Schnipp Schnapp

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Schnipp schnapp.

Das erste Geräusch, welches ich klar als solches identifizieren konnte, war das Auf- und Zuschnappen einer Schere. Anlass genug für mich, träge aus meiner Bewusstlosigkeit zu erwachen und die klebrigen Augenlider aufzuschlagen. Nur um mich darin bestätigt zu finden, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wo ich mich befand. Schwärze. Nichts als bodenlose Dunkelheit lag vor mir.

Es brauchte seine Zeit bis diese Informationen meinen Verstand erreichten. Langsam, fast schon zu gemächlich, kroch ein Gefühl von Unbehagen in mir hoch und ersetzte die Taubheit in den Gliedern. Das Unbehagen verweilte jedoch nicht lange und machte bald Platz für einen stechenden Schmerz.
Mein Körper wurde von einer zur anderen Sekunden gepeinigt von tausend Nadelstichen und ließ sich keinen Zentimeter bewegen.

Die Realität traf mich wie ein Schlag, der den letzten Rest Müdigkeit aus meinem Hirn trieb. Auf Anhieb nahm ich mehrere Dinge gleichzeitig wahr:
Die eisige Finsternis eines undefinierten Raumes, die mit Silber legierten Eisenriemen, welche sich scharf in meine Handgelenke einbrannten und äußerst unsanft an die Wand hinter mich pinnten sowie einen schwerlich süßen Blutgeruch in der Luft und nicht zu vergessen... Schnipp schnapp.

Die Schere...?

Obwohl mein Gedächtnis mich bezüglich der näheren Umstände, wie ich an diesen dubiosen Ort und in diese, mehr als beunruhigende, Situation geraten konnte, im Stich ließ, gelang es mir alle Sorgen und Schmerzen in meinem Kopf für einige Sekunden auszublenden. Meine sieben Sinne konzentrierten sich nun auf jenes Geräusch, das mir so vertraut vorkam - das ich bereits einmal in meinem Leben vernommen haben musste. Wann und Wo das gewesen sein sollte, wollte mein Gedächtnis jedoch nicht preis geben. Da war nicht mehr, als ein unentknotbares Gewirr aus zerschlissenen und vernebelten Bildern innerhalb meines Schädels und ein eindringliches Pochen, das ich zu ignorieren gesuchte.

Mir war als müsste der Ursprung des Schnappens direkt vor mir liegen und tatsächlich regte sich etwas in den Schatten. Erst jetzt konnte ich ihn erkennen. Eine zweite Präsenz, dessen Herzschlag und Atem nicht ganz dem Takt des Schnipp Schnapps folgten. Bald schon hob sich eine grobe massige Silhouette vom monotonen Schwarz ab. Sie lauerte dort wie ein Jäger, bloß wenige Meter vor mir. Noch verdeckt durch einen dunklen Nebel, welcher sich allmählich klärte und immer mehr von seinem Äußeren freigab. Er saß auf einem unscheinbaren Hocker, in seiner Hand eine massive Heckenschere haltend, welche er immer wieder auf- und zuklappen ließ.

Schnipp schnapp.

Nicht verwunderlich, dass ich ihn so spät bemerkt hatte, denn er trug, passend zum Raum, schlichte dunkle Kleidung, die sich, vor allem im Bereich des massigen Oberkörpers, eng an seine Haut schmiegte. Das vorfreudige Glitzern in seinen Augen, so klein diese auch wirkten, konnte ich selbst von meinem Premiumplatz an der Wand erkennen. Bei dem Anblick stellten sich meine Nackenhaare auf. Ein Raubtier, das im Dickicht der Schatten seiner Beute auflauerte. Reflexartig fletschte ich meine Reißzähne und gab ein kehliges Knurren von mir. Idiotischer Fehler, denn nun wusste er mit Bestimmtheit, dass ich wach war und die Aufmerksamkeit eines Jägers auf der Jagd zu erregen, während man selbst wie auf dem Silbertablett serviert mit Eisenriemen an eine Wand gefesselt war, erschien nun wirklich nicht die beste Idee.

Ein schmales Lächeln blitzte auf dem Gesicht meines Gegenübers auf und ich konnte erkennen wie er sich aufrichtete, um langsam auf mich zuzuschreiten. Eine große männliche Statur, mit kahlem weißen Schädel. Die tiefen ledrigen Falten seines Gesichts fingen dichte Schatten und ließen seine Mimik noch unebener und rauer wirken - gleich einem Totenschädel. Trotz der eindeutigen Schwere seiner Schritte, vernahm ich nicht den geringsten Laut, als würde er auf etwas Weichem laufen. Eine schroffe Stimme durchschnitt die bizarre Stille.
,,Weißt du wie du heißt?"
Die Frage traf mich unerwartet. Etwas verwirrt blinzelte ich und dachte tatsächlich über die eigenartige Fragestellung nach.

Ja... wie heiße ich eigentlich? Was die leichteste Antwort der Welt sein sollte, entpuppte sich als ein Ding der Unmöglichkeit. Das Gewöll aus verzerrten Bild- und Wortfetzen in meinem Kopf, ließ sich nicht entwirren. Je stärker ich versuchte mich an etwas Konkretes zu erinnern, desto mehr entglitt mir die Kontrolle über meine Gedanke und die Fetzen zerstoben zu Staubkörnern.

Verwirrt blinzelte ich aufkommende Tränen weg, blickte an meinem Körper hinab und fand ein dreckiges, halb zugeknöpftes weißes Hemd vor, das meinen Körper nur notdürftig verdeckte. Etwas weiter unterhalb meines Halses und einem deutlich hervorstechenden Schlüsselbein, konnte ich zwei weich wirkende Wölbungen erkennen. Brüste.

Also eine Frau.

Angestrengt versuchte ich einen Anhaltspunkt an ein Geschehen vor meinem Erwachen, vor meiner Ohnmacht zu finden, doch wieder schlug mir nichts als gähnende Leere entgegen. Als würde mein Gedächtnis mit mir selbst Verstecken spielen. Ich schien nur noch instinktiv zu wissen was ich war - meine Rasse, mein Wesen und konnte reden - aber wer - mein Name, meine Identität und Vergangenheit - waren gänzlich ausradiert. Zerstückelt. Unkenntlich gemacht.

Das Knacken, als die Faust des Mannes auf meine Nase traf und mein Kopf eine Bekanntschaft mit der Wand hinter mir machte, riss mich aus meinen Gedanken. Erst dann kam der Schmerz. Die Erschütterung war in meinem ganzen Körper zu spüren und Sterne tanzten vor meinem Sichtfeld.

Wenn der Jäger meinen Schädel, durch äußerst unangenehmes Haare nach oben ziehen, nicht in Position gehalten hätte, wäre er mir definitiv schlaff zur Seite weggeknickt.
,,Beantworte die Frage."
Sympathisch war was anderes. Ich räusperte mich und fühlte mein eigenes Blut warm über meine Lippen laufen als ich wahrheitsgemäß antwortete:
,,Ich habe keine Ahnung wie ich heiße." Komischerweise gab sich der Jäger mit dieser Antwort zufrieden und ließ meinen Kopf los. Allerdings nur um die letzten Drei Knöpfe meines Hemdes zu öffnen und die riesige Heckenschere an meinem Bauchnabel zu platzieren.

Als ich das kalte Metall auf meiner Haut spürte, schien der richtige Moment für eine Panikattacke gekommen zu sein und wild um sich zu schlagen, was selbstverständlich schlecht ging mit festgebundenen Armen. Zumindest mit den Beinen hätte ich nach ihm treten können, jedoch tat ich nichts dergleichen. Meine Gliedmaßen schienen schwer wie Blei zu sein und ließen sich noch immer kaum von der Stelle rühren. Diesmal, jedoch nicht aus Unfähigkeit, sondern weil pure Angst sie lähmte.

Stattdessen kam also nicht mehr als ein ziemlich verängstigtes
,,W-warte! Nicht!" aus meinem Mund gestammelt. Selbst der Jäger musste in Anbetracht der Lächerlichkeit meiner Worte grinsen. Und da war auch wieder dieses vorfreudige Glitzern in seinen Augen. Er schien gerne mit seiner Beute zu spielen, bevor er ihr den Gnadenstoß gewährte. Irgendwie kam mir dieser Ausdruck so vertraut vor, als hätte ich ihn schon hunderte Male gesehen. Nur eine Kleinigkeit schien anders.
,,Entschuldige Kleines, das wird jetzt verdammt weh tun, aber vielleicht beruhigt es dich zu wissen, dass es einen guten Grund für mich gibt dir dies anzutun."
Der Druck der Scherenspitze in meinem Nabel erhöhte sich und ich konnte spüren wie meine Haut darunter nachgab. Tränen stiegen in meine Augen und ich konnte einfach nicht umhin diese eine klischeehafte Frage zu stellen: ,,Warum?"

Kurzes Innehalten.
Dann antwortete er:
,,Nun, weil ich es einfach verdammt geil finde Untote wie dich aufzuschneiden. Ihr krepiert nicht so schnell wie wir." Ein unheimliches Kichern entfloh seinen Lippen, aber haderte noch.
,,Und bitte: fühle dich frei dazu deinem Schmerz durch Geschrei oder Flehen Ausdruck zu verleihen. Dich hört hier unten sowieso niemand, der dir helfen will."

Mit diesen vernichtenden Worten, überwand das spitze Metall den letzten Widerstand meiner Haut und ein Scherenblatt versank vollendens in meinen Gedärmen. Der Mann hielt kurz inne als mein Körper sich verkrampfte und ein leidiges Wimmern aus meinem Mund kam. Es holte ein schmales Lächeln in sein Gesicht zurück, das immer weiter aufklaffte, bis es zu einer manischen Fratze mutierte.
Mir wurde plötzlich klar, was dieses vertraute fremde Gefühl in mir auslöste.

Dann fing er an von meinem Nabel aus nach unten zu schneiden und ich wiederum warf meinen Kopf in den Nacken um mir die Seele aus dem Leib zu schreien.
Es war ein befremdliches Gefühl auf der Beuteliste zu stehen. Besonders, wenn man es selbst einst liebte diese Stück für Stück abzuarbeiten.

Schnipp Schnapp.

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