Rabenherz

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Rabenherz döste vor dem Heilerbau, das Kinn auf die Pfoten gelegt und die Augen geschlossen. Die Luft war kalt und Donner erklang in der Ferne. Seine Schwanzspitze zuckte unruhig, während seine Gedanken um die bevorstehende Reise kreisten. 

Und um Funkenpfote. Ihr Anblick hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. 

Sie hatte sich seit der letzten großen Versammlung so stark verändert, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Aus der winzigen, schüchternen Schülerin war eine vernarbte, muskelbepackte Kriegerin geworden – es war für Rabenherz geradezu grotesk, dass sie noch einen Schülernamen trug. Ihre Augen waren viel zu dunkel, viel zu ernst für ihr Alter. Allein bei dem Gedanken, was die Kätzin alles gesehen und erleiden haben muss ... Er fröstelte. 

Und all die Narben ... das waren einfach zu viele. Was hatte sie erlebt? Was war ihr zugestoßen? Er wünschte, er könnte sie fragen. Doch ihr Blick hatte ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie nicht darüber reden wollte.

Rabenherz?

Hm?

Der Kater hob den Kopf, als ein großer Rabe vor ihm landete und aufgeregt mit dem Schnabel klackerte. 

Was gibt es, Robin? 

Sein Freund hüpfte neugierig in den Eingang von Schwarzpelzs Bau. Wie geht's deiner Katzenfreundin? Wann brechen wir auf? Sorgenvoll knurrte Rabenherz und legte sein Kinn erneut auf seinen Pfoten ab. Ich weiß es nicht. Sie ist seit zwei Sonnenaufgängen nicht aus dem Bau gekommen. Und Schwarzpelz verbietet jeden Besuch. Rabenherz schätzte nur. Er hatte seit der Verdunklung des Himmels jedes Zeitgefühl verloren. Allerdings fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, seit sich die GipfelClan-Schülerin in den Bau zurückgezogen hatte.

Robin hüpfte ungeduldig vor Rabenherzs Schnauze herum und krähte ab und zu. 

Wie lange liegst du eigentlich hier schon rum? Musste nicht auch mal was essen? 

Der Schwarze fauchte nur genervt. Wie willst du jagen, wenn du von Schlangen verfolgt wirst? Wir können gerade so unser Lager verteidigen! Und Beerenglanz müssen wir auch noch versorgen, jetzt da sie ein Junges erwartet. 

Mit aufgebrachten Schweifpeitschen versuchte er seine Verzweiflung zu überspielen. Selbst wenn wir etwas erbeuten, würde ich es sofort Beerenglanz geben. So machen das ehrenhafte Krieger, Vogel! Beleidigt sprang der Rabe auf Rabenherzs Rücken. 

Woa, reg dich ab, Katze. Hab' ja nur gefragt. Die scharfen Krallen seines Freundes piksten unangenehm, als Robin auf seinem Rückgrat entlangwanderte. Rabenherz wollte seine Wut nicht an dem Vogel auslassen, doch sein Gemüt schäumte über vor Sorge und Stress. Sein bester Freund war bewusstlos und wurde rund um die Uhr bewacht, Funkenpfote war zu erschöpft, um aufzubrechen und seinem Clan ging es immer schlechter. 

Zu den Verletzungen durch Schlangen und anderen besessenen Tieren kam eine seltsame Krankheit, von der Schwarzpelz nichts wusste. Zuerst war es nur Regenflug gewesen. Sie war bei – vermuteten – Sonnenaufgang mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht zum Heilerbau gekommen und hatte sich direkt vor Rabenherz erbrochen. Nun lag sie mit Fieber und Schüttelkrampf neben Funkenpfote im Heilerbau. Nicht viel später war Glutsturm mit den gleichen Symptomen dazu gekommen. Und ausgerechnet Birkenstern hatte es auch noch erwischt. Ihren Anführer so krank zu sehen, hatte den übrigen Katzen sichtlich zu schaffen gemacht, ihre Hoffnung sank mit jeder verstrichenen Sekunde.

Uns läuft die Zeit davon ... dachte Rabenherz entmutigt. Der Vogelgott lag ihm in jedem seiner Träume und Gedanken im Ohr, wie dringend seine Beschwörung war. Wie sehr Equu und Vulpis sich abmühten, die Todesdämonen vom HeideClan fern zu halten. Ihr seid Tartaras nächstes Ziel. Sie versuchen alles, um zu euch zu gelangen. Ihr müsst dort weg, oder ihr werdet früher oder später überrannt. Ich kann euch Zeit verschaffen, aber nur, wenn ihr mich beschwört.

Rabenherz könnte vor Frust schreien. Er wusste das alles. Er wusste, wie dringend sie in die Kristallschlucht aufbrechen und Akkar in die Welt der Lebenden holen mussten. Doch ohne Funkenpfote und Birkenstern ...

Wie so oft in den letzten Stunden stand Rabenherz auf, schüttelte Robin ab und zwängte sich in den Gang zum Heilerbau. Schwarzpelz blockierte den Ausgang in die Höhle. „Sie ist noch nicht so weit, Rabenherz. Sie ist furchtbar erschöpft.", warnte er eindringlich und versuchte den schwarzen Kater, der einen ganzen Kopf größer war, als der Heiler, zurückzuschieben, doch diesmal gab der Krieger nicht so einfach auf.

 „Wir haben keine Zeit mehr!", fauchte er gereizt und schubste nun seinerseits den Heiler zurück. „Ich wecke sie jetzt auf." 

Sein Knurren ließ keinen Widerspruch zu. Mit unzufrieden angelegten Ohren und sorgenvollem Gesicht machte der Heiler den Weg frei und ließ Rabenherz passieren. Die Schülerin lag im hintersten Eck des Baus und hatte sich zu einem vernarbten Knäul zusammengerollt. Die zitternden Körper von Birkenstern, Regenflug und Glutsturm sonderten einen sauren, kranken Geruch ab und Rabenherz musste unwillkürlich die Nase rümpfen. 

Er wollte zu Funkenpfote, da viel ihm auf, dass Birkenstern sich kaum noch bewegte. Während Regenflugs und Glutsturms Atem laut pfeifend und röchelnd war und sie vor Fieber laut stöhnten, machte Birkenstern kein einziges Geräusch. 

Panisch warf er einen Blick über die Schulter. „Schwarzpelz!", jaulte Rabenherz anklagend. Sein Herz wurde schwer, als er dem mutlosen Blick des Heilers begegnete. Seine Stimme war brüchig und kaum mehr ein Flüstern: „Es tut mir leid, Rabenherz. Ich kann nichts mehr tun. Er liegt jetzt in den Pfoten des SternenClans."

 „Nein ... nein ...", stammelte Rabenherz fassungslos, Tränen der Verzweiflung stiegen ihm in die Augen. „Das darf doch nicht wahr sein ..." Mit bebendem Herzen drückte er seine Schnauze in das stinkende Fell seines Anführers, um irgendein Lebenszeichen von ihm zu empfangen, da bebte der Körper gerade zum letzten Mal schwach, nur um dann völlig regungslos da zu liegen. 

Birkenstern war just in diesem Augenblick gestorben. 

„NEIN!!!", heulte Rabenherz und schüttelte mit aller Kraft den Leichnam seines Anführers. „NEIN! NEIN! NEIN!" „Beruhige dich!", drang die scharfe Stimme von Schwarzpelz durch seine Panik, ein starker Ruck zog ihn von Birkenstern weg. 

Der Heiler zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Rabenherz, beruhige dich! Birkenstern wird gleich zurückkommen. Gesund und stark wie eh und je. Gerate nicht so leicht in Panik, beim SternenClan!" Mit gesträubtem Fell knurrte der Heiler. „Wenn du jetzt auch noch den Kopf verlierst, können wir unseren Clan auch gleich Tartaras vor die Pfoten werfen!" Rabenherz zitterte, doch sein Atem beruhigte sich langsam. Schwarzpelz hatte recht. Birkenstern hatte neun Leben. Alles war gut. Es blieben immer noch acht ganze Leben. 

Ein Blick auf Regenflug und Glutsturm und er musste bitter schnauben. Von wegen alles gut.

Rabenherz trottete zur schlafenden Funkenpfote und stupste sie unsanft mit der Schnauze an. „Funkenpfote. Wach auf, wir sollten bald aufbrechen." Mit einem gefährlichen Knurren regte sich die Kätzin. Er fürchtete bereits, Opfer ihrer Krallen zu werden, da richtete sich Funkenpfote auf und schüttelte sich. Ihre harten Muskeln bewegten sich geschmeidig unter ihrem dürren Körper, als sie sich zu Rabenherz umdrehte.

 „Du hast recht. Gehen wir.", sagte sie mit einem kalten Funkeln in den Augen. 

„Uhm ... okay?", stotterte der Kater ein wenig überrumpelt von der prompten Antwort und ließ Funkenpfote sich an ihm vorbeidrücken. Schwarzpelz sah mindestens genauso verwirrt aus. „Aber ...", versuchte er zu protestieren, doch da war auch Rabenherz bereits aus dem Bau verschwunden.

„Was machen wir jetzt?", fragte Funkenpfote und sah sich um. Krähenfall und Efeudorn jagten hin und her, um Schlangen abzuwehren, während Hagelschweif gestresst zwischen Beerenglanz und Nesselstreif wechselte, um auf beide aufzupassen. Selbst Graufuß machte sich nützlich und nahm es mit den Schlangen auf, die sich über dem Heilerbau näherten. Rabenherz hatte die Ohren besorgt angelegt. „Unser Clan ist einfach zu klein. Ohne unsere Elite können wir uns ja nicht einmal richtig gegen wenige Schlangen wehren. Was sollen sie nur ohne uns machen, wenn wir alleine losziehen?"

 Funkenpfote spuckte emotionslos aus und zuckte die Schultern. „Wir können auch gar nicht gehen und hier alle zusammen sterben." Er mochte ihren Tonfall überhaupt nicht. Als hätte sie bereits jede Hoffnung aufgegeben und handle nur noch aus Gleichgültigkeit. Etwas wütend entgegnete er: „Was war das denn für ein unnötiger Kommentar! Natürlich versuchen wir es!"

In diesem Moment brachen die drei Füchse durch das Dickicht, ihre Mäuler voller Beute. Schnaufend kamen sie in der Mitte der Senke zum Stehen und ließen ihre Ausbeute auf den nicht existenten Beutehaufen fallen. Drei Schlangen, zwei Birkenspanner, fünf Wiesel. Das war beeindruckend. Heppel kam mit aufgeregt glänzenden Augen zu ihnen gesprungen. „Fünkchen! Du bist wach! Geht es jetzt los?" Nuna folgte. „Heppel! Wie oft denn noch: Nenne Funkenpfote nicht Fünkchen!" „Aber...!" Rascal unterbrach die beiden harsch. „Funkenpfote, Rabenherz, fresst etwas, dann brechen wir auf. Deswegen steht ihr doch hier, nicht wahr?" 

Rabenherz nickte. Ihm ging das alles zu schnell. Er war diese Hektik nicht gewöhnt und hatte Schwierigkeiten mitzukommen. Ganz im Gegenteil zu Funkenpfote. 

Ohne zu zögern trabte sie zum Frischbeutehaufen und begann, ein Wiesel zu verschlingen. Ihre Muskeln waren angespannt, ihr Blick konzentriert und entschlossen. Ein weiteres Mal wunderte sich Rabenherz, wie stark sie sich verändert hatte. Wenn er sich mit ihr verglich, kam er sich geradezu verweichlicht vor. Unzufrieden mit sich selbst gab er sich einen Ruck und eilte an Funkenpfotes Seite, um sich Energie für die Reise anzufressen. 

Auch die Füchse stärkten sich und wählten die Schlangen, die die beiden Katze verschmäht hatten. Unter einem Bissen Schlangenfleisch, fragte Rascal: „Wo in etwa liegt diese Schlucht, von der du gesprochen hast?" Rabenherz schleckte sich etwas Fett von den Lefzen, dann erwiderte er: „Die Schlucht, in der Birkenstern seine Leben erhalten hat?" Rascal nickte. „Ja, und wo du Akkar beschwören willst." 

Rabenherz schluckte den Rest Wiesel herunter und überlegte gerade, wie er den Weg am besten beschreiben sollte, als er von Funkenpfote unterbrochen wurde. Den Blick immer noch auf das Wiesel zwischen ihren Pfoten gerichtet, halb kauend, fragte sie: „Die Schlucht hast du jetzt schon zweimal erwähnt. Liegt sie dort, wo der gefrorene See ist?" Jetzt musste Rabenherz überrascht husten.

 „Welcher See?" 

Verwirrt legte er den Kopf schief und sah Funkenpfote in die Augen, die sie plötzlich beunruhigt weitete. „Aber...", stammelte sie. „Knochen hat doch..." Sie keuchte entsetzt auf. „Knochen!" Ihre Krallen bohrten sich so tief in die Beute, dass Rabenherz fürchtete, die Kätzin würde es zerreißen. Funkenpfotes ganzer Körper bebte auf einmal. „Funkenpfote?", miaute Rabenherz besorgt. „Was ist ..." 

„Diese fuchsherzige, widerwärtige Kreatur!", jaulte Funkenpfote laut und schleuderte das Wiesel von sich, ihr vernarbtes Fell stand zu Berge. Sie wich vor Wut zitternd zurück, bevor sie sich plötzlich umwandte, verkrampfte und sich übergab. Rabenherz wollte ihr helfen, doch die Kätzin brach herzzerreißend wimmernd vor ihm zusammen. „Er hat den Traum ... Nur wegen ihm ..." Ihre Worte wurden brüchig, als sich Tränen ihren Weg über die wunderschön gezeichneten Wangen bahnten und Rabenherz konnte nur ratlos daneben stehen und tröstend mit der Schwanzspitze über ihre Schulter streichen. 

Sie tat ihm so leid. Wie gerne hätte er etwas Aufmunterndes gesagt, doch er verstand nicht einmal, worüber Funkenpfote sprach. Sie hatte nichts von dem erzählt, was im GipfelClan passiert war, außer, dass Tartaras dort durch die Hilfe eines Streuners namens Knochen aufgetaucht war, Himmelssturm tot ist und alle anderen Katzen besessen sind. Doch da war noch so viel, dass Rabenherz nicht wusste. Wie war Himmelssturm gestorben? Wie konnte Tartaras beschworen werden? Wie konnte Funkenpfote fliehen? Wie hatte sie die Füchse und den Steinbock kennengelernt? Und wie konnte dieser Knochen überhaupt den GipfelClan besiegen? Hatte er sich eingeschlichen? Hatte er das Vertrauen des Clans gewonnen? Warum hatte Himmelssturm nichts auf der großen Versammlung von ihm erzählt? All diese Fragen konnte nur Funkenpfote beantworten. Und Rabenherz war sich totsicher, dass diese Fragen wichtig waren, um Tartaras zu besiegen, dennoch wollte er Funkenpfote nicht damit bedrängen, wo sich offensichtlich noch zu verletzt war, um darüber zu reden. Vielleicht auf der Reise, wenn sie sich ein wenig beruhigt hat ...

Rabenherz hatte sich bald satt gefressen. Während sich die Füchse um Funkenpfote kümmerten und sie zum Fressen bewegten, half Rabenherz Graufuß, eine Handvoll Schlangen abzuwehren. Die rotäugigen Biester versuchten, die beiden zu beißen, einige schlangen sich um Beine, um ihre Bewegungen zu behindern, doch schließlich gelang es den Katern, alle von ihnen zu töten. Sie ließen sich nicht in die Flucht schlagen. Ihr Fluch ließ sie solange kämpfen, bis entweder der Gegner oder sie selbst sein Leben ausgehaucht hatte.

Graufuß hustete erschöpft, sein altes Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Besorgt schnüffelte Rabenherz an den Vorderläufen des Ältesten und erkannte entsetzt, dass die Schlangen ihn mehrmals gebissen hatten.

 „Graufuß!", miaute er vorwurfsvoll und schubste den Ältesten umgehend Richtung Heilerbau. „Warum hast du denn nichts gesagt? Das Gift kann dich umbringen!" Der Älteste lachte nur, wobei er einen gewissen gequälten Unterton nicht verhindern konnte. „Ach, Jungchen, ich hab' schon viel Schlimmeres überstanden..." Kopfschüttelnd drängte Rabenherz ihn weiter. Gerade wollte er zu Schwarzpelz, als sich ein vertrauter, schwarz-weißer Pelz aus dem engen Gang drückte und Rabenherz erfreut anblinzelte. 

„Birkenstern!", rief Rabenherz erleichtert und presste seine Stirn überschwänglich gegen die Brust seines Anführers. „Rabenherz, tut mir leid, dass ihr warten musstet.", brummte Birkenstern sanft und als Rabenherz seinen Kopf hob, sah er Bedauern in den Augen des jungen Katers. „Ich wollte euch nicht im Stich lassen... Ich..." Empört unterbrach ihn Rabenherz. „Mäusedung, das ist nicht deine Schuld gewesen! Mach dir keine Vorwürfe, Birkenstern. Überlege dir besser, wie du den HeideClan aus dieser misslichen Lage bringen willst."

 Er versuchte, freundlich zu klingen, doch die letzten Tage hatten seiner Geduld einiges abverlangt. Birkenstern nickte ernst. Sein Blick fiel auf den prustenden Ältesten. 

„Graufuß, danke, dass du unseren Clan verteidigt hast, aber bitte lass dich schnellstmöglich verarzten. Ich möchte niemanden verlieren." „Pah, das kleine Jucken ...", wollte Graufuß widersprechen, doch der ernste Blick des Anführers ließ ihn seufzend den Kopf senken und im Heilerbau verschwinden.

 Birkenstern richtete sich wieder an Rabenherz. „Lagebericht, bitte." Einen Blick über die Schulter, dann antwortete Rabenherz: „Dass Glusturm und Regenflug krank sind, hast du sicher schon gesehen. Mein Bruder und Efeudorn halten so gut wie möglich die Schlangen weg, die es seit Tartaras' Beschwörung auf uns abgesehen haben, die Füchse haben Beute herangeschafft und Funkenpfote und ich wollen so schnell wie möglich aufbrechen. Allerdings ..." Rabenherz seufzte. „...habe ich meine Zweifel, dass wir auf diese Reise gehen sollten. Der HeideClan ist zu geschwächt, um diese Reise zu überleben. Und ohne ihn zu reisen, ist irrsinnig." „Das wäre es.", stimmte Birkenstern zu. Sein sonst so ruhiges Gesicht, war deutlich von seiner Sorge um den Clan verunstaltet. Sein Schweif peitschte unruhig hin und her. „Du hast recht.", wiederholte sich der Anführer und hielt seinen Blick sorgenvoll auf Efeudorn gerichtet, die eine weitere tote Schlange in die Senke hinab warf, nur um sich auf die nächste zu stürzen. Nach einer ganzen Weile unangenehmen Schweigens schüttelte Birkenstern knurrend den Kopf. „Beim SternenClan, ich habe immer noch Schwierigkeiten, das alles zu glauben. Es ist einfach so ... unfassbar." Dann sah er wieder zu Rabenherz. „Darüber zu sinnieren, bringt uns nicht weiter. Ich habe mich entschieden: Der HeideClan wird beim MoorClan Zuflucht suchen. Dadurch gewinnen wir etwas Zeit und können uns besser verteidigen." Rabenherz peitschte mit dem Schweif. „Und was ist mit unserer Reise zur Sternenschlucht?" „Keine Sorge", miaute sein Anführer besänftigend, die Sorge verschwand aber nicht ganz aus seiner Stimme. „Lass uns das direkt mit Funkenpfote und den Füchsen besprechen."

Funkenpfote nahm den Entschluss von Birkenstern mit regungslosem Gesicht auf. Auch ihre Stimme klang gleichgültig und kalt. „Das heißt Rascal, Heppel, Nuna und ich werden alleine reisen?" „Ich fürchte, ja.", miaute Birkenstern beklommen, er sah nicht glücklich aus. 

Der Gedanke, die vier alleine in eine noch viel gefährlichere Natur zu entsenden, als es sie bei der letzten Reise bereits gewesen war, bekam auch Rabenherz ganz und gar nicht gut. 

„Doch wir können Rabenherz nicht entbehren. Wir brauchen jetzt jede Pfote, um uns gegen Tartaras behaupten zu können." Efeudorn und Krähenfall gesellten sich völlig erschöpft zu ihnen. Anscheinend hatten sie die Schlangen so dezimiert, dass sie erstmal eine Pause einlegen konnten. Wortlos drückte sich Rabenherz gegen seinen schweißnassen Bruder. Die stille Zuneigung zwischen ihnen gab ihm Trost. 

Birkenstern fuhr fort: „Mir ist bewusst, dass unser aller Schicksal von dieser Reise abhängt. Ohne diese Ruvyn, die Tartaras besiegen kann, sind auch wir zum Tode verurteilt. Doch solange die Hoffnung besteht, dass ihr es allein schafft, kann ich meinen Clan nicht auf eine Reise schicken, auf der die Hälfte nicht einmal bis zum Niemandsland überleben würde. Ich bin mir sicher, dass du, Funkenpfote, mit diesen drei starken Gefährten weit aus sicherer und unauffälliger reisen wirst, als mit uns. Wir würden euch nur behindern oder verlangsamen." 

Funkenpfote nickte nur. „Verstehe." 

Sie blickte über die Schulter zu den drei Füchsen, die aufmerksam gelauscht hatten. Sie nickten ebenfalls. Dann wandte sie sich erneut an Birkenstern. „Dann werden wir jetzt aufbrechen." Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Ausgang. 

Perplex blieb Rabenherz zurück. Wollte... sie sich nicht wenigstens verabschieden? Oder irgendein Wort an ihn richten? Entschlossen, das nicht auf sich sitzen zu lassen, eilte er ihr hinterher. „Funkenpfote!" Sie lieb stehen, sodass er sie einholen konnte und sah ihm mit einem seltsam traurigen Blick an. „Funkenpfote, ich ..." Er war sich nicht ganz sicher, was er sagen sollte. Er hatte keine Emotion in ihrem Blick erwartet.

 „Ich ... wollte mich noch verabschieden." Er knuffte sie unsicher schnurrend in die Flanke. „Du kannst doch nicht einfach wortlos abhauen. Wir sehen uns vielleicht ..." - Er hätte beinahe „nie" gesagt – „... eine lange Zeit nicht wieder." Echtes Bedauern schwang in seinem Miauen mit. 

Funkenpfote sah ihn so lange schweigend an, dass sich Rabenherz bereits fragte, ob er etwas Falsches gesagt hatte, da drückte sie sich plötzlich fest gegen seine Brust und strich einmal an ihm vorbei bevor sie ihm so unendlich traurig in Augen blickte, dass es Rabenherz schwer ums Herz wurde. Mit einem rau geflüsterten „Leb wohl" leckte sie ihm über die Wange und rannte dann eilig aus dem Lager.

„Tschüss...", miaute Rabenherz leise dorthin, wo seine Freundin einen Herzschlag noch gestanden hatte. 

Auch die Füchse verabschiedeten sich von Birkenstern und waren wenig später verschwunden. Während Rabenherz Funkenpfotes Abschied noch verarbeiten musste, trommelte Birkenstern alle Clankatzen zusammen, was eigentlich nicht nötig war, da alle, die nicht im Heilerbau waren, bereits versammelt waren, und verkündigte den baldigen Aufbruch zum MoorClan-Lager. 

„Wir können nicht hierbleiben. Laut Funkenpfote und Rabenherz wird es nicht lange dauern, bis Tartaras' Schergen zu uns gelangen. Fliehen wir zum MoorClan verschafft uns das Zeit und Verbündete im bevorstehenden Kampf." Beerenglanz wimmerte kläglich. „Ich möchte unser Zuhause nicht zurücklassen ..." Birkenstern schenkte ihr einen verständnisvollen, aber bedauernden Blick. „Das geht uns allen so. Aber wie du siehst, ist es für uns kaum möglich, dein Junges ausreichend zu beschützen. Mit allen MoorClan-Katzen haben wir damit wesentlich bessere Chancen." 

Er wendete sich wieder an alle. „Sind alle einverstanden? Dann stärkt euch am frisch gefüllten Beutehaufen! Lasst nichts übrig und versammelt euch so schnell wie möglich am Lagerausgang! Rabenherz und ich kümmern uns um die Kranken!" 

Mit diesen Worten riss er auch den schwarzen Krieger wieder in die Gegenwart zurück. Benommen folgte er dem Anführer in Schwarzpelzs Bau. Der Gestank der Krankheit erschwerte es Rabenherz zu atmen und als er die zwei Krieger und Graufuß sah, verließ ihn der Mut. Wie sollten sie die Katzen in diesem Zustand zum MoorClan bringen? 

„Schwarzpelz", grüßte Birkenstern den Heiler, welcher ganz versunken in seiner Arbeit ihr Eintreten nicht bemerkt hatte. Mit müden Augen sah er auf. „Ihr seid es." „Wie geht es ihnen?", fragte Birkenstern, sein Blick ruhte auf Regenflug, seiner Stellvertreterin. Rabenherz ging zu Graufuß und betrachtete sorgenvoll die verkrampften Beine des Ältesten, der pfeifend und schwach atmete. Schwarzpelz klang überraschend zuversichtlich, als er berichtete: „Ihre Symptome sind Durchfall, Fieber, Magenschmerzen und Krämpfe. Deswegen schließe ich auf eine Vergiftung. Was mich allerdings verwundert, ist, wie ihr alle drei innerhalb kürzester Zeit die gleichen Symptome bekommen habt. Habt ihr zusammen von der gleichen Beute gefressen?" 

Birkenstern schüttelte nur ratlos den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste." 

„Naja jedenfalls", miaute der Heiler nun und seine Stimme bekam einen deutlich helleren Klang, „ich habe endlich eine Kräutermischung gefunden, die stark genug ist, um diese seltsame Vergiftung zu heilen. Ich gebe ihnen Wasserminze und Beifuß gegen die Magenschmerzen, Borretsch, um die Giftstoffe heraus zu schwemmen, die jungen Triebe des Wollgrases und des Sumpf-Blutauges um den Durchfall zu vermindern, außerdem Sonnentau gegen den gereizten Hals und Glockenheide-Blüten gegen das Fieber und ihre erschöpften Körper." Rabenherz kam sich vor wie in seiner Schülerzeit, als er noch Schwarzpelz beim Kräutersammeln geholfen hatte. 

Und dann entfuhr dem Heiler ein leises Lachen. Ein wunderschöner Klang in dieser dunklen Zeit, fand Rabenherz. „Nur werden sie durch diese intensive Kräuterkur leider eine ganze Weile einen verirrten Geschmackssinn haben.", grinste er und berührte vorsichtig Regenflugs Stirn. Danach tat er das Gleiche bei Glusturm. Kurz murmelte er etwas, dann wandte er sich laut an Birkenstern. „Morgen sollten sie stark genug sein, um die Reise zum MoorClan anzutreten." 

Rabenherz wollte schon anmerken, dass sie nicht mehr warten konnten, doch Birkenstern würgte diesen Versuch mithilfe eines warnenden Blicks ab. Er schenkte Schwarzpelz ein aufmunterndes Lächeln. „Das sind gute Neuigkeiten. Wir brechen morgen, bei Sonnenaufgang, oder... naja, dann, wenn wir denken, es wäre Sonnenaufgang, auf." Damit verabschiedete er sich und Rabenherz folgte ihm. Beerenglanz hatte somit endlich genug Platz, um zu ihrem Gefährten zu gelangen.

Als Rabenherz an diesem Abend wach lag, konnte er seine Gedanken kaum ordnen. Funkenpfote hatte ihn aus der Bahn geworfen. Sie hat meine Wange ... Allein bei dieser Erinnerung spürte er schon die Hitze in seine Ohren steigen. Doch je mehr er über ihr Verhalten nachdachte, desto klarer wurde es ihm. Warum sie so traurig ausgesehen hatte. Warum sie damals auf der großen Versammlung nicht mehr mit ihm sprechen wollte. Warum sie seine Wange ... 

Sie liebt mich.

 Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schwall kaltes Wasser. Wie konnte er nur so dumm sein? Er hatte vor ihren Augen von Moospfote geschwärmt! Wie musste das auf Funkenpfote gewirkt haben? Beim SternenClan, ich bin so ein Mäusehirn!

Ey, ich will ja nich' deine dollen Gedanken unterbrechen, aber ... ich bin deiner Katzenfreundin hinterher geflogen und... das musst du sehen.

Rabenherz wollte gerade fragen, was passiert war, da spürte er plötzlich ein Ziehen in seiner Stirn, dann blitzte das Bild von Funkenpfote und den Füchsen vor seinem inneren Auge auf.

Sie rannten. 

Nicht aus Eile oder Vorfreude. Sie wurden verfolgt. 

Rasende Übelkeit ergriff Rabenherz bei dem Anblick der Kreaturen, die nichts anderes als Tartaras' Ausgeburten sein konnten. 

Pechschwarz. 

Dürre Glieder.

 Unförmige Körper, mehr Knochen als Haut und tiefe Augenhöhlen, in denen es blutrot glühte.

 Und gewaltige Klauen und Zähne. 

Bereit zu töten.

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