Kapitel 2

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Shannon rannte als hinge ihr Leben davon ab. Möglicherweise ging es hier auch genau darum. Die Leute mit den schwarzen Augen hatten zwar nicht versucht, sie anzugreifen, doch kam ihr das Ganze trotzdem sehr unheimlich vor. Als sie endlich vor dem Wohnkomplex stand, in dem sich ihre kleine Mietwohnung befand, holte sie schnell ihre Schlüssel heraus, schloss auf und hechtete die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Sie hörte keine Schritte, die ihr folgten, doch wägte sie sich noch nicht in Sicherheit.

Erst als sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss und mit einem lauten Knall hinter sich wieder zufallen ließ, atmete Shannon erleichtert auf. Sie hatte es geschafft. Sie war in Sicherheit. Das hoffte sie zumindest. Sie verriegelte die Tür, warf noch einen Blick durch den Türspion, lief dann den Flur entlang und durch die braune Holztür zu ihrer Rechten, welche in ihr Wohnzimmer führte. Am liebsten würde sie sich gleich auf ihr billiges Sofa fallen lassen, so erschöpft war sie, doch stattdessen ging sie zu einem der drei großen Fenster und schaute nach draußen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte sich eine Gruppe von Menschen angesammelt. Selbst aus dieser Entfernung konnte Shannon ihre schwarzen ausdruckslosen Augen erkennen. Ihr wurde mit einem Mal speiübel. Sie waren ihr also doch gefolgt. Sie hatte sich offenbar zu früh gefreut. Sie war noch nicht außer Gefahr. Worin genau die Gefahr bestand, wusste sie nicht, doch das Ganze konnte nichts Gutes bedeuten, so viel stand fest.

"Verdammte Scheiße!", fluchte die Brünette und trat frustriert gegen ihren Wohnzimmertisch. Der stählerne Tisch war jedoch härter als sie erwartet hatte. "Aua!", rief sie, als der Schmerz ihren Fuß durchfuhr und hüpfte auf einem Bein durch die Wohnung. "Was für ein beschissener Tag", dachte sie sich. Dass dieser Mittwoch so verlaufen würde, hätte sie sich, als sie heute Morgen aufgestanden war, beim besten Willen nicht vorstellen können.

Shannon humpelte zurück zum Fenster und warf einen weiteren Blick nach draußen. Die Menschen mit den unheimlichen Augen schienen sich keinen Millimeter bewegt zu haben. Sie war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Einerseits war sie froh, weil das bedeutete, dass sie nicht auf dem Weg zu ihrer Wohnung waren, andererseits sah es ganz danach aus, als würden sie da draußen auf sie warten.

"Was mache ich jetzt?", fragte Shannon laut, auch wenn hier niemand war, der ihre Frage beantworten könnte. Der Klang ihrer Stimme schien ihre Katze aufgeweckt zu haben. Sie kam aus der Richtung des Schlafzimmers zu ihr ins Wohnzimmer getappt. "Amy, da bist du ja!", rief ihre Besitzerin und lächelte erfreut. "Hast du wieder in meinem Bett geschlafen?", wollte sie schmunzelnd wissen. Amy miaute und schaute sie mit großen unschuldigen Augen an.

Shannon nahm die graue British Kurzhaarkatze auf ihren Arm. Der Schmerz in ihrem Fuß wurde erträglicher und für einen kurzen Moment vergaß sie sogar die unheimlichen Menschen vor ihrer Wohnung. Amy war ihr Ruhepol. Ihr sanftes Schnurren schaffte es immer wieder, sie zu beruhigen. "Ist dein Tag heute besser verlaufen als meiner?", fragte sie. Augenblicklich überkamen sie die Erinnerungen an die Szene aus dem Café und ihr lief es eiskalt den Rücken herunter.

Kopfschüttelnd seufzte die junge Frau und ließ sich auf ihr abgenutztes grünes Sofa fallen. Amy miaute und kämpfte sich aus ihren Armen frei. "Ich beneide dich darum, dass du keine Ahnung hast, was hier vor sich geht", murmelte Shannon. Sie selbst verstand allerdings auch nicht wirklich, was das Ganze zu bedeuten hatte. Sie bildete sich das nicht ein, das wusste sie jetzt, doch eine Erklärung für diese Situation hatte sie nicht.

Shannon wurde mit einem Mal bewusst, dass sie sowohl ihren Mantel als auch ihren Schal und ihre Mütze in dem Café vergessen hatte. In ihrem Mantel befand sich noch ihr Handy. "Nein, nein, nein! Das darf doch nicht wahr sein!" Frustriert vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Amy schmiegte sich an ihr Bein und schien zu versuchen, sie zu trösten. "Wie viel kann denn an einem Tag noch schief gehen?", wollte sie wissen und streichelte sanft ihre Katze.

Ruhig schaute Amy sie aus ihren schönen bernsteinfarbenen Augen an. Ihr Blick ließ Shannon dahinschmelzen, doch sie riss sich zusammen. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Sie wollte nicht wieder zurück in das Café gehen, aus Angst, was sie dort vorfinden würde, doch brauchte sie ihr Handy unbedingt wieder. Diese Entscheidung verschob sie jedoch erst einmal auf später.

Die Brünette stand von ihrem Sofa auf und ging in die Küche, wo ihr Telefon auf der Theke der kleinen Küchenzeile lag. Sie wählte die Nummer ihrer besten Freundin. "Bitte geh ran, Jules", flehte sie stumm. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Sie wollte nicht gleich so negativ denken, doch befürchtete sie das Schlimmste. Möglicherweise war Jules doch vor ihr im Café gewesen und Jo und den anderen zum Opfer gefallen. Ihr gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Einer schlimmer als der andere.

Das Klingeln machte Shannon schier verrückt. Ungeduldig trommelte sie mit ihren Fingern auf der steinernen Arbeitsplatte herum. Der Anrufbeantworter ging an und die Stimme ihrer besten Freundin erklang: "Hi, hier ist Jules Wilson, ich bin zur Zeit leider nicht erreichbar, aber bitte hinterlasst mir doch eine Nachricht. Ich rufe zurück, sobald ich kann." Shannon schloss ihre Augen. Es war schön, den vertrauten Klang von Jules Stimme zu hören, selbst wenn es nur der Anrufbeantworter war, doch gleichzeitig überkam sie die Angst, dass sie vielleicht nie wieder die Gelegenheit hätte, mit ihr zu sprechen.

Sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie Jules eine Nachricht hinterließ. "Jules, hier ist Shannon. Wo bist du? Du bist nicht zu unserer Verabredung gekommen. Ich mache mir Sorgen! Bitte ruf mich zurück!" Aufgeregt beendete sie den Anruf und musste erst einmal tief durchatmen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Dieses seltsame Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, wollte sie einfach nicht loslassen. Sie musste unbedingt wissen, dass alles in Ordnung war.

In diesem Augenblick wünschte Shannon sich nichts sehnlicher als jemanden an ihrer Seite, der ihr sagte, dass es Jules gut ging und sie sich umsonst Sorgen machte. Sie wünschte, ihre Mutter wäre hier, doch sie befand sich im Moment im Krankenhaus. Von ihr hatte sie heute auch noch nichts gehört. Ihr kam ein weiterer schrecklicher Gedanke. Möglicherweise war ihrer Mutter ebenfalls etwas geschehen. Konnte es wirklich sein, dass ausgerechnet den zwei wichtigsten Menschen in ihrem Leben am selben Tag etwas zustieß? Das wäre ein ziemlich großer Zufall.

Mit zitternden Händen wählte Shannon die Nummer ihrer Mutter. Sie wartete auf das altbekannte Klingeln, doch es kam keines. Stattdessen meldete sich eine elektronische Stimme: "Dieser Teilnehmer ist zur Zeit leider nicht erreichbar." Sie umklammerte das Telefon so lange, bis ihre Fingerknöchel weiß wurden, dann legte sie auf. "Vielleicht hat sie ihr Handy aus und schläft gerade", versuchte sie sich selbst zu beruhigen, auch wenn es nicht wirklich funktionierte.

Nachdenklich schaute Shannon zu Amy, welche in die Küche getappt kam. Sie miaute und strich um ihre Beine herum. "Bist du hungrig?", fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte, doch Amys Miauen bestätigte ihre Vermutung. "Dann will ich dich mal nicht warten lassen." Während sie das Katzenfutter aus einer der Schubladen holte, versuchte sie ihre Angst um Jules und ihre Mutter abzulegen, doch war das leichter gesagt als getan. Zufrieden machte sich Amy über das Futter her und Shannon ging wieder zurück ins Wohnzimmer.

Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Die Leute, die vor wenigen Minuten noch auf der anderen Straßenseite gestanden und zu ihr aufgesehen hatten, waren nun verschwunden. Es war fast so, als wäre nie etwas gewesen und als wäre das alles nur in ihrem Kopf passiert, doch Shannon war sich sicher, dass sie sich das nicht nur eingebildet hatte, dafür hatte es sich viel zu echt angefühlt. "Okay", sagte sie zu sich selbst und atmete tief durch. "Ich gehe jetzt da raus und mir wird nichts passieren." Sie versuchte, sich selbst Mut zu machen, doch das Zittern in ihrer Stimme verriet sie. Sie hatte Angst davor, was sie gleich erwarten würde.

Shannon wollte da nicht noch einmal rausgehen, doch sie musste zum Krankenhaus und sich vergewissern, dass bei ihrer Mutter alles in Ordnung war. Danach wollte sie noch bei Jules vorbeischauen. Sie hoffte, dass sie sie zu Hause antreffen würde und es ihr gut ging. Sie würde jedoch eine gute Erklärung dafür, dass sie nicht gekommen war, parat haben müssen. Eigentlich sollte sie auch noch zurück zum Café gehen und ihren Mantel mit ihrem Handy darin holen, doch das traute sie sich nicht. Nicht alleine jedenfalls. "Jetzt reiß dich zusammen und sei kein Angsthase!", fuhr sie sich selbst an.

Die Zurechtweisung war zwar nicht so wirksam wie die, die sie früher immer von ihrer Mutter bekommen hatte, doch es reichte aus, um sie vom Fenster wegzubekommen und dazu zu bringen, in den Flur zu gehen. Satt die Wohnungstür zu öffnen und rauszugehen, blieb sie jedoch vor ihrer Garderobe stehen und suchte sich eine graue Jacke, einen schwarzen Schal sowie eine schwarze Mütze heraus. Sie zog die Kapuze ihrer Jacke über die Mütze und so tief herunter, dass man ihr rundes Gesicht nur noch schwer sehen konnte. Sie hatte die Hoffnung, dass die unheimlichen Menschen sie so nicht erkennen würden.

"Auf geht's", murmelte die junge Frau leise und öffnete ihre Wohnungstür. Mit einem kurzen Blick nach oben und unten vergewisserte sie sich, dass niemand sonst im Treppenhaus war. Als sie sich sicher war, dass sie alleine war, stieg sie langsam die Treppe hinab. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, in der Hoffnung, dass die hölzerne Treppe nicht knarzte und sie, ohne einen großen Lärm zu machen, unten ankam. Sie wusste nicht, weswegen sie so herumschlich, die Leute, die hier im Haus wohnten, waren alle nett, doch hatte sie das Gefühl, dass es besser wäre, wenn sie leise war.

Endlich unten angekommen, blieb Shannon einen Moment stehen, um sich zu sammeln. Sie brauchte einen Plan, bevor sie da raus ging. Als sie aus ihrem Fenster gesehen hatte, waren die unheimlichen Menschen mit den schwarzen Augen zwar verschwunden gewesen, doch konnte sie sich nicht sicher sein, dass das immer noch so war. Möglicherweise waren sie wieder da. Für diesen Fall musste sie vorbereitet sein, doch wie sollte man sich auf so etwas vorbereiten? Sie wusste ja noch nicht einmal, ob sie tatsächlich gefährlich waren. Im Café hatte sie schließlich keiner angerührt.

Suchend schaute Shannon sich um. Hier musste doch irgendetwas herumstehen, mit dem sie sich im Notfall verteidigen könnte. Ihr Blick fiel auf ein Fahrrad, das einem ihrer Nachbarn gehörte. Es war viel zu schwer, um damit jemanden zu schlagen, doch dafür brachte es sie auf eine andere Idee. Mit dem Fahrrad wäre sie viel schneller beim Krankenhaus als zu Fuß und könnte notfalls den unheimlichen Menschen einfach davonradeln. Das Fahrrad war nicht angekettet, da hier jeder jedem vertraute und nicht davon ausging, dass seine Sachen geklaut werden könnten.

Shannon fühlte sich schlecht dabei, als sie das Fahrrad vor sich her zur Haustür schob. Sie redete sich jedoch ein, dass es kein Diebstahl war, da sie schließlich vorhatte, es später wieder zurückzubringen. Wüsste ihr Nachbar, was ihr heute passiert war, würde er es sicher verstehen und ihr sein Rad freiwillig leihen, doch die Zeit, ihn um Erlaubnis zu fragen, hatte sie nicht. Sie musste los und nach ihrer Mutter sehen. Einen Moment zögerte die junge Frau, doch dann öffnete sie die Tür, unsicher was sie dahinter erwarten würde.

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