Kapitel 11. Reden ist Silber, Lampen sind Gold

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Ich blinzle. Der Vampir liegt regungslos mit dem Gesicht zum Boden auf dem verbrannten Rasen, unfähig sich zu rühren. Ich starre nach vorne. Auf der Terasse steht Dr. Duden selbstsicher mit einer rauchenden Bazooka.
Er nickt leicht mit dem Kopf, scheinbar ein abgesprochenes Signal, denn keine Sekunde später flitzt Sam aus der Terassentür mit einem metallischen Seil in der Hand und macht sich daran, den Bewusstlosen zu fesseln. Perplex versuche ich, meine Gedanken zu sortieren. ,,Was...Was ist passiert?"
Eugen stellt die Waffe mit einer schnellen Handbewegung beiseite und mustert mich schon beinahe neugierig.
,,Du hast wirklich keinerlei Schaden erlitten. Höchst erstaunlich. Aber nun gut, ich werde deine Frage beantworten. Dieses lausige Etwas von einem Entführer...". Er deutet auf dem Schwarzhaarigen. Sam grinst und verpasst diesem einen leichten Tritt. ,,.... hat versucht, dich mitzunehmen oder zumindest anzugreifen. Das hier war reine Notwehr."
Ich betrachte nachdenklich den brennenden Baum. Feine Asche rieselt hinunter und leistet dem toten Rasen Gesellschaft.
,,Auch das?", frage ich.
Eugen wirft Sam einen harschen Blick zu. Sie allerdings zuckt nur unschuldig mit den Schultern.
,,War halt stärker, als wir dachten. Lou hat mir anscheinend doch kein Mist verzapft."
,,Wer zur Hölle ist Lo-. Ach, wisst ihr was, das will ich nicht wissen. Sonst artet es wieder in einer endlosen Diskussion aus. Viel wichtiger ist doch, was machen wir jetzt mit ihm?"

Plötzlich wird die Atmosphäre kalt, beinahe eisig. Es ist, als würde in diesem Moment ein unsichtbarer Schneesturm durch den Garten wehen. Selbst der von allen ignorierte brennende Baum erlischt mit einem Zischen. Ein Schatten legt sich in Sams Gesicht, der Doktor steht regungslos auf der Terrasse.

,,Wir werden ihn verhören, wenn es sein muss, auch mit allen nötigen Mitteln."



,,Wer bist du?!", donnert Dudens Stimme durch den Raum. Der Verhörte sitzt an der Couch gefesselt auf einer meiner Lieblingsdecken, sein Kopf ist nach unten geneigt. Der Raum ist mit Gardinen vollkommen abgedunkelt. Eine glühende Nachttischlampe strahlt ihm ins bleiche Gesicht. Genauer gesagt eine von vielen. Alle bewegbaren Lampen des Hauses sind um dem Vampir platziert worden, sodass er, egal wohin er schaut, von mindestens einer Lampe beleuchtet wird. Man hat mir zwar versichert, es müsse so sein, dennoch halte ich die gesamte Konstruktion für fragwürdig.

,,Ich werde nichts sagen."
Sagt der Fremde mit rauchiger Stimme. Dennoch ist sie für seine Größe ein wenig zu hoch, meiner Meinung nach zumindest. Damit will ich nicht behaupten, er hätte eine piepsige Stimme, er ist nur unglaublich groß. Obwohl er einen schlaksigen Körperbau hat, übertrifft er Dr. Duden mit mehreren Köpfen. Der muss bestimmt auch eine harte Zeit gehabt haben. Allein passende Socken zu finden, muss ein Desaster sein. Ganz zu Schweigen von den Schuhen.

Ich räuspere mich.
,,Wärst du vielleicht so freundlich, uns deine Absichten mitzuteilen?
Das ist doch ein faires Angebot, immerhin hast du mich angegriffen", biete ich ihm an.
Der Vampir schaut endlich auf, auch wenn er die Augen aufgrund des Lichtes zusammenkneifen muss.

,,Halt die Klappe. Und mach' das verdammte Licht aus", faucht er.
Ich drehe mich zu Sam um, welche bereits allerlei Foltergeräte vor sich ausgebreitet hat.
,,Ich glaube, wir brauchen noch mehr Lampen."
,,Das waren alle. Wir haben keine mehr. Aber wir könnten noch warten, bis die Sonne scheint. Der Wetterbericht hat gutes Wetter versprochen", schlägt sie vor.

Ruckartig richtet der Schwarhaarige seinen Kopf nach oben, seine Augen vor Schreck weit geöffnet.
Interessant. Also schon mal kein Twillightvampir.

,,Das is' nicht euer Ernst", zischt er. Ich wende mich zu ihm und deute anschließend auf Eugen.
,,Siehst du seine Miene? Der meint die ganze Sache hier todernst."
Der Doktor steht nur da und rückt seine Brille zurecht. Doch ehe er etwas sagen kann, antwortet der Vampir: ,,Ich kann seine bescheuerte Hackfrese nicht mal sehen, ihr Idioten und außerde-"

,,ES. REICHT."

Alle schauen zu Duden. Seine Hand ist zu einer Faust geballt, die ihn neben der dunklen Aura und der bedrohlichen Haltung unheimlich wirken lässt.
Langsam, Schritt für Schritt, tritt er an dem Verhörten näher, bis er letztlich direkt vor ihm steht.
,,DU. WIRST. DICH. SOFORT. ENTSCHULDIGEN."

Der Vampir wird kreidebleich und rüttelt panisch an seinen Fesseln. Ich kann es ihm nicht verübeln, selbst ich bin ein paar Schritte zurückgewichen.
,,ICH. HÖRE."

,,E-Entschuldigung", wimmert der Gefangene verängstigt.
Hm. Was für eine Enttäuschung. Ich habe geglaubt, er hätte mehr drauf.

,,FÜR. WAS?!"

Kurz schluckt der Vampir, ehe er antwortet:
,,D-Dafür, dass ich dich beleidigt habe..."

Auf einmal wirkt die ganze Szenerie nicht mehr so bedrohlich und düster. Gelbes Licht der Mittagssonne scheint durch die schlecht verdeckte, gläsernde Balkontür, ein schwacher Windzug weht feine Asche an die Scheibe.  Der Geruch zu heißer Tischlampen steigt mir in die Nase und lässt mich nießen. Der Doktor zupft an seinem Mantel und rückt seinen Hut zurecht, doch während der ganzen Prozedur über behält er den Vampir im Auge, bis er endlich beginnt zu reden.

,,Nun, ich fürchte, hier liegt ein Missverständniss vor. Das war nicht das, was ich meinte."

Der Befragte sowie auch Sam wirken verwirrt. Ich überlege eine Sekunde, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Genervt verdrehe ich die Augen und schlage mir mit der flachen Hand auf die Stirn.,,Dein Ernst, Duden?!"

Ungeachtet meiner Aussage holt Eugen einen Zettel und einen Stift aus der Jackentasche und setzt sich direkt neben dem Gefesselten auf die Couch hin. Mit einer feinen, ordentlichen Schrift fängt er an, etwas zu schreiben. ,,Siehst du deinen Fehler?", fragt der Doktor ruhig.

Aus den zusammengebissenen Zähnen seines Gegenübers kann ich ein wütenes ,,Ich bin doch nicht blind" entnehmen.

,,Anscheinend doch. Sieh, dass heißt :,, ...seine bescheuerte Hackfresse..,". Du hast ein ,,S" vergessen, weshalb es seltsam und stupide klang."

Ungläublich keucht Sam: ,,Das war der Grund, warum du so ausgeflippt bist?!"

Eugen steht wieder auf und bewegt sich zur Tür, seinen Kugelschreiber mit dem Papier lässt er jedoch liegen. ,,Selbstverständlich. Ich bin Dr. Duden, erinnerst du dich? Natürlich habe ich es zunächst als einen persöhnlichen Angriff seinerseits gehalten."

Ein erschrockener Aufschrei lässt mich zusammenfahren, woraufhin ich zu der besagten Richtung wirbele. Der Vampir hat scheinbar versucht zurückzuweichen, ist dabei über die grüne Küchenlampe gestolpert (ein Sammlerstück, wohlgemerkt) und ist aufgrund der Fesseln der Länge nach hingefallen. Dennoch gilt seine gesamte Aufmerksamkeit dem Doktor.

,,DU bist Doktor Duden?!"

Eugen seufzt, stellt die grüne Lampe wieder auf und hilft ihm wieder auf das Sofa, dann betrachtet er nachdenklich meine quitschgelbe Küchenuhr.,,Warum halten es so viele Menschen für nötig, das zu wiederholen, was ich bereits gesagt habe? Ach, da fällt mir doch glatt ein, ich treffe mich gleich mit jemanden in ,,No-Starbucks". Können wir das Informationen-Entlocken verschieben? Es ist wirklich furchtbar dringend."

Mit diesen Worten schiebt er sich an uns vorbei und will gerade den Raum verlassen, doch der Vampir fragt beinahe panisch:

,,Du bist also wirklich....?"

Kurz nickt der Doktor, dann legt er seinen Zeigefinger auf seine Lippen.

,,Reden ist Silber, Schweigen ist Gold...".

Dann ist er durch die Eingangstür verschwunden.

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