Liam-Erkenntnisse und Entschuldigungen

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Die ersten zwei Wochen der Therapie sind die absolute Hölle. Auch wenn ich im Krankenhaus einen Entzug gemacht habe, niemand hat mich auf das vorbereitet, was danach kommt. Ständig habe ich Verlangen nach Alkohol. Dann laufe ich in meinem Zimmer auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. Zum Glück hat man mir alles weggenommen, womit ich mich hätte verletzen können. Denn das hätte bedeutet, eine Sucht, mit der nächsten zu ersetzen.

Nach einer Woche bin ich soweit, das Gespräch mit jemand zu suchen, wenn das Verlangen übermächtig wird. Mein Therapeut lobt mich dafür und ich fühle mich sofort etwas besser. Endlich habe ich erkannt, dass ich mir helfen lassen muss, auch wenn es mir schwer fällt. Falscher Stolz ist hier nicht angebracht.

Ich vermisse die Jungs und fiebere dem Tag entgegen, an dem sie mich besuchen kommen dürfen. Als es endlich soweit ist, bin ich so aufgeregt, dass ich fast durchdrehe. Mein Therapeut beruhigt mich und schickt mich in den Garten.

"Na geh schon, dein Besuch ist schon da."

Ich stürme hinaus und schaue mich aufmerksam um. Mein Blick bleibt an einem blonden Mann hängen, der auf einer Bank unter einem Baum sitzt. Mit ihm habe ich überhaupt nicht gerechnet. Jetzt werden meine Schritte langsamer, ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll.

Doch dann hat er mich entdeckt und steht auf. Zögernd macht er einen Schritt auf mich zu und breitet die Arme aus. Obwohl ich vor ein paar Tagen noch böse auf ihn war, weil er ohne Abschied nach Irland verschwunden ist, überwiegt jetzt die Freude. Glücklich werfe ich mich in seine Arme und werde liebevoll festgehalten.

"Hallo Liam, schön dich zu sehen."

"Hallo Niall", flüstere ich gerührt. "Danke, dass du da bist."

"Ich habe Harry und Louis gebeten, mich allein herkommen zu lassen. Setzt du dich zu mir?"

Wir lassen uns auf der Bank nieder und Niall nimmt meine Hand. Seine Finger spielen mit meinen und ein kleines Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich bin glücklich, dass er da ist.

"Wie geht es dir?", fragt er leise.

"Mal besser, mal schlechter. Ich werde eine Weile brauchen, bis ich hier raus komme. Das Verlangen hört nicht von heute auf morgen auf. Das..." Ich stolpere über Zayns Namen und muss mich räuspern, ehe ich weiterreden kann. "Sein Verschwinden hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Wir waren doch so glücklich und dann haut er einfach ab."

"Weisst du, es hat uns alle hart getroffen, aber keinen so schlimm wie dich. Liam, es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war, als du mich am meisten gebraucht hast. Harry und ich haben Louis mit der Sorge um dich allein gelassen. Dabei ging es ihm doch selber schlecht. Kannst du mir verzeihen, dass ich weggerannt bin, obwohl du mich gebraucht hättest?"

"Du hast deinen Fehler eingesehen und bist jetzt hier. Natürlich verzeihe ich dir, du bist doch schließlich mein bester Freund."

Er umarmt mich und ich genieße seine Wärme. Die zwei Stunden, die Niall bleiben darf, sitzen wir zusammen und reden über alles. Niall erklärt mir, warum er ohne Abschied gegangen ist und ich, warum ich zur Flasche gegriffen habe. Ich gehe mit ihm zum Tor, dort umarmen wir uns fest und Niall verspricht, bald wiederzukommen. Am nächsten Tag werden Louis und Harry vorbeikommen.

Nach einer Einzelsitzung und dem Abendessen, ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Ich möchte alleine sein, Nialls Besuch hat mich mehr aufgewühlt, als ich dachte. Über Zayn zu sprechen, war nicht leicht für mich. Aber ich muss mich damit anfreunden, ich kann das Thema nicht ewig totschweigen. Mein Therapeut hat schon auf mich abgefärbt.

Ich setze mich ans Fenster und schaue in den Garten hinaus. Früher hätte ich meine Gefühle in einem Song verarbeitet, aber jetzt kann ich das nicht. Deshalb habe ich angefangen Tagebuch zu schreiben und halte dort meine Gedanken fest. Seite um Seite füllt sich und langsam legt sich die Unruhe in mir. Ich will das hier unbedingt schaffen, für mich und auch für die Jungs. Wir werden die Tour fortsetzen, sobald ich stabil genug bin. Sobald das der Fall ist, wird mein Therapeut jeden Tag einen Videoanruf mit mir führen.

In der Nacht träume ich von Zayn und wache schweißgebadet auf. Verdammt, wieso kann ich ihn nicht einfach vergessen? So wie er mich vergessen hat. Ich öffne das Fenster, lasse frische Luft herein und atme tief durch. Vielleicht sollte ich mir ein Schlafmittel geben lassen, aber das würde den Schmerz auch nur betäuben.

"Lernen Sie, mit dem Schmerz zu leben, lassen Sie ihn zu. Er wird weniger. Nicht heute, nicht morgen, aber eines Tages wird es so sein", höre ich Dr. Green sagen.

Ich bohre die Fingernägel in meine Handflächen, schließe die Augen und erlaube dem Schmerz, mich zu überfluten. Bilder von Zayn und mir, glückliche Tage mit der Band, auf der Bühne und privat. Dieses Glück, dass ich für immer festhalten wollte, ist mir wie Sand durch die Finger geglitten. Tränen laufen über mein Gesicht und tropfen auf den Boden. Leise Schluchzer entkommen mir. Da ich nicht will, dass mich jemand hört, beiße ich mir auf die Unterlippe, bis ich Blut schmecke. Es dauert lange, bis ich ruhiger werde und wieder ins Bett gehen kann.

Morgens bin ich wie gerädert und froh, dass ich gleich ein Gespräch mit Dr. Green habe. Nach einem kargen Frühstück mache ich mich auf den Weg zu ihm und klopfe an seine Tür.

"Kommen Sie rein, Mr. Payne."

Ich setze mich in den bequemen Sessel und knete meine Hände. Er mustert mich aufmerksam und nimmt dann auf dem Stuhl vor mir Platz.

"Was wühlt Sie heute so auf?" Zielsicher legt er den Finger in die Wunde.

"Niall war doch gestern hier." Dr. Green nickt. "Wir haben über Z-Zayn gesprochen", murmle ich. "Es tut so weh, an ihn zu denken. Wieso kann ich nicht damit aufhören?"

Wieder fließen die Tränen und tropfen auf meine Hände. Mein Therapeut hält mir ein Taschentuch hin, dass ich dankbar annehme und mir damit übers Gesicht wische.

"Wir haben doch darüber gesprochen, das es eine Weile dauern wird, bis der Schmerz abklingt. Wollen Sie lieber keinen Besuch mehr empfangen, während Sie hier sind?"

Ich denke ernsthaft darüber nach, die Besuche abzusagen, aber damit würde ich Louis verstören. Er ist bereits verletzt genug und wir brauchen einander.

"Nein, dass möchte ich nicht. Ich brauche die Jungs und sie brauchen mich. Besonders Louis würde es nicht verstehen. Er war für mich da, obwohl ich ihn belogen und hintergangen habe."

"Gut, aber bitte keine täglichen Besuche. Der Fokus liegt auf der Therapie und Ihrer Gesundung."

"Danke, Dr. Green."

In der Stunde, die ich bei ihm bin, reden wir über alles, was mich gestern Abend und in der Nacht derart berührt hat. Dass ich das Tagebuch führe, findet er gut und ermutigt mich, weiterzumachen.

Nach dem Mittagessen sitze ich mit einer jungen Frau, die ich bei der Gruppe kennengelernt habe, im Garten. Wir unterhalten uns, während wir auf unseren Besuch warten. Knirschender Kies kündigt sich nähernde Menschen an. Ich drehe den Kopf und sehe Lou und Harry auf uns zukommen. Sofort springe ich auf und eile auf sie zu. Die beiden ziehen mich in eine feste Umarmung und ich fühle mich geborgen und geliebt bei ihnen.

"Hallo Liam", murmelt Lou und drückt sein Gesicht an meinen Hals.

"Hi Kleiner. Wein doch nicht."

Er schnieft und lächelt mich schief an. "Tu ich doch gar nicht."

Grinsend zieht Harry, dessen Augen auch verdächtig glitzern, Louis an sich. "Du siehst besser aus, Li. Schön, dich zu sehen."

"Dabei fühle ich mich heute miserabel", gebe ich ehrlich zu.

Auch ihnen erzähle ich, wie sehr mich Nialls Besuch aufgewühlt hat. Langsam gehen wir durch den wunderschönen Park, Louis hält dabei meine Hand und gibt mir damit Kraft. Harry hat sich auf der anderen Seite bei mir untergehakt und stützt mich sanft. Auf meine Freunde kann ich mich stets verlassen, deshalb wollte ich ihnen auch nicht verbieten, mich zu besuchen. Viel zu schnell ist die Zeit mit den beiden vorbei und bei der Verabschiedung vergießt Lou erneut Tränen.

"Louis, ich verspreche dir, nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken. Diesmal werde ich dieses Versprechen halten. Dich enttäuscht zu haben, tut mir unendlich leid. Ich will, dass ihr mir wieder vertrauen könnt."

"Das wirst du uns beweisen müssen", sagt Harry und ich nicke.

"Ich weiß, Haz."

In diesem Rhythmus vergehen die nächsten Tage und Wochen, werden zu Monaten und ich fühle mich wieder wie ein Mensch. Ein halbes Jahr bleibe ich in der Klinik, dann werde ich entlassen.

Meine Freunde holen mich ab und haben Zuhause eine kleine Willkommensfeier arrangiert. Harry hat gekocht, Lou hat meine Wohnung dekoriert und Niall hat gebacken. Mehr oder weniger, wie er mir im Auto gestanden hat. Diese drei Chaoten. Trotzdem freue ich mich sehr, wieder in meiner eigenen Wohnung zu sein. Wie lange ich es hier aushalte, weiß ich noch nicht. Alles erinnert hier an Zayn, auch wenn die Jungs alles entfernt haben, was ihm gehört.

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