Kapitel 4

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Amalia Pov.:

Nervös trat ich in Ciels Büro und nahm ihm gegenüber auf einem großen Sessel platz. Zwischen uns stand ein klassisches Schachbrett, auf dem die schwarzen und die weißen Figuren schon säuberlich aufgereiht waren und nur darauf warteten in die Schlacht zu ziehen. Ich hatte schon davon gehört dass der Earl dieses Spiel vergötterte und selbst im realen Leben alles wie einen Schachzug vorausplante. Mir erschloss sich nicht ganz wie er seine Züge so präzise voraussehen konnte und in kürzester Zeit Fälle löste an denen das Scotlend Yard verzweifelte.

Die nächsten zwei Stunden verbrachtem wir mit Spielen und diskutierten nebenbei das Geschäftliche. Auch wenn er sehr ernst war machte mir das Spiel sehr viel Spaß. Wir waren beide recht gut und kämpften verbissen um den Sieg, es entstand so etwas wie ein kleiner Wettbewerb zwischen uns. Am Ende unserer Partien stand es zwei zu zwei, was bei mir unter anderem daran lag das ich seine Züge oft vorhersehen konnte. Zwar fühlte ich mich damit als würde ich betrügen, aber diese Fähigkeit ließ sich nicht abstellen. Schon von klein auf konnte ich hin und wieder die Zukunft vorhersehen und hatte Visionen von längst vergangenen Sachen. Bis zu meinem 6 Geburtstag hielt es sich noch in Grenzen, doch dann begann es sich zu mehren. Immer wenn ich an Orten war wo etwas vorgefallen war oder Personen berührte trat es verstärkt auf. Aus diesem Grund hatte mein Vater beschlossen mich zu verbergen, um mich zu schützen. Inzwischen konnte ich es recht gut kontrollieren und verbergen, nur im Traum oder wenn die Personen die ich berühre sehr schlimmes erlebt hatten oder ein starkes Geheimnis wahrten.

Ciel schien sehr überrascht zu sein, dass ich es mit ihm aufnehmen konnte und nickte mir anerkennend zu.

Wir unterhielten uns noch ein bisschen über verschiedene Strategien und über unser Leben. Mein Mund war nur schneller gewesen als mein Kopf, denn ohne nachzudenken hatte ich ihn nach seiner Vergangenheit gefragt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hätte man die Stimmung im Raum als entspannt bezeichnen können, doch nun legte sich ein dunkler Schleier darüber. Anscheinend hatte ich einen empfindlichen Punkt getroffen, auch wenn er versuchte unbekümmert zu wirken, während er mir tatsächlich bereitwillig Auskunft gab.

Ich hatte zwar gewusst das er seine Eltern sehr früh verloren hatte, doch nicht das es so tragisch von statten ging. Die eigenen Eltern mit 10 Jahren blutüberströmt, tot vorzufinden, sowie auch alle anderen im Haus und dann entführt zu werden, nur um noch mitzubekommen wie das eigene Heim mitsamt den Insassen in Flammen aufging. Jetzt wusste ich auch wieso ich seit meiner Ankunft hier davon träumte dass das Haus in Flammen stand. Diese Szenerie musste sich regelrecht in diesen Ort eingebrannt haben.

Nachdem ich ihn noch etwas von meinem unspektakulären Leben erzählt hatte (meine Fähigkeiten ließ ich außen vor), erklärte der Earl die Sitzung für beendet:

"In Ordnung, es reicht für heute. Ich werde dir morgen Bescheid geben wie ich mich entschieden habe und dann können wir dem Plan den letzten Schliff verpassen."

Dankend, stand ich auf und verließ den Raum.

Ciel Pov.:

Amalia war eindeutig besonders. Nicht nur das sie im Schach mit mir mithalten konnte, sondern auch ihre Selbstständigkeit war außergewöhnlich für ein Mädchen ihres Alters, Standes und den Umständen in denen sie aufgewachsen war. Viele wären sicher total verwöhnt gewesen und hätten nichts auf die Reihe bekommen, doch sie nicht. Ich würde sie weiter im Auge behalten, vielleicht könnte sie mir unter welchen Umständen auch immer noch einmal von Nutzen sein. Doch nicht nur ihr Auftreten sondern auch noch etwas anderes schien sie von anderen zu unterscheiden, nur konnte ich jetzt noch nicht sagen was es war. Sie würde sicher noch einige Überraschungen für uns bereithalten.

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