Das erste Lebenszeichen

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Ich hatte bis zum Ladenschluss auf einem gegenüberliegenden Parkplatz im Auto gesessen und den Eingang des Supermarktes im Auge behalten, doch von Ben war keine Spur zu sehen. Ich hatte kurz Owen angerufen, um zu fragen, ob zu Hause mit den Kindern alles in Ordnung war und mich dann mit vor der Brust verschränkten Armen in den Fahrersitz zurück gelehnt, um darauf zu warten, dass der Laden in knapp 7 Stunden wieder öffnete. Was hatte ich auch für eine andere Wahl?

Ich musste scheinbar eingedöst sein, doch als mein Handy piepste, war ich plötzlich hellwach. Ich atmete stoßweise, fast wie in Panik, als ich eine Nachricht darauf erblickte, dass Penny wieder erreichbar war und rief sie sofort an.

Ihre Stimme zu hören war so wundervoll. Sie war noch am Leben und es trieb mir die Tränen vor Freude in die Augen. Ich hoffte sehr, dass Penny ebenfalls aus diesem Grunde weinte, denn dass sie es tat, hatte ich auch nur all zu deutlich gehört. Es war genug gewesen, um mich daran zu erinnern, dass ich ruhig bleiben musste, um ihr die Angst zu nehmen. Sie war in Gefahr und sie musste alle Sinne klar und beieinander halten, um diese Situation meistern zu können.

Es war so unendlich schwer gewesen, aufzulegen, mit dem Wissen, dass das Handy die letzte Verbindung zu ihr war, die wir noch hatten. Doch es so lange wie möglich am Leben zu erhalten, würde uns ihr näher bringen, als noch 10 oder 20 Minuten mit ihr zu reden.

Ich schnappte mir meinen Atlas, riss die Doppelseite der Stadt Newtown heraus und steckte sie mir in die hintere Hosentasche, packte einen Stift und die kleine Taschenlampe aus dem Handschuhfach dazu und verließ das Auto, während ich bereits Malcolm anrief.

"Malcolm?" Ich bekam lediglich ein Brummen zur Antwort und hoffte mal, dass er aufnahmefähig war, jetzt wo ich ihn geweckt hatte."Ich habe grade mit Penny gesprochen."

"Wo ist sie?" Jetzt war er definitiv aufnahmefähig."Sie ist im Keller eines Hauses, verwilderter Garten, ein vermutlich weißer oder hellgrauer Gartenzaun und davor eine typische Newtowner Straßenlaterne. Mal, du musst ihr Handy orten. Sie hat nicht mehr viel Akku. Es könnte jederzeit ausgehen."

"Sam, ich kann nicht mal eben in ein paar Minuten ein Handy orten. Das dauert ein wenig."

"Deshalb solltest du ja auch sofort damit anfangen", schnappte ich ihn an, atmete aber sofort einmal tief durch."Tut mir leid", sagte ich dann leiser auf meinem Weg durch die erste Straße - immer rechts und links die Häuser und deren Gärten inspizierend. Ich hörte, dass er scheinbar aufstand und sich fertig machte, denn es raschelte verdächtig hektisch im Hintergrund.

"Schon okay. Jeder hat grade Verständnis für deine Lage. Ich kümmere mich sofort darum und gebe den Kollegen in Newtown Bescheid, dass sie die Gebäude ermitteln, auf die die Beschreibung passen könnte."

"Ich bin schon dabei." Ich hörte, wie es ruhig bei Malcolm wurde, als er offensichtlich verharrte.

"Bist du immer noch in Newtown, Sam?"

"Jep." Ich blieb stehen, weil ich ein Haus erblickt hatte, auf das die Beschreibung passte und ging hinüber.

"Wann wolltest du bitte mal schlafen?"

"Ich kann nicht schlafen, so lange diese Bestie in Menschengestalt meine Frau gefangen hält und vielleicht verge..." Ich konnte es nicht aussprechen, ich wollte besonders nicht einmal daran denken.

"Sam, du kannst nicht einfach von Haus zu Haus gehen und dort an die Türen klopfen."

"Ich nehme ja nur die Häuser, auf die die Beschreibung passt." Ich sprach leiser, um aus dem Haus keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, während ich darum herum schlich und in die Kellerfenster leuchtete.

"Und was erzählst du denen? Dass du deine entführte Frau bei Ihnen suchst?"

"Natürlich nicht. Ich schaue in die Kellerfenster, bevor ich klingel und dann mache ich ihnen eine kostenlose Feuermelderprüfung schmackhaft. Zum Glück hab ich mein Dienstshirt an. Das wird mir ungemein helfen." Spontane Ideen waren meistens die Besten und diese Idee fand ich gar nicht so schlecht, als sie mir so selbstverständlich über die Lippen kam.

"Das kann ich mir vorstellen, morgens um 4 Uhr."

"Du wärst überrascht, in wie vielen Häusern da bereits Licht brennt. Aber bisher musste ich noch nicht klingeln. Der Keller war gut einsehbar." Ich ging zurück auf die Straße, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass alle Kellerräume leer gewesen waren - oder zumindest Mal war niemand darin gefangen.

"Sam, das ist strafbar!"

"Mal, das ist mir egal! So lange Leib und Leben meiner Frau in einem dieser Häuser in Gefahr ist, werde ich so lange suchen, bis ich sie gefunden habe und dann pfeife ich auch auf ein paar Anzeigen wegen unbefugten Betretens oder dergleichen." Malcolm atmete hörbar tief durch.

"Lass dich nicht von meinen Kollegen erwischen, Sam. Sie werden dich sofort in eine Zelle stecken. Ich gebe ihnen Bescheid, dass sie ebenfalls die Suche aufnehmen und kümmere mich jetzt um das Handy. Es ist wirklich an, die Ortung läuft bereits. Ich melde mich und du mach ja keinen Blödsinn!"

"Danke Malcolm."

"Nicht der Rede Wert für euch, Sam." Ich hörte, wie er auflegte und steckte mein eigenes Handy in die Tasche, als ich am zweiten Haus ankam und auch dort in die untersten Fenster leuchtete.

5 Straßen und 6 Häuser mit heruntergekommenen Gärten weiter, brauchte ich bereits keine Taschenlampe mehr, weil zwischenzeitlich die Sonne aufgegangen war, als mein Handy erneut klingelte.

"Malcolm, habt ihr sie?"

"Leider nein, Sam. Ihr Handy ist wieder aus. Der Akku scheint den Geist aufgegeben zu haben. Es hätte nicht mehr viel gefehlt, höchstens noch eine halbe Stunde."

"Was sollen wir jetzt tun, Mal? Penny verlässt sich auf uns."

"Ich weiß. Ich habe einen Freund bei Scotland Yard. Ich habe ihn bereits angerufen. Er will sehen was er tun kann um zu lokalisieren über welche Funkantennen der Anruf weitergeleitet wurde. Dadurch könnten wir das Suchgebiet drastisch einschränken."

"Und ich bleibe weiter dran und suche hier nach ihr."

"Was ist mit Schnuffi? Können wir ihn nicht an der Stelle die Spur aufnehmen lassen, wo Penny entführt wurde?"

"Es würde nichts nutzen. Ben hat sicher ein Auto, in dem er Penny weggeschafft hat. Dadurch sind keine Spuren da, die Schnuffi verfolgen kann. Wenn er ihre Witterung aufnehmen könnte, würde er es mir zeigen, wo wir hin müssen, aber ich muss erst das richtige Haus finden oder die Stelle, wo er Penny aus dem Auto geschafft hat. Aber um so länger es dauert, bis wir diese Stelle finden, um so schwächer wird die Spur. Außerdem ist er daheim. Er erholt sich noch."

"Die Kollegen sind ebenfalls unterwegs und klingeln an den Häusern, um auch die männlichen Bewohner in Augenschein nehmen zu können. Jetzt wo wir einen Hinweis haben, werden wir sie schnell finden."

"Ich hoffe es sehr Mal. Newtown hat gefühlt hunderte Straßen."

"Wir finden sie, Sam. Geh nach Hause und schlaf etwas. Hast du eigentlich mal etwas gegessen?"

"Ich hole mir hier was, wenn ich an einem Laden vorbei komme. Ich gehe jetzt erst einmal zum Supermarkt zurück und lege mich dort noch in den ruhigen Morgenstunden auf die Lauer. Bis später, Mal."

"Übertreib es nicht, Sam. Bis später."

Übertreiben? Wie konnte ich etwas übertreiben, wenn alles was ich tat einfach noch zu wenig war. Nichts davon hatte uns bisher näher an Penny heran gebracht. Wieder war ich dazu verdammt ruhig auszuharren und mich auf andere zu verlassen. Ich hoffte nur, dass Penny noch durch hielt, ihm noch ein wenig länger Stand halten konnte.

Fortsetzung folgt...

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