9. Kapitel

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Als Brud aufwachte, blickte er direkt in ein paar leuchtend grüner Augen. Japsend fuhr er hoch, stieß sich dabei den Kopf an einer Wurzel und sank stöhnend wieder zusammen. Sein Körper schmerzte, aber sein Herz schmerzte noch mehr. Es war, als hätte er ein riesiges Loch in der Brust. Ein Teil von ihm war einfach herausgerissen worden. Die braun getigerte Katze, die vollkommen ruhig vor ihm saß und ihn beobachtete, interessierte ihn nicht.

Tila, dachte er und wimmerte leise. Es tut mir leid. Es tut mir alles so leid. Traurig vergrub er den Kopf in der lockeren Erde um die Wurzeln herum.

»Warum so traurig?«, miaute die Katze.

»Weil ich versagt habe«, murmelte Brud. Erst im nächsten Moment stellte er die Ohren auf und sah die Katze verwirrt an. »Ich verstehe dich.«

»O Wunder«, miaute die Katze und blinzelte, legte dann den Kopf schief.

»Woher kannst du die Wolfssprache?«

»Es gibt hier so viele Wölfe, da kann man gar nicht anders.«

Brud seufzte und legte den Kopf dieses Mal auf seinen Pfoten ab. »Ist ja auch egal.«

»Möchtest du mir nicht sagen, warum du so traurig bist?«, ließ die Katze nicht locker. »Du hast versagt? Bei was? Du schienst eigentlich ziemlich fröhlich, als du mit dem anderen Wolf spazieren gegangen bist.«

Erst da erinnerte Brud sich an die Katze, die er zusammen mit Anam gesehen hatte. »Du warst das.«

»In der Tat. Ich heiße Max. Und du? Wie heißt du?«

»Brud«, antwortete er einsilbig und drehte sich weg. Er hatte jetzt wirklich keine Lust, sich mit diesem fremden Kater auseinanderzusetzen.

»Brud wie der Heuler, der eine Weile verletzt war und deswegen nicht heulen konnte?«, hakte Max nach. »Ich muss sagen, deine Lieder haben mir von allen am besten gefallen. Die anderen waren entweder einfach nur hässlich oder zwar schön, aber immer die gleichen. Es hat ihnen an Inspiration gefehlt.«

Brud sah den Kater skeptisch an. »Kannst du mich nicht einfach alleine lassen?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Weil du Hilfe zu brauchen scheinst«, miaute Max. »Du musst mir nicht sagen, warum genau du so bist, wie du gerade bist. Aber ich kann dir helfen, auf andere Gedanken zu kommen. Schau mal, ich kann die Wolfssprache. Ich könnte dir meine Sprache beibringen.«

»Keine Lust.«

»Komm schon!« Max kam auf die Pfoten und stupste Brud verspielt auf die Nase. »Du kannst nicht ewig hier rum liegen!«

Allmählich reichte es Brud. Er knurrte und zeigte die Zähne, woraufhin der getigerte Kater erschrocken zurückwich und die Ohren anlegte.

»Ist ja gut! Immer locker im Pelz! Reg dich nicht auf! Ich möchte dir nur helfen!«

Brud seufzte und musterte Max nachdenklich. Er scheint mir wirklich helfen zu wollen. Und mich in Ruhe lassen wird er auch nicht. Es wird mir bestimmt nicht schaden, die Katzensprache zu lernen. So kann ich mich wenigstens ablenken.

Max schien zu merken, dass er nun ruhiger war, und kam wieder näher. »Wir könnten gemeinsam eine Weile umher ziehen. Du beschützt mich vor Füchsen, Dachsen und anderen Raubtieren und ich bringe dir die Katzensprache bei. Und vielleicht auch, wie man kleinere Beute als Hirsche jagt? Wie findest du das?«

Brud rappelte sich auf. Seine Beine fühlten sich an, als wäre er einmal zum Horizont und wieder zurück gerannt. »In Ordnung.«

»Fein!« Max schnurrte und sprang sofort ein Stück von der Eiche weg. Scheinbar hatte er schon einen festen Weg im Kopf. »Komm mit!«

»Wohin?«, fragte Brud müde.

»Keine Ahnung. Immer der Nase nach.«

Geschlagen folgte Brud dem Kater. Mit der Zeit gewöhnte er sich an Max' Gesellschaft. Er redete zwar viel und hatte teilweise seltsame Ausdrucksweisen, aber er war ein guter Lehrer. Bald schon konnte Brud ein paar Wörter auf der Katzensprache. Nach etwa einem Zyklus waren seine Herzwunden so weit verheilt, dass er Max von Tila und seinen Welpen erzählen konnte. Und von Anam, der ihn verraten hatte. Mit der Geschichte kamen auch alle Gefühle wieder zurück.

»So ist das Leben«, miaute Max erstaunlich ernst. »Es ist manchmal hart. Und das zu Zeiten, zu denen es eigentlich leicht und fluffig sein sollte. Ich selbst musste mein Zuhause auch verlassen.«

»Warum?«

Max' grüne Augen funkelten geheimnisvoll. »Um einen guten Freund von mir aufzusuchen, der sich selbst verloren hatte.«

Brud nahm an, dass das alles war, was er von dem Kater dazu hören würde und fragte deshalb nicht weiter nach. Nach einem weiteren halben Zyklus hatte Brud gelernt, wie man Kaninchen, Vögel und sogar Mäuse jagte. Die Mäuse schmeckten sogar ziemlich gut und er überlegte, ob sie nicht vielleicht seine Lieblingsbeute werden würden. Der Schmerz um Tila war zu einem stetigen Pochen abgeklungen, aber er würde sie nicht vergessen. Manchmal träumte er noch von ihrem Duft und war enttäuscht, mit Max statt ihr neben sich aufzuwachen. Und dann kam die Nacht, in der er vom Urwolf träumte.

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