Zayn-Kleine Erfolge

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Ich muss noch einen Tag auf der Intensivstation bleiben, dann werde ich in ein normales Zimmer verlegt. Endlich werde ich auch die Infusionen los und darf sogar schon aufstehen. Allerdings soll ich das nicht ohne Hilfe machen, das hat der Arzt mir deutlich klar gemacht. Doch ich hatte schon immer einen Dickkopf und auch wenn ich weiß, dass meine Beine noch sehr schwach sind und Training brauchen, will ich alleine aufstehen. Entschlossen schiebe ich mich an die Bettkante, stütze mich am Nachttisch ab und erhebe mich langsam.

Tief durchatmend bleibe ich einen Augenblick stehen und horche in mich hinein. Ich fühle mich gut, deshalb mache ich einen kleinen Schritt, lasse den Nachttisch los und mache den nächsten Schritt. Zumindest versuche ich es, denn meine Beine spielen da nicht mit und knicken einfach weg. Mit einem Schrei falle ich und lande hart auf meinem Hintern. Sofort fliegt die Tür auf und Schwester Stephanie stürmt herein. Sie kenne ich schon von meinem ersten Aufenthalt hier und sie kümmert sich auch jetzt um mich.

"Zayn, du sollst doch nicht ohne Hilfe aufstehen." Sie hockt sich neben mich und tastet vorsichtig meine Beine ab. "Hast du dich verletzt?"

"Ich glaube nicht. Es tut mir leid", sage ich zerknirscht.

Sie hilft mir hoch und stützt mich bis zum Bett. "Leg dich hin, ihn hole den Arzt. Und Zayn?"

"Ja?"

"Keine Alleingänge mehr."

"Zu Befehl, Schwester Stephanie."

Obwohl ich mich verletzt haben könnte, muss sie über meinen Spruch lachen. Der Arzt kommt und checkt mich gründlich durch.

"Mr. Malik, es ist niemand geholfen, wenn sie sich ein Bein oder einen Arm brechen. Dann muss die Reha verschoben werden und es dauert noch länger, bis sie zu Ihrem Freund zurückkehren können."

Liam.

Wie konnte ich ihn auch nur eine Sekunde vergessen? Es wird noch lange dauern bis ich ihn endlich wiedersehen werde, da muss ich es nicht noch unnötig verzögern.

"Ich bin einfach ungeduldig", gebe ich zerknirscht zu.

"Das sollten Sie sich abgewöhnen. Es wird immer Momente geben, wo man einen Rückschlag einstecken muss. Seien Sie froh, dass Sie so glimpflich davon gekommen sind."

Resigniert schließe ich die Augen. Ich bin bereits viel zu lange von Liam und den Jungs getrennt. Zwei Monate im Koma haben meinen ganzen Plan über den Haufen geworfen. Ein paar Wochen wollte ich weg sein, jetzt sind es schon Monate und ich fürchte, sie haben mich schon längst vergessen. Auf meinem Handy sind keine Nachrichten mehr von Liam eingegangen. Wahrscheinlich hat er akzeptiert, dass ich nicht zurück kommen werde und sich anderweitig getröstet. Dieser Gedanke tut unglaublich weh, aber vielleicht ist es sogar besser, wenn er sein Leben einfach wie gewohnt weiterlebt.

Nach weiteren zwei Wochen in der Klinik, werde ich entlassen. Nach Hause darf ich aber noch nicht. Zuerst steht die Reha auf dem Programm. Ein Krankenwagen bringt mich zu dem nahegelegenen Zentrum, wo ich die nächste Zeit verbringen werde. Da meine Arme nicht kräftig genug für Krücken sind, um meine nutzlosen Beine zu unterstützen, muss ich im Moment mit einem Rollstuhl vorlieb nehmen. Hoffentlich bin ich dieses Teil bald wieder los, ich will auf meinen eigenen Beinen stehen können.

Doch es geht nicht nur darum, mich körperlich wieder vollständig herzustellen. Mir wurde bereits gesagt, dass ich auch mit einem Psychotherapeuten sprechen soll. Es gibt viel zu verarbeiten, da sollte ich nicht ohne Unterstützung durch müssen. Dass ich von meinen Kollegen nichts mehr höre, belastet mich mehr, als ich zugeben will. Auch wenn ich keinem geantwortet habe, so wusste ich doch, dass sie an mich denken. Diese beharrliche Stille zerrt an meinen Nerven.

In der Rehaklinik angekommen, werde ich freundlich begrüßt und auf mein Zimmer gebracht. Auch hier habe ich ein Einzelzimmer, ich brauche meine Ruhe. Eine Schwester hilft mir, meine Sachen einzuräumen und mich aufs Bett zu setzen. Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Mutter, lehne ich mich zurück und schließe die Augen. Dauernd bin ich müde und erschöpft, dabei dachte ich, wenn der Tumor weg ist, verschwindet auch das. Allerdings muss ich viele Medikamente einnehmen, die auch Müdigkeit hervorrufen können. Ich mache ein kleines Nickerchen, bevor es Zeit für die erste Anwendung ist.

Ausgerechnet ins Schwimmbad soll ich kommen, ganz toll. Ich kann doch nicht schwimmen und Wasser ist mir unheimlich. Zögernd rolle ich in die Schwimmhalle und schaue mich um. Ein Mann kommt auf mich zu. Er trägt eine Badehose und lächelt mich strahlend an.

"Mr. Malik, schön Sie zu sehen."

"Zayn, bitte. Ich fühle mich sonst so alt."

"Ich bin Mike und wir werden uns jeden Tag hier sehen, solange du da bist."

"Na toll", stöhne ich frustriert.

"Gibt es ein Problem?"

Ich schlucke schwer und räuspere mich. "Ich kann nicht schwimmen", antworte ich leise und senke beschämt den Kopf.

Mike geht vor mir in die Hocke und legt mir die Hand auf den Arm. "Hey, kein Grund sich zu schämen. Du musst nicht schwimmen können, für die Übungen, die wir machen werden."

Er zeigt mir, das in dem Becken ein Sitz angebracht ist, zu beiden Seiten ist eine Vorrichtung, wo man sich festhalten kann. Jetzt muss ich nur noch meine Scheu vor dem Wasser ablegen.

"Warte hier, ich habe noch was, das es dir leichter machen wird."

Mike verschwindet kurz und kommt mit einer knallroten Schwimmweste zurück. Lächelnd hilft er mir, sie anzulegen und verschließt sie ordnungsgemäß. Dann schiebt er mich zum Beckenrand und stützt mich beim Aufstehen. Langsam gehen wir gemeinsam ins Wasser, mein Herz rast und schwarze Punkte flimmern vor meinen Augen.

"Ich kann das nicht", hauche ich mit letzter Kraft.

Sofort bleibt er stehen, legt den Arm um mich und ich lehne schwer an ihm. Ich atme hektisch, während das warme Wasser meine Beine umspült.

"Ganz ruhig, atme langsam und tief ein und aus."

Mikes Stimme durchdringt den Nebel in meinem Kopf, ich werde wieder klarer und mein Herzschlag beruhigt sich. Er wird sicher nicht zulassen, dass ich absaufe. Wenn ich das hier nicht schaffe, komme ich nicht wieder auf die Beine. Eine Weile stehen wir da, halb im Wasser und endlich dreht sich nicht mehr alles.

"Willst du abbrechen?"

"Nein, auf keinen Fall. Lass uns rein gehen."

Mutig lasse ich mich von Mike zu dem Sitz begleiten, halte mich an den Metallstangen fest und fühle mich seltsam schwerelos. Vorsichtig, um mich nicht noch mehr zu ängstigen, beginnt er mit den Übungen für meine Beine. Zuerst bin ich noch wie erstarrt, aber mit der Zeit gewinne ich etwas Sicherheit und mache so gut es geht mit. Eine Stunde üben wir und ich bin danach todmüde. Mike zeigt mir noch ein paar Sachen, die ich auch alleine außerhalb des Wassers machen kann, dann hilft er mir aus dem Wasser. Ich lege die Schwimmweste ab und bedanke mich für seine Geduld, ehe ich mit letzter Kraft zurück in mein Zimmer fahre.

Dort werde ich schon von einer anderen Schwester als vorhin erwartet. "Guten Tag, Mr. Malik. Ich bin Kate und werde mich für die Dauer Ihres Aufenthalts um sie kümmern."

"Ich bin Zayn", sage ich und strecke ihr die Hand hin.

"Kann ich etwas für dich tun?"

"Eine Dusche wäre gut, dieses Chlor stinkt."

Sie lacht leise. "Na komm, ich helfe dir im Bad."

Obwohl es mir peinlich ist, sage ich nichts. Hoffentlich kann ich das alles bald wieder alleine. Kate schiebt mich in den großen Raum und ein paar Minuten später sitze ich auf einem Hocker, unter dem warmen Wasserstrahl. Danach liege ich im Bett und kann kaum noch die Augen offen halten. Ich hatte gehofft, nach der Operation herumspringen zu können, wie ein junges Reh. Leider hatte das Schicksal etwas anderes geplant, deshalb liege ich jetzt hier und bin bei fast allem auf Hilfe angewiesen. Das frustriert mich unglaublich. Zwei Stunden später wache ich wieder auf und fühle mich ein bisschen besser. Ein leises Klopfen erklingt, dann geht die Tür auf und Mama kommt herein.

"Hallo mein Schatz, wie geht es dir?"

"Es geht so. Ich bin dauernd müde", klage ich ihr mein Leid.

Sanft streicht sie mir über den Kopf. "Das ist doch ganz normal. Du hast eine schwere Krankheit, die steckt man nicht einfach weg. Hab Geduld, Zayn."

Geduld. Wenn ich dieses Wort schon höre, bekomme ich Gänsehaut. Ich will endlich mein altes Leben zurück. Singen, auftreten, mit den Jungs um die Welt reisen, in Liams Armen liegen.

"Das dauert alles viel zu lange", jammere ich.

"Warum meldest du dich nicht bei den Jungs und lässt dich von ihnen ablenken? Du weißt, dass sie für dich da wären."

"Darüber haben wir doch schon gesprochen, Mama."

"Ja, ich bin ja schon still."

Wir unterhalten uns noch eine Weile, bevor Mama sich von mir verabschiedet. Abends esse ich mit den anderen Patienten im Speisesaal, halte mich aber trotzdem abseits. Ich bin nicht hier, um Kontakte zu knüpfen, es geht nur um meine Gesundheit.

Doch der nächste Rückschlag lässt nicht lange auf sich warten. Zwei Tage später fühle ich mich schon morgens schlecht, während ich meine Übungen mit Mike mache, wird mir schwindelig. Er muss mich aufs Zimmer zurückbringen und mir ins Bett helfen. Nach dem Mittagessen wird mir so übel, dass ich mich übergeben muss. Der Arzt kommt, untersucht mich gründlich und lässt mich ins Krankenhaus bringen. Bevor der Krankenwagen dort ankommt, werde ich ohnmächtig. Mein letzter Gedanke bevor alles dunkel wird, gilt Liam.

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