Kapitel 2 - Heldenfall

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„Flieht endlich!"

Mit diesen Worten lösten sich seine breiten Pfoten von dem dunklen Stein und die helle Gestalt schoss wie ein Blitz durch die Dunkelheit. Mit der Geschicklichkeit eines Löwen und der Kraft eines geübten Kriegers stürzte er sich auf den ersten heranstürmenden Feind.

Sofort spürte er die gehärtete Steinhaut, als Körper auf Körper traf. Doch selbst die feste Steinhaut der Gargoyles war keine Herausforderung für die scharfen Klauen des Sidhe. Ein schmerzerfülltes Gebrüll erhob sich in der Dunkelheit, als sich die scharfen Dornen seiner Klauen in seinen Gegner versenkten. Gnadenlos hinterließen sie tiefe Kratzspuren in dem uralten Gestein. Mit seiner Geschwindigkeit übertraf er die Kraft seines Gegners und unter ihm bebte der Körper unter der Wucht des Angriffs. Sofort nutzte er den Moment der geöffneten Verteidigung, um seine blitzenden, langen Fangzähne erbarmungslos in die Kehle des Gargoyle zu rammen.

Normalerweise schmeckte er in diesem Moment das eiserne Blut auf der Zunge und spürte, wie der warme Saft durch seine Lefzen in das helle Fell um seinen Kiefer sickerte. Doch heute blieb ihm dieses befriedigende Gefühl versagt. Immerhin knackte und knirschte der Stein unter dem Druck seiner Kiefer, bevor sich Risse durch das Gestein zogen, als hätten sich Hammer und Meißel die vernichtende Stelle ausgesucht. Verzweifelt wollten die Klauen nach ihm schlagen - doch zu spät.

Mit einem Grollen aus seiner Kehle verstärkte er den Druck, und der Stein brach an den Rissen auseinander. Sofort erstarrte der steinerne Körper wieder zu einem leblosen Geröllhaufen.

Genau in diesem Moment streifte ein Luftzug seinen Pelz. Sein schwarzes Ebenbild schoss wie ein Pfeil an ihm vorbei und stürzte sich auf den nächsten heranstürmenden Verfolger. Auch wenn Kaie es vielleicht nicht mit ihm aufnehmen konnte - für den Gargoyle reichte es allemal.

Ein Nebel aus Steinstaub und Tod hüllte sie ein, während sich sein Fell und das seines Bruders in einem Tanz aus Licht und Schatten durch die matte Dunkelheit bewegten. Klauen zuckten durch die Luft und trafen ihr Ziel mit tödlicher Präzision. Die Geräuschkulisse verwandelte sich in ein Durcheinander aus Knurren und Brüllen, knirschendem Stein und plätscherndem Wasser.

Die Gargoyles waren im wahrsten Sinne des Wortes harte Gegner, aber fast so träge wie träge Trolle. Die Schnelligkeit der Sith war ihr entscheidender Vorteil - besonders hier in der trüben Dunkelheit.

Die ängstlich aufgerissenen Augenpaare, immer noch zusammengekauert wie aufgescheuchte Hasen, vermochten ihren Bewegungen kaum zu folgen. Gelähmt vor Furcht hockten sie zitternd im Schlamm, krochen kaum ein paar Zentimeter vorwärts und konnten den Blick nicht von dem Kampf abwenden, der ihr Schicksal entscheiden sollte.

Monster gegen Monster.

Doch niemand bemerkte den Schatten, der sich lauernd durch die Dunkelheit schob. Und niemand, weder Mensch noch Sith, sah das todbringende Werkzeug in den Händen des Verräters, bevor sich die blitzende Klinge erhob, um ein Leben zu nehmen.

Die scharf geschliffene Spitze schoss vorwärts, mischte sich wie ein unsichtbarer Pfeil in den Kampf und durchdrang die Dunkelheit mit tödlicher Präzision. Gezielt bohrte sie sich in das glatte, schimmernde Fell und drang scheinbar widerstandslos durch Sehnen und Muskeln, bevor sie mit einem schmatzenden Geräusch wieder aus dem Körper glitt.

Ohne Vorwarnung explodierte plötzlich ein stechender Schmerz in der weißen Brust und bohrte sich wie ein Schuss in sein Fleisch. Der Schmerz fühlte sich real an und zugleich wie ein Phantom. Der fremde Schmerz schien seine Seele in zwei Hälften zu schneiden, und der weiße Körper, eben noch berauscht vom Kampf, sank taumelnd mit dem Letzten seiner Feinde auf den schmutzigen Boden. Dann verebbte das Gefühl - die Verbindung versank langsam aber unaufhaltsam wie ein leckgeschlagenes Schiff.

„NEEEIN!"

Ein Schrei voller Schmerz und aufsteigender, gnadenloser Verzweiflung verließ seine Brust. Sein Körper zitterte unter einer Mischung aus heißer Wut und kaltem Schock. Die silbernen Augen zuckten durch die Dunkelheit, glitten hektisch über die Haufen von Geröll, Hörnern und zerklüfteten Steinen. Wie Trommelfeuer hallten indes die sich entfernenden Schritte in seiner Wahrnehmung wider, und augenblicklich zuckten seine Augen zu der Quelle des Geräusches.

Doch zu spät.

Alles, was er noch sah, war ein fliehender Schatten und unter der zerfetzten Kleidung erhaschte er für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf ein eingesticktes Symbol. Dann sah er nur noch den flatternden Stoffetzen, der in einem der unzähligen Gänge der Katakomben verschwand und von den Schatten verschluckt wurde. Wie eine schmutzige Ratte schlüpfte er in die Dunkelheit, die Feiglinge so gerne nutzten. Und dann... erfassten die scharfen Augen den Körper, der nur wenige Fuß von ihm entfernt zu Boden sank.

„KAIE!"

Der Name seines Bruders sprang in einem verzweifelten Knurren über die tierischen Lefzen, als die dunklen Pfoten unter dem etwas kleineren Leib der schwarzen Raubkatze nachgaben.

Die großen Pfoten zuckten und krampften. Krallen gruben tiefe Furchen in das schlammige Gemisch aus Blut, Erde und Moder. Körper und Geist lieferten sich einen verzweifelten Todeskampf, während mehr von dem roten Lebenssaft über das glitschige Pflaster strömte wie eine frisch aufgebrochene Quelle. Rotes Blut ließ das dunkle Fell schimmern, durchtränkte und verklebte es. Unablässig sickerte mehr aus der Wunde, die zwischen dem dunklen Fell kaum zu erkennen war, die Flanke aber mit grausamer Präzision durchdrungen hatte.

„Kaie! Nein, nein, nein", keuchte der schneeweiße Krieger verzweifelt, bevor er zu dem Sterbenden eilte. Mit strauchelnden Schritten überbrückte er die Distanz, und mit jedem Herzschlag spürte er, wie sich eine unsichtbare Klinge tiefer in seine Seele bohrte. Sie zerschnitt das Band zwischen den Brüdern langsam Faser um Faser und sandte jedes Mal einen Stich in seine Seele. Kaie war alles, was ihm blieb. Der Einzige, für den er noch gelebt und gekämpft hatte.

Der drahtige, animalische Körper kauerte zitternd vor Hilflosigkeit über dem seines sterbenden Bruders. Verzweifelt drückte er die Nase an die breite Brust, deren Farbe der seinen glich und die wie ein Stern das dunkle Fell erhellte. Er fühlte jeden einzelnen der gequälten Herzschläge in seiner eigenen Brust. Er hatte es gewusst, gespürt, tief in seinem Inneren. Niemals hätte sein Bruder ihm auf dem Pfad folgen sollen, auf den seine Pfoten wandelten. Einen Pfad voller Schmerz und Finsternis, für den er nie geschaffen war.

Die Augen seines Bruders glitten tastend und ziellos umher. Fast so, als suchte er etwas, das er aber nicht finden vermochte. Dann endlich legte sich der goldene Bernstein wieder auf den Krieger aus Schnee.

„Finde sie", hörte er die sonst so warme Stimme in den letzten Atemzügen leise flehen.

„Hör auf! Du wirst nicht sterben... du kannst nicht...", stammelte er, die Nase an das immer kälter werdende Fell gepresst. Als könnte es etwas ändern.

Nein. Nein nein nein nein!

Das durfte nicht passieren! Nicht Kaie. Er war nicht ... wie er selbst. Kaie war warmherzig, gnädig ... Sie waren Brüder. Kaie war Sonnenschein, er war Mitternachtsregen. Zwei Seiten einer einzigen Münze. Sie ergänzten sich. Sie brauchten einander.

Doch diesmal war in Kaies Herz kein Platz für ein Lächeln, kein Raum für Schalk.

„Finde Myra", flehte dieser stattdessen, während sich sein Brustkorb schwer hob und senkte. Jeder Atemzug, ein sichtbarer Kampf. Jeder weitere Herzschlag ein rieselndes Sandkorn, dem unsichtbaren Ende entgegen. „Beschütze sie ... versprich es mir ... sie ist ..."

Die Worte verschwammen in den Tränen und der Finsternis, die ihn umhüllte. Die Pupillen seines Bruders weiteten sich. Dann folgte kein Atemzug mehr, auch kein Herzschlag. Stattdessen legte sich eine tosende Stille und ein unermesslicher Schmerz über ihn, der seine Brust zerriss und die Kraft aus seinen Gliedern saugte wie ein dunkler Fluch.

Er wollte schreien, aber ihm fehlte die Kraft. Er wollte toben - aber wozu?

Eine eiserne Klaue aus Trauer umklammerte ihn mit einem Mal, bevor seine Seele in unerbittlicher Winterfinsternis versank.

„Geist ..."

Vorsichtig legte sich eine Hand auf das weiße, schmutz- und blutgetränkte Fell, das ihn unverwechselbar machte. Sie tasteten zögernd nach dem Fell des Retters, der einen viel zu hohen Preis für seine Tat bezahlt hatte.

Kein Wort war seit einer gefühlten Ewigkeit zu der gebrochenen Seele gedrungen, die trauernd über dem gefallenen Körper hing und sich seit Minuten nicht gerührt hatte, als wäre er mit seinem Bruder gestorben.

Es waren die zarten Finger der jungen Frau, die zögernd über das Fellkleid strichen und mehr oder weniger versuchten, Trost zu spenden. Finger, an denen kein Blut klebte. Unbefleckt von Krieg und Blut.

Und doch offenbarte diese zögerliche Berührung einen wütenden Sturm in seinem Inneren, als wäre sie der Tropfen, welcher einen ganzen Damm zum Bersten brachte.

Plötzlich blitzte in den kalten, silbergrauen Irden ein dunkler, rötlicher Schimmer auf, wie man ihn zuvor noch nie gesehen hatte.

Zu schnell für ein menschliches Auge wirbelte sein Körper herum und weiße Fänge blitzten auf, bevor sie sich gnadenlos in die helle Haut bohrten. Sie durchdrangen das weiche Fleisch in einem tödlichen Angriff, den er so leicht beherrschte wie das Atmen.

Röcheln erfüllte die schockierte Stille, der kleine Körper krümmte sich, doch der Widerstand erlahmte in Sekundenschnelle. Den schlanken Hals zwischen den stählernen Kiefern gefangen, erlosch das Leben in den weit aufgerissenen Augen, ehe der Körper schlaff aus den Fängen glitt.

„Abschaum! Mörder! Verräter!", donnerte es wie Paukenschläge durch die Dunkelheit und offenbarte die haltlosen, von Trauer zerfressenen Gedanken des gefallenen Helden.

Menschen waren Abschaum. Er hatte es immer gewusst. Und nun hatte Kaie für seine Naivität, sein warmes Herz, sein Leben gelassen...

Manchmal war es Liebe, die einen den nächsten Atemzug tun ließ. Manchmal war es Rache. Alles, woran er denken konnte, war Vergeltung.

„Lauft! Lauft bis ans Ende der Welt, doch ich werde euch kriegen! Mein wird das Blut sein, das durch eure Adern fließt! Diese Schuld bezahlt ihr mit Blut!"


Wortanzahl: 1.571 Wörter

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