[1] Ungewisse Rückkehr

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Eine fast schon erdrückende Hitze rollte über das Land, welches eingehüllt war in klaren Sonnenschein, den keine einzige Wolke trübte. Der Sommer zeigte sich in seiner ganzen Pracht und auf den ersten Blick schien alles und jeder dieses Wetter zu lieben. Alles blühte prächtig und in wunderschönen Farben, die Vögel zwitscherten freudig ihre Lieder und das breite Lächeln in den Gesichtern spielender Kinder ließ sie selbst glücklich schmunzeln.

Lange hatte ihre Reise nun gedauert, doch endlich war sie am Ziel angekommen. Magnolia. Die Stadt, welche eine der wohl bekanntesten Gilden in ganz Fiore beherbergte. Und zu eben diesem Ort war Niara unterwegs, galt es endlich Antworten auf all ihre Fragen zu erhalten.

Leise seufzend glitt ihr Blick zum blauen Tattoo der Feen auf ihrem linken Oberarm. Das einzige Zeichen, das Aufschluss über ihr Leben gab. Ein Leben, das man ihr genommen hatte. So viele verschiedene Erinnerungen, gesammelt innerhalb von siebzehn Jahren, die bloß noch als schwarze, undeutliche Schatten existierten.

Schnell schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf, wollte sich die gute Sommerlaune nicht verderben. Oft und lange genug war dies in der letzten Zeit geschehen, in der sie bitterlich schluchzend in sich zusammengesunken war, immerzu den Schmerz spürend, der sich wie eine Klinge durch sämtliche Nervenbahnen zog. Es war, als ob jemand verhindern wollte, dass sie überhaupt nur daran dachte, was für ein Leben sie geführt haben konnte. Eine seelische Qual, die sich eisern an die junge Magierin klammerte.

Die Stadt war wirklich voller Einwohner und Besucher, die ihren Erledigungen nachgingen, oder einfach bloß die Zeit genossen. Fast lockte der köstliche Duft frisch gebackener Teigwaren danach, sich nach der Reise etwas kleines zu gönnen und zumindest kurz mit einem eisgekühlten Getränk zur Ruhe zu kommen, doch schnell wurde dieser Vorschlag wieder verworfen, trug sie leider keinen einzigen Juwel bei sich.

So wandten sich die klaren, blauen Augen lieber wieder der Straße zu, über die sie langsam mit hinter dem Rücken verschränkten Händen schlenderte. Dabei fiel ihr vereinzelt der ein oder andere Blick auf, der überrascht auf ihr liegen blieb. Jedoch nicht nur überrascht, manche schienen auch erleichtert und froh sie zu sehen, aber ... wieso? Was genau war bloß vorgefallen, das ihr nun fremd war ...?

Ein fast schon hauchzartes Pochen in der linken Schläfe ließ Niara leicht das Gesicht verziehen und wäre sie eine der Personen gewesen, die öfter mal fluchten, wäre in diesem Moment wohl einer entwichen. Da dies bei ihr aber nicht der Fall war, lenkte das Mädchen schnell die Gedanken auf etwas anderes, um schnellstmöglich von der Vergangenheit abzulenken. Wie sollte es nur klappen bei wiederkehrenden Schmerzen die Erinnerungen zurück ans Tageslicht zu bringen? Einfach war wohl wirklich nichts auf der Welt.

An einem wunderschön gearbeiteten Springbrunnen ließ die Schwarzhaarige sich etwas später dann auch nieder und steckte ihre Finger in das angenehm kalte Gewässer, durch das sie fuhr. Sie mochte warme Tage ganz gern, aber diese Temperaturen manchmal waren nicht unbedingt leicht auszuhalten. Hier hingegen im Schatten einer hohen Buche und dem Wasser, das über die erhitzte Haut perlte, war es so angenehm, dass sie sich mit geschlossenen Augen etwas zurücklehnte und entspannte.

Dies ging so lange gut, bis sie plötzlich etwas Wuchtiges ins Gesicht bekam und mit einem leisen Aufschrei nach hinten fiel. Glücklicherweise war dort das volle Becken, sodass es kaum wehtat und trocknen würde bei dem Wetter auch nicht lange dauern. Dennoch öffnete sie ihre Augen und erkannte somit das Objekt, das sie getroffen hatte; ein Ball.
»Haben Sie sich weh getan? Kann ich etwas für Sie tun? Es tut mir so schrecklich leid, mein Sohn hat sich wohl etwas mit dem Wurf verschätzt.«

Eine besorgte Dame trat mit einem Jungen an der Hand näher, der sich leise und ein wenig ängstlich zu Boden schauend ebenso bei ihr entschuldigte, während sie sich wieder aufsaß und ins Trockene trat. »Es ist alles in Ordnung, machen Sie sich bitte keine Umstände. Schließlich ist nichts passiert«, erwiderte Niara freundlich, worauf der Kleine vorsichtig den Blick hob. »Aber .... Du bist gefallen und du bist ein wenig rot am Kopf...«

Es war bloß genuschelt, doch verstehen tat sie es gut und lachte leise auf, bevor sie ihm seinen Ball zurückgab. »Ach was, es war nicht mehr als eine kleine Erfrischung, dafür kann ich doch niemanden böse sein. Und das an der Stirn geht ja schnell wieder weg. Mach dir also keine Sorgen und genieße lieber weiterhin das tolle Wetter so lange es noch geht, nur passe gut auf deinen Ball auf. Du willst ihn doch sicher nicht verlieren, oder?«

»Nein! Ich werde ganz doll aufpassen!«, grinste der Junge breit und drückte das runde Spielzeug an sich, was ihr ein ebenso breites Lächeln ins Gesicht zauberte. Leider jedoch hatte sie dabei ein wichtiges Detail vergessen.

Beim Anblick der beiden scharfen Zahnreihen entwichen dem Kind schlagartig die freudigen Züge, als dieser noch im selben Moment regelrecht blass geworden ängstlich ein wenig näher an seine Mutter rückte, die ebenso sofort angespannter schien. »Entschuldigen Sie, ich ... einen schönen Tag wünsche ich ...«, murmelte die Schwarzhaarige wispernd und wandte sich schnell von beiden ab, um diesen nicht noch mehr Unbehagen zu bereiten. Es mochte ebenso etwas aus der Vergangenheit sein, doch die zweite Seele, die in ihr lebte, existierte klar und deutlich weiterhin. Diese Andersartigkeit, das Dunkle ... das Monster .... wieso musste ausgerechnet das geblieben sein?!

Den restlichen Weg über blieben die Gedanken des Dämonenkindes trüb und das Lächeln kehrte nicht mehr zurück. Immer mal wieder drang ein leises Plätschern an ihre Ohren, löste sich stetig Wasser aus ihren Haaren oder vom Rest des Körpers, doch den Hass und die Enttäuschung konnte es dennoch nicht überdecken. Sie wollte niemandem Angst machen, hatte diese Äußerlichkeit und das Blut, das in ihr floss, nie gewollt, nur wusste sie genauso gut über die fehlende Möglichkeit bescheid, es rückgängig zu machen. Der einzige Weg, der ihr also blieb, war es zu akzeptieren und damit zu leben. Denn ... war es das wirklich wert? War es das wert, dass sie sich jedes Mal so sehr davon herunterziehen ließ? Tief in ihrem Inneren war Niara klar, auch ohne Erinnerung, dass sie kein Monster sein konnte, wenn Fairy Tail ihr diese Chance gegeben hatte beizutreten. So schrecklich ihr Grinsen auch wirken und aussehen mochte ... so wollte das Mädchen es niemals verlieren oder verstecken müssen.

Mit einem Blick gen Himmel, der strahlenden Sonne entgegen, die ihre Augen wie Kristalle funkeln ließ, kehrte ein unglaublich zartes Lächeln zurück auf die hellen Züge und mit einer neuen Brise Mut setzte die Magierin ihren Weg fort, bis das Gildengebäude der Feen bereits aus der Ferne auftauchte. Und alleine mit dem wenigen, was sich dort auftat, spürte sie, wie ihre größte Angst schlagartig zurückkam. Wie würden die Leute dort reagieren, die scheinbar alle wie Kameraden, Freunde, wenn nicht gar Familie für die Schwarzhaarige gewesen waren? Immerhin kannte sie den Grund ihres Aufbruchs nicht mehr, was also, wenn sie die Gilde eigentlich verlassen hatte? Aber wieso sollte sie dann noch immer das Tattoo auf der Haut tragen?

Alleine durch das ganze Denken tat dem Dämonenkind dieses eine Mal der Kopf weh, war es doch leicht sich schon zu Anfang viel mehr Sorgen zu machen, als wahrscheinlich nötig wäre. Doch ob diese Sorgen berechtigt waren, würde sie niemals herausfinden können, wenn der nächste Schritt nicht getan werden würde. Somit atmete Niara noch einmal tief durch und verkleinerte Stück für Stück die letzte Entfernung, bis ihre Hand vor dem leicht geöffneten Tor innehielt. Es war nicht mehr als ein kleiner Spalt und doch reichte es, um das darin enthaltene Chaos mitzubekommen, das ihr so merkwürdig vertraut vorkam und sie alleine aus einem Reflex heraus schmunzeln ließ.

Ohne noch länger zu warten und so womöglich gar einen Rückzieher zu machen, stieß sie das Tor vollends auf und trat langsam ins Innere.

Die Eingangshalle war ordentlich gefüllt und an jedem Tisch wurde sich lautstark über alles mögliche unterhalten, gegessen und getrunken ... und gekämpft wurde genauso, was wohl das eben vernommene Chaos darstellte. Jedoch wurde es plötzlich von Sekunde zu Sekunde leiser und sämtliche Blicke fielen auf den Neuankömmling, was sie ziemlich nervös werden ließ. Die Mimiken zeigten wirklich alles von Überraschung bis hin zu Unglaube und Frohsinn, manch andere hingegen waren so unscheinbar, dass es ihr schwer fiel daraus zu lesen. Schlimmer wog aber die Stille, denn eine Ahnung davon, was sie hätte sagen können, hatte die Schwarzhaarige nicht. Ein schwerer Kloß schien ihr im Hals zu stecken und sie ihrer Stimme zu berauben. Wäre ein Rückzug nicht doch vielleicht das Beste...?

Im selben Moment, als diese Gedanken auftauchten, wäre das Mädchen beinahe nach hinten umgekippt, als etwas Kleines und Weiches in ihr Gesicht traf, welches sich dort kurz festklammerte, ehe das tränenreiche Gesicht einer fliegenden Katze zum Vorschein kam.

»Du bist wieder da! Ich wusste du würdest kommen! Immerhin lässt du uns nie einfach so im Stich, das bist einfach nicht du. Aber wieso hast du damals denn nur nichts gesagt? Ich hatte solche Angst ...«

Augen, zwei großen, funkelnden Bernsteinen gleich, blickten voller Freude zu ihr, doch der weiße Exceed schaffte es nicht etwas damit in ihrem Inneren zu bewegen. Genau wie bei allen anderen blieb der dichte Nebel und ließ nicht den kleinsten Durchblick passieren. Daher noch immer unsicher konnte Niara die Umarmung einfach nicht zurückgeben. Auch der strahlende Blick blieb ihr verschlossen, grub sich bloß Trauer und Schuld in die geplagten Züge.

»Was ist mit dir? ... wieso .... sagst du denn nichts?«

Leise traten der Kleinen diese Worte über die Lippen, während sie sich etwas von ihr löste. So gerne wollte das Dämonenkind dem Wesen eine Antwort geben, das etwas in ihr sah, was sie selbst nicht länger erwidern konnte. Einzig Tränen begannen auf ihrer Seite zu fließen und wurden bloß stärker, nachdem ein lauter Ruf durch die Gilde hallte, welcher ihren Namen trug. Sich durch das Knäuel an Menschen drückend, erblickte sie kurz darauf einen Jungen mit kirschblütenfarbenem Haar und freudigem, breitem und so unglaublich warmem Lächeln, dessen Emotion auch in den grünen Augen flammte. Aber sie? Sie konnte ihm einfach nicht länger in eben diese Augen sehen, wollte ihm nicht auch noch die Wiedersehensfreude zerstören.

Beim Anblick ihrer Tränen wurde das Gesicht des anderen sofort von besorgter Ernsthaftigkeit durchzogen, bevor sich seine Hände auf ihre bebenden Schultern legten. »Was hast du denn nun? Sag doch was, oder ist dir der Weg hierher nicht gut bekommen? Brauchst du irgendwas? Bist du verletzt?« Frage um Frage schoss aus dem Mund des Pinkhaarigen, ließen ihre Lippen jedoch nur stärker zittern, als Niara sich kurzerhand grob von ihm fortstieß und einige Schritte zurücktrat.

»Ich hätte nicht kommen dürfen ... Es war ein Fehler, ich ... ich kann das einfach nicht...«

Es war nicht mehr als ein schwaches Flüstern, doch es reichte, um ihm ein harsches Kopfschütteln abzuringen.

»Du hättest nicht kommen dürfen? Was redest du denn für einen Unsinn?! Man, Niara, wir haben alles nach dir abgesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt. Und jetzt stehst du hier, sagst es wäre ein Fehler und willst wieder gehen? Kommt nicht in die Tüte!«

»Lass sie doch, Natsu.«

Beim Klang der eisigen Stimme wandte das Dämonenkind den Blick hinüber zu einem schwarzhaarigen Jungen, dessen dunkle Augen sie fast genauso kühl bedachten. Doch die Worte alleine waren es nicht, was am schlimmsten auf ihrer Seele wog ... Es war genau wie bei den beiden zuvor das Gefühl einer einst innigen Bindung, deren Band gerissen war, nachdem man ihre Erinnerungen geraubt hatte.

»Was laberst du denn für einen Müll, du Frostbeule!? Vor allem du, sie ist schließlich deine Schwester!«

»Sie hat selber entschieden zu gehen, ohne uns auch nur eine winzig kleine Erklärung dazulassen. Folgt mir nicht ... mehr nicht. Was soll denn so ein Scheiß, he?! ... Wenn du so dringend weg wolltest, dann ja, dann war es wohl wirklich ein Fehler jetzt wieder herzukommen. Wenn du also gehen willst, nur zu! Dann hau doch einfach ab, was du ja scheinbar am besten kannst!«

»GRAY!«

Sogleich trat die harsche, laute Stimme einer gerüsteten Magierin dazwischen, welche wie so viele fassungslos darüber schien, wie er sich gerade verhielt. Sie selbst hielt es zumindest nicht länger an diesem Ort aus, drohten die aufkommenden Gefühle und dieser grässliche, diabolische Schmerz im Kopf sie vollends in den Wahnsinn zu treiben. Aber noch bevor sie vor allen Augen zusammenbrechen würde, lief Niara los, ignorierte dabei sämtliche Rufe und stürmte hinaus in die Tiefen der umliegenden Wälder, wo ihr Weg sie zu einem See führte, versteckt zwischen dichtem Unterholz. Erst hier sank sie kraftlos auf die Knie, die Finger gruben sich schmerzhaft in die Wiese unter ihr und dann hielt sie dem Druck nicht länger stand und stieß einen schrillen Schrei aus, gefüllt von Trauer, Schmerz, Wut und Reue. Ein Schrei, der lange hielt, bis ihre Stimme jedoch brach. Leise ging es stattdessen in tiefe Schluchzer über und ein weiteres Gefühl krallte sich eisern an ihr Herz. Schuld.

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