7. Kapitel

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Bald kam die Nacht des Neumonds. Die Nacht der Ruhe. Brud musste nicht zum Heulfelsen, auch wenn er es unglaublich gerne getan hätte, um sich wieder mit Tila zu treffen. Die Hetzer hatten am vorherigen Tag genug gejagt, sodass sie das Lager nicht verlassen mussten. Brud beobachtete belustigt, wie Vulco sich vorsichtigen Schrittes Vir näherte. Dieses Mal ließ die kleine, hellgraue Wölfin sogar zu, dass er sich neben ihr niederließ.

»Hat er endlich Erfolg gehabt?«, ertönte Anams mürrische Stimme neben Brud. Wie die Hetzer waren auch die Kämpfer im Lager geblieben. Tokun kümmerte sich um Jani und seine Welpen und Anam beobachtete zusammen mit Brud das Geschehen im Lager.

»Scheint so«, antwortete dieser und freute sich innerlich für seinen Bruder. Seit der Jagd hatte er schon vermutet, dass die beiden zusammen kommen würden. Gleichzeitig fühlte er aber auch einen schmerzhaften Stich im Herzen. Ich werde nie so offen Zeit mit Tila verbringen können...

»Ich hatte vor, etwas spazieren zu gehen«, meinte Anam und zuckte mit den Ohren. »Kommst du mit? Vulco ist offenbar anderweitig beschäftigt und Sanda schläft.«

»Klar!« Brud sprang auf. Er spürte das Ziehen der Narbe fast gar nicht mehr. »Wohin geht es denn?«

»Wo uns die Pfoten hin tragen.« Anam stupste seinen Bruder spielerisch mit der Nase an und schob ihn mit seinen kräftigen Schultern in Richtung Lagerausgang.

»Wie waren deine letzten Tage eigentlich?«, fragte Brud, während sie durch den Wald trabten. In den Baumwipfeln sangen die Vögel und irgendwo hämmerte ein Specht. »Als ich bei Sora war, meine ich.« Anam und er hatten sich fast gar nicht gesehen, weil der stärkere Wolf immer direkt schlafen gegangen war, wenn er zurückgekehrt war.

»Wie immer«, meinte Anam. »Die schönsten Tage waren die, an denen ich deine Pflichten als Heuler übernehmen sollte.«

Brud sah seinen Bruder überrascht von der Seite her an. »Wirklich?«

»Denkst du, es gefällt mir, jeden Tag durch unser Territorium zu streifen und mein Leben aufs Spiel zu setzen, um Eindringlinge zu vertreiben? Ich mache das nur, um mein Rudel zu beschützen. Dich und Sanda und Vulco. Aber vor allem dich.«

»Warum vor allem mich? Ich bin nicht schwach!«

Anam schnaubte verächtlich. »Hat man gesehen, als du fast Zukis Beispiel gefolgt bist.«

Brud schwieg betreten.

Mittlerweile hatten sie den Wald verlassen und bewegten sich am unteren Ende des Berghangs entlang in Richtung des Territoriums des Waldmoosrudels. Auf einmal blieb Anam stehen und hielt die Nase in die Luft, witterte. Verwundert blickte er sich um und starrte dann auf einen vertrockneten Strauch, der sich mit seinen knorrigen Wurzeln gerade noch so an einem kahlen Felsen festhielt.

»Was ist da?«, flüsterte Brud und machte im selben Moment einen Satz zurück. Dafür kam er sich im Nachhinein etwas dämlich vor. Bei seiner leisen Frage schoss eine bräunliche Gestalt aus dem Strauch und flitzte über die flache Ebene davon.

»Eine Katze«, erklärte Anam. Seine Augen funkelten, doch nicht vor Belustigung. Es war etwas anderes darin, was Brud nicht deuten konnte. War es Verachtung? Nein, bestimmt nicht.

»Eine Katze?«, fragte er und kam sich wieder dumm vor.

»Ja, du weißt schon. Wie die, die jenseits des Territoriums des Waldmoosrudels leben.« Anam schüttelte den Kopf und ging weiter. Brud folgte ihm. »Normalerweise wandern sie nicht so weit. Aber keine Sorge, sie stellen keine Gefahr dar. Sie haben mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Auch wenn ihre Krallen wirklich scharf sind. Wusstest du, dass Roc sein Auge an eine Katze verloren hat?«

Brud schüttelte den Kopf.

»Jetzt weißt du es. Pass auf, dass das dir nicht auch passiert.«

»Warum sollte mir das passieren?«

Anam schaute ihn verwirrt an. »Was passieren?«

Jetzt war es an Brud, verwirrt zu sein. »Dass eine Katze mir ein Auge auskratzt.«

Sein Bruder gab ein heiseres Bellen von sich, das entfernt an ein Lachen erinnerte. »Wie kommst du nur auf solche Ideen? Du bist zu wenig außerhalb des Lagers unterwegs, um auch nur auf eine Katze zu treffen!«

Aber du hast eben selbst gesagt, dass ich aufpassen soll... Brud beschloss, nicht weiter nachzufragen. Vielleicht hatte er einfach etwas falsch verstanden.

Schließlich hatten ihre Pfoten sie so weit geführt, dass sie an der Grenze zum Waldmoosrudel ankamen.

»Drehen wir um?«, fragte Brud, doch Anam zuckte mit den Ohren und starrte in die Dunkelheit zwischen den Bäumen.

»Keet. Ich grüße dich, Rudelführer«, sagte der Kämpfer plötzlich und senkte respektvoll den Kopf.

Warum hat er so eine gute Nase?, dachte Brud und verbeugte sich ebenfalls hastig, als der Rudelführer des Waldmoosrudels aus den Schatten kam. Sein schwarzes Fell war praktisch unsichtbar in der Finsternis zwischen den Bäumen.

»Ich grüße euch«, antwortete Keet. »Was verschlägt euch an die Grenze?«

Brud fiel auf, dass der Wolf eine frische Wunde auf der Schnauze hatte. Gab es im Waldmoosrudel eine Herausforderung? Oder mache ich mir gerade zu viele Gedanken?

»Wir sind nur spazieren gegangen«, erklärte Anam an seiner Stelle. »Ich sehe, du hast einen Kampf hinter dir. Ist die Wunde schlimm?«

Brud fühlte, wie sein Nackenfell sich vor Schreck aufstellte. Wie kann er einen Rudelführer geradeheraus so etwas fragen!

»Es war nicht wirklich ein harter Kampf, nur ein lästiger«, erwiderte Keet zu seiner Überraschung erstaunlich ruhig. »Ihr jungen Wölfe seid immer so hitzköpfig. Und ihr Heuler habt häufig den Kopf zu hoch in den Wolken und vergesst, was möglich ist und was nicht.«

Brud zwang sich dazu, unter dem strengen Blick des schwarzen Wolfs nicht zurückzuweichen.

»Der Heuler des Sumpflandrudels, Starker Zahn, hat versucht, mir meine Gefährtin streitig zu machen«, fuhr Keet fort. »Er hat anscheinend mehrere Tage an der Grenze gewartet, bis einer meiner Kämpfer vorbeikommt, um mich zu ihm zu holen. Wir haben gekämpft und er hat verloren.« Keet leckte sich über die Schnauze, aber seine Zunge kam nicht ganz an die rote Schramme heran. »Dabei hat er damit geprahlt, dass er noch nie zuvor einen Kampf verloren hat. Hat er wirklich gedacht, er könnte mich besiegen und zum Rudelführer des Waldmoosrudels werden? Mit Ami als Gefährtin? Er gehört nicht mal zu unserem Rudel! Niemand hätte ihn akzeptiert!«

»Starker Zahn hält sich oft für etwas Besonderes«, warf Brud vorsichtig ein. »Seine Lieder sind nicht besonders schön, aber er scheint es nicht zu bemerken.«

»Ich frage mich, wie der Urwolf ihn zu einem Heuler bestimmt haben kann«, knurrte Keet und wandte sich dann an Anam. »Du kannst Roc die Nachricht überbringen, dass es gerade Spannungen zwischen meinem und dem Sumpflandrudel gibt. Er soll vorsichtig mit ihnen sein.«

»Mache ich.« Anam nickte respektvoll und drehte sich dann um, um den Heimweg anzutreten. Dabei stupste er Brud an, der seinem Bruder schnell folgte.

Starker Zahn ist fast so wie ich, dachte Brud, während sie über die harten Steine trabten. Nur dass er sich auch noch in die Rudelführerin eines anderen Rudels verliebt hat. Er musste sein Nackenfell dazu zwingen, flach zu bleiben. Ich möchte nicht, dass man so über mich redet wie Keet eben über Starker Zahn geredet hat. Abgesehen davon bin ich aber auch zu schwach, um Roc herauszufordern...

»Worüber denkst du nach?«, riss Anam ihn aus seinen Gedanken.

»Über Starker Zahn«, sagte Brud ehrlich. »Es ist grausam, dass er sich in Ami verliebt hat, obwohl er sie nicht haben kann.«

»Grausam?« Anam leckte sich über die Lefzen. »Vielleicht. Aber er muss seine Gefühle kontrollieren können.«

»Und was, wenn er das nicht kann?«

»Dann endet er so wie Mutter. Verachtet vom eigenen Rudel. Mit Welpen, die ebenfalls von allen verachtet werden und ihre Bestimmung nicht mit Sicherheit wissen. Der Urwolf hat sie mit dem Ast bestraft, der sie erschlagen hat.«

Brud presste die Kiefer fest zusammen und beschloss, den Rest des Weges zu schweigen.

....................................................................................................

Jetzt wisst ihr, woher Keet die Narben auf seiner Schnauze hat und warum genau es die Feindschaft zwischen ihm, Ami und Starker Zahn gibt O.o

Was haltet ihr von Anam und seiner seltsamen Reaktion auf Bruds Nachfrage? Was hat das zu bedeuten? Es wird erstmal nur bei dieser Andeutung bleiben, also könnt ihr gerne wild mit Theorien um euch werfen XD

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro