Heimkehr

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Adlerrufs Augen blitzen vor Schmerz. 

"Ich .. ich schätze, du willst sie bei dir im Wald großziehen?", flüsterte sie traurig und sah Lilly mit glasigen Augen an. 

Lillys Kehle war wie zugeschnürt. Sie drückte Moos näher an ihre Brust. "Ich .. ich .. es tut mir leid.", war alles, was sie herausbrachte. Nach einer Weile des Schweigens fügte sie hinzu: "Ich kann sie dir nicht mitgeben. Ich ... sie ist meine ganze Welt.. Nelli, ich weiß, du ..." 

"Adlerruf. Nicht mehr Nelli. Ich ..." Ihre Stimme zitterte, als sie unterdrückte Tränen wegblinzelte. "Ich heiße jetzt Adlerruf." 

Sie streckte ihren Hals. In einer hauchdünnen Berührung und ein kurzes Lecken über die kleine Stirn schien sie Abschied von Moos zu nehmen. Ihr schmerzerfüllter Blick erwiderte Lillys einige Herzschläge lang. Dann flüsterte Adlerruf: "Es ist okay. Ich.. ich wäre keine gute Mutter gewesen  .. wahrscheinlich ist es richtig so..." Mit diesen Worten wandte sie sich heftig um und sprang aus ihrem provisorischen Nest. Entsetzt wollte Lilly protestieren, aber da war Adlerruf schon zwischen den Katzen verschwunden.

Ich .. . bin wirklich das letzte.


Als das Abendrot der untergehenden Sonne das alte Zweibeinernest in eine blutige Farbe tauchte, war es soweit. Alle Katzen waren auf den Beinen. Junge wurden in den Mäulern ihrer Mütter starr, damit diese sie tragen konnten. Freunde schlossen sich zusammen. Katzen verabschiedeten sich herzlich. Schnurren und Miauen erfüllte die Luft. Pelz drückte an Pelz und die Ohren waren gespitzt vor Anspannung. 

"Alle Katzen, die in die Berge ziehen, zu mir!", jaulte Seth, der zusammen mit Rauch und Furo am einzigen offenen Ausgang der Lichtung stand. Der Schlamm war endlich getrocknet, nachdem die Sonne die letzten Tage kräftig geschienen hatte. 

Bewegung kam in die wartenden Katzen. Die kräftigen Streuner, inklusive des Querulanten von der Versammlung, schoben ihre breite Schultern durch die Menge und Lilly erhaschte einen Blick auf Adlerrufs seidigen Pelz. 

"Wir sehen uns." Lilly fühlte sich auf einmal schrecklich einsam und verlassen, als Kira, die neue Rotlaub, mit Funkenjunges im Maul sich von ihrer Seite löste und sich den Bergkatzen anschloss. Ihre Muskeln waren kräftig und sehnig, ihr Fell dick, ihr Schweif stolz aufgestellt. Ja, Rotlaub würde keine Probleme in der rauen Landschaft haben, die ihrem scharfkantigen Charakter so ähnlich war. Da war sich Lilly sicher. 

"Funke! Funkenjunges!" Moosjunges zappelte wie wild zwischen ihren Zähnen und quickte verwirrt. "Mama, wohin? Mama, Funkenjunges!" Das traurige Jaulen ihres Jungen zerriss der Kätzin das Herz. Wie sollte sie ihr das erklären? Ihr graute vor dem Moment, wenn Moosjunges Adlerrufs Abwesenheit bemerkte. Moosjunges hatte sie beide selbstverständlich Mama genannt. Zum ersten Mal wurde sich Lilly bewusst, dass sie vielleicht in keinster Weise bedeutender für Moosjunges war als Adlerruf, wie sie sich selbst immer gesehen hatte. 

Sie konnte nicht verhindern, dass Tränen ihre Sicht verschleierten, als sie den Weg zu Rauch suchte. Wie Seth hatte er die Waldkatzen zu sich gerufen. Lilly nahm alles nur noch verschwommen war. Überall setzten sich Katzen in Bewegung, Pfoten durchwühlten den erneut schlammigen Untergrund, Pelz streifte an Pelz, Schnurrhaare zuckten aufgeregt. Es entstand ein einziger gewaltiger Strom an Körper, die von der Lichtung hintereinander in den Wald strömten. 

Sie warf keinen Blick zurück.

Lilly vertraute blind darauf, dass Rauch, Seth und Furo sie sicher führten und konzentrierte sich ganz auf das Fellbündel zwischen ihren Zähnen. Moosjunges hatte endlich aufgehört sich zu wehren und ließ sich widerstandslos tragen. Doch es war, als könnte Lilly die Trauer und Verwirrung ihrer Tochter riechen - und es machte sie wahnsinnig. 

Was habe ich nur getan? Adlerruf hatte jedes Recht, Moosjunges großziehen zu dürfen.. bin ich so egoistisch? Aber ... wie hätte es denn sonst ... Wir hätten eine andere Lösung finden können.. Vielleicht .. wenn ich nur .. nein .. 

"Hey, Kleines, Vorsicht. Pass auf wohin du deine Pfoten setzt"

Lilly warf einen Blick neben sich. Sie hatte wohl einen älteren Kater angerempelt, der neben ihr lief. Erschrocken starrte sie auf eine gewaltige, wulstige Narbe, die das Fell des grau-getigerten Katers grotesk durchschnitt. Die Narbe zog sich um den ganzen Hals, wie eine Schlinge. An einigen Stellen war sie eine unglaublich tiefe Furche, an anderen hatte sich das regenerierte Fleisch zu einer hässlichen Wulst aufgeworfen. 

"Genug gestarrt, Hauskätzchen?", knurrte der Träger jener Verunstaltung. 

Lilly blinzelte und ihr Fell sträubte sich vor Verlegenheit. 

"Pfuldigun'", nuschelte sie und schickte sich an, ihre Schritte zu beschleunigen. Doch vor, hinter und neben ihr war sie von anderen Katzen eingeschlossen, sodass eine Flucht aus dieser peinlichen Situation unmöglich war. Der getigerte Kater trottete immer noch neben ihr her. Sie spürte den stacheligen Pelz des Streuners eng an ihrer Seite, seine kräftigen Schultern bewegten sich parallel zu ihren. Irgendwie roch er nach Erde. Und Dreck. 

"Mir gefällt dieses Kuscheln auch nicht gerade, glaub mir.", schnaubte der Alte. Lilly fühlte sich nur noch unwohler. Konnte er Gedanken lesen? "Wohin willst du, Hauskätzchen? In die Heide?" Ihr Schulterfell sträubte sich ungeduldig. Warum hörte dieser Kater nicht auf zu reden? Alles in ihm schreit doch danach, dass er in Ruhe gelassen werden will. In der Hoffnung, den Streuner damit zum Schweigen zu bringen, erwiderte sie knapp: "Nein, ich bleibe im Wald." "Soso, der Wald also. Dann werden wir uns wohl noch öfter sehen." Er klang nicht wirklich erfreut. Als wäre er bereits jetzt genervt, von allen, die ihm an den gleichen Ort folgten. Ärger brodelte unter Lillys Pelz. 

Ich freue mich auch nicht gerade auf dich.

Sie blickte demonstrativ nach vorne, um dem Kater zu zeigen, dass sie genug von seinen Anmerkungen hatte. Dieser nahm das anscheinend schweigend zur Kenntnis und hielt für die nächste Zeit dicht. 

Das Moos kitzelte angenehm unter ihren Pfoten. Die frische Waldluft füllte ihre Lungen und verlieh ihre neue Kraft, das Zwitschern der Vögel war ihre Marschmusik, das Summen der Insekten schien in ihren Pfoten wiederzuhallen, prickelnde Energie durchströmte ihre Pfoten. Ohne etwas dagegen tun zu können, stieg Zuversicht in ihr auf. 

Ich kann das schaffen. 

Sie hatte solche Angst davor gehabt, die geschützte Lichtung zu verlassen, doch nun, da sie unter dem dichten Blätterdach des Waldes lief, fühlte sie sich auf eine Art und Weise geborgen, die sie nie für möglich gehalten hätte. 

Der Weg durch den Wald war hart. Es war ein echter Urwald, überall versperrten dichte Wurzeln den Weg, Farn wucherte aus dem Moos, das fast jeden Fleck Erde bedeckte und die Bäume bis zu den ersten Ästen hinaufkletterte. Verschiedenste Kräuter wuchsen zwischen den Steinen, verströmten einen würzigen Geruch, der sich mit den wenigen Frühlingsblumen mischte. Es ging hinauf und bergab, riesige tote Baumstämme, über und über mit Pilzen bedeckt, waren zu überklettern oder zu umgehen. Kleinste Bäche, die überall durch das Moos hervorblitzten, machten die wenigen Felsen rutschig und gefährlich. An manchen Ecken war der Wald so dunkel, dass Lilly nur ahnen konnte, was sich in den Schatten verbarg. Mo- nein, Echoklang, die links neben ihr lief, hatte vor Nervosität ihren Pelz gesträubt und drückte sich fest an ihre beiden Töchter, die jeweils vor und hinter ihrer Mutter liefen. 



"Jetzt reicht es aber, ihr drei!" 

Seit einer ganzen Weile liefen die drei kleinen Kater, die Lillys schon am Tag zuvor hinterhergejagt hatten, direkt hinter der Kätzin her. Sie nutzten ihre Winzigkeit und verschwanden immer wieder zwischen Pfoten beliebiger Katzen, nur um dann einen Überraschungsangriff auf Lillys Schweif zu starten. Als einer von ihnen etwas zu beherzt zubiss und Lilly erschrocken einen Satz vorwärts machte, griff Echoklang ein. Sie scheuchte die drei Jungen zu ihren beiden Töchtern, die einen Riesenspaß daran hatten, die Wächter für die dunklen Rabauken zu spielen. Amüsiert beobachtete Lilly das Treiben der Jungkatzen. Immer wieder brach einer der Kater aus, nur um eine Sekunde später im Maul einer der beiden Kätzinnen zu baumeln und sich vor lauter Lachen nicht mehr einzukriegen. 

"Meine Güte, das sind wohl die unsinnigsten Junge, die ich je gesehen habe.  Und diese Energie! Wie kann man nur so viel Energie haben?", meckerte eine ältere Kätzin schräg hinter Lilly. Ein anderer Kater beschwerte sich über das ständige Lachen der Kleinen. Das störe ihn gewaltig, das sei ja nicht auszuhalten und mi mi mi. Verärgert legte Lilly die Ohren an. Sie sah in den drei Katern nur verwaiste Junge, die unglaublich glücklich waren, sobald eine Katze ihnen auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit schenkte. Sie waren kaum älter als Moosjunges und hatten keine Mutter, die für sie sorgte, wahrscheinlich schon seit kurz nach ihrer Geburt. Sie hatten wohl nie so etwas wie Fürsorge und innige Aufmerksamkeit erfahren.

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der Katzenzug ins Stocken geriet und Rufe über ein Lager laut wurden. Sofort schlug Lillys Herz schneller. Da sie überall noch von Bäumen umgeben waren, musste das bedeuten, dass sie Lillys zukünftiges Zuhause erreicht hatten. Aufgeregt quetschte sie sich zur Seite aus dem Zug und eilte durch das Dickicht dorthin, wo sie die Spitze des Zuges vermutete. 

Moosjunges quickte protestierend, als die Blätter der Büsche zurückpeitschten.

Die Kätzin brach durch einen dichten Farnvorhang und ...  war sprachlos. 

Sie kam direkt neben Seth, Rauch und Furo zum Stehen. Hinter ihnen quollen bereits die Katzen aus dem Unterholz und setzten ihre Pfoten auf die Lichtung. 

Ihre Flanken bebten, als sie Moosjunges vorsichtig absetzte und mit offenem Maul den Anblick, der sich ihr auftat, bestaunte. 

Es war der größte Baum, den sie je gesehen hatte. Sie konnte nicht einmal sagen, ob das ein einziger Baum war, oder nicht viel mehr Dutzende Stämme, die sich zu einem einzigen, gewaltigen Turm vereinten. 

Vor Fassungslosigkeit vergaß sie, wie man atmete. 

Das war nicht einfach eine Lichtung. Es war, als hätte sich der Wald vor Ehrfurcht vor diesem Riesen ein ganzes Stück zurückgezogen und hätte eine Übergangslandschaft voller Felsen und Büschen zurückgelassen. Die Erde stieg zu einem riesigen Hügel auf und gipfelte schließlich in den gigantischen Wurzeln des Baumriesen.

Langsam und ehrfurchtsvoll glitten die Katzen zwischen den Felsen hindurch und näherten sich dem Baum. Schützend legte Lilly Moosjunges, die mit tapsigen Schritten und großen Augen vorwärts lief, ihren Schweif auf die Schulter.

Als lautes Schnattern und Zwitschern an Lillys Ohr drangen, blickte sie auf.  Und ihre Kinnlade klappte herunter. Der Baum ragte so weit in den Himmel hinauf, dass die letzten Blätter zwischen den Wolken verschwanden. Vogelschwärme kreisten um die Baumkronen, als wären sie Bergspitzen. 

Heiliger Mäuseschwanz ...

Allmählich kamen alle Katzen am Fuß des Baumes an. Seth war in einem großen Abstand zwischen zwei riesigen Wurzeln stehen geblieben. Lilly stand ebenfalls an der Spitze und war fasziniert. Die zwei Wurzeln wuchsen über große Felsen und bildeten zwei dunkle Nischen, wo die Wurzeln mit dem Baum verwachsen waren. Ein großes Loch klaffte knapp über der Erde etwas links in der Rinde. Weiter rechts war ein weiteres, etwas kleineres. "Das sieht mir nach Baumhöhlen aus", schnurrte Rauch zufrieden. "Die geben bestimmt super Baue ab!" Neugierig und vorsichtig näherten sich die drei Anführer den Löchern. "Hm.. ein Fuchsbau. Aber schon seit langem verlassen", stellte Rauch fest, als er die Aushöhlung unter der linken Wurzel untersuchte. "Hier genauso", kam es von Furo, der sich der rechten angenommen hatte. Seth hatte bereits die kleinere der Baumhöhlen beschnuppert und war unterwegs zu der größten der Höhlen.

 Als er sich auf die Beine stellte und die Nase hineinsteckte, schoss plötzlich etwas Braunes zwischen der Rinde hervor. Jaulend sprang Seth zurück und Lilly konnte Blut auf den Boden tropfen sehen. Sofort drängten sämtliche Katzen nach vorne, um zu sehen, was passiert war. Furo und Rauch waren mit wenigen Sätzen neben Seth. Auch Lilly wollte ihnen helfen, aber aus Sorge um Moosjunges hielt sie Abstand. 

"Alles gut, nur ein Schnitt in der Schnauze", hörte sie Seth seine beiden Freunde beruhigen, die aufgebracht ihre Krallen ausgefahren hatten. Der weiße Kater schüttelte seinen Kopf, um das Blut loszuwerden, dann spannte er seine mächtigen Muskeln und sprang mit einem gewaltigen Satz in die Höhle. 

Erschrocken schnappte Lilly nach Luft. 

Ein wildes Kreischen drang aus dem Baum, man hörte heftiges Scharren und Fauchen. Dann landete eine braun getigerte Katze mit einem "Umpf" vor der Höhle. Schon an ihrem unbeholfenen Aufprall konnte man erkenne, dass diese Katze sehr alt sein musste. Graue Haare schimmerten in ihrem Pelz. Seth sprang mit einem großen Satz aus der Höhle und landete vor der alten Katze. 

Alle Katzen scharrten sich in einem Halbkreis vor dem Baum zusammen und blickten sich gegenseitig über die Schultern, um einen Blick auf die zerrupfte Katze werfen zu können. Lilly drückte Moosjunges näher an sich, als sie die scharfen Krallen und die gebleckten Zähne des Baumbewohners sah.

"Was wollt ihr, ihr räudigen Fellhaufen? Lasst mich in Ruhe! Verschwindet!" Das Zischen der alten Kätzin klang seltsam fremdartig. Nicht ganz... kätzisch. Ihr Pelz war zur doppelten Größe angeschwollen, ihre Augen waren schmal, ihr Blick war gehetzt, aber trotzig. Angriffslustig legte die Kätzin die Ohren an und fauchte, als könnte sie jeden besiegen, der ihr zu nahe kommt. 

Seth, der die kleine Katze locker um vier Köpfe überragte, senkte diplomatisch den Kopf. "Verzeih mir meine Grobheit, aber ..."

"Grobheit? Pah, dass ich nicht lache! Ich hab schon Schlimmeres erlebt, als deine Muskelspielchen, Jungchen! Komm nur her, ich zerfetzt dich und füttere die Füchse damit!" Wild peitschte ihr Schweif hin und her. 

Lilly bewunderte  den Mut der alten Katze. So hatte wohl noch nie jemand mit Seth geredet. "Mama?", kam es von Moosjunges, die verwirrt zwischen den Beinen ihrer Mutter stand. Sie konnte nichts sehen und fragte sich wohl gerade, was hier ablief. Doch Lillys Aufmerksamkeit galt ganz dem weißen Streuner, der nun einen Schritt auf die alte Katze zuging. Ein Funken Angst glomm in ihren Augen auf. Doch sie zog nur ihre Lefzen zurück und machte einen bedrohlichen Buckel "Ja, ja komm nur, ich zeigs dir, du Grünschnabel! Fühlst dich wohl stark mit dieser Horde im Rücken, hm?" Seth blieb stehen. "Ich will dir nichts tun. Wir sind hier, weil wir ein neues Zuhause suchen." "Wie schön für euch. Geht und sucht euch was neues, hier ist schon besetzt.", knurrte sie. Ihr Blick schweifte von Seth ab und ihre Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, wie riesig die Masse an Katzen war. "Bei der großen Mutter, so viele Katzen ..." Seth versuchte es nochmals. "Hör mir zu, wir wollen dich nicht vertreiben. Könntest du dir vorstellen, dein Zuhause mit einem Teil dieser Katzen zu teilen?" "Nein!", kam die prompte Antwort. "Ich war zuerst hier. Basta! Schert euch weg!", zischte sie nachdrücklich und stellte sich sogar auf die Hinterbeine, um den Eingang zu ihrem Nest zu versperren. Seth seufzte und wandte sich hilfesuchend an seine beiden Freunde. "Was machen wir jetzt?" "Na, abziehen! Husch, husch, ihr Flohpelze!" Die Anführer ignorierten die kratzbürstige Alte und berieten sich. Schließlich trat Rauch vor. "Uns ist bewusst, dass das ziemlich einschüchtern sein muss..." "Pah, Mäusedung! Ich hab doch vor euch keine Angst!" "... aber es könnte für dich eine große Erleichterung sein", fuhr Rauch unbeirrt fort. "Du wirst in unseren Clan aufgenommen und täglich mit frischer Beute versorgt. Die Schüler werden dein dreckiges Nestmaterial auswechseln und deinen Pelz sogar von Flöhen befreien. Klingt das nicht gut?" 

Hinter Lilly keuchte Taupfote entsetzt auf. "Was? Ich soll der räudigen Tante die Flöhe entfernen? Das kann doch nicht sein Ernst sein!" Echoklang gab ihr einen Klaps und ihr Murren verstummte. 

Die Wildkatze wollte gerade zurückfauchen, als sie inne hielt und zu überlegen schien. Sie ließ ihren Blick schweifen und schien letztendlich zu begreifen, dass sie die Horde Katzen wohl nicht davon abhalten konnte, hier einzuziehen. Resigniert fauchte die alte Dame und ließ sich wieder auf vier Pfoten fallen. "Mäusedung. Macht doch was ihr wollt." Mit diesen Worten sprang sie zurück in ihre Baumhöhle und verschwand im Dunkeln. 

Erleichtert schnurrte Rauch. "Das hätten wir erledigt!" Damit drehte er sich zu den Katzen um. "Die Katzen, die hier im Wald bleiben wollen: Ihr könnt es euch gemütlich machen! Aber vermeidet es bitte, die Ureinwohnerin unnötig zu provozieren!" Die Katzen hoben zu einem triumphierenden Jaulen an und einige Katzen lösten sich bereits aus der Masse und erkundeten die Landschaft rund um den Baumriesen herum. "Wartet noch!", rief Seth.  "Ich wollte noch etwas loswerden: Zuallererst wünsche ich allen Katzen, die hier bleiben, alles Gute und viel Glück für ihre Zukunft! Zweitens: Die restlichen Katzen werden mit Furo und mir weiterziehen! Das nächste Ziel wird laut unserer Freundin im SternenClan die Heide sein!" Jubelnde Rufe einiger Katzen. Seth lächelte: "Wir werden uns gegenseitig Boten schicken, um die sichere Ankunft der Clans zu bestätigen! Alles weitere wird sich klären!" Damit drehte sich Seth zu Rauch um und verabschiedete sich herzlich von ihm. 

"Lilly... Das heißt wohl Lebewohl" 

Lilly sah sich um. Adlerruf hatte sich durch das Durcheinander geschlängelt und stand nun vor ihr. 

"Adlerruf ...", flüsterte Lilly. 

"Mama?" Moosjunges befreite sich von Lilly und hüpfte zu ihrer zweiten Pflegemutter. Unendlicher Schmerz flimmerte in Adlerrufs Augen. Mit einem Schluchzen drückte die Kätzin ihre verwirrte Adoptivtochter an sich. "Mama? Mama?" Das Maunzen ihres gemeinsamen Schützlings brach Lilly das Herz. "Ich gehe nicht für immer", flüsterte Adlerruf. "Wir werden uns wiedersehen" Sie drückte ihre Nase in den Babyflaum der Kleinen, die immer noch komplett verwirrt ihre kleinen Pfoten an die Brust der Kätzin gestemmt hatte. "Du bleibst hier, okay?" Sie sah Lilly mit Tränen verschleiertem Blick an. "Bei deiner Mutter."

Das waren ihre letzten Worte. Zärtlich packte sie Moosjunges am Nackenfell und setzte sie zwischen Lillys Pfoten ab. 

Und ohne noch einen Moment zu zögern, machte sie kehrt und ließ ihre Pfoten sie davon tragen. Drei Sekunden später hatte Lilly ihren Pelz in der Masse verloren. 



Nacheinander kamen Katzen zu ihr, um sich zu verabschieden. Seth, die drei Rabauken, sogar Kira und Funkenjunges. Noch einmal mitzuerleben, wie Moosjunges sich von einem geliebten Spielkameraden trennen musste, war zu viel für Lilly. Sobald die rote Kätzin mit ihrem Junges verschwunden war, zog sie sich mit der verzweifelten Moosjunges in den Schatten einer Baumwurzel zurück und weinte. "Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, Moosjunges" flüsterte sie immer wieder und drückte ihre Tochter, die ganz starr vor Schock war, an sich. Nach einer Weile schlief Moosjunges völlig erschöpft zwischen ihren Pfoten ein. 

Lilly blickte auf. Die meisten Katzen waren schon wieder von der Lichtung verschwunden. Der Katzenzug zog weiter. 

"Lilly?" 

Hagel stand vor ihr. Sein Blick war schwer zu deuten.

Eine Weile schwiegen sie. 

Dann lächelte Lilly traurig. 

"Mondschwinge. Mein Name ist jetzt Mondschwinge." 


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