Ein letzter Strohhalm

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"Darf ich rein kommen?" Das war Mal's Stimme und ich rannte zur Tür, um sie ein wenig mehr zu öffnen und ihn mit einem Blick an Owen vorbei hinein zu bitten.

"Hast du schon was Neues?", fragte ich ihn ungeduldig. Sein Besuch musste doch einen guten Grund haben, oder? Er schaute Liam mit einem fragenden Blick an und ich wusste, was er meinte. Auch wenn Liam kaum ein Wort von dem verstehen würde, was wir besprachen, würde es besser sein, wenn er nicht dabei war.

Ich hätte niemals gedacht, dass Kinder so sensibel waren, doch Liam und sogar Mairi waren den ganzen Tag bereits wie umgekrempelt. Sie waren weinerlich und fast schon lethargisch, als wüssten sie, was los war und trauerten genau so, wie ich es tat, um den Verlust ihrer Mutter. Liam hatte unzählige Male nach Penny gefragt und jedes Mal hatte ich ihm gesagt, dass sie noch auf der Arbeit war und bald kommen würde. Ich hasste es zu lügen, aber Kinder hatten nicht wirklich ein Zeitgefühl und die Wahrheit würden sie weder verstehen noch wäre sie gut für sie.

Ich übergab Eira Liam, als sie mir entgegen kam, um ihn mir abzunehmen und ging mit ihm ins Wohnzimmer, wo Mairi auf einer Decke lag. Während ich Malcolm und Owen bedeutete, mir in die Küche zu folgen, hörte ich, wie sie leise ein sanftes Lied sang, dass auch Penny öfter den Kindern vorsang und mir traten die Tränen in die Augen. In der Küche angekommen atmete ich einmal tief durch, um meine Fassung wieder zu erlangen und wandte mich Malcolm zu, der grade Schnuffi streichelte.

Der Dalmatiner lag schon den ganzen Tag auf seinem Kissen in der Ecke und streckte den Hinterlauf ab, an dem er eine ordentliche Prellung aufwies. Laut Lizzie war es nichts schlimmes und würde schnell wieder abheilen, aber sie führte dies auf einen kräftigen Tritt eines Menschen zurück. Ich wollte nicht einmal daran denken, dass Ben das wirklich getan hatte und vielleicht Penny ebenfalls antat.

"Also?", fragte ich ihn nur.

"Es gibt nichts, außer Penny's Hinweis. Es ist, als wäre Ben spurlos verschwunden. Er hat keine Wohnadresse und wir haben sämtliche seiner alten Adressen überprüft und durchsucht, einschließlich dem Haus seiner Eltern. Wir haben die Vereine, in denen er tätig war aufgesucht und die Newtowner sind derzeit dabei, die Mitglieder zu befragen. Die Vereinsheime waren ebenfalls leer. Seine Freunde waren genau so ein Schuss in den Ofen. Niemand hat ihn gesehen oder etwas von ihm gehört", erläuterte Malcolm uns, während wir uns an den Tisch setzten.

"Es muss doch irgendwas geben", begehrte Owen nun auf."Er braucht einen Job. Ich meine, wo von will er leben?"

"Er hat ein paar Tage nach seiner Entlassung seine Sparkonten leer geräumt. Er verfügt somit über ein Barvermögen von rund 23Tausend Pfund. Das reicht, um sich ein paar Monate über Wasser zu halten, vielleicht sogar ein Jahr, wenn sein Lebenswandel nicht allzu anspruchsvoll ist."

"Ein Jahr?! Ich werde sicher kein Jahr warten, bis er wieder auf der Bildfläche erscheinen muss, um zu arbeiten", begehrte ich fassungslos auf.

"Beruhige dich Sam. Wir zeigen sein Bild in der ganzen Stadt herum, haben Steckbriefe im ganzen Bezirk verteilt und die Polizei im ganzen Land informiert, falls er Penny außer Landes schaffen will. Keine zwei Stunden nachdem er sie entführt hatte, waren die Grenzpolizisten, die Marine und Hafenwachen und sämtliche Flughafenpolizisten bereits informiert. Er kann sich also unmöglich absetzen, mit oder ohne sie."

"Es ist nicht genug, Malcolm. Wir müssen sie finden. Es ist bereits Abend. Wer weiß, was er ihr schon angetan hat und noch wird. Jede Stunde, die sie in seiner Gewalt ist, schadet ihr. Was wenn er sich an ihr vergeht? Was wenn er sie umbringen will? Sie leidet Malcolm, ich weiß es. Wir müssen sie finden", wandte ich verzweifelt ein und meine Stimme brach, als mir erneut die Tränen kamen. Zum ersten Mal, seit ich heute Morgen auf der Landstraße geweint hatte, unterdrückte ich sie nicht, sondern setzte mich und barg das Gesicht in meinen Händen. Owen und Malcolm wussten, dass ich weinte, dennoch mussten sie mir nicht unbedingt dabei zusehen. Ich war wütend auf Ben, aber noch mehr auf meine Hilflosigkeit. Ich ertrug es nicht, abzuwarten und auf die Hilfe von Malcolm und seinen Kollegen angewiesen zu sein, aber noch weniger, dass ich selbst nichts tun konnte oder auch nur wusste, wo ich anfangen sollte zu suchen.

Penny's Eltern waren heute morgen schockiert gewesen und genau so zu Tode verängstigt um das Wohlergehen ihrer Tochter, wie ich es war, dennoch schafften sie es ein wenig besser, sich im Griff zu behalten, als ich. Auch, wenn die Mini-Töle sich als einziger der allgemeinen trüben Stimmung nicht anpasste und weiter egoistisch seinen Trott lebte, blendete ich ihn besser aus, denn je. Er war so unwichtig geworden, egal was er tat.

Owen und Eira waren mir eine große Stütze. Jedes Mal, wenn mir die Nerven durchzugehen drohten und ich kurz davor war, vor den Kindern in Tränen auszubrechen, nahmen sie sie mir ab oder lotsten mich schnell aus der Situation, gegebenenfalls aus der Gegenwart der Kinder heraus. Ich war dankbar dafür, auch wenn es nicht ausreichte, um den Kindern eine heile Welt zu vermitteln. Sie vermissten ihre Mutter und dass sie entgegen der Gewohnheit noch nicht wieder da war, stimmte sie unzufrieden. Sie wussten, dass etwas nicht stimmte und taten ihren Unmut auf ihre eigene Weise kund.

Steele hingegen hatte mir bis auf weiteres frei gegeben, um zu tun, was immer ich für nötig hielt - mich an der Suche zu beteiligen, mich zu verkriechen und zu trauern oder in irgendeiner Weise abzulenken. Ablenkung wäre sicher gut gewesen, aber ich dankte Steele sehr dafür, dass er es mir abgenommen hatte, um freie Tage betteln zu müssen. Mich aber arbeiten zu lassen, wäre schlichtweg fahrlässig gewesen, weil ich genau wusste, dass meine Gedanken sich zu sehr um Penny und all das drehten, was sie vielleicht...vermutlich in der Zwischenzeit durchmachen musste, um meinen Job gefahrlos und gewissenhaft für alle ausüben zu können.

Ich war bereits heute mit Tom drei Stunden über ganz Pontypandy und Newtown geflogen, um vielleicht irgendeinen Hinweis zu finden, etwas aus der Luft zu erhaschen, was mir verdächtig vorkommen könnte. Vielleicht hatte Penny auf dem Weg in ihr Versteck noch irgendetwas fallen lassen oder sie hielten sich im Freien auf. Dass wir keine Leuchtreklame finden würden, die uns auf Ben's Versteck hinweisen würde, war mir bewusst, aber die Hoffnung starb ja zuletzt, oder?!

"Wir können heute Nacht nichts mehr tun, Sam. Die Kollegen in Newtown sind in ständiger Einsatzbereitschaft und auf Streife. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Nachts umherschleicht, statt zu schlafen, ist verschwindend gering, aber..."

"Es gibt kein aber Malcolm. Es gibt absolut keine Spur von ihm oder Penny und wenn sie uns nicht diesen Hinweis hinterlassen hätte, wüssten wir nicht einmal, wer sie hat. So lange Ben keinen Fehler macht, sind wir dazu verdammt darauf zu warten, dass etwas passiert, irgendetwas. Wir bräuchten verdammt viel Glück und das haben wir nicht", wandte Owen nun resigniert, aber auch genervt ein und ich ließ mutlos Arme und meinen Kopf auf die Tischplatte vor mir sinken. Er hatte ja Recht.

"Dann hoffen wir, dass Penny es hat. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben."

"Das ist das Letzte, was ich tun werde", knurrte ich nun und stand auf, um einer Idee zu folgen, die mir grade in den Kopf schoss. Ich schnappte mir meine Schlüssel und eine Jacke und öffnete die Haustür, als mich Malcolm am Arm packte und zurück hielt.

"Was hast du vor, Sam?"

"In Newtown Wache schieben."

"Wo?"

"Ben hat mir einmal erzählt, dass es in dem Supermarkt dort ein Soufflee gibt, für das er sterben könnte. Der hat bis 23:00 Uhr geöffnet und ich werde mich dort auf die Lauer legen und ihm folgen, wenn er auftaucht. Ich melde mich."

"Sam, er saß 4 Jahre im Knast, da könnte er seine Gewohnheiten geändert haben; und wer sagt, dass er ausgerechnet heute Abend dort erscheint? Willst du dich jetzt tagelang dort auf die Lauer legen?"

"Er war offensichtlich von Anfang an darauf aus, nicht gefunden werden zu wollen, sonst hätte er eine Adresse oder sich nicht mit Geld eingedeckt. Jetzt, wo er Penny hat, wird er noch vorsichtiger sein und Besorgungen dann erledigen, wenn es am ruhigsten in den Geschäften ist, ergo Morgens früh oder Abends spät. Er kann sein Geld nicht essen, also wird er irgendwann einkaufen müssen und dann werde ich dort sein."

"Das klingt logisch", sprang Owen mir nun zu Hilfe und Malcolm ließ meinen Arm widerwillig los.

"Und es ist die einzige Spur, die ihr derzeit habt, oder nicht?" wandte Eira nun ein, die in der Tür zum Wohnzimmer stand und uns besorgt zusah."Bring uns unsere Tochter wieder, Sam", flüsterte sie dann mit tränenerstickter Stimme und ich nickte nur. Sie glaubte so fest an mich, dass ich es schaffen konnte. Ich hatte bisher so vieles geschafft, selbst scheinbar unmögliches, aber konnte ich der Hoffnung und dem Vertrauen, dass jetzt andere in mich setzten dieses Mal gerecht werden?

Es war ein Strohhalm, aber ich würde mich an ihn klammern, bis er brach.

Ich trat hinaus und schloss die Tür hinter mir, entschlossen erst aufzugeben, wenn ich Ben gefunden und zur Rechenschaft gezogen hatte, für all das, was er meiner Frau grade antat und noch antun würde.

Fortsetzung folgt...

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