, aber ich konnte ihn schlecht hereinbitten, aus mehreren Gründen. Erstens war es total ungemessen, weil er der Vater von einem meiner Schüler war und zweitens saß Jamie immer noch schlafend auf dem Rücksitz. "Danke nochmal fürs Mitnehme"n, sagte ich leise. Irgendwie fühlte sich die Nacht und die Stille zu bedeutungsvoll an um sie durch laute Worte zu durchbrechen. "Wie bereits gesagt, das war absolut kein Problem", erwiderte er und eine Weile sahen wir uns schweigend an, bevor ich sagte: "Na, dann. Gute Nacht, Mr. Miller". Er lächelte und sagte: "Gute Nacht Miss Roberts". Er trat von den Stufen runter und ging auf sein Auto zu. Ich wollte gerade die Tür schließen, als er sich nochmal umdrehte. "Nennen Sie mich doch bitte, Nick. Es kommt mir irgendwie seltsam vor mich nach diesem Abend von Ihnen siezen zu lassen".

Mein Herz hüpfte für einen Augenblick, dann breitete sich ganz ohne mein Zutun ein breites Lächeln auf meinen Lippen aus. "In Ordnung. Dann nennen Sie mich aber bitte auch Gillian". Er erwiderte mein Lächeln, was seltsame Dinge mit meinem Magen anstellte und sagte: "Gute Nacht Gillian.
"Gute Nacht Nick"". Mit einem breiten Grinsen schloss ich die Tür hinter ihm und lehnte dann meine glühende Stirn gegen das kalte Glas. Verdammt, ich war wirklich am Arsch.

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