Drei

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Es dauert eine Weile, bis ich mich beruhigt habe. Obwohl ich will, dass er geht, habe ich nicht die Kraft, ihn zu verjagen.

Und ich habe Angst.

Das will ich nicht zugeben, vor allem nicht vor ihm, aber ich habe Angst vor den Konsequenzen. Nicht so sehr, dass ich alles tun würde, was er sagt, aber die Angst ist da, schlummert in mir, womit sein Versuch, mich zurecht zu biegen, jetzt schon beginnt zu fruchten.

Werd nicht zu seiner Marionette!

„Lass mich allein", murmele ich in meine Hände, die mein Gesicht stützen.

„Sag es netter, dann überleg ich' s mir."

Wütend reiße ich die Hände herunter und funkele ihn an. „Hör auf mir irgendwelche Befehle zu geben!"

Seine Mundwinkel zucken. „Du hast doch angefangen."

„Das ist ja wohl was komplett anderes", fahre ich ihn an.

„Wieso?"

Genervt atme ich durch. „Das kannst du dir doch wohl denken, so schlau wie du bist."

Einen Moment sieht er mich mit einem undeutbaren Blick an.

„Was ist? Willst du mich jetzt wieder schlagen?", provoziere ich ihn, warum auch immer, weiter.

„Nein", meint er, offensichtlich selbst überrascht. „Auch wenn du ziemlich frech bist, verstößt du noch nicht direkt gegen die Regeln, denke ich. Wobei ich mir da selbst nicht so sicher bin."

Keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. „Beruhigend", fällt mir nur ein.

„Geht' s dir besser?"

Weiß ich auch nicht. „Ich will immer noch, dass du gehst."

Wartend sieht er mich an.

„Ich werde dich nicht bitten."

„Dann gehe ich auch nicht."

Die Schmerzen in meiner Brust habe ich schon wieder vergessen, bis ich die Arme verschränke und daraufhin scharf zischen muss.

„Du machst es dir schwerer, als es sein könnte", stellt er fest.

Ich schnaube. „Du hättest mich auch einfach nicht entführen können. Dann wäre ich jetzt nicht in dieser beschissenen Situation."

Bedächtig nickt er. „Das kann sein. Aber dann hätte ich uns die Chance auf alles, was noch kommt, verbaut."

Bis zum Abendessen lässt er mich dann doch allein. Mit ihm essen, muss ich auch nicht. Wie gütig von ihm. Aber ich muss essen. Das ist eine Regel und die ist es mir ehrlich gesagt nicht wert, gebrochen zu werden. Er wird das Essen nicht vergiftet haben, weil er nicht will, dass ich sterbe.

Wobei er es trotzdem mit irgendwelchen Psychopharmaka versetzt haben könnte.

Mit einem flauen Gefühl im Magen esse ich es trotzdem und starre dabei aus dem Fenster. Den Schreibtisch habe ich vorhin umgestellt, damit ich raus sehen kann. Natürlich habe ich keine Ahnung, wo ich mich befinde. Der Blick nach draußen zeigt nur eine große Wiese und eine Straße, die am Haus vorbei zu einem Wald führt. Ob es der Wald ist, an dem Leif mich abgefangen hat, kann ich nicht sagen. Auch nicht, ob auf der anderen Seite des Hauses vielleicht noch weitere Häuser sind.

Das wäre doch ziemlich riskant, oder? Nachbarn könnten mich sehen, selbst wenn ich nicht versuche zu fliehen. Sie könnten mich durch die Fenster erkennen. Wobei Leif ja ohnehin nicht so auf Nummer Sicher geht. Er vertraut mir oder will mich zumindest dazu bringen, dass er das irgendwann kann. Damit er die Kameras dann ausschalten kann.

Wenn es dazu kommen sollte, will ich mich lieber erschießen.

Immerhin hat er nicht vor, mich zu seiner Putzfrau zu machen, denn als ich aus dem Bad wieder komme, nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, ist mein schmutziges Geschirr weg.

Dafür strahlt mich nun der Laptop geradewegs an.

Mit klopfendem Herzen öffne und schalte ich ihn an. Es dauert einen Moment, aber sobald er hochgefahren ist, leuchtet mir ein neutraler Hintergrund entgegen. Ich musste mich nicht einloggen. Der Account Venus wurde automatisch geöffnet.

Ich glaub' s nicht. Er hat mir tatsächlich WLAN und Internet eingerichtet. Mit zitternden Fingern klicke ich auf das Symbol, woraufhin sich der Browser und damit Google problemlos öffnet. Intuitiv gebe ich in die Suchleiste „Facebook" ein. Doch ehe ich auf Enter drücken kann, kommt mir ein Gedanke.

Es muss einen Haken geben.

Irgendwie muss er das nachverfolgen können. Unsicher sehe ich mich um, finde die Kamera, die so montiert ist, dass sie vermutlich das ganze Zimmer einfängt.

Es sei denn, ich versperre mit meinem Rücken die Sicht auf den Laptop.

Hitze wallt in mir auf, so nervös bin ich. Mein Finger schwebt über der Taste, die mich möglicherweise hier raus und weg von Leif bringen könnte.

„Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat", erschreckt seine Stimme hinter mir mich so sehr, dass ich aufspringe, ungeachtet meiner Schmerzen und einen Schrei von mir gebe. Sofort tun meine Rippen wieder weh, weswegen ich mich an der Tischplatte abstützen und mir auf die Lippe beißen muss, bis ich Blut schmecke.

„Versuch es erst gar nicht. Das erspart dir einiges", meint Leif ruhig, legt mir einen Arm um die Taille, mit der anderen Hand greift er nach meinem Ellbogen, um mich zum Bett zu stützen. Vorsichtig lässt er mich auf die Matratze nieder und streicht mir durchs Haar, wo seine Finger dann verweilen.

„Ich bin stolz auf dich, muss ich zugeben. Du hast gezögert."

„Ich heiße trotzdem Stina", knurre ich.

Leise lacht er. „Noch, mein Schatz. Noch."

Obwohl ich furchtbar erschöpft bin, mache ich in der Nacht kaum ein Auge zu. Dauernd bilde ich mir ein, Geräusche zu hören. Eine Klinke, die herab gedrückt wird, Schritte, die auf mich zukommen, manchmal sogar nur ein Atemhauch. Nach gefühlten Stunden, in denen ich mehrmals fast eingeschlafen, im letzten Moment aber wieder aufgeschreckt bin, setze ich mich auf und reibe mir mit den Händen über die brennenden Lider.

Ob er schläft? Er kann mich nicht rund um die Uhr beobachten, eine Maschine ist er nicht. Aber vielleicht hat er Bewegungsmelder installiert oder so was. Immerhin wusste er auch, was ich am Laptop vor hatte – er setzt Mittel ein, die ich mir gar nicht vorstellen kann.

Unentschlossen knipse ich das Nachtlicht an.

Vielleicht sollte ich die Chance nutzen, mich ein wenig umzusehen. Wer weiß, möglicherweise finde ich etwas, das mir helfen könnte.

Leise rolle ich mich aus dem Bett und schleiche barfuß zur Tür. Vorhin habe ich absichtlich den längsten, bequemsten und hässlichsten Schlafanzug angezogen, den ich im Schrank finden konnte. Bestehend aus einem dicken Pullover und einer Jogginghose. Leif war zwar frech genug, mir mehrere knappe Höschen und Tops aus Seide in den unterschiedlichsten Variationen zu kaufen – eins freizügiger als das andere – aber wenn er glaubt, dass ich die anziehe, hat er sich gewaltig geschnitten.

Auf dem Flur ist es totenstill. Jeder Schritt kommt mir unheimlich laut vor, obwohl ich mir Mühe gebe, keinen Ton von mir zu geben. Teppichboden hätte es vielleicht gedämpft, aber der Boden ist mit dunklem Parkett ausgelegt. Nervös schleiche ich bis zur Treppe, betend, dass Leif nicht aufwacht.

Was für ein Quatsch, Stina! Wenn er schläft, wird er dich unmöglich hören können, rede ich mir ein.

Die Stufen ins Erdgeschoss laufe ich langsam und bedächtig, halte mich mit beiden Händen am Geländer fest. Und trotzdem habe ich mit jedem Schritt die Bilder im Kopf, wie ich hier herunter gesegelt bin. Sie sind so real, dass sogar mein Brustkorb wieder beginnt zu schmerzen.

Sehr schön, jetzt hat er es bereits geschafft, mir nur durch meine Gedanken weh zu tun. Nur durch eine Erinnerung.

Endlich unten angelangt sehe ich mich um, kann aber kaum etwas erkennen, weil es so dunkel ist. Einen Lichtschalter finde ich auch nicht, doch sobald ich einen Schritt vorwärts mache, wird mir bewusst, warum.

Das Licht geht an, wovor ich mich so sehr erschrecke, dass ich mir auf die Zunge beißen muss, um nicht zu schreien. Panisch fahre ich herum, kann ihn aber nirgendwo entdecken. Es muss einen Bewegungsmelder geben. Oder er beobachtet mich von irgendwo aus und kann dort das Licht an- und ausschalten.

„Blöder Mistkerl", murmele ich in mich hinein, so leise, dass hoffentlich nur ich es hören kann. Einen Moment warte ich noch, da aber nichts passiert, lasse ich meinen Blick über das offene Wohnzimmer schweifen, das direkt an die Küche mit einem großen Esstisch anschließt.

Woher hat er bitte so viel Geld? Als Student kann er sich doch unmöglich so eine Einrichtung geschweige denn das gesamte Haus leisten.

Vielleicht wohnt er hier gar nicht. Vielleicht ist er ein Einbrecher und hat die Besitzer ermordet.

Reiß dich zusammen, Stina!

Vorsichtig laufe ich das Wohnzimmer und die Küchenzeile ab, öffne Schränke und Schubfächer und stoße tatsächlich auf ein paar ziemlich scharfe Messer. Eins davon, ein etwas kleineres, aber handliches, lasse ich vorsichtig in meine Hosentasche gleiten. Sonst finde ich nichts Spannendes oder Hilfreiches. Obwohl er einen riesigen Flachbildfernseher hat, besitzt er weder DVDs noch irgendwas zum Zocken. Und es ist kein einziges persönliches Stück aufgestellt. Fotos von seiner Familie oder so was. Es ist so sauber, ordentlich und neutral hier wie in diesen Musterhäusern, die man sich anschauen kann, wenn man vorhat, sich ein Eigenheim zu kaufen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass er hier lebt.

Hier unten gibt es noch ein weiteres Bad, das genau so edel und geschmackvoll gehalten ist wie das obere. Wenn man mal von den Kameras absieht, die auch hier angebracht sind. Außerdem gibt es einen Keller, in den ich mich aber nicht runter traue.

Er hat gelogen. Die Haustür ist abgeschlossen und hat auch kein kleines Fenster aus Glas, das ich einschlagen könnte.

Enttäuscht mache ich mich auf den Weg zurück nach oben. Doch bevor ich zurück in mein Zimmer verschwinde, fallen mir zwei Türen auf der anderen Seite des Flurs auf. Unsicher laufe ich darauf zu, innerlich hin- und hergerissen. Den Atem anhaltend drücke ich trotz meines unguten Gefühls im Bauch die Klinke von der herab, die meinem Zimmer direkt gegenüber liegt.

Im Inneren ist es absolut finster. Vielleicht habe ich sein kleines, perverses Kämmerchen gefunden, in dem er mich über tausend Monitore beobachtet. Aber müsste man dann nicht zumindest irgendwelche Knöpfe leuchten sehen?

Ich sollte hier raus, ganz schnell. Mein Verstand schreit mich förmlich an, zu verschwinden, aber irgendetwas sagt mir, dass ich bleiben soll.

Blind mache ich einen Schritt vorwärts, die Hände vor mir ausgestreckt und im Nichts nach einem Etwas tastend.

Mein Herz springt vor Aufregung fast aus der Brust und ich höre das Rauschen meines Blutes in den Ohren.

Obwohl ich langsam und bedächtig laufe, das Zittern meiner Hände ignorierend, erschrecke ich mich furchtbar, als ich plötzlich etwas Festes an den Beinen spüre. Automatisch ziehe ich die Luft ein und halte inne.

„Hast du mich vermisst, meine Schöne?", raunt Leif mit einem Lächeln in der Stimme.

Und plötzlich ist mir klar wo ich bin und dass ich hier definitiv nicht sein sollte, aber ich kann nicht mehr weg laufen, denn dann passiert alles auf einmal: eine Hand greift nach meinem Arm, zieht mich nach vorne und ich lande mit einem hohen Quieken auf etwas Warmen, Festem. Adrenalin muss durch meinen Körper schießen, denn ich spüre keinen Schmerz in den Rippen, obwohl ich auf ihnen gelandet bin sondern nur die Gänsehaut auf meinem Körper, die sich wie ein Stromschlag ausbreitet.

Das Licht wird angeknipst, woraufhin ich erneut aufschreie, da ich nun erkenne, wo ich drauf liege.

Auf ihm. Auf seiner Brust. Auf seiner verfluchten nackten Brust. Er liegt in seinem Bett, ich auf ihm und mein Atem denkt gar nicht daran, sich zu beruhigen. Ganz im Gegenteil. Hitze breitet sich in mir aus und gleichzeitig habe ich das Gefühl zu frieren.

Leifs Hand umfasst immer noch meinen Arm, hält mich viel zu nah an ihn gedrückt.

Vor meinen Augen tanzen kleine weiße Sternchen, die ich weg blinzeln muss, was mehr schlecht als recht funktioniert.

Er feixt. „Was tust du hier?"

Meine Stimme ist weg. Obwohl ich den Mund öffne, um ihm zu antworten, kommt kein Ton heraus.

Das bringt ihn zum Lachen. „Auch mal spannend zu sehen, dass du sprachlos bist."

Seine andere Hand legt er ganz selbstverständlich auf meinen unteren Rücken, nur wenige Zentimeter oberhalb des Bundes meiner Hose. Unter meiner Hand, die er festhält, spüre ich seine warme, glatte Brust. Wie gesagt, er könnte wirklich unheimlich attraktiv sein, würde mir nicht allein schon dieser kleine Kontakt unserer Haut Übelkeit bereiten.

„Du bist schon wieder so blass. Was ist los?", fragt er amüsiert.

Ich kann immer noch nichts sagen, dafür fällt mir auf einmal etwas ein.

Das Messer. Ich habe immer noch das Messer in meiner Hosentasche, das sich hart und unangenehm an meinen Oberschenkel drückt. Ob er es auch spürt? Unmöglich! Meine Beine berühren ihn nicht mal, da ich schräg auf seinem Oberkörper liege.

Eine Hand könnte ich benutzen. Die, mit der ich mich im Moment noch neben seiner Schulter auf der Matratze abstütze, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen, was er mir dennoch quasi unmöglich macht. Er ist einfach sehr viel stärker als ich. Aber ich könnte mit ihr, wenn ich schnell genug bin, nach dem Messer greifen und...

„Entspann dich", setzt er wieder seine ruhige, einnehmende Stimme ein, aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken. Ruckartig fahre ich mit der Hand Richtung Hosentasche, aber er reagiert schnell genug und greift mit seiner anderen Hand, die über meinem Po lag, nach meinem Handgelenk.

„Was ist denn los? Warum bist du so aufgeregt? Verheimlichst du mir irgendwas?", grinst er, woraufhin er mich im Bruchteil einer Sekunde herum wirbelt, sodass ich nun auf dem Rücken unter ihm liege. Dabei klemmt er meine eine Hand geschickt mit seinem Körper ein, die andere hält er immer noch fest. Mühelos tastet er nach meiner Hosentasche, fässt hinein und findet das Messer, wodurch seine Mundwinkel erneut zucken. Mit zitterndem Atem schließe ich die Augen und stoße ein stilles Gebet aus, dass er es mir nicht gleich in die Kelle rammt.

„Ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin. Dass du noch so mutig bist, hätte ich nicht gedacht", lobt er mich regelrecht.

Sachte fährt er mit der Klinge über meine Wange, wobei er den Druck langsam erhöht, bis es brennt, weil er meine Haut einritzt. Ich weiß nicht, was unangenehmer ist - sein Gewicht und die nackte Haut auf mir oder der Schnitt in meinem Gesicht.

„Meinst du, das war ein großer oder eher ein kleiner Regelverstoß? Ich meine, du hättest mich gerade mühelos töten können, aber andererseits muss man auch einsehen, dass du es nicht getan hast."

Weil ich nicht schnell genug war. An Motivation hat es nicht gemangelt.

„Dennoch hast du das Messer genommen und mit hoch gebracht", überlegt er weiter, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er mit mir oder sich selbst spricht. Diese Art geht mir so auf den Geist, wobei er mir im Moment eher Angst macht.

Sorgsam betrachtet er die Klinge, dann wieder mich, bevor er sie auf sein Kissen legt, direkt neben meinen Kopf.

„Aber weißt du was das Schöne ist?" Er ist wirklich so widerlich und wartet eine Antwort von mir ab, die ich ihm nicht gebe. „Ich sehe die Panik in deinen Augen, auch wenn du es nie zugeben würdest, aber allein die ist schon eine riesige Bestrafung. Nicht ausreichend, aber sehr effektvoll, findest du nicht?"

Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken.

„Oh, jetzt wirst du wieder wütend. Du musst an deinem Pokerface arbeiten, Venus, ich kann wirklich alles in deinen Augen lesen."

Langsam kommt er meinem Gesicht noch ein Stück näher, ich presse mich tiefer ins Kissen, kann ihm aber nicht ausweichen.

„Jetzt geh ins Bett. Den Rest deiner Strafe bekommst du bald", grinst er mir ins Gesicht, lässt mich los und beißt sich belustigt auf die Lippe. „Das hier", sagt er und weist auf das Messer. „Behalte ich bei mir. Du hast mir gerade gezeigt, dass es ganz nützlich sein kann, so eins immer hier oben zu haben."

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