Das Feuer war wirklich keine Absicht.

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          Marteel stand auf der Treppe und inspizierte ihre Wunde mit einem Fernglas. Dem kleinsten Fernglas, das er auf dem Schiff hatte finden können, um genau zu sein.
„Kannst du einmal neben die Naht drücken? Nur um zu sehen, ob sich vielleicht Eiter gebildet hat?"

Ana tat wie geheißen. Schließlich war sie der Grund gewesen, warum Marteel überhaupt erst ein Fernglas hatte holen müssen. Es war ihr endlos peinlich, aber Adriel hatte die erste Untersuchung bereits nach zwanzig Sekunden abgebrochen, weil er Anas Reaktion nicht aushalten konnte oder wollte. Marteels kalte Finger auf ihrer Haut hatten sich zu sehr angefühlt wie... Nicht daran denken.

Frust über ihre eigene Unfähigkeit, hatten sie stumm gemacht. Also starrte Ana an die Decke, als wäre sie überhaupt nicht da, während Marteel ihr Anweisungen gab. Dabei mochte sie Adriels ersten Maat. Er war einige Jahre jünger als Adriel mit schwarzen, wilden Locken, die nie in seinem Zopf bleiben wollten. Auch jetzt lugten sie in alle Richtungen hinter dem goldenen Rand des Fernglases hervor und gaben ihm einen dunklen Heiligenschein.

Zugegeben, das Fernglas war unnötig. Ein Versuch von ihm, ihr entgegen zu kommen und einen genervten Nachtfuchs zu besänftigen, der nicht viel davon hielt, wenn Ana ihn nervös machte.

Mit einem metallischen Klicken schob Marteel das Fernglas wieder zusammen und zeigte sein Bartloses Gesicht.
„Du kannst wieder so tun, als wärst du hier. Ich bin fertig." Er zog seinen Mund in ein schiefes Grinsen und ließ sich auf eine der Stufen fallen, „Aber du solltest mal ein ernstes Wort mit Adriel wechseln. Wenn er so weiter macht, siehst du noch aus wie ein löchriger Käse." Sehr zufrieden mit sich selbst, streckte er die langen Beine aus, dass sie selbst von der vierten Stufe aus noch auf den Boden reichten.

Ana gab sich Mühe, nicht zu erleichtert auszusehen, als sie ihr Hemd wieder über ihren Bauch zog. Die Bemerkung mit dem löchrigen Käse ließ sie allerdings die Nase krausziehen. Hier waren diese Wunden vielleicht kein Problem. Aber wie würde sie Judy die Narben erklären? Es war eines von vielen Problemen, das sie in eine kleine Box mit dem Etikett „Probleme für Später" im hinteren Teil ihres Kopfes schob.

Sie hatte jetzt gerade genug Schwierigkeiten, die sie überwinden musste.
„Koch hat sich mit viel Hingabe dieser Naht gewidmet", erklärte sie dem ersten Maat und ließ sich genau wie er auf die Bettkante plumpsen.

Marteels Grinsen wurde noch breiter.
„Deine ist auch definitiv schöner als Adriels. Er hat so wenig stillgehalten, dass Koch ein Zickzack-Muster auf seinen Bauch genäht hat", er unterzog sie einer kurzen eingehenden Musterung, die Ana sofort wieder unangenehm wurde, ehe er schließlich sagte: „Du könntest auch neue Kleider gebrauchen. Sobald wir wieder in der Hauptstadt sind, zieh ich mit dir los."

Anas Lächeln schwankte. Sie würden erst in die Hauptstadt kommen, wenn sie Mika'il gefangen hatten. Und das musste sie irgendwie verhindern. Es war nicht nur die Rückkehr ihres Traumes an die gespaltene Stadt. Mika'il war ihr letzter Anhaltspunkt gewesen, wie sie zurück in ihre eigene Welt kam, bevor die Träume häufiger wurden.
Nein. Adriel hatte vielleicht Mane Bork verschont, aber sie wusste, dass er es mit dem Mörder seines Vaters nicht tun würde.
Entschlossen stopfte sie ihr Hemd wieder in den Bund ihres Rockes.
„Sobald Adriel Mika'il gefasst hat, wird er mich nach Cerriv bringen."

Marteel zog die Nase kraus.
„Cerriv ist kein Ort für Mädchen."

Ana lehnte sich ein kleines Stück nach vorne. Adriel oder seinen Onkel nach Cerriv zu fragen, war ergebnislos geblieben, aber Marteel schien den Ort ebenfalls zu kennen.
„Wie ist es denn dort?"

Ungemütlich stopfte Marteel seine Hände in die Hosentaschen.
„Ungemütlich ist alles, was ich dazu sagen möchte." Er warf Ana einen entschuldigenden Blick zu und sah dann über die Schulter nach oben. Die Luke über ihm war offen und durch den frischen Luftzug, der bis hier unten reichte, vermutete Ana, dass auch die obere Luke offen war. Wenn er ein bisschen in die Knie ging, konnte er bis an Deck sehen. „Du solltest mit nach oben kommen. Wir haben den Hafen bald erreicht und er wird dir gefallen."

Sein Zögern hatte Bände gesprochen. Etwas steif folgte Ana ihm. Was erwartete sie in Cerriv, dass Adriel den Ort für vollkommen sicher empfand, aber alle anderen schaudern ließ?

Auf dem Flur trafen sie Sir Ranwic, der Ana die Hand reichte, um mit ihr nach oben zu helfen.
„Du siehst gut aus", Sonnenlicht fing sich in seinen grauen Augen und erinnerten Ana an etwas, das sich ihr nicht ganz zeigen wollte, „Du hast deine Stichwunde sehr gut weggesteckt."

Anas Mundwinkel zuckten. „Das ist das merkwürdigste Kompliment, das ich jemals bekommen habe, danke."

Sir Ranwic neigte den Kopf in höflicher Zustimmung.
„Du würdest dich ausgezeichnet mit meiner Frau verstehen." Es sagte es mit so viel Bedauern, das Ana kurzzeitig von dem näherkommenden Hafen abgelenkt wurde. „Sie könnte dir die besten Stichwunden-Geschichten erzählen. Leider hauptsächlich von Männern, die sie selbst ermordet hat."

Ana blinzelte und ihre Finger fanden von alleine zu Cassys kleinem Otter zurück.
„Ihr vermisst sie, nicht wahr?" Es war nicht schwierig zu erkennen. Er stand vor ihr wie ein Spiegelbild. Ein Spiegelbild, das schon viel länger in die Leere blickte, die andere hinterlassen hatten.

„Jeden Tag", für einen Moment verloren seine Augen den Fokus und eine unendliche Trauer füllte ihn, „Ich weiß, wie es ist, eine Familie zu verlieren. Nicht tot, aber genauso unerreichbar. Wer würde dafür nicht Welten durchqueren?" Er blinzelte einmal und seine Geister verschwanden. „Du willst dir den Hafen ansehen?"

Ana nickte und ließ ihm den Vortritt. Teilweise, weil sie ihrem eigenen Heimweh nachhing, teilweise, weil sie ihm so leichter die Schlüssel stehlen konnte. Winterliches Sonnenlicht empfing so an Deck, sowie eine wuselnde Geschäftigkeit, die Ana noch in der Luke innehalten ließ.

Sie wusste, dass einige Männer auf dem Schiff beschäftigt waren. Aber die Male, die Adriel sie an Deck gelassen hatte, konnte sie an einer Hand abzählen und brauchte nicht einmal alle Finger.

Adriel hatte die Handballen auf einem Kartentisch abgestützt, die Ärmel seines offenen Seemantels hochgekrempelt. Seine braunen Haare flatterten im Wind, wie die Segel über ihm. Wie jedes Mal, wenn sie ihn in letzter Zeit sah, machte Anas Herz einen zusätzlichen Schlag. Als könne er magisch erahnen, dass sie etwas vor ihm geheim hielt. Dass er von ihren Träumen wusste.

Er sah nicht einmal auf, als erst sein Onkel und dann Ana auf das Deck kletterten.
„Du wirst an Bord bleiben", murmelte er in seine Studie versunken, sodass Ana fast nicht bemerkt hätte, dass er mit ihr sprach, „Ich will nicht, dass irgendeiner dieser Verbrecher auf die Idee kommt, dir einen Pfeil ins Herz zu jagen."

Ihr Puls beruhigte sich wieder.
Okay. Das war normales Verhalten von ihm. Unverdächtig. Keine Fragen nach merkwürdigen Träumen. Kein Gerede von diesem Cerriv, über das wiederum sonst niemand reden wollte.

Ana streckte ihr Gesicht der hochstehenden Sonne entgegen. Kühle Seeluft füllte ihre Lungen und ließ sie erleichtert aufatmen. Judy, Marcus und Cassy hatten ihr viel von ihren Strandurlauben berichtet, die sie vor Anas Ankunft unternommen hatten. Sie würde Cassy von diesem Urlaub ebenfalls erzählen. Bevor sie zu Bett ging.
„Du brauchst dir keine Sorgen machen", sagte sie mehr zum Himmel als zu ihm, „Helferinnen von Massenmördern haben kein Herz."

Sie wusste nicht, warum sie ihn ärgerte und Adriel antwortete nicht.
Stattdessen unterhielt er sich mit einem seiner Männer, während am Bug des Schiffs der Hafen größer wurde.

„Sie sagen der Usurpator plant einen riesigen Scheiterhaufen, groß wie Häuser zu errichten. Gäste werden geladen sein", raunte einer der vorbeigehenden Matrosen einem anderen zu.

Ana wurde kalt. In brüsken Schritten suchte sie sich ihren Weg zur Reling und hielt sich am Holz fest. Das war furchtbar. Bestialisch. Ein großer Teil von ihr wusste, dass Mika'il Schuld war, dass sie gerade ihren Abschluss verpasste. Dass sie entweder hier sterben oder in ihrer eigenen Welt eingesperrt werden würde. Aber Verbrennen-... sie konnte es nicht zulassen.

Über die Schulter warf sie Adriel einen flüchtigen Blick zu. Marteel hatte gesagt, dass Adriel diesen Festen den Rücken kehrte. Dass er keine Freude für Hinrichtungen empfand. Aber für ihn hing so viel mehr an Mika'ils Festnahme. Er würde es als Verrat sehen. An ihm. Und an seinem Onkel.

Ihr Herz wurde schwer, als sie sich dem Hafen zuwandte und stockte- unfähig bei dem Anblick ohne Reaktion weiterzuschlagen.

Es war ein Becken, weit in das Meer hinein gebaut, mit einer halbrunden Mauer, die durch ein Tor unterbrochen wurde, gerade breit genug für ein einziges Schiff. Darüber thronte, aus weißem Marmor geschlagen, eine gigantische weibliche Figur, die aus steinernen Wellen stieg. Sie hielt einen Anker umklammert, dessen Kette an der Seite des Tors herunterlief und im richtigen Wasser verschwand.

Sie war großartig. Ana kam in Bewegung. Den Kopf in den Nacken gelegt, lief sie an der Reling entlang zum Bug des Schiffes. Der Schatten des Tores zog über sie hinweg und stahl ihr für einen Herzschlag den Atem. Sie hatte noch nie etwas derartiges gesehen. Etwas, was alle anderen mit ihr bestaunen konnten.

Sie sah es in den Reaktionen der Matrosen, die ihre Köpfe in den Nacken legten und sich ausgelassen Sachen zuriefen, die unter Anas heftigem Puls begraben wurden.

Hinter dem Tor lag das Becken und mit dem Becken kam die Stadt und das Leben.

Häuser mit roten Schindeldächern spiegelten sich im Wasser, verstreut zwischen Wurzeln mit goldenen Adern und riesenhaften Statuen nicht unähnlich der Wächterin am Tor. Zwischen ihnen sah die Stadtmauer wie ein Spielzeug aus. Ana wusste nicht, wohin sie sehen sollte.

Hellgrünes Wasser füllte das Becken des Hafens. Schmale Maste schwankten im Wind und die Rufe unzähliger Möwen überlagerte die Rufe der arbeitenden Männer.

Ein klatschendes Geräusch lenkte Anas Aufmerksamkeit die Schiffseite hinunter, wo das Wasser das Holz traf. Merkwürdige kleine Wesen, nicht größer als ein Hund aber mit befremdlich humanoiden Gesichtern platschten durch das Wasser und klatschten an den Planken ab wie in einem Spiel.

Anas Muskeln verkrampften sich. Es war zu ähnlich ihrer Träume. Doch die Matrosen lachten noch immer, die Finger auf die Wesen oder die Statuen gerichtet. Sie erzählten sich Geschichten, die sie auf ihren Reisen irgendwann einmal gehört hatten.

Ana biss sich auf die Unterlippe und entspannte ihre Muskeln, ein befremdliches Glücksgefühl in ihrer Brust, das sie zurück zur Reling lockte.
Die Wesen waren übersäht von flaschengrünen Schuppen und durchsichtige Haut breitete sich zwischen ihren Fingern und Zehen aus. Ana lehnte sich noch weiter über das Geländer. Eines der Wesen entdeckte sie und spritzte mit der Hand Wasserschaum in Anas Richtung. Sein Grinsen zeigte mehrere Reihen von spitzen Zähnen, ehe es sich seinen Spielgefährten wieder zuwandte und unter Wasser verschwand.

Ana entwischte ein Lachen, das sie schnell mit beiden Händen auf ihrem Mund wieder einfangen wollte. Nie im Leben entsprang all das hier ihrem kranken Verstand. Sie hatte nicht genug Fantasie für die Glocken des hohen Kirchturms im Hintergrund und das Knarren der Schiffe. Die moosversetzten Steine der Häuser im Wasser und die flatternden Fahnen auf der Stadtmauer.

Einer der Soldaten brachte Adriel eine goldene Rüstung, deren Reflektion Ana im Sonnenlicht blendete. Widerwillig löste er sich von seiner Kartenstudie und ließ sich beim Anlegen helfen. Sein Blick streifte Ana und beide sahen weg.

Ana drehte sich wieder um, während mehrere Männer um sie herum eilten, um ihr Anlegen im Hafen vorzubereiten. Kommandos wurden durch die Luft gebellt und mischten sich unter die Rufe anderer Matrosen von anderen Schiffen. Jeder Hafen war ein Chaos. Eine gute Gelegenheit, um sich davonzustehlen. Und den Weltenwandler als Erster zu finden.

Adriel würde das verstehen. Richtig? Er war gewalttätig, aber selten grausam. Mika'ils Hinrichtung konnte nicht seine Idee gewesen sein.

Ein sehr unangenehmes Gefühl nestelte sich in Anas Magen ein, als sie der Aussicht den Rückenzukehrte. Er würde es nicht verstehen. Und alles andere war eine Lüge. Er tat es für seinen Onkel. Und wenn sie nach Hause wollte, würde sein Onkel für etwas Schlimmeres büßen, als er verbrochen hatte.

Sie wog das Gewicht der Schlüssel in der Tasche ihres Kleides wie einen Anker. Im Hintergrund fragte Sir Ranwic Soldaten, ob sie den Bund gesehen hätten, doch da er zuletzt jeden Tag danach suchte, winkten sie alle abgelenkt ab.

Er war immer nett zu ihr gewesen. Er würde wahrscheinlich wirklich verstehen, warum sie Mika'il retten musste. Aber das bedeutete nicht, dass es ihn nicht verletzten würde. Dass es furchtbare Konsequenzen für ihn trug.

Oder sollte sie einfach abhauen? Adriel würde zumindest vorübergehend mit Mika'il beschäftigt sein. Vielleicht blieb er lange genug abgelenkt, dass sie sich auf ein anderes Schiff stehlen konnte. Es war egal, welches. Es musste nur genug Abstand zwischen sie und ihn bringen. War sie erst einmal aus seiner Reichweite, würde sie sich nach den Seelenweberinnen umhören. Vielleicht würde Mika'il ihm ja entkommen.

„Ana, geh zurück unter Deck."

Ertappt fuhr Ana zu dem Prinzen herum. Er sah nicht glücklich aus. Es war generell schwer, seine Gefühle zu lesen, selbst mit Band, aber glücklich... Sie schüttelte den Gedanken ab und sah zu Sir Ranwic.

Der ältere Mann schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln.
„Du willst nicht wirklich dabei sein, wenn Adriel den Weltenwandler stellt."

Nein.

Sie spürte Adriels Blick auf ihrer Haut und setzte sich in Bewegung. Sie sah seinen misstrauischen Blick nicht, als sie an ihm vorbeilief, brav die Stiege hinunterstieg und den Gang durchquerte. Sie schloss sogar die Luke zu ihrem eigenen Zimmer hinter sich. Aber sie hörte, wie jemand den Riegel wieder vorschob.

Ihre Finger schlossen sich fester um den Schlüsselbund, als der Schatten über sie fiel. Sie hatte einen Plan. Sie würde sich selbst retten und zu Cassy zurückkehren.

Es dauerte mehr als eine Stunde, bis sie endlich im Hafen anlegten. Die Sonne stand bereits tief in das kleine Bullauge von Anas Raum, als sie die gleichmäßigen Schritte der Soldaten an Deck vernahm. Sie marschierten hin und her, untermalt von den Rufen der Matrosen und dem zunehmenden Geschrei der Möwen.

Aber irgendwann, als sie sich fast sicher war, dass es bald Nacht werden würde, wurde es endlich still.

Anas Finger zitterten, als sie vorsichtig den Schlüssel aus der Tasche ihres Rockes zog. Sein Klimpern schepperte laut in ihren Ohren, als sie ihn in das Schloss der Luke steckte. Es brauchte mehr Kraftaufwand als sie erwartet hätte, ihn umzudrehen. Aber schließlich, nachdem Ana beide Hände nahm und sich irgendwo einen Finger eingeklemmt hatte, gab er nach.

Der Gang lag vor ihr, vollkommen leer und erhellt durch die offenstehende Deckluke an seinem Ende. Ana hielt für jeden Schritt den Atem an.

Es war eine Wache an Deck, der sich über die Reling mit einer jungen Frau unterhielt. Außerdem wusste sie, dass der Schiffsjunge nicht einmal für Landgang sein Krähennest verließ. Und sollte sie zu viel Lärm machen, schlief natürlich die halbe Besatzung in den Hängematten unter Deck.

Sie schob ihren Kopf wenige Zentimeter durch die Luke und linste über das Laternenerleuchtete Deck. Sie konnte die Stadt bereits hören, mit ihrem spätabendlichen Lärm von schließenden Läden, betrunkenen Passanten und marschierenden Nachtwachen. Es war wie im Film. Und sie war James Bond.

Jane Bond.

Oder so. Konzentration!
Zuerst musste sie die Wache neben der Reling ablenken. Er würde sicherlich bemerken, wenn sie direkt neben ihm vom Deck spazierte.

Ihr Blick fiel auf ein aufgerolltes Tau und die Öllampe darüber. Oh, das war eine furchtbare Idee. Aber ihr fiel selbst nach zehn Minuten keine bessere ein.

Zugegeben, das meiste Öl landete auf ihrem Rock. Diese Öllampen waren verdammt schwer zu öffnen! Leise, leise, leise. Außerdem ging ihr die Lampe aus und sie musste eine Zweite holen, um die frisch in Öl getränkten Seile in Brand zu stecken. Bloß kein Laut.

Und sie war leise. Leiser, als sie es sich selbst zugetraut hätte. Aber trotzdem wunderte es sie, als der Matrose, hinter dessen Rücken all das stattfand, nichts bemerkte.

Das Feuer leckte nur sehr zögerlich am dichtgewobenen Tau. Zeit genug, dass sie sich hinter einem der Beiboote verstecken konnte. Anas Herz galoppierte. Der Matrose existierte doch, oder? In dieser Welt war es schwieriger zu unterscheiden und er war wirklich bemerkenswert stumpf.

Er unterhielt sich angeregt mit der jungen Frau, während hinter ihm das Feuer mit einem geräuschlosen Fauchen erwachte. Weit zu ihr herunter gelehnt, erwartete Ana trotzdem irgendwie, dass er die Hitze spüren würde.

Er nickte bedächtig zu allem, was sie sagte, während die Flammen hinter ihm in die Höhe schossen und gierig nach anderen Seilen griffen. Shit. SHIT.
Anas Finger zuckten. Sie hatte nicht das ganze Schiff abfackeln wollen. Sollte sie jemanden rufen? Warum bekam er nichts mit?

Der Soldat wechselte das Thema, als es sich über eine Spur ausgelaufenen Öls über das Deck Richtung Anas Versteck fraß.

Ana lehnte sich in ihrem Versteck zurück, als würde das irgendetwas bringen. Die Flammen waren blau und beinahe durchsichtig in der Nacht. Und sie kamen auf sie zu. Shit, shit, shit! Warum passierte James Bond sowas nie? Kurzfristig überlegt sie, ob sie ihr Ölgetränktes Kleid ausziehen sollte und nackt von Deck fliehen sollte. Es war nicht ihre Lieblingsidee, aber immer noch besser, als wie eine Kerze zu enden. Wenn doch endlich jemand das Feuer sehen würde.

Es war kein direktes Plopp Geräusch, aber es fühlte sich an, als verliere sie plötzlich Druck auf den Ohren. Als hätte jemand den Sound bei einer Stereoanlage aufgedreht.

Das Feuer brüllte förmlich. Und mit dem Lärm kam die leckende Hitze.

Über ihr schrie der Bootsjunge im Krähennest eine Warnung. Der Kopf des Matrosen schnappte herum, ein panisches Spiegelbild der Flammen in den Augen. Er wollte zur Schiffsglocke, wich jedoch genauso schnell wieder zurück, als er den Flammen zu nah kam.

Was war gerade passiert? Ana blieb genauso bewegungslos wie er. Holz knackte, Wasser zischte. Alles, was vorher lautlos gewesen war, flach wie ein Film, kam jetzt durch alle Sinneseindrücke zu ihr zurück.

Der wachhabende Matrose starrte die Flammen an, als hätten sie sich hinter ihm aus dem Nichts materialisiert. Dann brach die Hektik aus. Das Mädchen hatte ebenfalls die Flucht ergriffen und Ana fand ihren Weg in die Freiheit offen.

Er würde das Schiff doch retten können, oder? ODER? Deshalb hatte Judy gesagt, dass sie nicht verlässlich war alleine. Deshalb sollte sie Sachen nicht ohne Aufsicht machen.

Anas Kehle wurde eng. Wenn sie auch nur ein Leben auf dem Gewissen haben würde, würde sie sich das nie verzeihen können. Aber sie drehte um und rannte. 

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Happy Monday, Fruitloops. 
Heute einmal früh dran, weil ich tatsächlich Mal vor dem Wecker aufgewacht bin.

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