Moospfote

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Moospfote war nicht bei der Sache. Anstatt Birkenpelz zuzuhören und seinem Bericht über die Wölfe zu lauschen, schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. 

Was Donner wohl gerade macht? Es muss langweilig sein, so allein in dem Loch ...

Seit sie sich vor drei Nächten kennengelernt hatten, nutzte Moospfote jede Gelegenheit, um den jungen Wolf in dem Erdloch zu besuchen. Ihr tat es leid, dass er dort ganz allein ausharren musste, niemanden zum Spielen hatte. Donner war immer noch schwach von seinen Verletzungen, doch als Honigmaul ihn diesen Abend nochmals untersucht hatte, war sie überzeugt, dass er sich in wenigen Tagen wieder erholt haben würde. Bis dahin sollte er sich möglichst wenig bewegen. 

Moospfote fragte sich, ob Donner seine Familie vermisste. Eigentlich wusste sie die Antwort schon, natürlich vermisste er sie. Doch so angstrengt Moospfote auch darüber nachdachte: Ihr fiel einfach kein Weg ein, wie Donner aus dem Erdloch kommen sollte. Er war zu schwer und zu groß, um an den Flechten Halt zu finden, er war zu klein, um aus dem Loch springen zu können. Außerdem hatte er keine Krallen, die zum Klettern geeignet waren. Moospfote hatte Angst um ihren neuen Freund. Wenn sie ihn nicht in den anderen Teil des Territoriums bringen konnte, war es nur eine Frage der Zeit, wann der Clan ihr Versteck entdecken würde. Sie hatte zwar alles versucht, um den Eingang hinter Farnen und Steinbrocken zu verstecken, doch ihr war wohl bewusst, dass das noch lange keine Garantie dafür war, für immer unentdeckt zu bleiben. 

Für immer ... Muss er wirklich für immer dort bleiben? 

Bekümmert stieß Moospfote einen Seufzer aus. 

"Moospfote? Alles in Ordnung?"

Moospfote schreckte auf, als der rabenschwarze HeideClan-Schüler seine besorgte Stimme an sie richtete, doch sie entspannte sich gleich wieder. "Ja, alles in Ordnung. Ich war bloß in Gedanken versunken", schnurrte sie und entschloss sich, ihre düsteren Gedanken für eine Weile zu verdrängen und die große Versammlung zu genießen. Birkenpelz stand immer noch auf dem Erdhügel, während Rauchwind und Himmelssturm ruhig da saßen. "Wir haben die Bedrohung überstanden. Sonst haben wir keinerlei Probleme, die Beute läuft dank der Blattfrische sehr gut, unsere Schüler werden jeden Tag stärker und unser Ältester kann sich dank ihnen kräftig den Bauch vollschlagen." Ein belustigtes Murmeln ging durch die Versammlung. Damit war seine Rede bereits zu Ende, er senkte de Kopf und trat zurück, um Himmelssturm Platz zu machen. Dieser hatte seine gewohnt gefasste und ernste Miene aufgesetzt. "Ich bin froh, dass der Heide- und MoorClan eine derartige Bedrohung heil überstanden hat", er blinzelte den beiden Anführern warmherzig zu, " und ich bin froh, zu verkünden, dass es beim GipfelClan keine bedrohlichen Vorkommnisse gegeben hat. Auch bei uns läuft die Beute hervorragend. Wir erforschen momentan unser Territorium in den Bergen und haben bis jetzt keine Gefahr entdecken können."

Da fiel Moospfote ihre beste Freundin Funkenpfote ein. Wo ist sie? War sie nicht gerade noch hier? Sie suchte das Lavendelfeld ab und entdeckte den rot gesprenkelten Kopf ihrer Freundin im Halbschatten der Bäume. Ihr Gesicht war überraschend ernst. Ihre Augen hingen nur so an Himmelssturms Worten und ihre Schnurrhaare vibrierten vor Spannung. Was hat sie? Sorge stieg in ihr auf. Ich sollte später nochmal zu ihr gehen ... 

Plötzlich nahmen ihre Ohren neben den kräftigen Worten des GipfelClan-Anführers noch etwas anderes war. Sie hob den Kopf und drehte ihre Ohren. Was war das? 

"...unsere Schülerrinen gut. Wir sind zuversichtlich, dass sie großartige Kriegerinnen werden. Ich möchte außerdem noch ..."

Moospfote zuckte verärgert mit den Ohren. Himmelssturm machte ihr es schwer, sich auf die Geräusche zu konzentrieren, von denen sie glaubte, immer näher zu kommen. Sie schloss die Augen, um ihr Gehör besser lenken zu können. Zusätzlich sog sie tief die Luft ein, um mögliche Fremdgerüche aufzuspüren. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Irgendetwas in ihr schien bereits unterbewusst Gefahr zu wittern. 

"erwähnen, dass ich stolz auf unseren Zusammenhalt bin. Rauchwind, Birkenpelz, ich bin mir sicher, Blaustern hat auch euch über die Gefahren des Clanlebens hingewiesen und das heftige Kämpfe um die Grenzen entstehen können. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit und Freundschaft diese Hürde überwinden werden." 

Jubelndes Miauen erfüllte die Luft, als alle anwesenden Katzen ihre Zustimmung bekundeten. 

Moospfote knurrte laut. 

Augenblicklich war es totenstill unter den Baumwipfeln. Moospfote öffnete die Augen und erkannte erschrocken, dass alle Katzen sie ansahen. Auch die Anführer. Sie hatte wohl nicht gerade sehr leise geknurrt. 

"Moospfote, willst du uns etwas sagen?", knurrte nun Rauchwind, der sich verärgert aufgerichtet hatte. "Stimmst du etwa nicht zu, dass die Clans in Frieden leben wollen?" Sofort schüttelte Moospfote wild den Kopf. "Nein, nein, Rauchwind, ich wollte ...", winselte sie kleinlaut und duckte sich noch tiefer, als die vielen wütenden Blicke der Katzen sie trafen. Die Katzen begannen zu fauchen. 

"Typisch ..."

"Sie gehört eben nicht zu uns ..."

"Was sollte das?"

"NEIN!", jaulte Moospfote nun laut und sträubte - nun ihrerseits wütend - ihren Pelz. "Ich habe nichts dergleichen gedacht! Hört auf!" 

Die Katzen, die ihr am nächsten waren, wichen so schnell sie konnten zurück, ihre Augen waren vor Furcht geweitet, ihre Schwänze eingezogen. Beschämt zog Moospfote sofort wieder die Krallen ein und versuchte sich zu beruhigen. 

Die Geräusche wurden lauter. Wasser platschte. 

"Ich habe etwas gehört! Es kommt etwas hierher! Sie kommen immer näher! Ich glaube, es sind mehr als drei!", miaute sie panisch. Panisch, nicht weil sich möglicherweise eine Gefahr auf dem Weg zu ihnen befand, sondern weil sie die Anschuldigungen und die vorwurfsvollen Blicke der Clankatzen nicht ertragen konnte. 

Schnell verstummte das Geflüster und die Katzen spitzten nun ebenfalls ihre Ohren. Stille im Lavendelfeld. Auch die Anführer waren vor Spannung aufgesprungen und hatten ihre Mäuler geöffnet, um besser zu riechen. Plötzlich jaulte eine Katze vom Rand des Blütenmeers: "Zweibeiner!!! Zweibeiner kommen über den Fluss vom MoorClan! Sie sind gleich hier!" 

Doch anstatt panisch wegzurennen und sich zu verstecken, wie es Moospfote ihr Instinkt befahl, blieben die Katzen nur ratlos stehen. Die meisten waren bis heute Nacht noch Hauskätzchen gewesen. Sie dachten, sie würden Zweibeiner nie wieder sehen. 

"ALLE HINTER DEN ERDHAUFEN! SOFORT! DUCKT EUCH!", erklang der donnernde Ruf von Himmelssturm. 

Niemand konnte sich seiner Stimmgewalt entziehen. Wie vom SternenClan gelenkt gehorchten alle Katzen sofort und stürmten durch die blühenden Lavendelpflanzen, um sich hinter dem großen Hügel zu verstecken. Moospfote wartete für ein paar Herzschläge, bis die meisten ihren Platz gefunden hatten, dann duckte sie sich etwas entfernt und presste ihren großen Körper so dicht wie möglich auf den Boden. Der süßliche Duft der Blüten verstörte sie etwas. Brachte ihre Nase durcheinander. 

Leise Laute drangen an ihr Ohr. Die Stimmen der Zweibeiner. Doch viel lauter als ihre Stimmen war ihr Gang. Entsetzt fragte sich, wie groß diese Wesen wohl waren, wenn sie einen derartigen Lärm veranstalteten. Sie keuchten und schnauften, schlurften und trampelten. 

Und wenige Herzschläge später brachen Lichtstrahlen durch die Baumstämme. Es war, als wäre das Licht der Sonne gebündelt worden und würde in einzelnen, wild tanzenden Sonnenstrahlen durch das Blütenmeer fegen. Moospfote verkrampfte sich und vor Angst war ihr Fell gesträubt. Ihr Instinkt wollte sie zum Fortlaufen animieren, sie dazu bringen, auf einen Baum zu klettern, doch Moospfote widerstand dem Drang eisern. Wenn sie sich jetzt zeigte...

Sie bewegten sich langsam durch das hohe Blütenmeer. Ihre runden Köpfe mit ihrer felllosen Haut und dem wenigem Pelz oben drauf drehten sich hin und her, als würden sie etwas suchen. Einige Zweibeiner riefen laut.  Sie wiederholten sich immer und immer wieder, während sie Schritt für Schritt die Insel absuchten. Auf einmal kam Bewegung in die versteckten Clankatzen. Einige wurden unruhig und hoben die Köpfe, um die Zweibeiner besser zu verstehen. 

Dann plötzlich löste sich eine Katze und jagte hinter dem Erdhaufen hervor. "Mein Hausmensch! Er hat mich gefunden!!", miaute sie glücklich und rannte direkt auf die Zweibeiner zu. Moospfote wurde es eiskalt, als sie die Stimme der Kätzin hörte. 

"ECHOKLANG!" 

Der verzweifelte Ruf ihrer Mutter ließ Panik in Moospfote aufsteigen. Die beste Freundin ihrer Mutter wollte zurück zu den Zweibeinern??! Als sie sah, dass Mondschwinge versuchen wollte, hinter Echoklang her zu jagen, um sie aufzuhalten, stürmte Moospfote sofort mit dem Bauch dicht über den Boden nach vorne und zog ihre Mutter unsanft hinter den Hügel zurück. "Mama! Das darfst du nicht! Sonst kriegen sie dich auch!", zischte sie, sobald ihre Mutter ihre Tochter anfauchen wollte. Blanke Verzweiflung stand in ihren geweiteten Augen. "Aber..Aber...", winselte sie und lugte erneut hinter dem Erdhaufen hervor. Moospfote hielt sich dicht neben ihr. 

Und tatsächlich.  Die Pranken eines Zweibeiners hielten nun die kleine Kätzin fest. Doch Echoklang wollte sich nicht wehren. Im Gegenteil! Sie schnurrte laut und rieb ihren Kopf an der breiten Brust ihres vermissten Hausmenschens. Moospfote konnte einfach nicht fassen, was sie da sah. Es war genau das eingetroffen, was Himmelssturm vermutet hatte. Nicht alle Katzen waren bereit, ihrem Clan treu zu bleiben, sobald sie das Hauskätzchenleben wieder aufnehmen konnten. 

Mondschwinge wimmerte und ihre Augen glitzerten. "Mo... nein.. Was tust du..." Ein lautes Schluchzen entfuhr ihr und sie vergrub ihren Kopf in ihren Pfoten. "Du darfst mich doch nicht alleine lassen..." Es zerriss Moospfote das Herz. Tröstend drückte sie sich an ihre kleine Mutter und versuchte ihr beizustehen. Doch sie wusste genau: Solch einen Schmerz konn te man nicht wegtrösten. Echoklang und Mondschwinge waren miteinander aufgewachsen. Sie kannten sich seit sie kleine Junge waren. Und nun wollte sich ihre beste Freundin den Zweibeinern anschließen. Das Zittern ihres Körpers trieb auch Moospfote die Tränen in die Augen. 

Die Zweibeiner riefen immer noch. Einige Katzen wimmerten. Sie schienen mit sich zu kämpfen, ob sie zu ihren Hausleuten gehen oder bei ihrer neuen Familie bleiben sollten. Das gefährliche Leben in der Wildnis oder das sichere als Hauskätzchen? Moospfote kümmerte sich nicht um sie. Alles was nun zählte, war ihr trauernde Mutter. Sie bemerkte nicht, wie Schimmerpfote und Taupfote stritten. Sie bemerkte nicht, dass die Zweibeiner sich langsam wieder aufs MoorClan-Territorium zogen. Und Schimmerpfote schließlich - dem Flehen ihrer Schwester zum Trotz - über den Hügel raste und sich ihrer Mutter anschloss. Das Schluchzen ihrer Mutter war alles, was sie hörte. Und sie litt mit ihr. Echoklang war ihr wie eine zweite Mutter gewesen. Hatte sie aufgemuntert, als sie Nestarrest hatte. Hatte ihr Geschichten erzählt, wenn Rankenpelz mal wieder gemein zu ihr gewesen war. Ihr Herz zog sich zusammen und auch sie musste schluchzen. 

Irgendwann kehrte Stille ein. 

Die Zweibeiner waren fort. Und mit ihnen zwei Mitlieder des MoorClans. Die Nestgefährtin ihrer Mutter. 

Und Taupfotes Mutter und Schwester.

Die Schülerin stand perplex auf dem Erdhügel und starrte in die  Richtung, in die ihre Familie verschwunden war. Wie aus Stein stand sie da. Ihr Schweif hing schlaff herunter. Ihre Ohren waren angelegt. Ihre Pupille zitterte in den weit aufgerissenen Augen. 

Moospfote kam sich so hilflos vor. Sie konnte nichts ausrichten. Konnte keine tröstenden Worte, keine Geste finden, die den Schmerz der beiden auch nur im Geringsten lindern hätte können. 

Irgendwann löste sich die Versammlung auf. Keine Katze sprach ein Wort. Sie folgten mit hängenden Köpfen ihren Anführern, die sich zunickten und ihres Weges gingen. 

Als Moospfote an diesem Tag in ihr Nest kroch, umfing sie keine Wärme. Das Nest neben ihr war leer. Würde wohl für immer leer bleiben. Schimmerpfote war weg. Und sie würde sie nie wieder sehen. Moospfote zitterte stark. Nicht aus Kälte. 

Auch Taupfotes Nest war leer. Sie war Rauchwind in seinen Bau gefolgt. Was auch immer sie dort machten. 

Moospfote war allein. Allein und hilflos. Der Anblick ihrer Mutter war unerträglich gewesen, als sich die Kätzin in den Kriegerbau geschleppt hatte. Als wäre sie auf einmal um fünfzig Monde gealtert. Als wäre ihr mit einem Schlag alles Glück geraubt worden. Ihre Augen waren leer. Kein Wort hatte sie gesagt. War in ihr Nest gekrochen, hatte sich zusammengerollt und in sich hineingeweint. 

Und nun lag Moospfote hier. Ihr Kopf ruhte traurig auf ihren Pfoten. Ihren Schwanz hatte sie an sich gezogen, als müsste sie sich an ihm festklammern, um nicht den Halt zu verlieren. 

Und mit Funkenpfote hatte sie auch nicht mehr reden können. Nicht einmal einen Blick hatten sie noch getauscht. 

Diese Nacht schlief Moospfote nicht einfach ein. 

Sie weinte sich in den Schlaf. 


Die nächsten Tage waren furchtbar. Ihre Mutter blieb in ihrem Bau. Sie fraß und trank kaum. Selbst, wenn Moospfote ihre Lieblingsspeise fing und die Ente appetitlich rupfte, verweigerte sie die Beute. Ihr Fell wurde von Tag zu Tag stumpfer und dreckiger. Ihre Augen starrten leer vor sich hin. 

Moospfote konnte nicht verhindern, dass neben der Trauer auch Wut in ihr aufstieg. Warum ließ sich ihre Mutter so hängen? Ihre Freundin hatte sie verlassen, aber ihre Tochter - SIE - war doch noch hier! Sie war nicht allein! Der ganze Clan stand hinter ihr, war ihre neue Familie. Im Gegensatz zu Taupfote hatte sie nicht ihre Familie verloren. Und Taupfote gab sich nun mehr Mühe als je zuvor. Sie trainierte härter und härter, übte das Jagen, bis sie eine ganze Jagdpatroullie übertraf, half Honigmaul und Rankenpelz und stemmte die Arbeit, die ihre Schwester hinterlassen hatte. Und nicht ein einziges Wort kam über ihre Lippen. Nicht ein einziges Wort der Trauer oder des Vermissen. 

Als Moospfote sie einmal vorsichtig gefragt hatte, wie es ihr ginge, hatte sie nur geschnauft und gesagt: "Im Gegensatz zu meiner Familie habe ich keine Angst vor dem Clanleben. Ich bin meinem Clan treu. Reicht dir das als Antwort?" Und bevor Moospfote nach ihren Gefühlen fragen konnte, war sie schon wieder weg, um Rankenpelz ihre Flöhe aus dem Fell zu picken. 

Moospfote gab ebenfalls alles. Sie wollte Rauchwind beweisen, dass der MoorClan weiterhin stark war und seine Mitglieder treu hinter ihm standen. Rauchwind machte sich Vorwürfe. Das spürte sie. 

Also gab sie ihr Bestes, um Taupfote etwas von ihrer Last zu nehmen, trainierte immer häufiger mit Nachtschatten und gab nicht auf, ihrer Mutter Frischbeute zu bringen. 

Sie vernachlässigte Donner. Sie schaffte es gerade mal, ab und zu in der Nacht vorbeizukommen und ihm Frischbeute und nasses Moos zu bringen, damit er nicht vor Hunger oder Durst starb. In diesen kurzen Momenten konnte sie seine traurigen Augen sehen und die verschwiegene Frage, warum sie ihn nicht öfter besuchte. "Es tut mir so leid, Donner", winselte sie, während ihr Herz vor Mitleid fast zersprang. "Mein Clan braucht mich. Ich komme so oft ich kann, versprochen."

Und immer nickte der Wolf verständnisvoll. Die treue Seele stupste sie aufmunternd an, schleckte ihr über Gesicht und sagte: "Schon gut." Er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, wie einsam er war. Er wollte nicht, dass sie sich seinetwegen schlecht fühlte. Doch er war leider nicht sehr gut darin, das zu verstecken. 

Ihr letztes Gespräch war schon wieder zwei Tage her. Seitdem hatte Nachtschatten den ganzen Tag mit ihr im Sumpf geübt. Kämpfen und jagen im  Brust hohen Wasser. Naja für ihn reichte es bis an die Brust, für sie nicht. Dennoch war es schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte. Als sie gestern in ihr Nest gekrochen war, hatte es noch ewig gedauert, bis sie all den Schlamm aus ihrem Fell geleckt hatte. Noch immer kräuselte sich ihre Nase vor Ekel, wenn sie daran zurückdachte. 

Doch heute würde sie endlich wieder Zeit haben, Donner zu besuchen! Sie hatte Rauchwind von der Felswand erzählt. Wie vermutet, war er nicht sehr erfreut gewesen, dass sie die Grenze überschritten hatte, doch schließlich hatte er eingesehen, wie wichtig ihr Vorhaben gewesen war. Und deswegen hatte er sie beauftragt auch weiterhin zur Kontrolle das Territorium jenseits der Grenze abzusuchen. Sie musste vor stolz schnurren, als sie an seine Worte dachte: "Du bist wohl die Einzige, die ich mit ruhigem Gewissen dort hinschicken kann. Du kannst sehr gut auf dich selbst aufpassen, nicht wahr, Moospfote?" 

Also war sie nun diesen Morgen mit einer großen Eule im Maul auf dem Weg zu ihrem Wolfsfreund. Bei dem Erdloch angekommen, ließ sie zuerst die Eule hineinfallen, bevor sie selbst hinterher sprang. Der Wolf wedelte bereits glücklich mit dem Schwanz und als ihre Pfoten das weiche Moos berührten, wurde sie schleckend und schlabbernd überfallen. "Hey, Donner, ich freue mich auch, dich zu sehen!", schnurrte sie und stieß den Wolf sanft von sich. Noch bevor sie wieder auf den Beinen war, flogen ihr schon unzählige Moosbälle ins Gesicht. "Warte, warte, nicht so schnell", lachte sie, kam auf die Füße und begann sofort die Geschossen gegen die Wand zu pfeffern. Andere schickte sie mit einem Kopfstoß zurück zu Donner. Als sie sah, wie ausgelassen er den Bällen nach sprang und sie geschickt aus der Luft holte, blinzelte sie erstaunt. "Donner! Bist du wieder gesund?" Ein Moosball prallte an ihrer Schnauze ab und landete lautlos vor ihren Pfoten. Der Wolf legte verspielt den Kopf schief und nickte heftig. "Mir ... gut!", prustete er und stieß Moospfote erneut um. Gemeinsam kugelten sie durch das Moos, bis Moospfote schnaufend kapitulierte. "Du hast gewonnen, ich gebe auf." Donner ließ sich mit einem lauten Grunzen und seinem vollen Gewicht auf ihren Bauch fallen. "UFF", entfuhr es ihr, als der schwere Körper ihr die Luft aus den Lungen presste. "Donner ... bitte..."Sie holte keuchend Luft. "Geh .. runter" Missmutig schleckte Donner ihr das Kinn und ließ sich dann seitlich wegrollen. Er blieb auf dem Rücken neben ihr liegen und gemeinsam starrten sie auf den blauen Himmel weit über ihnen. Das Blätterdach des großen Baumes verdeckte ihn teilweise und brach das Licht in viele helle Strahlen. Ihr Bauchfell sog die Wärme auf. Genießerisch schloss Moospfote die Augen und seufzte. "Die Blattgrüne kommt bald. Dann wird es richtig heiß, hat meine Mutter gesagt" Der Wolf neben ihr lauschte wie immer interessiert. "Blattgrüne... Was ist das?" Sie drehte überrascht den Kopf. Donner hatte überraschend schnell gelernt. Es klang zwar immer noch etwas seltsam, wenn er ihre Sprache nachahmte, aber dass er schon ganze Sätze bilden konnte.... Moospfote schnurrte. "Die Blattgrüne ist eine der Phase der vier Blattwechsel. Es gibt die kalte Blattleere. Wenn Schnee fällt und so. Und sich die Beute in ihren Bauen versteckt und die Bäume ihre Blätter verlieren. Weißt du, was ich meine?" Der Wolf nickte und drehte ihr den Kopf zu. "Und die Blattgrüne ist die Zeit, wo die Blätter alle grün und saftig sind und es immer heißer wird. Blattfrische und Blattwechsel sind die Übergänge." Donner nickte wieder und schnappte träge nach ein paar Mücken, die über ihm kreisten. "Du .. warst lange nicht hier.", murmelte er und Moospfote war erneut verblüfft, wie gut Donner schon ihre Sprache beherrschte. Entschuldigend drückte Moospfote ihren Kopf an die Schläfe ihres Freundes. "Tut mir wirklich leid. Ich habe dich schrecklich vermisst, glaub mir." Donner grunzte nur gekränkt und rappelte sich auf. Er trottete zu der Eule, die Moospfote ihm mitgebracht hatte und begann, das Fleisch in Fetzen abzureißen und hinunter zu schlingen. Demonstrativ wandte er ihr dabei den Rücken zu. 

"Donner?", fragte Moospfote ängstlich und drehte sich auf den Bauch. Sie stand auf und näherte sich ihm leise. "Bist du sehr böse auf mich?", winselte sie und stupste ihn von hinten an die Schulter. "Du weißt doch, dass du mir wichtig bist, oder?" Donner schmatze weiter und ignorierte sie. Verletzt trat Moospfote einen Schritt zurück. "Donner... bitte..." Plötzlich wirbelte der große Vierbeiner herum und pfefferte ihr eine riesige Ladung Moos ins Gesicht. Verdattert schüttelte sie den Kopf und fragte sich, ob das jetzt seine Rache gewesen war. War er tatsächlich beleidigt? Dann hörte sie sein grunzendes Schnaufen. Er lachte! Erleichtert seufzte sie und ließ sich erschöpft ins Moos fallen. "Puh, hast du mir Angst gemacht...", grummelte sie und gähnte. Die Sonne machte sie müde. Nachdem Donner sein Mahl beendet hatte, legte er sich wieder neben sie. Eine Weile schwiegen sie und genossen die Mittagshitze. Die Vögel zwitscherten laut über ihren Köpfen und zahlreiche Insekten schwirrten an den Wänden des Erdlochs. 

"Ich vermisse meine Familie." 

Moospfote sah in die blauen Augen ihres Freundes. Sein Gesicht war ernst und traurig. Sie senkte den Kopf. "Das kann ich verstehen... Aber wie kriegen wir dich hier raus?" "Einen großen Ast? Oder ich auf dich und dann raus?", schlug Donner vor und Moospfote dachte einen Moment nach. "Ich habe hier in der Nähe nirgendwo einen Ast gesehen, der groß genug wäre. Es gibt zwar ein paar alte Baumstämme, aber die kann ich nicht alleine bewegen..." Donner prustete enttäuscht. Sein Schwanz peitschte frustriert auf das Moos. "Und selbst wenn du auf meinem Rücken starten würdest... Das würde auch nicht reichen, um hier raus zu kommen ... Die Wand ist zu hoch." Sie hasste es, die Hoffnungen ihres Freundes enttäuschen zu müssen. 

Ein Rufen drang an ihr Ohr. 

"Oh verfuchst" Sie kam auf die Beine und stupste Donner zum Abschied in das weiche Brustfell. "Ich muss gehen, Nachtschatten wartet auf mich." Mit wenigen Sprüngen hangelte sie sich aus dem Erdloch. Von oben rief sie noch einmal zu dem Wolf hinunter, der da saß und mit seinen traurigen blauen Augen zu ihr hinaufblickte. "Ich komme bald wieder, versprochen!" Dann musste sie sich von ihrem Freund losreißen und ihren Mentor finden. Nachtschatten wartete immer auf sie an der Grenze, um zu sehen, ob auch alles gut ging. Sie machte einen kleinen Umweg in den anderen Teil des Waldes, damit es so aussah, als käme sie gerade von außerhalb des Territoriums und begrüßte ihren Mentor nickend. "Alles in Ordnung, keine Spuren", berichtete sie. Nachtschatten nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zum Lager. "Rauchwind möchte bald Taupfote prüfen", erzählte er ihr auf dem Rückweg. Begeistert schnurrte Moospfote. "Das wurde aber auch Zeit!" "Die Prüfung soll nächsten Halbmond stattfinden. Das ist in wenigen Tagen." "Du klingst besorgt...", mekrte sie an und Nachtschatten zuckte zustimmend mit den Ohren. "Bin ich. Ich glaube, Rauchwind will bald ins Niemandsland, um seine neuen Leben zu erhalten." Moospfote sog scharf die Luft ein. "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll", erklärte Nachtschatten weiter. Der dunkle Peterbald-Kater sah finster drein und hatte die Ohren nervös angelegt. "Wir wissen nicht, was dort hinten liegt. Wir wissen nicht, wo genau der SternenClan sich mit ihm die Zunge geben will. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Wölfe von dort gekommen sind. Und was auch immer sie so zugerichtet hat..." Moospfote nickte zustimmend. 

Moospfote trottete gedankenversunken zum Frischbeutehaufen. Sie suchte sie einen dicken Specht und brachte ihn zu ihrer Mutter, die neben Rankenpelz im Schatten lag und mit leerem Blick auf den Boden starrte. Sie warf Rankenpelz einen fragenden Blick zu, doch die alte Kätzin schüttelte nur bedauernd den Kopf. Moospfote seufzte. Sie ließ den Specht zu Boden fallen und schob ihn vorsichtig zu ihrer Mutter. Diese schien das nicht zu bemerken. Rankenpelz stupste sie sanft an. "Kleines, du musst essen. Du bist schon ganz abgemagert" Mondschwinge blinzelte und bedachte den Vogel mit einem kurzen Blick. Dann schüttelte sie den Kopf und starrte wieder vor sich hin. 

"Mama, bitte ...", versuchte es Moospfote nochmal, doch Rankenpelz gab ihr mit einem Schwanzzucken zu verstehen, dass sie nun gehen sollte. "Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum", krächzte sie und nickte ihr aufmunternd zu. Moospfote lächelte dankbar und verabschiedete sich. 

Ihre Mahlzeit verspeiste sie mal wieder allein. Sie hatte sich auf einen der hohen Felsen gelegt und verspeiste einen Grünspecht. Doch ihre Lieblingsspeise schmeckte heute trocken und fad. Zu viele düstere Gedanken trieben sie um. 

Ihre Mutter hungerte sich selbst aus. Und sie konnte nichts tun. 

Ihre Freundin Taupfote bekam sie kaum noch zu Gesicht. Und sie konnte ihren Schmerz nicht lindern. 

Donner war traurig und sie konnte ihm nicht helfen. 

Ihr Anführer wollte bald ins Niemandsland aufbrechen, aus dem selbst die mächtigen Wölfe geflohen waren. Und sie wusste nicht, ob sie ihn beschützen würde können.


Beim SternenClan, was soll ich nur tun?

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