Eine Entscheidung (Teil 3)

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng




Lorcan stand auf der Reling, hielt sich an einem der Seile, die zum Einholen der Segel verwendet wurden und blickte über die Klippen in den Aporusigraben. Sioda stand hinter ihm an Deck und spielte mit einem Feuerstängchen in seinen Händen. Die Sorge kribbelte durch seinen ganzen Körper und eine unerklärliche Schwere lag in seinem Magen und drückte auf seine Schultern. Gleichzeitig wollte er Lorcan von Bord stoßen, dass er sich endlich aufmachte und andererseits an ihn ziehen, dass er hierblieb. Und bei so einem Chaos sollte er nicht durchdrehen?

Lorcan wirbelte herum und ging in die Hocke, sodass er mit Sioda fast auf Augenhöhe war. Der grünhäutige Niom musste dennoch zu ihm hochschauen. Was wollte er jetzt noch? Er verwandelte echt alles in ein Spektakel ...

Sioda hob nur die Augenbrauen.

„Eine Sache noch", antwortete Lorcan auf seine stumme Frage, „die hätte ich fast vergessen." Mit diesen Tönen beugte er sich vor, legte eine Hand auf Siodas Wange und küsste ihn. Flüchtig und doch so voller warmer Zuversicht war die Berührung seiner Lippen, dass für einen kurzen Moment Siodas deprimierte Laune wie von der Strömung vertrieben war. Der Schatzsucher löste sich von ihm und ließ sich mit einem Zwinkern nach hinten fallen. Sioda entkam ein sehnsüchtiger Seufzer. Er stürzte an die Reling und beobachtete, wie Lorcan mit kräftigen Bewegungen immer tiefer schwamm, bis ihn die Dunkelheit verschluckte.

Siodas Lippen prickelten noch von der Berührung und in seinem Inneren tobte ein Orkan an Gefühlen. Verwirrung, Sorge, Verärgerung und ein verräterisches Flattern von Hitze, das er gar nicht näher benennen wollte. Sioda ballte die Hand zur Faust und spürte wie das Feuerstängchen unter der Kraft seines Griffs in Einzelteile zerbrach. Er öffnete die Faust und beobachtete, wie die Fragmente zu Boden segelten. Manche landeten auf den Holzplanken und manche folgten Lorcan nach in den Abgrund.

Mit einem Mal brodelte etwas Anderes in ihm auf. Etwas, das er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Seit dem Tag, an dem Arianwen verunglück war, um genau zu sein. Abenteuerlust.  Zuerst kitzelte sie nur vorsichtig in seinen Zehen, wurde mutiger und kroch über seine Beine in seinen Bauch, wo sie sich entfaltete und sein Herz entflammte. Denn eines konnte er nicht abstreiten, er hatte die Schatzsuche geliebt. Er hatte dafür gelebt. Sich nach dem ersten Hinweis, der manchmal nicht mehr als eine vage Andeutung war, weitere Informationen zu dem Ort und der Geschichte hinter dem Schatz, was auch immer dieser war, zusammenzutragen, um dann einen Schlachtplan, auszuhecken. Dorthin zu segeln, das Gebiet abzuschwimmen, um weitere Hinweise zu entdecken und schlussendlich die Suche zu beginnen. Die Suche, die nie nach Plan verlief. Zugegeben, den letzten Teil hatte Sioda weniger gemocht. Als sie nur zu zweit gewesen waren, hatte ihn jedes unvorhergesehene Ereignis regelrecht aus der Strömung geworfen und Arianwen hatte die Führung übernommen, bis er sich wieder beruhigt hatte. Erst durch Lorcan hatte Sioda gelernt, was es hieß, flexibel und spontan zu sein. Er mochte es immer noch nicht, aber zumindest erstarrte er nicht mehr bei jedem ungeplanten Hindernis. Oder war es zumindest nicht, als er sich noch „Schatzsucher" genannt hatte.

Doch er war keiner mehr, hatte dem abgeschworen und dennoch rief nun eine Stimme, in ihm, die den warmen Klang Lorcans hatte, er solle seinen Schwur und seine Angst vergessen. Seine Schwester würde dadurch auch nicht wieder lebendig werden und was konnte es schon schaden, einmal, nur einmal ...

Nein! Es konnte nämlich viel Schaden anrichten, wenn er Niomfi wieder so nah an sich heranließ und wenn er sich wieder den Gefahren der Schatzsuche aussetzte. Niemand wusste das besser als er oder niemand sollte es besser wissen. Denn dieses Kribbeln verschwand einfach nicht. Im Gegenteil, es wurde schlimmer. Sioda fühlte die Unruhe bis in die Fingerspitzen.

Wie viel Zeit war vergangen, seit Lorcan abgetaucht war? Zwei, vielleicht drei Minuten? Und was, wenn, dort unten wirklich die Pflanze wuchs, er sie finden und zu dem Hormetos bringen könnte? Diese Frage hatte er sich heute schon zu oft gestellt, aber sie ließ ihn einfach nicht los. Sioda ließ sich treiben, bis er mit dem Rücken an die Reling stieß. Kühl und glitschig spürte er das Holz unter seinen Fingern. Er strich entlang und drehte sich dann um, um in den Aporusigraben zu blicken.

Sollte er oder sollte er nicht?

Sein Herz hämmerte in seiner Brust und seine Atmung beschleunigte sich. Die Ränder seiner Sicht wurden unscharf und sein Sichtfeld, in dem er klarsah, schrumpfte. Doch eher auch wieder seine Ohren den Dienst versagen konnten, hörte er einen schrillen Schrei.

Einen schrillen Schrei von Lorcan.

Einen schrillen Schrei aus dem Aporusigraben.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro