Kapitel 9 - Flucht vor dem Schicksal

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Das Blut in Zanes Adern rauschte und brauste wie ein Sturm in seinen Ohren. Jeder kräftige Herzschlag in seiner Brust dröhnte wie das Hämmern von Kriegstrommeln. Der Gestank feuchter Erde drückte auf seine Sinne und war wie Zunder für die frisch geschürte Flamme des Zorns in ihm. Wie Dolche durchschnitten die Klauen des Blutjägers sein Fell und verdunkelten das Weiß mit dem rubinroten Lebenssaft aus seinen Adern.

Eigentlich hatte er nur in den Schatten verschwinden wollen. Dieser Kampf war sinnlos und brachte ihn in seinen Zielen nicht weiter. Im Gegensatz zu anderen Vaesen war er kein Narr, der sich in zielloser Kampfeslust oder Blutdurst verlor. Wenn man ihn aufspürte und sein Erscheinen bekannt wurde, würde es bald von dreisten, übereifrigen Jägern wimmeln, die ihm am Arsch klebten. Und das konnte er nicht gebrauchen!

In dieser Zeit, zwischen den Ruinen der alten Welt, war ein Kopf wie der seine eine willkommene Trophäe und eine Möglichkeit sich den Fesseln des Schicksals zu entwinden. Es war eine Möglichkeit, aus einem schmutzigen Leben auszubrechen. Aber diesen Gefallen würde er niemandem tun. Schon gar nicht auf Kosten seines eigenen Lebens.

Ein ungehaltenes Knurren rollte über seine Lippen, das an wütende Wellen erinnerte, die gegen steile Klippen brandeten und auch ohne schwarzen Himmel ein Donnergrollen über die nahe Umgebung schickten.

Er musste so viel Abstand wie möglich zwischen sich, den Blutjäger und die Leiche des Satyrs bringen, um seinem Namen wieder alle Ehre zu machen und wie ein Geist zu verschwinden. Stattdessen klebte das lästige Stück Aas wie Pech an seiner Schwanzspitze und verfolgte ihn - zu dessen eigenem Verhängnis. Dieses verdorbene Stück Fleisch verwickelte ihn in einen Kampf, den er nicht wollte und für den er weder die Nerven noch die Zeit hatte.

Nun... wenn er einen Todeswunsch hatte, würde Zane ihn ihm erfüllen. Nicht umsonst war sein Kopfgeld so hoch, dass man sich zweimal überlegte, ob man sich wirklich mit ihm anlegen sollte. Zane war noch nie einem Kampf ausgewichen, den jemand so sehr wollte. Niemand würde seinen Kopf bekommen. Schon gar nicht dieser jämmerliche Grünschnabel!

'Stirb, elende Made!', bellten seine Gedanken, und das mächtige Gebiss, das selbst die steinerne Haut von Gargoyles in den Katakomben durchbrochen hatte, öffnete sich - bereit, diese Hetzjagd zu beenden. Die krallenbewehrten Pranken hielten den sich windenden Körper des Untoten fest an den Boden genagelt, während sich die Augen des Vampirs im Angesicht des nahenden Todes angstvoll weiteten. Die Fangzähne blitzten wie tödliche Dolche in der Nacht, gierig nach dem längst überfälligen 'Leben'.

Das Spiel dieser lächerlichen Hetzjagd war zu Ende. Ein Hase konnte einen Fuchs nicht erlegen. Der Dummkopf würde für seinen idiotischen Fehltritt mit dem Kostbarsten bezahlen, was er besaß - seinem Leben.

„M-Myra!"

Das keuchende Flehen unter ihm zerriss die Stille, die dem wilden Kampf gefolgt war, und ergoss sich wie eiskaltes Wasser über seinen hitzigen Körper.

'Myra?', wiederholten seine Gedanken verwirrt, und für einen Moment löste sich seine Anspannung. Zum ersten Mal in seinem Leben machte Zane im Kampf einen Fehler - er zögerte einen Herzschlag lang.

Wie eine Kanonenkugel prallte ein weiterer Körper gegen ihn, presste die Luft aus seinen Lungen und riss seinen Körper von seinem Opfer.

Der wilde Teil in ihm wollte vor Wut brüllen, während sich die Welt verdrehte. Nicht nur, weil seine Beute seinem tödlichen Biss entkommen war. Nein, auch wegen seiner eigenen Dummheit. Für sein Zögern und weil er den Narren unterschätzt hatte. Blutjäger agierten selten allein, auch wenn einer für die meisten bedrohlichen Gegner ausreichte.

Jetzt aber hatte ihn offensichtlich die Verstärkung erwischt, denn scharfe Krallen gruben sich in sein Fell und rissen ihn zu Boden. Lange, unmenschlich starke Finger umklammerten seinen Kiefer und eine kräftige Hand drückte seinen Kopf nach hinten, halb in den Nacken. Dieser Blutjäger wusste, was er tat, im Gegensatz zu dem kleinen Nichts, das sich in wilden Angriffen verlor. Die Haltung offenbarte das pochende Leben in seiner Kehle und den wilden Herzschlag, als ihr Geruch seine Nase kitzelte.

Keine feuchte Erde und auch kein Tod lagen in der Luft. Er roch die Nuance eines Waldes nach einem leichten Regenschauer. Dazu mischte sich der Duft von Lavendel und unter dem kalten Griff sprühten Funken, die sich in seinen Nerven ausbreiteten.

'Finde sie...'

Die Stimme der Vergangenheit flüsterte in seinem Kopf und drang zwischen die Schleier der Realität.

'Finde... M...yra....'

Die eisblauen Augen weiteten sich und wirkten plötzlich wie funkelnde Saphire in einer Landschaft aus schmutzigem Schnee.

'Unmöglich ... das ist unmöglich', dachte Zane. 'Sie kann nicht ... Kaie hätte niemals ... oder doch?'

In seiner Brust überschlug sich sein Herzschlag mit den wirr durcheinander wirbelnden Gedanken. Wie Trümmer in einem Sturm fanden sie keinen wirklichen Halt und zogen viel zu schnell an ihm vorbei, doch gleichzeitig traf jeder von ihnen mit ungeheurer Wucht auf ihn. Während es in ihm tobte, zog sich die Zeit dieser wenigen Sekunden wie zäher Gummi an ihm vorbei.

Er sollte kämpfen, sich aufbäumen gegen den Tod, der ihn erwartete. Stattdessen starrte er zu der Jägerin auf, die ihn aus den Schatten heraus angegriffen und niedergestreckt hatte.

Ihr Haar, das im Mondlicht wie flüssiges Silber floss, schmiegte sich um ihre weichen, femininen, aber leblosen Gesichtszüge. Eine feine, gerade Nase schmückte das schöne Antlitz, das man früher seufzend den himmlischen Wesen zugeschrieben hätte, welche jedoch nicht gegensätzlicher zu dieser Kreatur hätten sein können. Eine puppenhafte Schönheit, viel zu vollkommen und perfekt, sodass sie Männer wie Frauen dazu bringen könnte, sich umzudrehen und den Atem anzuhalten. Jetzt haftete auch sein Blick an ihr und nahm in diesen Sekundenbruchteilen jedes noch so kleine Detail in sich auf, anstatt auf die erhobene Hand zu starren.

Die vernebelten Meere seiner Augen trafen auf die ihren - und die Welt schien sich noch einen Tick langsamer zu drehen. Die Zeit schien zu verharren, als wollte auch sie den Atem anhalten.

Sein Kampfinstinkt schrie wie ein wildes, wütendes Tier gegen die klebrigen Fäden an, die ihn umschlangen. Die Stimme der Urzeit versuchte, sich einen Weg in seinen Kopf zu bahnen, während sein Verstand ihr Zögern wahrnahm.

Er hatte noch nie einen Blutjäger zögern sehen.

Wortanzahl: 1.008 Wörter

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