Kälte

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Tobi lag bei Rafael auf der Couch und konnte einfach nicht schlafen. Es war Winter. Sie hatten beide Semesterferien und so war Tobi den jüngeren besuchen gegangen. Zu lange war es her, dass sie sich das letzte mal getroffen hatten. Ein Dreiviertel Jahr durfte es schon her sein. Ihr letztes Treffen war die Gamescom des vergangenen Jahres gewesen. All zu viel Zeit hatten sie dort nicht gehabt. Rafael war ständig von Fans belagert worden. Somit hatte Tobi sich dort zurück gezogen, um nicht in den Fokus zu geraten. Ja sein Aussehen war bekannt, nicht zuletzt dank IzzI, aber er mochte es nicht, im Mittelpunkt aller zu stehen. Er war dankbar für den support, keine Frage. Doch Interaktion mit seinen Fans war ihm nicht so geheuer. Zumindest nicht, wenn es so eine große Anzahl an Menschen war. Deswegen war er meist alleine über das Gelände gelaufen, hatte sich ab und zu mal mit anderen YouTube Kollegen unterhalten. Es war ganz nett gewesen und das Rafael kaum Zeit hatte, störte ihn nicht. Schließlich hatten sie danach noch genug Zeit gehabt und er hatte natürlich auch bei Rafael übernachtet. Jetzt lag er wieder auf dieser Couch, frierend und nachdenkend, eingewickelt in eine viel zu dünne Decke. Genau so wie damals, nur eben, dass ihm kalt war. Verständlich, wenn man auch nur Boxershorts und ein Shirt trug. Die Heizung brachte mal so gar nichts. Ob diese überhaupt an war, bezweifelte Tobi stark. Rafael schien die Kälte jedoch nichts auszumachen. Im Gegenteil er schlief friedlich in seinem Bett. Seine Brust senkte sich in regenmäßigen Abständen. Bestimmt war es unter seiner Decke total warm. Aber wie stand er denn bitte da, wenn er sich einfach bei seinem besten Freund mit unter die Decke legte? Wenn Rafael ihn morgen nicht sofort rausschmiss, sobald er wach wurde, würde er ihn wohl nie mehr bei sich schlafen lassen. Somit blieb Tobi nichts anderes übrig, als die Decke fester um sich zu ziehen und versuchen zu schlafen. Zitternd und in der Kälte, nicht unbedingt einfach. Auf seinen Körper hatte sich schon eine Gänsehaut gebildet. Eine weitere Decke würde er nicht so schnell finden. Wo Rafael die hatte, wusste er nicht, aber er konnte sich denken, dass sie im Bettkasten waren. Ran kam er da nicht. Und Rafael zu wecken kam überhaupt nicht in frage. Der sollte weiter schlafen. Musste er halt mal frieren. Aushalten würde er das schon. Zur Not zog er seine graue Stoffjacke wieder an, die hier irgendwo rum liegen musste. Oder aber er verwandelte sich und nutzte sein Fell als zusätzliche Decke. Nur war das viel zu riskant. Wenn Rafael aufwachte und ihn hier als Wolf liegen sah, würde er wahrscheinlich einen Herzinfarkt erleiden. Oder etwas dergleichen. Gut Möglichkeit zwei, Rafael lieferte ihn an eine Forschungseinrichtung aus. Wo man bis an sein Lebensende Experimente mit ihm machen würde, oder ihm sogar umbrachte und bis ins Detail analysierte. Vielleicht würde er mal als Ausstellungs-Objekt enden. Irgendwo ausgestopft in einem Museum, wo alle Welt ihn betrachten konnte. Doch er würde einen Teufel tun, sich noch mal einsperren lassen. Als er das letzte mal aus einem Labor ausgebrochen war, hatte er sich geschworen, nie mehr zurück in ein Labor zu kommen. Egal ob freiwillig, oder gezwungen. Eher würde er sterben. Diese Zeit wollte er hinter sich lassen und damit abschließen. Einfacher gesagt als getan. Immer noch konnte er sich an den Schmerz erinnern, dem man ihm zugefügt hatte, als sie ihm etwas gespritzt hatten. Es hatte sich angefühlt, als reiße man seine Seele entzwei und setze seinen Körper unter Feuer. Er konnte sich nicht mehr erinnern, ob er geschrien hatte. Sicher sagen konnte er nur, dass er versucht hatte sich los zu machen und sich die Haut aufzukratzen, um das brennen zu lindern. Alles was er wahrgenommen hatte, war der Schmerz. Damals hatte er für mehrere Stunden das Bewusstsein verloren. Als er zu sich gekommen war, ruhig gestellt unter Schmerzmittel, war nichts mehr so, wie es mal war. Sie hatten ihn zerstört. Festgemacht an Hand- und Fußgelenken auf einer Liege, lag er da. Bewegungsunfähig und nicht mehr zum sprechen fähig. Sein Körper war nicht mehr menschlich. Er war ein Wolf. Sie hatten ihm alles genommen. Sein normales sicheres Leben, seine Familie, seine Freude, sein Zuhause. Durch die lange Gefangenschaft, hatte jeder gedacht, er sei abgehauen, oder entführt und getötet worden. Auch wenn er offiziell nicht als tot galt, so konnte er nicht mehr zurück. Nicht so, nicht als Wolf. Mal ganz abgesehen davon, als Wolf hätte er nie mehr nach Hause gehen können. Jeder wäre schreiend abgehauen. Es hatte seine Zeit gedauert, nachdem er ausgebrochen war, bis Tobi verstanden hatte, wie er sich verwandeln konnte. Danach war er abgehauen, hatte so viel Distanz zu seinem alten Zuhause aufgebaut, wie es ging und hatte ein neues Leben angefangen.  Ohne alles und jeden. In dieser Zeit hatte er auch Rafael übers Internet kennengelernt. Etwas wofür er unendlich dankbar war. Ohne es zu wissen, hatte er Tobi aufgebaut und ihm unendlich geholfen neu anzufangen. Diese grausame Zeit zu überstehen und die Hoffnung nicht zu verlieren. Über zwei Jahre hatte Tobi sich gar nicht mehr verwandelt. Mit diesem Wolf verband er alles und das hatte er nicht mehr ans Licht holen wollen. Doch er hatte eingesehen, dass er diese Gabe nun auch sinnvoll nutzen konnte. Denn Rafael hatte ihm auch geholfen, ein bisschen auch zu vergessen, dass er eigentlich ein Wolf war und wie er dazu geworden war. Bis jetzt wusste so gut wie keiner, dass er ein Gestaltwandler war. Nicht mal Rafael, der schon lange der Dreh- und Angelpunkt seiner Welt geworden war. Tobi nutzte die Möglichkeit selbst kaum. Zu groß war die Gefahr. Außerdem war jede Verwandlung mit Schmerzen verbunden, was es doch ein wenig unattraktiv machte. Der Schmerz war nicht so schlimm, dass er es nicht tun würde, doch es war schon ziemlich unangenehm. Generell mochte er das Gefühl nicht, wenn er sich verwandelte. Dieses knacken und brechen der Knochen war schrecklich für seine empfindlichen Ohren. Wenn er aber erstmal verwandelt war, hatte es so einige Vorteile. Als Wolf war er schneller und kleiner, aber auch wendiger und konnte super hoch springen. Mit der Ausdauer hatte er dann auch weniger Probleme. Wie gesagt es war schon ziemlich nice. Ab und zu musste er sich selbst gestehen, nutzte er es schon -in seinem Hinterkopf waren bei jeder Verwandlung immer noch die Gedanken an dieses Labor und das machte ihn fertig-. Und es war auch einfach eine coole Fähigkeit. Der große Nachteil. Keiner wollte mit einem Wolf zu tun haben. Sie hatte alle zu viel Angst. Im Wald würde er wahrscheinlich ziemlich schnell erschossen werden, wenn er als Wolf rum rannte. Wollte er dieses Risiko eingehen? Sich jetzt zu verwandeln, damit er es warm hatte und zu schlafen? Er müsste vor Rafael wieder aufwachen und sich zurück verwandeln. So schwer klang das nicht. Allenfalls könnte das jedoch Konsequenzen haben, die er nicht unbedingt haben wollte. Rafael zu verlieren, wäre das schlimmste, was ihm jetzt passieren könnte. Nicht nur sich würde er damit zerstören, sondern auch Rafael selbst. Das wollte er ihnen nicht antun. Nur war ihm tierisch kalt. Seine Ohren waren sensibel genug, um jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen und ihn aus dem Bett zu reißen. Warum also nicht. Rafael war korrekt, er wurde ihn schon nicht ausliefern. Ohne überheblich klingen zu wollen, er glaubte schon, dass Rafael was an ihm lag, was mehr als bloße Freundschaft war. Vielleicht sollte er sich nur nicht hier verwandeln. Das knacken brechender Knochen könnte Rafael wecken. Damit wäre sein Plan zunichte gemacht und er konnte schauen, dass er Land gewann. So leise es ging, stand er auf und schlich aus dem Zimmer. Tobi ging in die Küche, da diese am weitesten vom Schlafzimmer entfernt war. Seine Augen schlossen sich und er konzentrierte sich auf die Verwandlung. Seine Knochen fingen an zu knacken und brachen schließlich, um neu zusammen zu wachsen. Vor Schmerz kniff er die Augen fest zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Sein Körper wurde kleiner und er sank langsam Richtung Boden, als seine Hände auf den Boden trafen, waren sie bereits Pfoten. Er begann sich aus seinen Klamotten zu befreien und nahm sie ins Maul, um sie zu transportieren. Kurz schüttelte er sich und schlich dann auf leisen Sohlen wieder zurück ins Schlafzimmer. Die Tür hatte er extra angelehnt gelassen, damit er ohne Probleme rein kam. Lautlos sprang er auf die Couch, ließ seine Sachen neben das Bett fallen. Kroch von unten mit der Schnauze voran wieder unter die Decke und schloss die Augen. Jetzt war ihm warm. Tobi kuschelte sich in die Kissen, legte den Kopf auf den Vorderpfoten ab und schlief nur wenig später ein. Nicht wissend, dass der nächste ,irgend das totale Chaos sein würde.

Rafael wachte um kurz nach sechs auf zu früh zum aufstehen, also könnte er sich noch mal kurz umdrehen und weiter schlafen. Sofern Tobi nicht wach war. Ein wenig träge drehte er sich zu seinem Freund um und rieb sich über die Augen, um besser sehen zu können. Ihm entwich ein spitzer Schrei und er sprang fast Augenblicklich auf, als er eine schwarze Gestalt statt Tobi im Bett liegen sah. Sein Herz schlug sofort beschleunigt und die Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. „ Was zur Hölle?", murmelte er vor Schreck. Wo war Tobi bloß, wenn dieses etwas in seinem Bett lag? Hatte es ihn gefressen? Wie war es überhaupt hier rein gekommen? All diese Gedanken liefen jedoch unbewusst ab. Alles was seinen Kopf füllte, war Angst. Wie ein großes blinkendes Warnschild. Als die Kreatur ihren Kopf hob, flüchtete Rafael auf sein Bett und kroch bis in die hinterste Ecke. Verschlafene hellblaue Augen blitzten ihm entgegen. Doch sie weiteten sich mit einem Mal rauschartig. Das Vieh war eine Bestie. Rafael bekam weiche Knie und er begann zu zittern. Wie sollte er jemals lebend hier wieder raus kommen? Als die Bestie von der Couch runter sprang, kniff Rafael ängstlich die Augen zusammen und machte sich ganz klein. Stumm begann er zu beten, dass er überleben würde. Das Bett wackelte etwas, als das Vieh zu ihm hoch sprang. Doch es fiel nicht über ihn her. Stattdessen hörte er ein leises trauriges fiepen und sah zwischen seinen Fingern hindurch. Was immer es war, saß mit Abstand zu ihm auf dem Bett. Traurige große blaue Augen sahen ihm entgegen, die leicht durch die aufkommenden Tränen schimmerten. Nochmals fiepte das Wesen leise und sah ihm direkt in die Augen. Leid und Schmerz steckten in seinem Blick. Vorsichtig nahm Rafael die Hände runter und richtete sich wieder auf. Warum tat er nichts, um ihn zu töten? Rafael saß doch beinahe schon perfekt auf dem Präsentierteller und konnte nicht abhauen. Erstmals betrachtete er das Wesen genauer. Es schien ein Wolf zu sein, mit schwarzem Fell und hellblauen Augen. Aber aus irgendeinem Grund schien er friedlich zu sein, was auch die nächste Tat unterstrich. Der Wolf legte sich auf sein Bett und schloss die Augen. Ein kaum hörbares jauern entwich dem Wolf und es klang beinahe so, als weine er. Ängstlich und mit gewisser Vorsicht streckte Rafael langsam die Hand nach dem Wolf aus. Er zitterte deutlich. Seine Fingerkuppen streiften erstmals das Fell am Kopf ganz zart. Keine Zähne schnappten nach ihm, keine hektischen Bewegungen gingen vom dem kleinen Wolf aus. Er lag vollkommen ruhig da und gab weitere leise, wimmernde Laute von sich. Als Rafael nichts passierte, nahm er immer mehr dazu, bis er schließlich mit der flachen Hand über den Kopf des Wolfes streichen konnte. Dieser schien sich etwas beruhigt zu haben. Zumindest fiepte er nicht mehr. „ Wer oder was bist du nur?", flüsterte Rafael zu sich selbst, während er dem Wolf weiter über das Fell strich. Es war total weich, gerade hinter den Ohren. Das Wesen schien ihn zu verstehen. Vielleicht nicht Wort für Wort, aber allgemein seine Taten und Handlungen. Am wichtigsten, dass sie sich gegenseitig nichts taten. Der Wolf hob dem Kopf leicht an, sah ihn mit diesen wunderschönen blauen Augen an. Dann schnappte er sich mit den Zähnen die Decke und zerrte leicht daran. Fast so, als wolle er sie über sich legen. „ Soll ich dich zudecken, versteh ich das richtig?", fragte Rafael sanft, woraufhin er ein nicken erhielt. Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass ein Wolf ihn verstand, doch er sollte im Moment lieber nichts in Frage stellen. Immerhin saß gerade ein Wolf in seinem fucking Bett und er hatte nichts besseres zu tun, als diesen zu streicheln. In jeglicher Hinsicht war er lebensmüde. Langsam bekam er jedoch eine böse Vorahnung, was hier los war. Aber das war unmöglich. Ein Wolf in seinem Zimmer war ja zum Glück total normal. Behutsam zog er seine Decke über den kleinen mageren Körper des Wolfes und strich ihm noch mal durch das Fell. Plötzlich körte Rafael ein ekelhaftes knacken. Als wäre ein Gelenk rausgesprungen. Weiteres knacken ertönte, gemischt mit kleinen Schmerzenslauten, die der Wolf von sich gab. Es klang beinahe so, als brechen sämtliche Knochen in dem kleinen Körper. Das war definitiv kein schönes Geräusch. Rafael bekam Gänsehaut bei diesem Geräusch. Fast so, wie wenn jemand mit den Fingernägeln über die Tafel kratzte. Doch so langsam kristallisierte sich heraus, was das hier war. Das Fell verschwand mehr und mehr und ließ eine kleine, zierliche, menschliche Gestalt zurück. Seinen Tobi. Auch wenn er es sich irgendwie schon gedacht hatte, haute ihn das trotzdem noch um. Sowas war doch unmöglich. Doch da lag sein Freund. Total erschöpft und verschwitzt unter seiner Decke. Behutsam zog er die Decke weiter hoch, um seinen scheinbar nackten Körper zu verdecken. Tobi hatte jetzt hoffentlich ne gute Erklärung für ihn parat, was zur Hölle das gewesen war. Sein Wohl ging dem aber voran. „ Ist alles ok bei dir? Hast du stärkere schmerzen? Gesund klang das gerade nicht." Schwach nickte sein Freund und versuchte sich aufzurichten, doch Rafael drückte ihn an der Brust wieder hinunter. Tobi versuchte sich nicht noch mal dagegen zu wehren. „ Mir geht's gut Rafi. Es hört sich schmerzhafter an, als es in Wahrheit ist. Natürlich tut's schon weh, wenn Knochen brechen und neu zusammen wachsen. Lass mich geschwind was anziehen und dann erklär ich dir das alles. Nur bitte hau nicht ab.", bat Tobi leise flehend. Er behielt Tobi dennoch nach unten ins Bett gedrückt, um ihn am aufstehen zu hindern. Stattdessen stand er auf und holte Tobis Klamotten her. Mit einem stummen danke, zog er die Sachen unter die Decke und begann sich anzuziehen. Dabei schaute Rafael steht's weg. Sonst kam er noch auf dumme Ideen, was er mit Tobi anstellen könnte. Als Tobi ihn antippte, sah er wieder hin. Sein Hirn hatte da schon das ein oder andere Gespinst gesponnen in so manchem Tagtraum. Er trug nun ein Shirt und Boxershorts, war aber noch in die Decke eingewickelt. Rafael schlüpfte mit unter die Decke, drehte sich dann auf die Seite und zog Tobi zu sich hoch, sodass er neben ihm lag und sein Kopf auf Rafael Arm. Tobi atmete ein paar mal tief durch. Er schien sich zu sammeln. „ Weißt du, ich bin ein Gestaltwandler. Klingt total bescheuert, ist aber das, was du gerade gesehen hast. Ich kann mich in einen Wolf verwandeln und zurück. Mir tut es leid, dass sich dich so extrem erschrocken hab. Das war überhaupt nicht meine Absicht. Mir war gestern kalt und ich wollte dich nicht wecken. Eigentlich wollte ich das auch wieder rückgängig machen, bevor du wach wirst.", fing Tobi an zu erzählen, hielt dann aber inne, um Rafael die Chance zu geben, dass erstmal zu verarbeiten. Bis jetzt hatte er ihn noch nicht von sich weggestoßen, was Tobi als gutes Zeichen wertete. In Wahrheit war Rafael einfach nur zu überfordert mit den ganzen neuen Informationen. Immer noch schwirrte das wie in seinem Kopf herum. Wie war das möglich. Ein Mensch, der sich in einen Wolf verwandelte. Sowas war physikalisch doch gar nicht möglich. „ Ich weiß, was du denkst. Ich weiß selbst nicht, wie es funktioniert. Das musst du die Wissenschaftler fragen, die mich hierzu gemacht haben. Jahrelang war ich nur ein Experiment. Eine Zahl, in einer Reihe von vielen. Eigentlich möchte gar nicht darüber reden. Die Zeit war schrecklich für mich und ich erinnere mich immer noch nicht gerne daran. Mir wurde damals nur irgendein Mittel gegeben und als ich wach wurde, war ich ein Wolf. Es hat mich Monate gekostet, zu fliehen und neu anzufangen. Diese Einrichtung wurde besser bewacht, als ein Hochsicherheitsgefängnis. Doch ich hab es raus geschafft. Mehr musst du darüber nicht wissen, ok. Wirst du mich jetzt zurück in so eine Einrichtung zerren?", fragte Tobi betrübt. Er schien regelrecht Angst zu haben, dass Rafael ihm das antat. Dabei würde er das nie tun. Seine Hand legte sich beruhigend an Tobis Schulter und zog ihn so ein wenig in seine Arme. Den kleinen konnte er gar nicht mehr hergeben. Eher würde er sterben. Tobi kuschelte sich an ihn, blieb aber ruhig. Diese kleine Geste des Vertrauens zeigte, dass ihm bei Rafael nichts passieren würde. Das Tobi ihm vertrauen konnte und in Sicherheit war. Sein Geheimnis in Sicherheit war. Seine Augen schlossen sich noch mal. Der stetig ruhige, gleichmäßige Herzschlag Rafaels beruhigte ihn, brachte ihn wenig später zum einschlafen. An Schlaf war für Rafael nicht mehr zu denken. Es gab zu viel, über das er nachdenken musste. Eins stand jedoch fest. Tobi würde in seinem Leben nicht an Bedeutung verlieren oder aus diesem radiert werden. Diese Wolf Sache war zwar ziemlich crazy, aber dafür konnte Tobi nichts. Und im Grunde war er immer noch der selbe Mensch wie gestern. Nichts hatte sich an ihm, oder ihrer Freundschaft geändert. Er fing an ihm sanft durch die wuscheligen braunen Haare zu fahren. Es hatte etwas beruhigendes an sich und Tobi schien dadurch nicht wach zu werden. Er hatte wirklich gedacht, ihn trifft der Schlag, als er aufgewacht war und diesen Wolf auf der Couch hatte liegen sehen. Das es lediglich Tobi gewesen war, beruhigte ihn gleichermaßen, wie es ihn beunruhigte. Hoffentlich tat Tobi das nicht all zu oft unter Menschen. Sonst musste er demnächst echt Angst um seinen besten Freund haben. Wenn er schon so reagierte... Naja das war jetzt erstmal nichts, worüber er nachdenken wollte. Im Moment war alles in Ordnung. Mit Tobi als Wolf würde er sich anfreunden können. Irgendwie war es ja schon ganz niedlich, so einen kleinen Wolf zum kuscheln zu haben. Vorausgesetzt natürlich, man wusste dass er einem nichts tun konnte. Ansonsten, ja das hatte man gerade gut sehen können. Für ihn war Schlaf eh nicht mehr möglich, deshalb konnte er genauso gut aufstehen. Langsam zog er seinen Arm unter Tobis kopf hervor und legte diesen sanft auf dem Kissen ab. Etwas mehr deckte er den kleineren noch zu und stand dann leise auf. Geschwind nahm er sich einen Hoodie, Boxershorts und eine Jogginghose aus dem Schrank, sah noch mal kurz lächelnd zu dem friedlich schlafenden Tobi, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich geräuschlos schloss. Sein Weg führte ins Bad, wo er sich erstmal auszog und unter die Dusche sprang. Die war langsam mal wieder fällig. Unter der Dusche schaffte er es tatsächlich nicht zu denken, was er sonst immer tat. Gut er beeilte sich auch ziemlich. Keine fünf Minuten später stand er triefend nass auf dem Vorleger und wickelte sich in ein Handtuch ein. Nachdem er sich grob abgetrocknet hatte, schlüpfte er in die neuen Sachen und rubbelte seine Haare notdürftig trocken. Das Handtuch hängte er wieder zurück an seinen Hacken, damit es trocknen konnte. Normal würde er jetzt frühstücken. Ging nicht, weil er das mit Tobi zusammen tun wollte und dieser gerade schlief. Ein wenig was könnte er ja schon mal für später vorbereiten. Sofern Tobi heute überhaupt noch die Intention hatte, aufzustehen. Solche Tage gab es bei dem Kölner nämlich auch, und das wusste Rafael nur zu gut. Versehentlich hatte er den älteren mal um vier Uhr aus dem Bett geklingelt. Es sei gesagt, dass damit vier Uhr nachmittags gemeint war. Tat ihm natürlich irgendwo leid, aber wer schlief den um sechzehn Uhr noch? Dann war es vielleicht doch besser, alles so zu lassen und zu warten, was Tobi den so vor hatte. Am Ende war dann alles umsonst. Hieß also im Umkehrschluss, dass er nichts zu tun hatte. Ganz klasse. Er könnte etwas für YouTube tun, aber damit weckte er ihn womöglich. Seine Wände waren zu der Seite nicht Schalldicht und Wohnzimmer und Schlafzimmer lagen direkt nebeneinander. Fiel also auch flach. Mit Sport konnte er Tobi sicher nicht stören. Zumal er draußen joggen gehen würde. Damit war die Dusche dann so ziemlich umsonst, aber was soll's. Schnell suchte er sein Handy und die Kopfhörer zusammen und machte sich eine Playlist an. Tobi schrieb er einen Zettel, dass er draußen war, falls er wach wurde, bevor Rafael wieder daheim war. Noch seinen Schlüssel einstecken, ging er das Treppenhaus runter und öffnete die Eingangstür. Für Ende Herbst war es recht mild von den Temperaturen her. Nicht regnerisch und ohne Wind. Zum joggen das perfekte Wetter. Langsam joggte er also los. Die Straßen waren noch ziemlich leer, aber das störte ihn nicht sonderlich. Im Wald hatte er dann eh seine Ruhe. Auch jetzt versuchte er nicht an Tobi zu denken. Er hatte alle Informationen, die er brauchte und weiter in seinen Wunden rum stochern, sollte und wollte Rafael nicht. So viel Feingefühl und Empathie besaß er dann schon noch. Auch wenn ihm schon noch die ein oder andere Frage auf der Zunge brannte. Das hatte alles Zeit. Eine halbe Stunde später war er wieder daheim. Nicht zu verschwitzt, aber doch gut ausgepowert. Drinnen herrschte vollkommene Ruhe. Also schien Tobi noch zu schlafen. Deshalb schreckte er tierisch zusammen, als er in die Küche ging, um sich ein Glas Wasser zu holen und dabei jemanden am Küchentisch sitzen sah. Was, wie sollte es auch anders sein bloß Tobi war. Der kleine konnte ihm definitiv den ein oder anderen Schreck einjagen. „ Hey kleiner. Bist du schon lange wach?", wollte Rafael wissen und setzte sich an den gedeckten Tisch. „ Nur ein paar Minuten. Ich dachte, ich kann schon mal mit dem Frühstück anfangen, bis du kommst. Wusste ja nicht, wie lange du normal joggen gehst und wann du los bist. Wegen heute Morgen. Vergiss bitte einfach, was du gesehen hast. Das war nicht für deine Augen bestimmt. Ich will es nicht komplizierter zwischen uns machen, als es das eh schon ist." Was sollte das den jetzt heißen. Kompliziert war nichts zwischen ihnen. Auch wenn Rafael mehr empfand, war er glücklich, so wie es war. Kompliziert war da nichts. Zumindest von seiner Seite aus. „ Was ist daran kompliziert? Mir macht es nichts aus, dass du zum Teil ein Wolf bist. Ich bin cool damit und werde dir keine weiteren Fragen mehr diesbezüglich stellen. Das Thema ist abgehackt und gut. Erst Gefühle fangen an, eine Beziehung kompliziert zu machen Tobi." „ Was du nicht sagst.", murmelte Tobi abgewandt. Doch Rafael hatte es verstanden. Was sollte das den jetzt wieder. Spielte Tobi auf seine eigenen Gefühle ab, oder wollte er der Aussage einfach nur zustimmen. Empfand Tobi vielleicht doch mehr für ihn, als bloße Freundschaft? Das musste er jetzt einfach herausfinden. „ Was genau meist du mit was du nicht sagst? Hast du eventuell Gefühle für mich, die über Freundschaft hinaus gehen? Du kannst es mir ruhig sagen, ich hab kein Problem damit und das macht es auch nicht kompliziert, oder ändert etwas an unserer Freundschaft." Tobi sah ihm nicht mal mehr in die Augen, als er den nächsten Satz ohne Atempause nuschelte. „ IchliebedichRafi." Viel zu leise, als wollte Tobi nicht, dass er es hörte. Beinahe klang es so, als wäre es ihm bloß rausgerutscht und er wollte er eigentlich geheim halten. Zwar war es nur schwer verständlich, was Tobi von sich gegeben hatte, aber es reichte. Sanft legte er eine Hand unter Tobis Kinn und drehte es zu sich, sodass dieser ihn ansehen musste. Einzelne Tränen kullerten seine Wangen hinab, welche Rafael schnell mit dem Daumen weg wischte. „ Ist doch alles gut Tobi. Ich liebe dich auch. Egal ob Wolf oder Mensch. Das gehört einfach zu dir. Du bist was besonderes. Nicht nur deswegen." Mit diesen Worten legte er sanft seine Lippen auf die Tobis. Dieser war zuerst wie versteinert, konnte sich kaum bewegen, geschweige den Atmen. Doch je länger Rafael seine Lippen gegen die seinen bewegte, desto mehr taute Tobi auf. Schließlich erwiderte er den Kuss sogar sanft, während sie sich in die Augen sagen. So scheiße der Tag auch angefangen hatte, er endete mit einem Happy End für sie beide. Und Tobi bereute nichts, was er an diesem Tag getan hatte. Es war alles gut geworden. Endlich wieder. Und wer weiß, vielleicht zogen sie ja noch zusammen, wenn ihre Beziehung eine Weile hielt. Zurückhalten würde Tobi nichts. Für jetzt lebte er in seiner kleinen perfekten Welt, in der alles schön war. Am wichtigsten war, dass er seinen Rafael hatte, der ihn so akzeptierte, wie er war. Ohne Ausnahme. Die guten wie die schlechten Seiten. Seine menschliche, wie die wölfische. Er könnte nicht glücklicher sein. Endlich war er wieder zuhause angekommen. Nach all dem Schmerz, Leid und der Trauer. Bei Rafael hatte er sein neues Zuhause gefunden.

Fragt bitte einfach nicht.

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