Frühlingserwachen

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Frühlingserwachen

Scrisă de: federwunsch

Liebe fängt als Gefühl an, aber weiterzumachen ist eine Entscheidung. Und ich erkenne, dass ich mich für dich entscheide, jeden Tag ein wenig mehr.  - Justin Wetch

Jedes Mal, wenn er ihre fast schon transparente Haut betrachtete, zog sich sein Herz ein Stückchen mehr zusammen. Ihre kalte Hand ruhte schwach in seiner und er strich vorsichtig über ihre weiche Haut, als könnte sie bei dem leichtesten Druck unter seiner zerbrechen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Ihre blonden Haare schimmerten wie flüssiges Gold, ihre rosigen Lippen waren ein Stück geöffnet und ein Lächeln bildete sich auf ihnen. Wie er ihr Lächeln liebte...

"Ich habe die Sonne vermisst", flüsterte sie und nahm einen langen Atemzug, um die nach Blumen duftende Luft einzuatmen.

"Ich auch", antwortete er. Sie spürte, dass er mit seiner Antwort etwas gänzlich anderes meinte und öffnete langsam ihre Augen. Ihr Blick wanderte zu seinem wunderschönen Gesicht. In seinen tiefblauen Augen erkannte sie unendliche Traurigkeit, die sich langsam auch in ihr Herz fraß, Stück für Stück.

Sie wand sich von ihm ab, um seinem Blick zu entfliehen und die aufkeimende Schönheit des blühenden Frühlings zu betrachten. Überall wo sie hinblickte, sah sie Blumen und Farben. Dieses Grün, das die Knospen der Bäume nach ihrem langen Schlaf ankündigte, umgab sie von allen Seiten und sie wusste, dass dies ihre neue Lieblingsfarbe werden würde. Der sonnige Frühlingstag hatte nicht nur die Pflanzen aus ihrem Winterschlaf erweckt, auch die Menschen, die glücklich die angelegten Wege entlang schlenderten, genossen das schöne Wetter und die Hoffnungen, die es versprach.

"Erinnerst du dich, wie wir uns kennengelernt haben?", sprach sie sanft und lächelte ihren Liebsten an. Sie erkannte, wie langsam die Traurigkeit in seinem Gesicht der Freude einer schönen, lang entfernten Erinnerung wich.

"Es war genau in diesem Park, dort drüber an der Trauerweide." Er zeigte auf den erblühenden alten Baum. "Du hattest im Februar mit deiner besten Freundin beschlossen, ein Picknick zu veranstalten, obwohl es noch ziemlich kalt war..."

"...aber wir ließen uns davon nicht abhalten, da die Sonne das erste Mal in diesem Jahr länger als ein paar Minuten schien", vervollständigte sie seinen Satz.

Sie hatten die Geschichte bereits so viele Male durchgespielt, dass sie beide genau wussten, was als nächstes gesagt werden würde. Es war mittlerweile ihr kleines Ritual geworden. Sie setzte fort:

"Du warst auf dem Weg zur Arbeit, als du zwei verrückte Frauen dabei erwischt hast, wie sie, in dicke Daunenjacken gehüllt, ein Sandwich zu sich nahmen."

"Ihr Gelächter hallte über den gesamten Park und ich konnte nicht widerstehen, mir die zwei Verrückten aus der Nähe anzusehen. Langsam ging ich auf euch zu..."

"...nur um dann zu merken, dass es ziemlich eigenartig war, einfach so irgendwelche Frauen im Park zu belästigen." Sie lächelten sich gegenseitig an.

"Erst wollte ich es mir anders überlegen, doch euer Lachen zog mich fast schon magisch an. Ich konnte nicht einfach an euch vorbeiziehen. Plötzlich fiel mir ein, dass dies nicht irgendein Tag im Februar war."

"Es war Valentinstag und meine frisch getrennte beste Freundin und ich hatten beschlossen, einen romantischen Tag zu zweit zu verbringen, ohne von irgendwelchen Männern umgeben zu sein."

"Euer Plan ging wohl nicht so ganz auf." Sie spürte, wie sich langsam Tränen in ihren Augen sammelten. Sie konnte nicht genau sagen, ob es Tränen des Glücks oder Tränen der Traurigkeit waren und antwortete schließlich:

"Und dafür bin ich allen Göttern auf Ewig zu Dank verpflichtet."

Auch ihm fiel diese Unterhaltung mit jedem Atemzug merklich schwerer. Trotzdem fuhr er fort:

"Ich blickte mich um, fand aber unter dem vom schmelzenden Frost bedeckten Boden keinerlei Blumen, die ich pflücken konnte, um euch diese zu schenken. Also musste ich kreativ werden."

"Und das bist du auch!", bestätigte sie und konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. "Diese Stelle gefällt mir am besten."

Auch er lächelte sie an und er spürte, wie ihm jedes Mal aufs Neue an dieser Stelle der Geschichte die Röte in die Wangen stieg.

"Ich dachte darüber nach, woraus ich euch eine Blume basteln könnte und mir fiel prompt die Duplo-Werbung ein, in der der Mann eine Blume aus dem Papier des Riegels bastelt. Zwar hatte ich keinen Duplo-Riegel dabei, aber ich war mir ziemlich sicher, dass man eine schöne Blume auch mit einem Snickers-Riegel hinkriegen würde."

"Das funktionierte dann wohl doch nicht so gut wie erwartet", fügte sie lächelnd ein und er setzte fort.

"Nachdem ich ungefähr fünf Minuten versucht hatte, das Papier in irgendeine blumenähnliche Form zu bringen, gab ich schließlich auf. Das Papier ähnelte eher einem Stein als allem anderen. Frustriert darüber ging ich einfach auf euch zu."

"Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir dich immer noch nicht bemerkt und erschraken, als du plötzlich vor uns standest. Ich werde nie die Worte vergessen, die du dann zu meiner besten Freundin gesagt hast."

"'Meine Damen, bitte entschuldigt mein plötzliches Erscheinen, aber ich konnte nicht umhin, wenigstens einer von euch eine Blume zu schenken und zum Tag der Liebe zu gratulieren.' Ich reichte ihr die Snickers-Blume, woraufhin sie mich bloß mit großen Augen musterte. Dein Lachen war die erste Reaktion, die ich von euch erhielt und ich blickte zu dir."

"'Und wo ist meine hübsche Blume?', fragte ich, um dich noch mehr in Verlegenheit zu bringen." Er kam näher und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

"Ich antwortete: 'Deiner Schönheit könnte keine Blume jemals das Wasser reichen.' Diese Aussage war so schnulzig, dass ich mich direkt in Grund und Boden schämte und am liebsten wäre ich sofort davongelaufen."

"Aber das bist du nicht."

"Ja, ich konnte nicht mehr weglaufen, denn es war zu spät. In deinen Augen erkannte ich, dass du mich am liebsten ausgelacht hättest, doch stattdessen hast du mir dein schönstes Lächeln geschenkt und dich für das schöne Kompliment bedankt." Er hielt kurz inne. "In diesem Moment, indem ich dir in die Augen sah, war es um mich geschehen."

Sie stellte sich langsam auf ihre Zehenspitzen und drückte einen zarten Kuss auf seine warmen Lippen. Während sie sich von ihm löste, merkte sie, wie die Schwäche sie langsam überkam, aber ihm zuliebe zeigte sie dies nicht und lächelte weiter.

"Diese Geschichte wird niemals alt", stellte sie fest und hätte in diesem Moment vor Glück zerspringen können.

Händchenhaltend setzten sie ihren Spaziergang durch den Park fort. Ihre Kräfte schwanden immer mehr und sie wusste, dass sie sich bald wieder zur Ruhe legen musste. Trotzdem wollte sie diesen Augenblick solange bewahren, wie es möglich war. Er war es, der sie zu einer leeren Parkbank führte und ihr half, sich zu setzen. Sie lächelte ihn dankbar an.

Sie konnte das Schweigen nicht länger ertragen, da die Stille sie beide nur weiter in das tiefe schwarze Loch reißen würde.

"Weißt du? Mir fällt gerade auf, dass ich in den letzten Jahren nie meine noch ausstehende Snickersblume erhalten habe." Sie fing an, laut zu lachen, als sie seinen sprachlosen Gesichtsausdruck betrachtete. Als er nicht wie erwartet mit einem Lachen antwortete, fragte sie, ob alles in Ordnung mit ihm war.

Statt ihr eine Antwort zu geben, griff er in die Innentasche seiner Jacke und holte etwas hervor. In diesem Moment wurde ihr klar, was er in der Hand hielt und sie blickte erst ihn, dann die Blume sprachlos an. Die Snickersblume, die er in der Hand hielt, ähnelte sehr der aus der Geschichte, doch mit einem entscheidenden Unterschied. In die Blume war ein kleiner silberner Diamantring eingefasst, der in dem Licht der Sonne in den unterschiedlichsten Farben leuchtete.

"Diese Blume ist schon lange überfällig", sprach er an sie gerichtet. In diesem Moment konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und sie merkte aufs Neue, wie sehr sie ihn liebte.

"Das ist die schönste Blume, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe", flüsterte sie, während sie den Tränen freien Lauf ließ und die Blume entgegennahm. Sie konnte ihr Glück nicht fassen und wünschte sich, dass dieser Moment niemals vergehen würde. Jetzt stand nur noch eine unausgesprochene Frage im Raum.

"Möchtest du meine Frau werden?"

Seine Worte waren so leise gewesen, dass sie fast dachte, sie wären nur ihrer Fantasie entsprungen. Eine direkte Antwort war ihr nicht möglich. Zu viele Gedanken auf einmal schwirrten ihr im Kopf herum. All die Moment, in denen sie sich geküsst hatten. All die Momente, in denen sie sich gestritten hatten. Und all die Besuche im Krankenhaus, die ihnen beiden den letzten Nerv geraubt hatten und bald für immer vorbei sein würden.

"Aber... wir haben keine Zeit mehr", flüsterte sie und verfluchte das Leben, wie so oft, ob seiner Ungerechtigkeit. Sie spürte, wie er ihren Kopf anhob und sie damit zwang, in seine Augen zu sehen. In ihnen erkannte sie so viel Liebe und Traurigkeit, dass sie nicht anders konnte, als jeden Moment davon zu verinnerlichen.

"Vom ersten Augenblick an habe ich dich geliebt. Und mit jedem weiteren Tag liebe ich dich mehr als am vorherigen Tag. Es ist mir egal, wie schwer der Weg sein sollte, der uns noch erwartet, ich möchte ihn stets mit dir gehen. Also frage ich dich noch einmal: Willst du meine Frau werden?"

Mit Tränen in den Augen blickte sie ihm in sein schönes Gesicht und fragte sich, womit sie diesen Mann verdient haben konnte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schenkte ihm die Phrase, die er so sehr von ihr erwartete.

"Ja, ich will."

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