DREIZEHN

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D A N I E L

Wütend tippe ich auf meine Computertastatur ein, den Blick verschwommen und in mir eine solche Hilflosigkeit, dass es mir selbst Angst macht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Wie ich helfen kann.

Als ich das Sorgerecht für meine Geschwister übernommen habe, war mir klar, dass es nicht immer leicht sein wird, dass ich von da an all die schwierigen und komplizierten elterlichen Pflichten und Sorgen auf den Schultern habe. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass die Last so schwer sein würde. Ich habe das Gefühl meine Schultern sind auf Kniehöhe und nicht auch nur in Kopfnähe.

Bei meinem letzten Buchstabe von meiner E-Mail an Miss Dixon schlage ich fast die Plastiktaste kaputt, so stark schlage ich meinen Finger gegen die Tastatur. So, jetzt hat meine Assistentin alle nötigen Anweisungen für die nächsten Tage erhalten und kann sich im Büro austoben, während ich nicht da bin. Ich bezweifle zwar, dass sie Akten neu ordnen und ein Gartenfest zu organisieren für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass Ross hinter Gitter kommt, amüsant findet, aber das ist ihr Job und den hat sie nun einmal zu erledigen.

Nachdenklich hole ich die Festplatte aus meiner Schreibtischschublade, auf der alle Angestellten aufgelistet sind. Lebenslauf, Bewerbungsfoto und ein jährliches Protokoll der Vorgesetzten, wie sich der jeweilige so in der Firma macht und was die besonderen Fähigkeiten und Eigenheiten der Person sind.

Ich öffne das richtige Laufwerk und entscheide mich bei Knight Enterprises und Zuhause für die erste Option und suche nach der Personalakte von Riley Dixon und schaue einige Sekunden lang ihr Bild an. Ob ich ihr vertrauen kann? Der letzten Person, von der ich dachte, dass ich ihr absolut vertrauen kann, hat am Schluss meine Eltern getötet.

Doch Riley scheint nicht an Geld interessiert zu sein, zumindest geht sie dafür nicht über Leichen. Das denke ich zumindest, doch wissen tu ich es nicht. Dafür kenne ich sie zu wenig. Und das muss ich ändern. Ich muss wissen, ob ich ihr vertrauen kann, ob sie für mich arbeitet um sich ein normales Leben zu finanzieren oder ob sie andere Ziele - vielleicht sogar mit den Blackwoods - verfolgt. Das ist die Frage. Und die werde ich beantworten.

Mein Blick fällt auf die E-Mail, die ich schon seit Monaten immer wieder öffne und wieder schließe, nachdem ich sie mir dutzende Male durchgelesen habe ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Haileys psychologische Diagnose von ihrer ehemaligen Therapeutin. Den Mauszeiger über dem Betreff schwebend starre ich auf den Bildschirm.

Was kann ich nur machen um ihr zu helfen? Sie hat eine neue Therapeutin, mit der sich vorzugsweise besser versteht und der sie sich hoffentlich anvertrauen kann. Aber was kann ich sonst noch tun, außer für sie da zu sein und ihr großer Bruder zu sein? Ich will, dass sie wieder spricht, wieder so fröhlich und unbeschwert wird wie früher. Und vor allem will ich, dass sie wieder glücklich wird.

Als die rechte Tür der hohen, weißen Doppeltür langsam geöffnet wird und Hailey den Kopf hereinsteckt, schließe ich hastig alle Fenster und schalte den Computer aus. »Ich komme schon, hab nur noch ein bisschen gearbeitet.«, meine Stimme klingt ein klein Wenig zu beiläufig und ich verfluche mich selbst, als ich sehe, wie Hailey die Augen leicht zusammenkneift und die Augen zu meinem Schreibtisch wandern lässt.

»Ich schaue noch schnell bei Kyle und den Zwillingen vorbei, dann komm ich zu dir, ja?«, frage ich. Hailey nickt noch immer mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht, dreht sich dann aber um und geht aus dem Raum.

Auf meinem Weg von meinem Arbeitszimmer im Erdgeschoss in den ersten Stock, wo die sämtliche Schlafzimmer liegen, gehe ich durchs Wohnzimmer, wo sich Evan auf der Couch vor dem Fernseher fläzt und neben dem Fernseher auch sein Smartphone angeschaltet hat. Es schaut so aus, als würde er ein Spiel darauf spielen, denn er hält es quer.

»Hey, Großer, du kennst die Regeln. Entweder fernsehen oder Handy spielen, du musst dich entscheiden. Wobei...«, füge ich hinzu. »Es ist schon fast halb zehn und du weißt was das bedeutet.« Evan verdreht die Augen, steckt das Handy allerdings weg.

»Jaja, ab halb zehn keine elektrischen Medien mehr, damit ich gut schlafen kann, von wegen Strahlung und blaues Licht und so.«

»Ganz genau. Musst du für morgen noch was lernen?«, frage ich ihn im Türrahmen lehnend und den Fußball im Fernseher verfolgend.

»Naja« Ich sehe zu Evan, als ich das Zögern in seiner Stimme höre. »Ich weiß nicht, ob ich morgen überhaupt zur Schule gehen soll, ich wäre lieber im Gerichtssaal um Hails zu unterstützen. Und dich auch, natürlich.« Evan sieht mich bittend an.

Ich seufze tief. »Wenn du das alles nicht noch einmal hören willst, dann verstehen wir das, Evan. Ich weiß, dass der heutige Tag nicht leicht für dich war.« Evan wendet den Blick ab, vielleicht aus Stolz. »Ich schaff das schon, ich will bei Hailey sein.«

»In Ordnung.« Ich deute auf den Fernseher. »Sag mir dann wie es ausgegangen ist.« Evan grinst. »Geht klar, großer Bruder!« Ich halte inne und dreh mich noch einmal um. Ich muss um die U-förmige Couch herum, aber schließlich stehe ich vor Evan und schaue ihn ernst an. »Wir schaffen das morgen - zusammen! Und auch die Urteilsverkündung und alles andere, das noch auf uns zukommt. Wir haben vielleicht unsere Eltern verloren, aber wir haben immer noch uns. Und wir Knights halten zusammen, immer.«

Evan zwingt sich ein schiefes Grinsen auf die Lippen. Ich sehe den Schmerz in seinen Augen und dieselbe Last auf seinen Schultern, die auch ich trage. »Amen, Bruder!« Er steht auf und will mich nur kurz umarmen, aber ich lasse ihn nicht los, sondern lasse meine Arme auf seinem Rücken. »Hey!« Evan lacht. »Such dir jemand anderen zum kuscheln!« Er windet sich leicht in meinen Armen. »Ich meine ernst, was ich sage, Evan, wir schaffen das.«

»Das habe ich verstanden, du musst mir nicht weiter Vorträge halten.«, Evans Stimme ist amüsiert und locker, doch ich weiß, dass er das nur spielt. »Und du musst nicht immer den Starken und Coolen spielen, es ist in Ordnung mal loszulassen.« Evans Versuche sich aus meinem Klammergriff zu befreien ersterben. Einen Moment lang steht er ganz ruhig da. Dann seufzt er tief und legt mir wieder die Hände auf den Rücken.

Einige Sekunden lang stehen wir so da, dann, als Schritte auf der Treppe ertönen, weicht Evan zurück, »Manchmal sind wir ganz schön schwul, Dano!« murmelnd. Ich lache leise und wende mich zum Gehen.

Am Treppenabsatz kommt mir Kyle entgegen, ein leeres Glas in der Hand. Immerhin ist er schon im Schlafanzug und Zahnpasta hat er auch schon im Mundwinkel hängen. »Hey«, sage ich gedehnt. Ich lege die Hände auf seine Schultern und wirble ihn herum. »Wo willst du denn hin? Du solltest schon längt schlafen!«

Kyle hebt schuldbewusst das Glas in die Höhe. »Ich hole mir nur noch etwas Wasser, dann schlaf ich, versprochen.« »Also gut!« Ich drehe Kyle herum und schiebe ihn vor mir her in die Küche. Dabei kommen wir bei Evan vorbei, der nur nach weniger als einer Minute schon wieder an zwei Medien hängt.

Als wir eintreten steckt er das Handy zwar rasch weg, aber Kyle und ich haben es trotzdem gesehen. Kyle drückt mir das Glas in die Hand und läuft los, direkt auf Evan zu, der ihn überrascht auffängt. Dabei fällt er aber um, weswegen Kyle jetzt auf ihm liegt und so nicht recht ernst rüberkommt, als er streng den Zeigefinger hebt und damit beginnt Evan zu belehren.

Ich verdrehe die Augen und gehe kurz in die Küche. Als ich mit einem vollen Glas wieder zurückkomme, hat sich das Blatt gewendet. Anstatt den Neunmalklugen zu spielen windet sich Kyle unter Evans Kitzelattacken und kann beinahe nicht mehr atmen vor Lachen.

Seufzend stelle ich das Glas ab und mache mich daran Kyle zu retten. Ich hebe ihn hoch und nehme ihn Huckepack, damit er mir ja nicht mehr auskommt und endlich schlafen geht. Er kichert immer noch, obwohl Evan es sich schon längt wieder auf der Couch gemütlich gemacht hat. »Sag Gute Nacht.«

Kyle verzieht zwar den Mund, gehorcht aber und zwei Minuten später lasse ich ihn auf sein Bett plumpsen. Er lacht wieder und kuschelt sich unter die Decke. »Hast du für morgen alles hergerichtet? Ist die Schultasche gepackt?« Kyle nickt. »Ja, hab alles gleich nach den Hausaufgaben hergerichtet.«

»Braver Junge« Ich wuschle ihm durch sein schwarzes Haar. »Schlaf gut, Kiddo.« Auf Kyles Gesicht tritt ein schwaches Lächeln. »Du auch, Dano.« Ich erhebe mich von der Bettkante und ziehe dann die Bettdecke bis zu Kyles Kinn nach oben.

Ich bin schon an der Tür und habe das Licht gelöscht, als Kyles Stimme noch einmal ertönt:»Dano?« Oh, jetzt kommts. Kurz vor dem Einschlafen führt Kyle immer die tiefgründigsten Gespräche, das hat er schon immer getan.

»Ja?« Ich lege die Hand auf die Türklinke und spähe ins dunkle Zimmer. Die Bettdecke bewegt sich leicht und ich kann Kyles Kopf im schwachen Flurlicht sehen, aber mehr kann ich nicht erkennen.

»Heute in der Schule hat ein Junge gesagt, dass Mom und Dad...«, er stockt und spricht dann ganz leise und schnell weiter:»Dass sie etwas Schlimmes getan haben müssen, damit ein Angestellter so wütend wird und sie einfach tötet.« Mein Atem stockt und meine Hand umklammert den Türgriff. »Haben sie das? Haben sie etwas Böses getan? Waren sie böse?«

Ich zwinge mich meine Muskeln zu lockern und lasse den Türgriff los. Dann setze ich mich wieder an Kyles Seite und streiche ihm das Haar aus der Stirn. Wir müssen unbedingt mal wieder zum Friseur.

»Ich glaube das keine Sekunde lang, hörst du? Sie waren nicht böse und sie haben den Tod gewiss nicht verdient. Sie waren gute Menschen, und das weißt du auch. Du hast sie gekannt, Kyle. Sie haben uns geliebt, mehr als alles andere!« Ich habe eine Idee. »An was erinnerst du dich am liebsten, wenn du an sie denkst?«

Kyle runzelt die Stirn und überlegt fieberhaft. »An Weihnachten«, sagt er schließlich. »Mit Mom haben wir immer Plätzchen gebacken, sogar Evan, und dann ist immer Dad mit einem riesigen Christbaum nach Hause gekommen und wir haben ihn zusammen geschmückt. Ich durfte immer den Stern an der Spitze draufstecken.«, meint er stolz und das Lächeln in seinem Gesicht lässt nichts von seiner Frage gerade eben erahnen.

»Und genauso behältst du Mom und Dad in Erinnerung, ok? Sie waren nämlich nicht böse, ganz und gar nicht.« Kyle nickt bereitwillig. »Ok, Dano. Aber ist dann Mr Ross böse?« Ich blinzle um nicht in Gedanken abzudriften. Wie gerne würde ich jetzt ein klares Ja verlauten lassen. Und ein Und da ist er nicht der Einzige!. Aber was wäre ich dann für ein Bruder?

»Nein, ich glaube nicht, dass Mr Ross böse ist, er war immer aufrichtig nett zu uns, wenn er uns mal zur Schule gefahren hat oder in die Stadt. Aber vielleicht war er in bestimmten Punkten schwach, verstehst du, was ich meine? Womöglich konnte er gegen gewisse Dinge nicht ankämpfen.« Wie Geldgier zum Beispiel. Oder die Blackwoods.

»Aber ein Mann mit einer Pistole ist doch nicht schwach!«, es klingt mehr wie eine Frage. »Doch, manchmal ist er das. Es kommt nämlich nicht auf die Pistole an, sondern auf das Herz. Ein Mann mit einer Waffe, aber ohne Herz wird niemals so stark sein, wie ein Mann ohne Waffe und mit Herz.« Kyle starrt nachdenklich an die Zimmerdecke. »Aber wieso ist Papa dann gestorben?«

Ich seufze laut. »Manchmal stirbt auch der größte Held. Es ist spät, Kyle, schlaf jetzt.« Ich stehe auf und gehe zurück zur Tür. »Träum was Schönes.«, wünsche ich ihm noch, dann schließe ich die Tür so weit, wie er es mag. Eine Ellenbogenlänge soll sie noch offen stehen, damit er nicht ganz in Dunkelheit einschläft. »Du auch, Dano.«


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