Eine Entscheidung (Teil 2)

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Sioda fühlte, wie etwas kühl und flüchtig über seine Wange lief und er blinzelte sich aus seinen Grübeleien. Bei jedem Wimpernschlag verschwamm seine Sicht kurz. Weinte er etwa schon wieder? Ohne es zu merken? Er wischte sich mit dem Ärmel über seine Augen, sodass diese brannten.

„Nein, ich mach es nicht und überhaupt, wo würden wir ... Wo würdest du anfangen, zu suchen?", pfiff er.

Lorcan sah ihn für einen Moment nur an und er hätte schwören können, Bedenken in seinen blassblauen Augen aufblitzen zu sehen. Doch im nächsten Moment stieß Lorcan sich kraftvoll ab und im Zu-Boden-Gleiten hob er die Knie hoch an und grätschte seine Beine anschließend auseinander. Im Aporusigraben.

Um nichts auf Pangea! Siodas Herz setzte einen Schlag aus und raste in doppelter Geschwindigkeit weiter. Seine Brust zog sich zusammen und seine Kiemen schienen nicht genug Sauerstoff durchzulassen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und seine Nackenschuppen kribbelten unangenehm. Sioda sank zu Boden, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen wollten.

„Sioda?", sang Lorcan und Sorge schwang in seinem samtigen Brummen mit. Er kam zu ihm und kniete vor ihm nieder. Sanft legte er ihm eine Hand auf seine Schultern. Doch der Angesungene bemerkte kaum etwas von seiner Umgebung. In seinen Ohren surrte es und die Ränder seines Blickfeldes wurden unscharf.

Nicht der Aporusigraben. Nur nicht der Aporusigraben. Die Klippen waren steil und tückisch. Sie führten tief hinunter. Seit Arianwens Tod konnte Sioda sich keinen Klippen auch nur ansatzweise nähern. Der bloße Gedanke an sie versetzte ihn in Panik.

Ein Wimmern drang von seinen Lippen und durch seine Starre hindurch fühlte er, wie sich Lorcans Griff versteifte oder bildete er sich das ein? Sioda wurde vor und zurückgeschüttelt. Der Wellengang war aber plötzlich heftig. Er blinzelte und seine Sicht klarte auf. Einmal schluckte er und das Surren in seinen Ohren verschwand.

Nicht der Wellengang rüttelte ihn so durch, sondern Lorcan. Langsam legte Sioda seine Hände auf die des Schatzsuchers. Sofort hörte dieser auf.

„Ich werde bestimmt nicht in den Aporusigraben hinabtauchen. Und du..." Er unterbrach sich. Ihm wäre fast rausgerutscht, dass er auch Lorcan dort nicht hinunterschwimmen sehen wollte. Warum kümmerte ihn das so sehr? Warum wollte er nicht, dass Lorcan dort unten nach der Blume suchte?

Ihm könnte das Gleiche geschehen, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, Das Gleiche wie Arianwen.

Aber wir stehen uns nicht so nahe wie Arianwen und ich. Er geht mir nur auf die Nerven, widersprach er sich in Gedanken selbst.

„Und ich?", hakte Lorcan nach und fixierte ihn wieder mit diesem intensiven Blick. Auch wenn er sich sonst an nicht mehr viel aus der Nacht ihres Kennenlernens erinnerte, dieser Blick hatte sich eingebrannt.

Ein Schaudern lief Sioda über den Rücken und seine Schuppen stellten sich auf.

„Und nichts mit dir." Seine Miene verriet nichts von seiner Erregung. Steingesicht, so hatte Arianwen ihn immer genannt. Dabei war das in Siodas Augen völliges Quallengequirl. Ihm sah man sonst immer sofort an, was er dachte und fühlte. Zumindest glaubte er das.

Lorcan hob die Augenbrauen, erwiderte aber nichts mehr. Stattdessen schaute er ihn erneut an, nahm seinen Blick gefangen mit diesen verflixten blassblauen Augen und Sioda schluckte.

„Denk doch einmal nach. Es wäre episch, würden wir es zu zweit suchen und finden", lockte der Schatzsucher singend. Sioda leckte sich über die Lippen. Er hätte schwören können, Lorcans Blick huschte kurz zu seinem Mund verfolgte jede Bewegung seiner Zunge. Der Rothaarige biss sich auf seine eigene Lippe, bevor er ganz schnell wieder zu Siodas Augen zurückkehrte. Dieser räusperte sich und robbte ein Stück rückwärts, um Abstand zwischen sie zu bekommen. Er stand auf. In seinem Bauch rumorte es und ihm war schon wieder viel zu warm.

Lorcan schluckte schwer und fuhr sich einmal durch seine Haare, danach lächelte er Sioda immer noch kniend mit seinem signifikanten Verführerschmunzeln an. Sioda drehte sich um, er musste sonst würde das Chaos in seinem Magen tiefer wandern.

Er ließ sich ein paar Schritte auf dem Steuerdeck nach vorn treiben.

Der Gedanke an Ejeluro ließ ihn nicht los, auch wenn ihm die Aussicht, die Klippen hinabtauchen zu müssen, alles andere als behagte. Wäre es die Gefahr nicht wert, wenn er dafür die Zeit mit seiner Schwester zurückhaben könnte?

Noch einmal ihr Lachen zu hören.

Noch einmal ihre trockene Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen, zu erleben.

Noch einmal sie in den Arm nehmen.

Noch einmal mit ihr in ihren Träumen der Zukunft zu versinken.

Noch einmal ihr Geschwisterjubiläum zu betrinken.

Oh ja, es wäre es wert. So was von wert, seine Ängste zu überkommen.

Vorausgesetzt ...

„Kennst du Hormetossi?", pfiff Sioda und drehte sich zu dem Schatzsucher, der am Steuerrad lehnte und seine Tätowierung präsentierte. Angeber.

„Ja, ich kenne einen. Wenn wir die Pflanze finden, behalten wir uns etwas für uns zurück und suchen ihn auf", bot Lorcan an. Sioda hob beide Augenbrauen und blinzelte. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Das war ja einfach, fast schon zu einfach.

„Und was ist der Haken?", pfiff er und verschränkte die Arme vor der Brust. Über Lorcans Gesicht huschte ein siegessicheres Grinsen, doch es war so schnell wieder weg, dass sich Sioda nicht sicher war, ob er es sich eingebildet hatte.

Der Schatzsucher stieß sich vom Steuer ab, was den Ruder zum Drehen brachte. Unter ihnen knarzte es und das Schiff schlingerte ein wenig, aber da sie immer noch verankert waren, geschah sonst nicht viel.

Lorcan glitt zu Sioda und legte ihm eine Hand auf die Schulter, als würde er ihn auf das vorbereiten wollen, was jetzt kommen würde. Oh, oh. Seine ernste Miene verlor allerdings durch seine Augenklappe und der Stickerei darauf an Wirkung. Die war auch eine von Arianwens Ideen gewesen. Die Ajevato hatte aber er zu verantworten. Sioda lächelte.

„... ist an Land. Sioda, hörst du mir zu?"

Der Angesungene blinzelte sich aus seiner Erinnerung und blickte den Schatzsucher fragend an. Ach, Quallenquark, er hatte nicht aufgepasst. Sofort zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er biss sich auf die Lippen. Lorcan zwinkerte ihn an und wuschelte durch seine Haare. Sioda schlug seine Hand weg, doch der größere Niom hob seine einfach an und Sioda erreichte sie nicht mehr, ohne sich lächerlich zu machen.

„Der Hormetos lebt an der Oberfläche. Wir müssen an Land, um ihn zu sehen", wiederholte er und stemmte die Hand, die eben noch Siodas Kopf getätschelt hatte, in die Hüfte.

„Du kennst einen von den Xina?", pfiff Sioda anerkennend. „Aber wirst du nicht ..."

„Ja, tue ich und ja, werde ich", fiel ihm Sioda in sein Gepfeife. Damit war wohl alles gepfiffen. Trotz seiner Landkrankheit, die ihn immer mit Übelkeit plagte, sobald er nur einen Fuß ans Land setzte, hatte Lorcan es geschafft, Kontakte zu Pangeanern von oben zu knüpfen.

Lorcan klatschte in die Hände, wirbelte um die eigene Achse und schwamm zum Bug vor. Er griff mit beiden Händen die Kurbel, die mit der Kette verbunden war, die durch ein Loch zum Meeresgrund führte und das Schiff verankerte. Er stemmte sich dagegen.

„Was machst du?", pfiff Sioda, während er den Niom beobachtete, wie die Kurbel langsam flüssiger lief und der Anker sich lichtete. Im Rasseln der Ketten ging sein Pfeifen fast unter, aber Lorcan hatte ihn trotzdem verstanden.

„Die Wellenreiterin abfahrtsbereit. Wir segeln zum Aporusigraben", sang er, nachdem er das Kurbeln unterbrochen hatte. Danach nahm er die Tätigkeit seelenruhig wieder auf, als wäre damit alles gesungen.

Doch das war es nicht. Sioda schwamm zu dem Schatzsucher und baute sich vor ihm auf. Er sprang hoch und bewegte den linken Fuß in einem schnellen Zick-Zack-Muster vor und zurück. Nachdem er gelandet war, sprang der Niom erneut in die Höhe, schlug seine Fersen aneinander und wiederholte es, wobei er den linken Fuß vor und den rechten zurückbewegte. Sioda kam erneut auf dem Boden, hob zuerst das Knie an und schlug anschließend nach hinten aus, dass er mit der Ferse seinen Hintern berührte. Was? Ich bin nicht dabei.

Lorcan schaute von Siodas Füßen zu seinem Gesicht auf, die Augenbrauen zusammengezogen, was die Augenklappe ein klein wenig verrutschen ließ.

Er stoppte erneut mit dem Kurbeln und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Vorrichtung ab. „Ich nahm an, ich hätte dich überzeugt. Aber wenn du nicht willst, bleibst du eben an Bord, während ich hinunterschwimme", trällerte er.

Das gefiel Sioda auch nicht, aber das konnte er Lorcan nicht mitteilen. Nur, weil er selbst der Schatzsuche abgeschworen hatte und sich Sorgen um den Niom machte, konnte er diesem nicht verbieten, zu schwimmen. Lorcan war ein freier Niom und auf diese Freiheit war dieser sehr stolz. Die ließ er sich von niemandem auch nur einschränken. Was könnte er also da tun?

„Gut, brechen wir auf", gab Sioda nach.

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