Kapitel 12. Angriffe ersetzen kein Klingeln an der Tür

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,,Was für ein Wichtigtuer", murmelt Sam. Ich kann ihr nur zustimmen. Der Typ hat wirklich seinen Spaß daran, Personen mit einem Berg aus Fragen zurückzulassen. ,,Weißt du, was er mit ,,No-Starbucks" meint?", frage ich sie.

Sam schenkt mir einen verständnislosen Blick.
,,Du hast ernsthaft noch nie davon gehört?"

Ich bekomme wieder das altbekannte Gefühl, irgendetwas Dummes gesagt zu haben und schüttele den Kopf.

,,Es ist das exakte Gegenteil von Starbucks. Das benutzen die übrigens auch als Werbeslogan."

,,Und das bedeutet?"

,,Starbucks wird gut besucht, ist ein Ort, wo sich die ,,famen" Leute treffen und verkauft irgendein Gesöff, was sie Kaffee schimpfen, aber nach alles anderem als das schmeckt. Zumindest hier. Und jetzt ziehe deine Schlüsse", fordert mich die Blonde auf.

,,No-Starbucks verscheucht Kunden, ist ein Ort, den alle berühmten Personen meiden und dem zwar alles außer Kaffee verkauft wird, aber alles nach Kaffee schmeckt?"

,,99 Punkte, Kandidat, doch der Laden verscheucht nur ,,normale" Kunden. Leute wie Duden treiben sich da ständig herum. Aber sonst war alles richtig. Du bist echt gut in diesem Spiel."

Ich zucke mit den Schultern. ,,War nicht schwer."

,,Ja, das stimmt auch wieder. Viel wichtiger ist, was machen wir mit ihm, bis der Doktor wieder da ist?" Sam deutet auf unseren Gefangenen, der uns fassungslos anstarrt.

,,Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wer das ist?!", fragt er panisch.

Sam zieht eine Augenbraue hoch. Manchmal frage ich mich, ob das Leute tatsächlich aus Verwirrung tun, oder das nur machen, um Personen wie mich zu beeindrucken, die das ewig vor dem Spiegel ohne Erfolg ausprobiert haben.

,,Ist er eine Gary Stue?"

Der Vampir schüttelt den Kopf und öffnet seinen Mund, um etwas zu sagen, wird jedoch prompt wieder unterbrochen.

,, Ist er ein Auftragskiller? Ganganführer? Ein Meerschweinchenhalter?"

,,Nein, er ist-"

Sam runzelt die Stirn und wendet sich desinteressiert ab.

,,Dann ist es sein Kram und mir egal. Ich hab' keine Lust, in Privatsphären anderer zu schnüffeln."

,,Wirklich nicht?", frage ich. ,,Das, was er sagt, könnte wichtig sein. Immerhin lebt er unter meinem Dach."

,,Es ist nicht wichtig", bestimmt Sam. ,,Bis jetzt hat er nicht versucht uns zu töten, foltern oder der Königin der Mary Sues auszuliefern und für eine Gary Stue kann er zu wenig. Der Gefangene hier ist viel interessanter."

,,Du wirst nichts aus mir herauskriegen."

,,Doch“

,,Nein“

,,Doch“

,,Nein“

,,Oh doch, wart's nur ab.“

,,Ich sagte Nein.“

Kurz gähne ich laut. Diese Konversation wird langsam langweilig und zu einseitig. Irgendwie muss ich doch die Handlungen vorantreiben können, ich habe keine Lust, dass mein Autor einen Tiger auf mich hetzt, nur damit gewisse Leute etwas zu lesen haben. Gewisse Leute, die wahrscheinlich gerade mit einem Getränk auf dem Bett sitzen, wohlwissend, dass sie eigentlich etwas Besseres zutun hätten. Plötzlich fällt mir etwas ins Auge.

,,Dich habe ich ganz bestimmt schon einmal gesehen...Bist du nicht einer dieser billigen Kopien von irgendeiner berühmten Band?"

Der Vampir zuckt kurz zusammen.
Bingo.

Angestrengt krame ich in meinen Erinnerungen herum.
,,....Ich glaube, du sähest Niall ziemlich ähnlich. Aber der hat weder schwarze Haare, noch ist er so groß wie du..."

,,Hast du damit ein Problem?", zischt er.

Ich zucke mit den Schultern. ,,Nein, nicht wirklich. Mich würde nur gerne interessieren, warum du mich angegriffen hast. Sonst bist du mir eigentlich relativ egal."

,, Ich hab' doch gerade gesagt, dass ich nichts sagen werde."

,,Keine Antwort ist auch eine Antwort", sage ich.

,,In der Tat, meine Liebe, doch ich befürchte, wir haben derzeit vollkommen andere Probleme.“

Ich wirbele herum. Duden steht
am Türrahmen gelehnt da, seine Hände in den Ärmeln versteckt. Man sollte ihm  dringend mal die Qualitäten des altbekannten Klopfens beibringen, zum Wohle seiner Mitmenschen.
Es kann ja nicht so schwer sein.
Ob es wohl extra Unterrichtsstunden dafür gibt?

Dann betrachte ich ihn näher und entdecke schockiert leuchtend rotes Blut, welches langsam von seinem Ärmel auf dem hellen Fußboden tropft. Auch seine gehetzte Haltung, die mir erst im Nachhinein auffällt, lässt sein Erscheinungsbild im Kontrast seiner gelassen Ruhe irgendwie bizarr wirken.
Doch ehe ich etwas sagen kann, legt Eugen seinen Zeigefinger dorthin, wo ich seine Lippen vermute, und deutet auf das Fenster. Sam scheint während meiner Ratlosigkeit bereits begriffen zu haben, was vor sich geht und wird bleich.

Wenigstens ist Niall genauso verwirrt wie ich. Ein schwacher Trost.

Auf einmal halte ich inne. Laute Fußschritte hallen durch die Straßen neben dem Garten und füllen die zuvor leere Stille wie tiefes Wasser.
Danach das scharfe Kreischen von hervorgezogenen Waffen, einige gemurmelte Befehle und das scheppernde Geräusch dutzender Rüstungen.
Dann die plötzliche Stille, die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Alle halten den Atem an.

Das lautes Krachen meiner zersplitterten Haustür schafft es nicht, das unverständliche Gebrüll der dutzenden Soldaten zu übertönen, welche gerade durch das nun riesige Loch in der Wand strömen.

Auch ihnen sollte man das Klingeln oder zumindest das Klopfen beibringen. Was für eine Frechheit, einfach in ein Verhör hineinzuplatzen.

Die Soldaten richten ihre Schwerter und Pistolen auf uns, scheinbar eine missglückte Mischung aus Fantasy und Krimi, denn keiner der beiden Waffen scheinen wirklich zu ihnen passen zu wollen. Trotzdem bedrohlich genug.

,,Auf das Boden, alda!“
Knurrt einer von ihnen.

,,Hände auf Rücken!“
Schreit ein Anderer und fuchtelt mit seiner Waffe herum. Dabei kommt er immer näher, bis ich die Nase gestrichen voll habe und ihm ein Bein stelle.

Er strauchelt und fliegt dann der Länge nach auf den Lampen hin. Der Soldat schreit vor Schmerzen, als die heiß gewordenen Glühbirnen seine Haut berühren und sich in das Fleisch brennen. Seine strampelnden Arme und Beine werfen dabei noch mehr Lampen um. Au. Selbst der Doktor zuckt zusammen.

Eine hohe Stimme von weiter hinten ertönt plötzlich in schrillen Klängen: ,,Das war die Wehr der Gefangenen! Erlaubnis zum Töten erteilt! Alle Personen eliminieren!“

Oh. Ups.

Nialls Grinsen wird breiter. Offensichtlich denkt er, dass die Horde Möchtegern- Hooligans gekommen waren, um ihn zu retten. Jeder andere im Raum weiß es allerdings besser, die kunstvoll verzierte Rose auf ihrem Wappen zeigt auf einer unmissverständlichen Art und Weise, aus welcher Truppe sie stammen.
Das sind keine Retter.
Das sind Schlächter.
Zwar die Dümmsten und wahrscheinlich die Schlechtesten, die man auftreiben konnte, aber dennoch Schlächter.

,,Zurück!“
Sam hat sich die herumliegende Bazooka geschnappt und hält sie mit zitternden Händen den Angreifern entgegen. Denen scheint das jedoch nicht zu kümmern und holen zum Schlag aus.

Klick

Nichts.
Sam flucht etwas von ,,Keine Munition“ und ,,Verdammte Scheißkackewichserpisse“,  ehe sie ihre Bratpfanne zückt und mit einem lauten Geschrei auf sie losgeht.

,,Hey, psssst", spricht mich jemand von hinten an. Ich drehe mich um und schaue in die Augen des Vampires.

,,Kannst du mich losmachen?"

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