Funkenpfote

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Funkenpfotes Herz schlug bis zum Hals, als sie durch den Tannenwald preschte und das Heideclanlager hinter sich ließ.

Ihre Ohren brannten und selbst als die Füchse sie eingeholt hatten und sie gemeinsam eine ganze Weile über die Heide Richtung Bergfluss gelaufen waren, konnte sie sich immer noch nicht erklären, warum sie es getan hatte. Jedenfalls wird er jetzt wohl endlich verstanden habe, was ich für ihn empfinde... dachte sie bei sich, obwohl ihr das alles eigentlich höchst peinlich war.

 Funkenpfote verlangsamte ihren Trab etwas, um Energie zu sparen. Rabenherz hatte ihr den Weg zur Sternenschlucht genauestens erklärt. Sollte er recht haben, dann würde es eine längere Reise werden und da sie nicht vorhatte, oft Pausen einzulegen, musste sie sich ihre Kräfte so lang wie möglich aufheben.

 Sternenschlucht ... 

Bei jedem Gedanken an sie wurde Funkenpfote übel vor Hass auf Knochen. Er hatte den Traum von Krähenfluch manipuliert. Er war schuld, dass sie zum Niemandsland aufgebrochen waren. Er hatte den Hinterhalt geplant und Himmelssturm getötet. Er hatte ihren Clan in Monster verwandelt und Tartaras beschworen. Es gab nicht ein Lebewesen, das Funkenpfote mehr hasste, als diese verabscheuungswürdige Kreatur namens Knochen. Hätte sie noch irgendetwas in ihrem Magen, hätte sie sich erneut übergeben.

„Funkenpfote?" Die Kätzin schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah, dass die Füchse angehalten hatten. Der Bergfluss war, wenn sie sich nicht irrte, nicht mehr weit. Rascal sah beunruhigt aus, als er zu ihr sprach. „Ich kann Vulpis spüren. Sie ist hier ganz in der Nähe. Aber irgendwie..." Er blickte in die Ferne, wo die Berge des Gipfelclanterritoriums in den dunklen Himmel ragten. Brüllen und Kreischen drang schwach zu ihnen. „Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Gefahr ist im Verzug." Funkenpfote seufzte ermattet. Sie konnte Blut im beißenden Wind riechen. Hatte sie nicht schon genug gekämpft? Wann würde das endlich ein Ende haben? Doch sie wusste die Antwort auf diese Frage bereits. Bis Tartaras besiegt war, würde sie noch unzählige Male kämpfen müssen, ob sie wollte oder nicht. 

Funkenpfote hatte es nicht eilig, erneut zu sterben, vor allem seit Equus Warnung. Sie würde alles versuchen, nicht erneut ins Gras zu beißen.

„Na dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als einen Zahn zu zu legen, oder?", knurrte sie, stemmte sich gegen den immer stärker werdenden Wind und jagte los. 

Die Füchse folgten ihr wortlos. Dankbarkeit erfüllte sie beim Klang der Pfoten um sie herum. Sie wusste nicht, womit sie die drei treuen Begleiter verdient hatte, doch sie gaben ihr Halt und Mut, seit sie ihre Familie verloren hatte. Mit ihnen schien die gewaltige Aufgabe, die vor ihnen lag, nicht ganz unmöglich.

Ihre Pfoten trugen sie über die restlichen Hügel, bis der Bergfluss in Sicht kam. Abrupt blieb sie stehen. Die Füchse, die einige aggressive Schlangen getötet hatten, hielten nur einen Herzschlag später neben ihr. Rascal knurrte beim Anblick, der sich ihnen auf der gegenüberliegenden Flussseite bot.

Die Bergheide war voller Steinböcke und Füchse, die um ihr Leben kämpften. Ihre Gegner waren hunderte pechschwarze Kreaturen mit leuchtend roten Augen. Sie waren fast zur Unkenntlichkeit entstellt, Knochen ragten aus abgestorbenem, schwarzem Fleisch, Reißzähne und Krallen zu riesigen Waffen angeschwollen, die Körper fast nur noch Skelette, als wären sie schon seit einiger Zeit tot. Bären, Adler, Schlangen, Steinböcke ... die Tiere, die diese Monster einmal gewesen waren, konnte Funkenpfote nur noch erahnen. Ihr wurde brechend übel, als sie der bestialisch faulige Gestank der Kreaturen traf. Doch was sie am meisten beunruhigte, war dieser schwarze Nebel, den die Körper der verseuchten Tiere ausströmten. Es schien, als würde er zurück zum Gipfel des Berges fließen, zurück zum Lager, zurück dorthin, wo Tartaras beschworen worden war.

Scriiiiiiiiieeeech!

Das Kreischen der Kreaturen war unerträglich. Am liebsten hätte sich Funkenpfote wimmernd auf den Boden gedrückt und sich ihre Pfoten auf die Ohren gepresst. Es war nicht von dieser Welt. Ein widerwärtiger, markerschütternder Laut, der preisgab, dass alles, was von diesen Lebewesen geblieben war, die Mordlust des Todesdämonen war. 

Ein Brüllen des Hungers nach dem Tod.

Erst als die Stimmen der Füchse zu ihr durchdrangen, konnte sie sich aus ihre Schockstarre lösen. „Rascal, du darfst nicht dorthin! Das überlebst du nicht!", jaulte Nuna verzweifelt auf den schwarzgrauen Rüden ein, der sich heftig gegen Heppel und Nuna wehrte. „Ich muss zu Vulpis! Sie wird sterben, seht ihr das nicht?!", brüllte er und kläffte noch einige Worte in der Sprache der Füchse, die Funkenpfote nicht verstand. 

Hilflos stand sie daneben und wusste nicht, was sie tun sollte. 

Ein Blick auf das Schlachtfeld in der Bergheide reichte, um Rascal zu verstehen. An vorderster Front kämpften zwei grell strahlende Gestalten, die sich wie zwei Gestirne am pechschwarzen Sternenvlies von der düsteren Umgebung abhoben. Ihre Körper strahlten so hell wie die Sonne. 

Equu erkannte Funkenpfote sofort. 

Er war zu einem Giganten angewachsen, fünfmal so groß wie zuvor, selbst von dieser Entfernung konnte Funkenpfote seine prachtvollen Hörner erkennen. Sein durchdringendes Röhren donnerte über das Tal wie ein Donnerschlag. Funkenpfote legte ehrfürchtig die Ohren an, ihr Fell vor Gänsehaut und Angst gesträubt. 

Neben ihm kämpfte eine gigantische Füchsin mit drei Schwänzen, die wie Waffen wild hin und her peitschten. Jede Berührung der Götter ließ eines der Wesen in goldene Funken zerspringen, doch die schiere Anzahl der Feinde drängte die Götter und ihre Arme aus sonnenäugigen Füchsen und Steinböcken immer weiter zurück Richtung Gebirgsfluss. 

Funkenpfote hatte genug gesehen. So unwirklich diese Situation auch war, sie musste sich zusammenreißen! „Rascal, Heppel, Nuna!", jaulte sie laut und veranlasste damit ihre drei Gefährten, ihre Rauferei kurz zu unterbrechen. Ihre Stimme war scharf und eindringlich. „Wenn wir nicht so schnell wie möglich weg von hier kommen, ist es zu spät! Sie werden nicht mehr lange standhalten können!" 

Rascal stieß Nuna und Heppel zur Seite und baute sich vor Funkenpfote auf, die Zähne gefletscht und mit einem Blick, der sie sofort zusammenzucken ließ. „Ich werde meine Göttin nicht im Stich lassen!" Wimmernd versuchte Funkenpfote, ihn umzustimmen. Das wäre sein sicherer Tod! „Aber..." 

Rascal knurrte laut, seine gekräuselte Schnauze kam ihrem Gesicht so nah, dass seine magische Aura ihr Fell zum Prickeln brachte. Ein leuchtender Schein begann sich um Rascal zu manifestieren, der Funkenpfote an die strahlende Vulpis erinnerte.

 „Versuche nicht einmal, mich aufzuhalten.", drohte er mit kalter Stimme. Seine Augen waren zu gefährlichen Schlitzen verengt. 

Funkenpfote winselte. Sie wollte den klugen Fuchs nicht verlieren. Aber seine Warnung war eindeutig gewesen. Er würde sie angreifen, falls sie sich ihm in den Weg stellen würde. Und so musste sie hilflos mit ansehen, wie ihr Freund den Hügel hinab jagte, über den Fluss setzte und sich in die Schlacht stürzte.

Funkenpfote blinzelte eine Träne fort, kniff die Augen zusammen und wand sich Richtung Niemandsland ab. „Gehen wir."


Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. Ihre Muskeln schrien und der sturmartige Wind verlangte ihr jedes Bisschen Kraft ab. Ihr Kopf dröhnte und das Blut rauschte viel zu laut durch ihre Ohren. Funkenpfote keuchte heftig, während sie über die Schulter blickte. Nuna und Heppel ging es nicht anders. Ihre Zungen hingen weit aus ihren geöffneten Mäulern, hechelten völlig erschöpft, Heppel stolperte immer wieder und Nunas Augen schienen jeden Moment zuzufallen. Funkenpfote zischte beunruhigt. Dieses Tempo halten wir nicht mehr lange durch... Verständlich, dass die beiden fast am Ende waren, wo sie doch die letzten zwei Tage für den ganzen Clan gejagt und gekämpft hatten. Sie erinnerte sich nicht, die Füchse schlafen gesehen zu haben.

„Haltet durch", flehte sie die beiden verzweifelt an, worauf Heppel sich ein Grinsen abzwang. „K-Keine Sorge", hechelte er und stolperte erneut. „Wir rennen einfach weiter!" Sein Optimismus klang so hohl wie ein Fuchsbau. Funkenpfote sah wieder nach vorne. Vor ihnen erstreckten sich eine endlose, trostlos graue Weite. Die Berge, von denen Rabenherz gesprochen hatte, waren noch so unendlich weit weg, dass Funkenpfote den Mut verlor. Wie sollten sie jemals schnell genug dorthin gelangen, bevor uns die Monster einholen?

Scriiiiieeeech!

Funkenpfote gefror das Blut in den Adern. 

Panisch warf sie ihren Kopf herum. Eine große Gruppe Bestien verfolgte sie. Ihre blutroten Augen bohrten sich direkt in Funkenpfotes Seele.

 „Beim heiligen SternenClan!", keuchte sie und versuchte ihre zitternden Beine unter Kontrolle zu behalten. Sie hatte schon so oft Angst gehabt. Sogar Panik und Todesangst. Doch das war nichts im Vergleich zu der maßlosen Furcht, die sie nun beim Anblick der toten Monster ergriff. 

Sie bewegten sich unregelmäßig und viel zu schnell. Ihre Bewegungen erinnerten an Spinnen, sie zuckten hin und her, ihre Köpfe schossen mal in die Höhe, mal tief zu Boden, als hätten die Glieder Schwierigkeiten, dem unnatürlich schnellen Rumpf zu folgen. Ihre Mäuler waren so weit aufgerissen, dass das Fleisch in den Mundwinkeln aufriss, Schaum quoll über die Lefzen, Speichel flog in alle Richtungen. Und diese grässlichen Geräusche! Das Klackern von Knochen. Das Reißen von Fleisch, wenn sich der Dämon schneller bewegte, als sein Wirt. Das Schleifen von zerfetzten Gliedern über Gras. Gurgeln und Kreischen, Krächzen und Brüllen. Und ein solch bestialischer Gestank, dass Funkenpfote vor Übelkeit schwindelig wurde.

 Es roch nach Tod. Nach Blut. Nach Fäulnis und Verwesung. Und nach alles durchdringender Dunkelheit.

„Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben, ich will nicht sterben, ich will nicht sterben...", winselte Funkenpfote unter zugekniffenen Augen und stürmte weiter vorwärts. 

Doch sie war zu langsam. Jedes lebende Tier wäre zu langsam gewesen. Denn die Verfolger wurden nicht von Muskelkraft angetrieben, sondern vom Tod. Von Tartaras selbst. Von einer Gier, alles Lebende zu zerfetzen. 

Sie kamen unaufhaltbar näher. Erst war es ihr Gestank und ihr Kreischen. Dann trafen aufgespritzte Erdbrocken ihre Hinterläufe. Ein Schmerzensschrei von Nuna, dann panisches Kreischen auch von Heppel, als sich die Bestien auf die Füchsen stürzten. Keine Sekunde später gruben sie messerscharfe Klauen in Funkenfpotes Hüften und Hinterbeine. Sie kreischte wie am Spieß, als die Klauen durch ihr Fleisch schnitten, als wäre es ein Blatt. Heißes Blut tränkte ihren Pelz, den Boden unter ihr, floss zwischen ihre Zehen und brachte sie zu Fall. Ihr Schreien wurde vom Gras erstickt. Funkenpfote hatte nicht einmal Zeit einen weiteren Laut von sich zu geben, da hatten sie bereits unzählige Krallen, Klauen, Hauer, Hörner und Reißzähne durchbohrt. Der Schmerz, den sie in diesem Augenblick empfand, drohte ihren Geist zerplatzen zu lassen. Sie spürte, wie die Waffen nicht nur durch ihren irdischen Körper fuhren, sondern auch den Panzer des SternenClans durchbrachen, Equus Schutz zerfetzten und ihre Seele fortrissen.

Von allen Toden, die sie bis jetzt gestorben war, war dieser der wohl Entsetzlichste.

Ich habe es nicht geschafft. 

Es tut mir leid, Equu. 

Vergebt mir, Rabenherz und Moospfote.

 Ich wünschte, ich hätte euch retten können. 

Mama. Papa. Schwester.




In diesem Moment hielt die Zeit an. Die Welt um sie herum wurde ausgelöscht. Eine endlose weiße Ebene breitete sich vor Funkenpfote aus. Wärme erfüllte ihren Körper und ein wundervoller Duft stieg in ihre Nase.

Hör zu.

Eine Stimme ließ die weiße Welt vibrieren. So sanft wie ein Windhauch, so schön wie hundert Sonnenuntergänge, so leicht wie eine Feder.

Ich werde dich retten.

Doch versprich mir, mein Erbe nicht zu missbrauchen.

Verspreche, mich zu suchen.

Funkenpfote fühlte eine mächtige Präsenz, die sie umschloss. Ihren Herzschlag verstärkte. Ihre Seele entzündete, bis sie loderte wie ein Waldbrand.

Ich verspreche es.

Funkenpfotes Stimme war nicht mehr die ihre.

Beiden Stimmen waren eins.



Funkenpfote schlug ihre Augen auf. 

Nur um von einer gleißend hellen Explosion geblendet zu werden.

 Die Druckwelle fegte sie von den Pfoten und schleuderte sie durch die Luft. Die Luft wurde aus ihren Lungen gequetscht. Ihre Ohren klingelten. Ein Echo hauchte durch ihren Geist.

Suche mich

Unmengen an Energie strömten durch Funkenpfote. Spülten über ihre zerrissene Seele und heilten sie. So sanft, so warm, so gütig. Ein Schleiher umhüllte ihren Körper. Umgab sie wie eine sorgenvolle Mutter. Zog sich über ihren Körper wie eine zweite Haut. Tauchte in ihre Zellen, in ihre Narben, in ihr Fell. Und heilte auch ihren Körper. Glühende, unbekannte Kräfte strömten in ihr Herz und Gehirn, ließen es vibrieren und beben. Erst viel zu schnell, dann viel zu langsam, bis es sich Schritt für Schritt an den Takt ihres Herzens annäherte. Schließlich hatte es sich assimiliert. Ein warmes Prickeln drang von der Schwanzspitze bis in ihre Zehen, erfasste einmal jede Zelle ihres Körpers, bis es sanft verklang.

All das erlebte Funkenpfote wie einen wundersamen Traum. Sie fühlte sich wie ein umsorgtes Junges in einem Nest voller summender Energie. Aufgewachsen im goldenen Schein und Erwachsen geworden mit so unendlich viel Liebe und Güte wie es kein anderes Lebewesen je erfahren hatte. 

Eine Wiedergeburt. Eine Neuerschaffung ihrer selbst.

Und dann öffnete sie die Augen. Sie stand in einem Meer aus goldenen Funken. Keine Spur mehr von Tartaras' Monstern. Ausgelöscht, weggefegt. Nuna stand zitternd vor ihr, der Schein der Lichter spiegelte sich in ihren zweifarbigen Augen. Ehrfürchtig hatte sie die Schnauze in die Luft gereckt und betrachtete gebannt, wie das Glühen langsam in den Himmel stieg und sich langsam auflöste. Der Sturm war fort, stattdessen umwehte sie eine warme, wohlriechende Brise und ließ die letzten Funken vor Funkenpfotes Schnauze tanzen. Vor ihren Augen zersprangen sie mit einem leisen Klingeln. Dann war es wieder finster.

Das hätte Funkenpfote zumindest erwartet. Doch der Boden auf dem sie stand leuchtete immer noch.

„F..Funkenpf...", Nuna blieb die Stimme weg. Sie und Heppel starrten Funkenpfote völlig perplex an. Verwirrt betrachtete diese den Boden. Ihr Blick fiel auf ihre Pfoten. Da erkannte sie, dass es nicht der Boden war, der leuchtete, sondern sie. Sie selbst.

Ein sonnengleicher Schimmer umgab sie. Wärme und Wohlgeruch strömten aus ihm. Nuna und Heppel schlichen heran wie verschreckte Jungen, die Stimme der Füchsin war nur ein Hauchen. „Vulpis..." Tränen rannen ihr die Schläfen hinab.

Funkenpfote war ihrerseits völlig erstarrt und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Sie war damit beschäftigt, diese neue, prickelnde Energie durch ihren Körper fließen zu spüren, die Wärme aufzusaugen und sich im Wohlgeruch ihres Fells zu verlieren.

Da ertönte ein heißeres Krächzen in der Ferne. Funkenpfote stand sofort kerzengerade da. Das war Rascals Stimme! Ohne auf die beiden anderen Füchse zu achten, jagte sie los. Zurück, von wo sie gekommen waren. Ihre Pfoten flogen so mühelos über die Hügel, als würde der Wind ihre Pfoten führen. Die kalte Luft wich vor ihr zurück. Ihr goldener Schein erhellte ihren Weg.

Dann sah sie ihn. Der schwarze Fuchs zog sich mitten im Niemandsland verzweifelt vorwärts. Sein Pelz war blutüberströmt, klaffende Wunden in den Flanken, an Beinen und Rücken. Wenige Herzschläge und er würde sterben. Sie wusste es. Seine Hinterläufe zog er wie tot hinter sich her, sein Gesicht lag zur Hälfte auf dem Boden, doch der treue Rüde zog sich unerbittlich an den Vorderpfoten weiter. „Vulpis..., Vulpis...", flüsterte er. Funkenpfote kam zu ihm. Blieb vor seiner Blutlache stehen. Rascal hob den Kopf. Seine Augen weiteten sich. „Vulpis?"

In diesem Moment wusste Funkenpfote ganz genau, was sie tun musste. Sie schloss die Augen und senkte ihre Schnauze zu Rascal hinab. Berührte seine Stirn.

Und vor ihren Augen heilte er. Seine Wunden schlossen sich. Ein goldenes Glühen drang aus seinen Wunden, bis sie sich alle nacheinander verschlossen. Als auch die letzte Spur des Kampfes verschwunden war, entfuhr Rascal ein tiefes Seufzen und er verlor das Bewusstsein. Funkenpfote sah auf den schwarzen Fuchs hinab und spürte die Zuneigung, die sie zu ihm empfand. Er war solch ein treuer ... beinahe hätte sich das Wort Diener in ihren Geist geschlichen. Sie meinte Freund. Oder?

Nuna tauchte zitternd neben ihr auf. Ihr Blick flog für eine Sekunde zu Rascal, dann war er wieder auf Funkenpfote fixiert. „Funkenpfote", stammelte sie und umrundete die ruhig da stehende Kätzin einmal. Zweimal. Dreimal. „Was ist mit dir passiert? Du... du leuchtest!" Sie kam näher und legte eine Pfote auf Funkenpfotes Stirn. „Und da ist ein Zeichen auf deiner Stirn... und... es leuchtet auch ..." Sie plumpste fassungslos auf ihre Hinterläufe. Schüttelte den Kopf und konnte sich immer noch nicht von Funkenpfotes Anblick lösen. Funkenpfote selbst fühlte sie so ruhig und klar wie seit langem nicht mehr. Sie verlor keine Zeit. „Nuna, kannst du Rascal tragen? Heppel", sie wandte sich an den rotgesichtigen Fuchs, der gerade angestolpert kam. „Hilf Nuna bitte. Wir müssen weiter." Der Klang ihrer Stimme war nun völlig anders. Die beiden nickten nur wortlos mit großen Augen.

Trotz ihrer neuen Kräfte kehrte ihr Zeitgefühl nicht zurück. Eine schiere Ewigkeit war vergangen, seit sie Rascal aufgelesen hatten. Seitdem hatte Funkenpfote ein Dutzend dunkle Kreaturen in Funken zurück zum Sternenvlies geschickt und die Berge waren in greifbare Nähe gerückt. Sie ließ Nuna und Heppel eine kurze Pause einlegen und schickte noch etwas mehr ihrer Energie in Rascals bewusstlosen Körper. 

Nach ein paar Herzschlägen hoben sich die Lider des schwarzen Fuchses. Sein Blick fand den ihren. Mit einem Satz war Rascal auf den Beinen. „Funkenpfote! Vulpis! Was – Wie - ?" Funkenpfote lächelte warm und ließ sich von Rascal am ganzen Körper abtasten und beschnüffeln. Zuletzt blieb er vor ihrem Kopf stehen, setzte sich auf die Hinterbeine und betastete das Zeichen auf ihrer Stirn so lang, bis Funkenpfote etwas unwirsch den Kopf schüttelte. Rascal starrte sie eine ganze Weile lang schweigend an. Ein neuer Glanz war in seinen Augen erschienen. 

So hatte er Funkenpfote nie angesehen, doch jetzt ... lag völlige Ergebenheit und Anbetung in seinem Blick. 

Dann sprach er zum ersten Mal seit er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte. 

„Vulpis... sie hat die Katharsis vollzogen. Ich kann ... ich kann es nicht so recht glauben..." Nuna hatte aufgehört und kam vom Fluss zurück. Sie setzte sich neben ihren Gefährten und Erkenntnis erleuchtete ihr Gesicht. „Rascal, du hast recht!", japste sie aufgeregt und ihre Ohren wurden ganz flach vor Ehrfurcht. Funkenpfote legte den Kopf schief. „Könnt ihr mir das erklären?" Erneut hätte sie am liebsten beim Klang ihres eigenen Miauens geschnurrt. Es war ein helles, glockenklares und vibrierendes Geräusch.

 Rascal musste sich erst fassen, da es das erste Mal gewesen war, dass er ihre Stimme gehört hatte, doch dann fing er mit der Begeisterung eines Jungen an, zu erklären. „Katharsis nennen wir den Akt, wenn ein Gott sich selbst opfert und der letzte Funke seiner göttlichen Existenz in ein anderes Lebewesen übergeht!" Er hechelte aufgeregt während er erklärte. „Bei dieser Opferung wird eine gewaltige Kraft freigesetzt. Alle göttliche Macht, die sie besessen hat löst sich auf, so als hätte es sie nie gegeben. Nur der letzte Beweis ihrer Existenz – wir nennen es den Samen – geht in ein ausgewähltes Lebewesen über, welches dann den Auftrag erhält, die Göttin wieder auferstehen zu lassen! Doch das so etwas passiert, ist so unglaublich selten, ich glaube nicht, dass es überhaupt jemals passiert ist!" 

Funkenpfote leuchtete das ein. Das sollten also ihre Worte Suche mich bedeuten. Sie sah, dass Rascal zu weiteren Ausführungen ausholen wollte, doch sie unterbrach ihn freundlich. „Wir haben auf unserer Reise noch genügend Zeit. Lasst uns jetzt so schnell wie möglich zur Sternenschlucht aufbrechen." Die Füchse nickten alle gehorsam und blickten sie unterwürfig an. Das war Funkenpfote nun doch langsam unangenehm.

 „Und selbst wenn ich diesen Samen jetzt in mir trage", fügte sie noch hinzu. „...Ich bin immer noch die Funkenpfote, ja?" Wieder nickten die drei gehorsam. Sie lachte ein wenig verlegen. Oh je, das kann ja was werden...



Der Rest verlief so glatt, dass es Funkenpfote fast schon misstrauisch stimmte. Bis auf ein paar rotäugigen Ratten und Schlangen stellte sich ihnen nichts in den Weg und selbst den versteckten, engen Spalt zur Schlucht fanden sie nach kurzer Zeit. Robin hatte Rabenherz und damit auch Funkenpfote den Tipp gegeben, dass der Schlüssel zu Akkars Beschwörung auf dem Felsen in der Mitte der Schlucht stand und das tat er auch. Auf magische, götterbedingte Weise konnte Funkenpfote diese Worte lesen. Selbst die Zeichen, die sie auf den staubigen Boden zeichnen musste, wusste sie durch göttliche Fügung. Nachdem sie die Rituale ausgeführt hatte und die Worte fast zu Ende gesprochen hatte, biss sie sich so fest sie konnte in ein Vorderbein. Das Blut, dass aus der Wunde tropfte, war golden. Als es die Zeichen berührte, leuchteten sie auf und ließen den Boden erbeben. Ein Riss in der Ebene öffnete sich. Heppel, Nuna und Rascal mussten die Augen schließen und zum anderen Ende der Schlucht fliehen, um Akkars Erscheinen zu ertragen. Doch Funkenpfote hieß ihn willkommen wie einen Freund. Er war eine schemenhafte Gestalt aus gleißendem Licht in der Form eines gigantischen Vogels. Mehr konnte sie von seiner Erscheinung nicht erhaschen, denn kaum war durch den Ebenenriss eingedrungen, verschwand er als leuchtender Komet Richtung Niemandsland.

Hm. dachte Funkenpfote, nachdem der übernatürliche Schein die Schlucht verlassen hatte und die Zeichen verblasst waren, als wären sie weggewischt worden. Auch die eingravierten Zeichen im Felsen verblassten vor Funkenpfotes Augen. Sie lächelte glücklich. Das war einfacher als gedacht. Hoffentlich verschafft er dem HeideClan genug Zeit, damit sie zum MoorClan fliehen können...

Doch wie so oft hatte sie sich ihres Glücks zu früh gefreut.

 Ein neuer Geruch stieg in ihre Nase. 

Sie kannte ihn nicht. Rabenherz hätte gewusst, dass es der Geruch von Wölfen war.

 Doch die beißende Note darin kannte Funkenpfote nun nur allzu gut. 

Der Gestank von Tod. 

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