Kapitel 10 - Im Angesicht des Todes

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Etwas hämmerte erbarmungslos gegen die Mauern seines Seins, die unter den Eindrücken einzustürzen drohten. Doch sein Verstand, sein Wille zu leben, kämpfte dagegen an und in diesem Moment ging es im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben. Eine Lebensflamme konnte schnell erlöschen... viel zu schnell.

'Kaie...'

Vor sich sah er mit einem Mal das Leben in den goldenen Augen seines Bruders erlöschen und ein kalter Eimer ergoss sich über seine stockenden Gedanken.

'NEIN!', die Erinnerung an seinen im Dreck sterbenden Bruder aktivierte die verborgenen Kraftreserven und zwang ihn zum handeln. Seine Kampfinstinkte und sein Überlebenswille durchbrachen die verwirrenden Eindrücke, die zu deuten er im Moment weder Zeit noch Willen besaß.

Sie triumphierten über das Heulen seines Instinkts, als die schwarz blutverschmierte Pranke zuschlug. Ein dumpfer Laut ertönte, als der Schlag den Rippenbogen unter ihrem ausgestreckten Arm traf. Ein Hieb, der gefährliche Wunden hätte reißen können, wären die langen Dolche seiner Klauen zweifellos bis in die Lunge vorgedrungen. Doch die gebogenen Krallen blieben in den weichen, pelzigen Polstern seiner Pfote eingezogen. Der Hieb hinterließ keine Wunde, aber die Kraft reichte aus, um den Körper von ihm zu reißen und ein Stück weit wegzuschleudern.

Die Blutjägerin, die auf den Namen Myra hörte, fiel von ihm, überschlug sich einmal und rollte sich dann gekonnt ab, wie man es von einer Jägerin ihres Faches erwarten durfte. Ein Kribbeln in seinem Nacken warnte ihn, wollte seine Aufmerksamkeit auf sie lenken, denn sie war ein gefährlicher, ja wirklich bedrohlicher Feind. Aber seine Augen folgten ihr nicht, obwohl er es wollte.

Stattdessen rollte er sich herum, kam schnell auf die Beine, und seine Krallen fuhren aus, um Halt zu finden. Knirschend schabten sie über den Boden, bereit zum Sprung ... als eine weitere Bewegung aus dem Augenwinkel seine Aufmerksamkeit erregte.

Gerade noch rechtzeitig zog er die Pfoten unter seinen drahtigen Körper und warf sich nach links. Damit brachte er noch mehr Abstand zwischen sich und 'Myra', während kleine Steine und Staub aufwirbelten.

Das Großmaul, das sich selbst einen Blutjäger nannte, stieß ein wütendes, frustriertes Knurren aus. Mit verzerrter Fratze hockte er an der Stelle, an der Zane eben noch gelegen hatte, während die wahre Jägerin hinter ihm ihren Blick wieder auf Zane richtete.

Er konnte sehen, wie sich ihre Pupillen verengten, als sie ihn fixierte wie ein Raubtier seine Beute. Es schien, als hätte auch sie den seltsamen Moment hinter sich gelassen und die klebrigen Fäden abgeschüttelt. Sie war wieder bereit, ihn zur Strecke zu bringen, das Zögern war verschwunden, und keiner von ihnen konnte noch einmal auf einen solchen Moment hoffen.

'Verdammt!'

Die Situation hätte nicht beschissener sein können!

Die Ohren flach an den Kopf gelegt, zogen sich Falten um seine Lefzen, als er sie drohend hob und seine Nase kräuselte. Das Fell in seinem Nacken sträubte sich und ließ seinen riesigen Körper noch größer erscheinen. Elfenbeinweiße Zähne blitzten im matten Mondlicht, als er sie drohend bleckte - aber gleichzeitig einen Schritt zurückwich.

Das Knurren aus seiner Kehle hallte von den Wänden der Gasse wider, während sein Schwanz wild durch die Luft peitschte. Alles an seiner Haltung war bedrohlich, während seine Augen nach einem Ausweg suchten.

Nur ein Idiot würde sich mit einer Blutjägerin und ihrem halbstarken Sprössling anlegen. Casimir wäre kein Problem. Er hätte ihn längst in Stücke gerissen, und jetzt ärgerte er sich über seine eigene Gnade, weil er damit einen Feind aus dem Weg geräumt hätte. Es ließ sich nicht mehr ändern. Fakt war: SIE und vor allem beide zusammen waren eine gefährliche, vielleicht sogar tödliche Allianz, der er sich nicht stellen wollte, egal wie sehr sein Blut für den Kampf brannte.

Sein Blick glitt über die halb eingestürzte Mauer hinauf zu den zerklüfteten Dächern. Vampire waren schnell... aber sie konnten nicht so weit springen, wie er. Die Dächer... darüber konnte er ihnen entkommen. Die Augen zusammengekniffen und knurrend begannen seine Pfoten bereits zu arbeiten, während sein Verstand hinterherhinkte.

„Worauf wartest du?", hörte er die helle Stimme. Sie besaß den verstörend ruhigen Ton, den er von den älteren Untoten kannte. Meistens klangen sie so, als hätten die vielen Lebensjahre langsam aber sicher jede Gefühlsregung von ihnen abgeschliffen wie eine Strömung an einem Stein.

Doch bei ihr war diesmal ein kleiner Hauch von etwas zu vernehmen. Ein winziges Vibrieren in ihren Tönen, das den Fluss der schwarzen Seide nicht ganz so glatt fließen ließ. Aber weder er noch Casimir hatten in diesem Moment Zeit, sich darum zu kümmern. So schnell wie es ihm auffiel, war es schon vorbei, wie eine kurze Reflexion in einem Spiegel, der das Auge nicht nachkam.

„Warum tötest du ihn nicht?", wagte der Frischling zu zischen und bereute seine Frechheit sofort. Mit einem Ruck knallte sein Körper an die Stelle, an der die Blutjägerin ihn eben noch an die Wand gefesselt hatte - diesmal umschloss ihr Griff die Kehle des anderen Vampirs. Sie tat nichts weiter, als seine Züge mit ihren Blicken zu durchbohren - und Zane konnte schwören, dass der Narr noch bleicher wurde als zuvor.

Ah, da brachte die Ranghöhere dem frechen Welpen wohl Respekt bei...

Das war seine Chance!

Saint-Sulpice war nicht weit von hier. Die Kathedrale war sein Rettungsanker. Heiliger Boden, auf dem ihm die Vampire nicht folgen konnten und der ihm einen Zugang zu den Katakomben ermöglichte. Er musste ihn nur erreichen...

Zane sprang.

Lose Steine wackelten bedrohlich unter seinen Pfoten, als er mit kraftvollen Sätzen das Trümmerfeld erklomm, bis er die rauen Schindeln des schrägen Daches unter seinen Füßen spürte.

Jetzt drehte sich auch der Kopf unter dem silbernen Haar in seine Richtung und legte sich anschließend wieder auf Casimir. „Fang ihn ... aber lebend. Sonst bist DU heute MEINE Beute!", wisperte eine kühle Stimme in der Dunkelheit.

Falls sie mehr sagte, hörte er es nicht mehr. Ein paar Schindeln lösten sich unter seinen Pranken, rasselten nach unten und fielen krachend in die Tiefe, wo sie auf dem Boden zerschellten.

„Los! Hinterher!" Der Ruf unter ihm ließ ihn zusammenzucken.

Ein Blick in die Tiefe bestätigte seine Vermutung - die beiden Jäger hatten sich wieder an seine Fersen geheftet und kletterten über die Geröllhalde und die Mauerreste nach oben. Casimirs rubinrote Augen hatten ihn fixiert, während Myra in maßvollem Abstand folgte. Gegen die echte Jägerin wirkten selbst die geschmeidigen Bewegungen des anderen Vampirs nahezu plump.

So war das also... der Welpe sollte jagen lernen und er war die Beute?

Der Caith-Sith schnaubte. Der Kleine hatte sich übernommen. Ob die Blutjägerin dem Kerl nur eine Lektion erteilen oder aus irgendeinem Grund eine Gelegenheit für ihn zur Flucht schaffen wollte... es spielte keine Rolle.

Sein Blick fixierte das Meer aus unregelmäßigen Dächern vor ihm. Wellen aus Schindeln, flackernde Lichter und tiefen Abgründe.

Jetzt hieß es entkommen, oder sterben. 

Wortanzahl:  1.113 Wörter

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