Kapitel 26 - So Rot wie Blut

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Myras Gedanken kreisten nur um eines: Rache.

Sie hatte Kaie nicht beschützen können. Sie hatte das Ende seines Lebens in dieser Nacht gespürt, obwohl sie nicht dabei gewesen war.

Sie hatte Kaie verloren, und sie war der Meinung, der Verlust von Kaie würde sie um den Verstand bringen. Dieser törichte, eigensinnige... warmherzige Narr von einem Fae hatte ihr mit seinen Küssen wieder den Geschmack des Lebens auf die Zunge gelegt... und dann war er gegangen und es schien, als wäre sie ein zweites Mal gestorben.

Ihr Fluch war es, sich mehr nach Liebe als nach dem Leben zu sehnen, aber am Ende ... nur Schmerz und Leid zu erfahren. Und diejenigen, die es wagten, Liebe für sie zu empfinden, erlitten stets das schlimmste aller Schicksale...

Sie warnte ihn, aber er kam immer wieder. Sprach davon, dass kein Fluch unbrechbar sei und dass er sein Leben lang nur auf sie gewartet habe. Davon, dass ein verzweifelter Wunsch, der aus tiefstem Herzen kam, früher oder später immer erhört wurde, und dass ein vom Schicksal bestimmter Gefährte seine Erastai niemals verlassen würde. Himmel ... dieser Mann war ein Träumer, mit dem Kopf in den Wolken und der glühenden Hoffnung auf ... eine bessere Zukunft im Herzen. Und dieses verdammte Licht hatte sie angezogen. Ja, sie waren wie Kerzenwachs und eine Flamme. Gemeinsam konnten sie brennen... aber sie zogen sich auch dem Ende entgegen.

Es war ihre Schuld, dass Kaie dieses Schicksal erlitten hatte. Weil sie zu schwach gewesen war, ihn endgültig wegzuschicken. Weil sie ihn nicht davon überzeugen konnte, das seltsame Band zwischen ihnen endgültig zu durchtrennen. Stattdessen ließ sie sich anstecken ... und wurde weich. Sie hörte seinen Herzschlag und fühlte plötzlich das Leben in ihrer Brust. Sie schmeckte mehr als Asche auf der Zunge ... und zum ersten Mal, seit sie in die Dunkelheit gerissen worden war, genoss sie das Gefühl, satt zu sein.

Ihre Welt war alles andere als heil. Sie lag in Trümmern, wie alles um sie herum. Aber solange Kaie da gewesen war, hatte sie tatsächlich gewagt, einen Hauch von soetwas wie Glück zu empfinden. Das war der Anfang vom Ende.

Das Leid blieb immer bei denen, die zurückblieben.

Das war es wohl, was sie und Zane teilten: Den Verlust und die Liebe zu Kaie und die Sehnsucht nach Rache, in der Hoffnung, dadurch ihren Schmerz zu lindern.

Rache war das, was sie beide wollten.

Und Rache sollten sie bekommen.

Es war das Einzige, das sie noch hatten.

Myra sah den schwarzen Schatten, der auf Zane zuschoss. Das bleiche Gesicht hatte nichts mehr von der unheiligen Schönheit der Vampire. Es enthüllte das Monster, vor dem sich die Menschen all die Jahre so gefürchtet hatten. Die Kreatur aus den Legenden, die Hälse zerfetzte und den Lebenssaft anderer trank, um sich zu nähren. Die Fänge lang wie die eines Raubtieres, das Maul weit aufgerissen, gierte Casimir nun nach dem Leben des Feindes.

Das Mondlicht blitzte unheilvoll auf der Klinge und bildete einen weiß-silbernen Kontrast zu dem rotglühenden Feuer in Casimirs Augen. Da war kein Mitleid, keine Zurückhaltung. Nur rasende, wilde Mordlust.

Nein, das würde sie nicht zulassen.

Zane würde nicht vor ihren Augen sterben.

Kaie  würde ihr das niemals vergeben.

Der Ruck ließ ihren ganzen Körper erzittern, als die kalte Klinge in ihren Körper eindrang und bis zum Griff in ihr versank. Heißes Feuer explodierte in ihrer Brust und raubte ihr für einen Moment den Atem. Sofort schoss dunkles Blut aus der Wunde und öffnete sich wie eine schwarz-rote Totenblume auf dem samtigen Stoff.

Myreille spürte, wie die Nässe ihre Kleider durchtränkte und ihr über den Bauch lief.

>>Badum<<

In die wirren Gedanken, die verwirrenden Gefühle und den Schmerz drängte sich das Pochen eines Herzschlags.

Nicht ihr Herzschlag. Ihr Herz hatte längst aufgehört zu schlagen und lag wie ein Toter in einem Bett aus erstarrtem Fleisch, gefangen in ewigem Stillstand. Jetzt fühlte sie, wie Angst, Schmerz und Leben aus einer anderen Seele auf sie einströmten.

Aber... Kaie war doch tot?

Auch wenn es nicht so sein sollte, es verwirrte und irritierte sie, aber sie hatte jetzt keinen Raum, um nach der Ursache zu fragen.

Myreille taumelte einen Schritt zurück, dann sank sie auf die Knie und ihr Körper kippte nach vorn. Sie konnte die Klinge spüren... wie sie durch ihren Körper fuhr und aus ihrem Rücken hervortrat, wo nasses Blut über ihre Wirbelsäule rann.

Die Vampirin röchelte. Sie schmeckte den metallischen Geschmack ihres eigenen kalten Blutes auf der Zunge. Silberweiße Strähnen fielen wie ein trügerisch weißer Vorhang vor ihre Augen. Die einst edle Frisur war vom Kampf zerzaust, und auch das Kleid musste seine Anmut durch all das Blut verloren haben, das es wie Farbflecken auf einer Leinwand überzog.

Myreille kannte den Tod. Seinen Geruch und seinen Geschmack in vielen Facetten. Seine Grausamkeit, aber auch die Barmherzigkeit, die sich manchmal dahinter verbarg. Er war wie ein Vertrauter, immer in der Nähe, aber nie greifbar. Und es gab viele Momente, in denen sie sich nach seiner Erlösung sehnte.

Aber ... nicht jetzt, nicht heute.

„Ha ..."

„Myra!" Zanes Stimme hinter ihr war so weit weg.

>>Badum. Badum.<<

Zanes Herzschlag hämmerte erschrocken in ihrer Brust. Wie ferne Trommeln drang er durch einen roten Schleier vor ihren Augen, als sie die Hand hob.

Ihre Hände, bis zu den Ellbogen mit dem Blut der Kultisten besudelt, tasteten nach dem Griff aus Messing und Knochen. Die langen Finger schlossen sich fest um das verfluchte Mordinstrument, das Kaies Leben genommen hatte...

„Verfehlt ..."

„Was?", keuchte Casimir vor ihr, der mit aufgerissenen Augen ebenfalls einen Schritt zurückwich wie ein Häschen, das zu realisieren begann, dass es dem Wolf in die Schnauze gezwickt hatte.

„Du hast mein Herz verfehlt", presste Myreille zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Dann zog sie. Die Klinge schmatzte wie ein gefräßiges Tier, als ihre kräftigen Finger sie aus Fleisch und Muskeln befreiten. Mühsam und langsam löste sich das Eisen die ersten Zentimeter, dann glitt der Dolch heraus und hüllte ihr Kleid in ein Mieder aus blutigem Rot.

„Ich wusste immer, dass du unfähig bist..."

Es kostete Myreille ihre ganze Konzentration, um sich nicht von den überwältigenden Wellen der Raserei überwältigen zu lassen, die sie zu überfluten versuchten. „Du hast deine letzte Chance verspielt, du verräterischer Abschaum..."

Die Temperatur schien mit einem Mal rapide abzufallen, bis jeder schwere Atemzug vor Zanes Lippen kondensierte. Die kleinen Wolken zerstreuten sich mit dem Wind, der die Blätter in der Nähe frösteln ließ, als wollten auch sie erzittern. Wie ein Winterhauch legte sich eine glitzernde Reifschicht über den Boden zu ihren Füßen und erfasste die nähere Umgebung.

Casimir zitterte am ganzen Körper, den Blick auf die Blutjägerin vor sich gerichtet.

Das kleine Fünkchen Wärme, das in ihren Augen geleuchtet hatte, schien weggewischt wie der Staub von einer Fensterscheibe. Sie konnte seine Angst riechen. In einem solchen Moment entschied sich jedes Lebewesen meist zwischen zwei Urinstinkten: Flucht oder Angriff. Bei Casimir hatte sie keinen Zweifel, welchem er folgen würde.

„Lauf!", zischte sie, und das eiskalte Fauchen erhob sich wie das Knallen der Peitsche eines Dompteurs.

Casimir drehte sich um. Seine Schuhe hinterließen eine kleine Narbe im Gras, als er wie ein Reh davon hetzte.

Die Beute war bereit zur Jagd.

„Myra!" Diesmal schlossen sich Zanes Finger um ihr Handgelenk.

Heiße Funken sprühten über die eiskalte Haut. Ihr ganzer Körper war angespannt und grimmig fletschte die Vampirin ihre blutverschmierten Zähne.

Sie wollte jagen. Sie wollte töten.

„Beiß mich!"

Die Worte sickerten nicht langsam in ihren Geist. Sie ergossen sich wie ein Eimer eiskaltes Wasser über sie und rissen ihren Blick ruckartig herum. Zane hatte seine wilde Gestalt abgestreift wie einen nutzlosen Mantel. Seine Finger umklammerten fest ihre Hand, als er die seine ausstreckte und auf die Wunde an ihrer Brust drückte, als könne er sie damit zum Verschwinden bringen ...

„Du bist schwer verletzt und ich geschwächt. Trink von mir! Und dann jage diesen Bastard und schicke ihn zur Hölle!"

Wortanzahl: 1.298 Wörter

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