Moospfote

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Moospfote starrte Khala ungläubig an. 

"Ein... eine andere Baumkatze? Du meinst.. er ist wie ich?" Ihre Stimme zitterte vor Aufregung. Konnte das wirklich sein? Sie hatte sich damit abgefunden, immer anders zu sein, als alle anderen. Doch nun kam diese Raubkatze aus dem nichts und erzählte ihr, es gäbe noch mehr von ihrer Art! Khala sah etwas gelangweilt aus. "Natürlich ist er wie du. Naja, nicht ganz. Baumkatzen gibt es in vielen unterschiedlichen Farbtönen", erklärte sie und kaute dabei auf einem Knochen des Wildschweins herum. "Wenn du dich ansiehst, hast du eher Brauntöne, während er gräulich-silbern ist. Armer Kerl." Moospfote blickte vom Betrachten ihres Pelzes auf. "Warum armer Kerl?", fragte sie verwundert. Ein Schnauben war die Antwort. "Hörst du mir nicht zu?", knurrte sie gereizt. "Die Aufrechtgeher haben es hauptsächlich auf unsere Felle abgesehen. Und die silberne Färbung bei euch Baumkatzen ist sehr selten, also wird es bald aus mit ihm sein." Moospfote legte entsetzt die Ohren an. Nein! Khala spuckte ein Stück Knochen auf den Fels. Es landete vor Moospfotes Pfoten. "Sie warten immer, bis die Tiere ausgewachsen sind. Ich denke, weil dann auch das Fell am größten ist." Das hübsche Jaguarweibchen klang verbittert und traumatisiert. Wie einen Tick fuhr sie mit ihrer rechten Pfote immer wieder über das vernarbte linke Vorderbein. Auch ihre Zunge glitt immer wieder über eine lange Narbe an ihrer Schläfe, die im Mundwinkel endete. Je länger Moospfote die Raubkätzin betrachtete, desto mehr Narben fielen ihr auf. Es waren keine großen, aber dafür unglaublich viele. Als wäre sie mit einem spitzen Gegenstand immer wieder drangsaliert worden...

"Ich muss ihn retten.", entfuhr es Moospfote plötzlich. Sie blinzelte überrascht. Ihr Mund war schneller gewesen, als ihre Gedanken. Als sie Khalas entgeisterten Blick sah, war sie sich noch sicherer. "Zeig mir den Weg. Ich will dahin und ihn retten.", bekräftigte sie nochmal und stand mit angespannter Miene auf. Sie musste ihn einfach sehen! Er war wie sie! Sie wäre nicht mehr allein! 

"Vergiss es." Khala war ebenfalls aufgestanden und ragte bedrohlich vor Moospfote auf. Ihre Schnurrhaare bebten und ihre Lefzen entblößten ihre gewaltigen Zähne. "Mich bringen keine 100 Langrüssel nochmal in die Nähe dieser Zweibeiner und ihrem Blutbad." Sie warf ihr einen letzten verächtlichen Blick zu, machte auf dem Absatz kehrt und begann den Abstieg an der Felswand. "Warte!", rief Moospfote. "Du musst mich doch..." "ICH HABE GESAGT: VERGISS ES!", brüllte der Jaguar und schlug gereizt mit dem Hinterbein nach der Schülerin, die gerade noch ausweichen konnte. Das Fauchen des Jaguars wurde von den Gebirgswänden schaurig zurückgeworfen. "Ich bin dort beinahe gestorben! Wenn du das auch willst, bitte! Aber ohne mich!" und damit sprang sie auf den Waldboden und verschwand unter den Bäumen. 

Moospfote durfte nicht zögern. In Windeseile kletterte sie die Felswand hinab und jagte Khalas Geruch nach. "Khala!", rief sie laut und hielt Ausschau nach dem markanten Pelz. "Khala, ich brauche dich!" Die Geruchsspur führte sie tief in den Wald hinter dem MoorClan-Territorium. Sie war anscheinend schnell unterwegs gewesen, denn Moospfote konnte sie nicht einholen. Zumindestens bis sie bei Khalas Bau angekommen war. Vor ihr ragte ein anderer Teil der Felswand auf. Doch während sie sonst meist glatt war und kaum überwindbar, machten es an dieser Stelle Felsvorsprünge und große Felsbrocken möglich, bis zu einer horizontalen Spalte im Gestein zu gelangen, die wohl der Eingang zu einer Höhle war. "Khala?" Der frische Geruch verriet eindeutig, dass die Raubkätzin in ihrem Bau war. Kurz darauf kam ihre Antwort: "Du nervst, Kleine. Was willst du noch?" Moospfote sprang auf den ersten Felsvorsprung. "Bitte komm mit. Ohne dich finde ich ihn doch nicht!", bettelte sie, doch ein Fauchen war die einzige Antwort. Dann ein Grollen: "Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Verschwinde, bevor ich dich doch noch fresse."

Moospfote gab nicht auf. "Du musst auch nicht weit mitkommen! Begleite mich nur so lange, bis ich den Weg selbst finden kann!", jaulte sie und sprang näher zur Höhle. Keine Antwort. Ein letzter Sprung und sie stand auf der Schwelle vor der Höhle. "Khala?" Knurren. "Einen Schritt weiter, Kleine, und du bist tot." Winselnd setzte sich Moospfote auf die Hinterpfoten. "Ach komm schon, Khala. Du musst auch wirklich nicht in die Nähe! Nur soweit, bis ich von selbst hin finde, ja?" Diesmal dauerte das Schweigen länger. Sehr lange. Sehr sehr lange. Irgendwann fragte sich Moospfote, ob Khala eingeschlafen war. Als sie gerade frustriert aufgeben und gehen wollte, drang ein entnervtes Seufzen aus der Höhle. "Du bist echt nervtötend." Es raschelte und einen Herzschlag später trat die große Raubkatze aus dem Dunkeln. Ihre grünen Augen funkelten gefährlich. "Nervtötend und dumm. Aber ich schätze, selbst ich hoffe, dass du es schaffst. Auch wenn es Selbstmord ist." Moospfote sprang begeistert auf schnurrte aus voller Kehle. "Danke, danke danke! Das vergesse ich dir nicht!" Da fiel ihr etwas ein. "Macht es dir aus, noch kurz hier zu warten, bevor wir aufbrechen? Ich muss mich noch von jemandem verabschieden" Khala gähnte nur und nickte.

 Also sprang Moospfote die Felsen nach unten und lief in den Wald hinein. Sie folgte ihrem eigenen, bereits schalen Geruch, um zurück zum MoorClan-Territorium zu finden. Während sie Sonne bereits unterging und den Waldboden in ein blutiges Dämmerlicht tauchte, klopfte ihr Herz mit jedem Schritt etwas schneller. Sie hatte ihren Clan verlassen. Nachdem sie einen Wolf versteckt hatte, den Anführer beleidigt und den zweiten Anführer verletzt hatte. Alles keine sehr guten Voraussetzungen für einen Besuch. Doch sie musste sich einfach von Taupfote verabschieden. Ihr schlechtes Gewissen brachte sie fast um den Verstand. Erst hatte ihre beste Freundin ihre Familie verloren. Sie hatten sie verraten und die Zweibeiner ihr vorgezogen. Und jetzt hatte auch sie sie verlassen. Sie musste am Boden zerstört sein. Und auch mit ihrer Mutter wollte sie noch einmal reden, bevor sie ging...

Der Geruch von MoorClan wurde überwältigend, als sie die Grenze erreichte. Es mussten gleich mehrere Katzen markiert haben. Sie trauen sich nicht in kleinen Gruppen ... vermutete Moospfote und konnte nicht verhindern, dass Genugtuung in ihr aufstieg. Doch gleichzeitig auch Schuld. Sie schüttelte verärgert über sich selbst ihren Kopf und verdrängte ihre widerstreitenden Gefühle. Sie musste sich beeilen. 

Kurz bevor sie das Lager erreichte, verlegte Moospfote ihre Fortbewegung auf die großen Dschungelbäume. Sie durfte nicht riskieren, entdeckt zu werden. Leise und geschmeidig bewegte sie sich über die weit ausladenden und dicht bewachsenen Äste, selbst ihre Sprünge erzeugten kaum einen Laut. Nachtschatten wäre stolz gewesen, dachte sie traurig. 

Das Schicksal meinte es gut mit ihr. Von ihrem Aussichtsplatz in einer Baumkrone sah sie, wie die Clankatzen in der Abendsonne dösten. Wachen waren aufgestellt, aber weit entfernt von ihrem Versteck. Und nach wenigen Herzschlägen des Wartens kam eine vertraute graue Kätzin den Hang hinab. Ihr schmaler Körper teilte das brusthohe Gras, als sie auf dem Weg zum Schmutzplatz Moospfote immer näher kam. Sobald ihre Freundin nur noch wenige Katzensprünge entfernt war, zischte sie laut: "Taupfote!" Die kleine Kätzin fuhr zusammen und machte einen Satz rückwärts. Ihre Ohren waren flach angelegt, ihr Fell drohend gesträubt. "Wer ist da?", fauchte sie und sah hektisch um sich. Moospfote sprang auf einen niedrigen Ast und ließ sich dann auf den Boden fallen. Ihre Freudin weitete ihre Augen. "Moospfote!", keuchte sie überrascht und machte einen unsicheren Schritt zurück. Sie sah nervös über die Schulter. Dann warf sie ihr einen scharfen, anklagenden Blick zu und miaute bitter: "Was willst du hier?" Moospfote war verletzt. Ihre Freundin misstraute ihr ganz offensichtlich. Sie winselte. "Ich wollte mich... verabschieden..." Taupfote schüttelte langsam den Kopf, ihre Augen entsetzt geweitet. "Es ist also wahr", flüsterte sie erstickt und kräuselte ihre Schnauze. "Wie kannst du nur? Warum, Moospfote, warum?", fauchte die graue Kätzin. Ihre türkisen Augen schimmerten glasig. Ihre Schnurrhaare bebten. "Taupfote, bitte...", versuchte Moospfotes es nochmal, doch sie wurde unterbrochen. "Ich heiße jetzt Taupelz. Nur damit du es weißt", blaffte ihre Freundin bitter und hob den Kopf stolz an. Mit bösen Sarkasmus fügte sie noch hinzu: "Verliehen für meine Treue zu meinem Clan." Moospfote legte nun auch die Ohren an. Ihr Pelz sträubte sich und sie fuhr ihre Krallen aus. "Mein Clan hat meinen Freund umgebracht", grollte sie wütend und schlug aufgebracht mit dem Schweif. "Und da soll ich treu bleiben?! Das soll doch ein Witz sein!" 

Ein Blick auf Taupelzs Gesicht und ihr wurde es eiskalt. 

"Du... du hast mitgemacht." Diese Erkenntnis traf sie jetzt. Und viel zu spät. Was tat sie noch hier? Taupelz war genau wie all die anderen. "Ich hätte nicht kommen sollen...", flüsterte sie kraftlos und kehrte ihrer Freundin den Rücken. "Er war ein Wolf!", fauchte Taupelz aufgebracht und stellte sich Moospfote in den Weg, die Zähne gebleckt. "Er hat uns angegriffen! Blaubeermond hat ein Auge verloren! Brombeerblatt wird Monde brauchen, bis sie wieder richtig laufen kann! Und so ein Biest nennst du einen Freund?" Moospfote riss der Geduldsfaden. Sie überragte ihre Freundin nun um drei Köpfe. Sie war geradezu lächerlich klein und in diesem Moment hätte Moospfote sie am liebsten in der Luft zerrissen. "Und warum hat er das getan?", knurrte sie, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte nicht an Donner erinnert werden. "Ihr wolltet ihn umbringen! Habt ihr geglaubt, er würde sich still hinlegen und euch machen lassen!? Ihr seid nichts weiter als ein mörderisches Pack! Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben!" 

Je länger sie gebrüllt hatte, desto tiefer hatte sich Taupelz geduckt. Ihr schien langsam klar zu werden, dass sie Moospfote wirklich verlieren würde. Verzweiflung und Wut kämpften in ihren Augen und Moospfote sah sich darin selbst wieder. Ihre Freundin drückte plötzlich ihren Kopf gegen Moospfotes Brust. Sie versteifte sich."Es tut mir leid", flüsterte Taupelz mit bebender Stimme. "Ich will dich nicht auch noch verlieren, Moospfote." Sie winselte und sah ihrer Freundin in die Augen. "Du musst mich verstehen, er war eine zu große Gefahr für den Clan! Was hätte ich tun sollen?" Moospfote sah lange schweigend auf ihre Freundin hinab. Tief in ihr wusste sie, dass sie Taupelz bereits verziehen hatte. Doch ihr Kopf wollte das nicht einsehen. Taupelz hatte genauso wie alle anderen bei Donners Vertreibung mitgemacht. Und das konnte sie ihr nicht verzeihen. 

"Ich gehe. Hinter die Berge." Ihre Zunge streifte flüchtig über den Kopf der grauen Kätzin. Taupelz winselte. "Leb wohl, Taupelz." Und ohne sich noch einmal umzudrehen sprang sie in wenigen Sätzen den Baumstamm empor und jagte über die Baumwipfel davon. Ihre Tränen wurden zu glitzernden Funken in der Abendsonne. Die Hitze des Tages hing immer noch schwer in der Luft. Die Vögel zwitscherten, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Doch das war er nicht. Sie hatte ihren Clan verloren. Ihre beste Freundin. Sie brach ins Ungewisse auf und würde vielleicht nie wiederkehren. 

Khala wartete nicht bei ihrer Höhle auf sie. Moospfote war kaum von der Baumriesen-Lichtung aufgebrochen, da entdeckte sie die Raubkatze, wie sie mit weit geöffnetem Maul und aufgestellten Ohren über den Waldboden trabte. Sie schien einer Duftspur zu folgen. Verwundert hielt Moospfote auf einem breiten Ast an. Jagt sie noch, bevor wir aufbrechen? Doch als Khala nicht anhielt und auch nicht sonderlich darauf achtete, leise zu sein, kam Moospfote eine Ahnung. Khala folgt meiner Duftspur! Und das nicht, weil sie sie abpassen wollte, sondern weil sie weiß, wohin Moospfote unterwegs war. 

Sie will zum Lager! Aber warum?

Moospfote machte kehrt und folgte der Raubkatze, die eiligen Schrittes Richtung Lager lief. Sie war absolut verwirrt. Wir wollen doch aufbrechen! Was macht sie hier?  Als Khala schließlich auf einen Baum am Rand der Lichtung sprang und aus dem Blätterdach ihre ehemaligen Clangefährten beobachtete, beschloss Moospfote, sie zur Rede zu stellen. Sie sprang auf den benachbarten Baum, balancierte ihr Gewicht auf einem dicken Ast und kroch so nah wie möglich an Khala heran. Diese beachtete sie gar nicht, sondern leckte sich auf verstörende Art die Lefzen. Sie wird doch nicht... "Khala!", zischte sie, worauf diese sich umblickte. Sie grinste. "Oh hey, ich wollte nur vorbeischauen, wer dich so fertiggemacht hat. Und da du von Katzen erzählt hast, dachte ich mir, die wären ein perfekter Snack für zwischendurch.", erklärte sie sachlich und widmete sich wieder der Beobachtung ihrer zukünftigen Beute. Fassungslos nahm Moospfote die Worte auf und konnte sie nicht glauben. "Du... WAS?" Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? "Du willst meine Familie fressen?" "Deine ehemalige Familie. Ja." Und schon wieder schleckte sie sich über die Lefzen. "Beim SternenClan, hör sofort auf, so zu sabbern, als wären diese Katzen eine saftige Beute, zum Fuchs nochmal!", erboste sie sich und stieß den Ast, auf dem Khala saß, fest an. Verärgert legte die Raubkätzin die Ohren an. "Aber das sind sie doch! Was hast du denn auf einmal? Ich dachte, du willst nichts mehr mit ihnen zu tun haben? Dann kann ich sie doch haben!" "Aber ...!" Sie konnte nicht fassen, dass sie das jetzt ernsthaft begründen sollte. Sie schnaubte entrüstet. "Du bist verrückt. Du bist einfach nicht normal." Khala schürzte mit gerunzeltem Stirnfell das Maul. "Schätzchen, jetzt hör mal zu. Ich bin eine Raubkatze. Und Katzen sind klein wie ein Flinkfüßer-Jungtier. Sie sind in meinem Speiseplan. Das ist das Natürlichste der Welt. Was erwartest du?" Moospfote sprang mit einem Satz auf den Stamm des Baumes und stieß Khala mit der linken Pfote vom Ast, sodass sie protestierend fauchend auf dem Boden landete. Moospfote ließ los und landete vor ihr. "Du. lässt. sie. in. Ruhe. Verstanden?" Khalas grüne Augen glitzerten gefährlich. "Achja? Tue ich das?" Die Jägerin fletschte die Zähne. Was zugegebenermaßen sehr bedrohlich aussah, nicht zuletzt, weil Khala doppelt so groß wie Moospfote war. Doch Moospfote war zu wütend, als dass sie sich einschüchtern lassen. "Du hattest doch gerade erst ein Wildschwein. Lass uns gehen.", knurrte sie mit knirschenden Zähnen. Einige Herzschläge funkelten sich die beiden Raubkatzen an. Dann verdrehte Khala genervt die Augen. "Meine Güte, Kindchen, du bist ja empfindlich." Sie machte kehrt und trabte los. Moospfote folgte ihr, bemüht, ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. 

Während sie zurück zur Felswand liefen, grübelte Moospfote nach. Sie konnte Khala einfach nicht abschätzen. War sie eine Verbündete? Sie hatte sie doch schließlich aufgepäppelt. War sie eine Gefahr? Alles an dieser Jaguarin schrie nur nach Gefahr. Sie wollte wirklich ihren Clan auffressen! War das zu glauben? Sie schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. Khala mag mich nicht. Sie ist eine Einzelgängerin. Der einzige Grund,warum sie sich mit mir abgibt, ist, weil sie etwas von mir will... Da war sich Moospfote sicher. Eine Nutzgemeinschaft war das hier. Nichts weiter. 

Sie kamen bei Khalas Bau an, als die Sonne sich endgültig verabschiedete und der Mond der einzige Lichtspender war. Der Himmel war zugezogen, dunkle Wolken verdeckten Sterne und immer wieder auch den fast vollen Mond. Moospfote legte in den Nacken und blickte traurig zu ihm hinauf. Die große Versammlung ist bald ...

"So, ich erkläre den Weg am besten schon hier, dann kann ich hier bleiben.", meinte Khala schnippisch, während sie die Felsvorsprünge hinaufsprang. Moospfote zuckte verärgert mit den Ohren. "Was? Davon war aber nicht die Rede!" Sie sprang hinterher. Oben angekommen, warf Khala ihr schon wieder einen völlig genervten Blick zu. "Natürlich war es das. Du wirst sehen, der Weg ist sehr einfach." Sie tappte auf dem schmalen Felssims vor dem Eingang ihrer Höhle entlang, bis er endete und sie vorsichtig auf einen noch schmaleren darüber sprang. Sie schlich weiter und war schließlich über dem Höhleneingang und sah auf Moospfote hinab. "Komm hier hoch, ich begleite dich noch bis zum Felsplateau." Mit klopfendem und schwerem Herzen folgte sie der Jaguarin. Der Weg war gefährlich glatt und dünn, doch nicht unmöglich. Hinter der Höhle ging ein ausgetrocknetes Rinnsal steil nach oben über die Felswand, nur minimale Felskanten boten Halt. Mit Khala als Vorbild war es dann doch leichter als gedacht. Oben angekommen schnappte Moospfote nach Luft. 

Sie konnte alles sehen. Den Wald. Den Sumpf. Das Blütenmeer. Die Heide. Die Berge des GipfelClans. Der See war eine wunderschöne glatte Oberfläche, in der sich die Sichel des fast vollständig verdeckten Monds spiegelte. Der Wind hier oben war stark und kühl, eine willkommene Abwechslung nach dem aufgeheizten, lauen Wind am Boden. Moospfote sah sich auf dem Plateau um. Das Gras war nicht hoch, aber weich und bedeckte die ganze Oberfläche des Plateaus. Es war leicht hügelig, sonst aber völlig leer und eben. "Woa...", staunte sie und trabte etwas weiter über die Grasfläche. Khala hatte dafür wenig Geduld. "Komm her jetzt. Hier drüben." Sie winkte ungeduldig mit dem Schwanz und Moospfote beeilte sich, zu ihr zu laufen. Zu zweit standen sie am gegenüberliegenden Rand des Plateaus. Moospfote kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Siehst du den Gipfel da? Da musst du drüber. Und dann geht es eigentlich nur noch geradewegs bergab, orientiere dich an einer großen Tanne. Wenn du bei ihr bist, kletter rauf und du siehst ein riesiges eckiges, silbernes Zweibeinernest. Lauter Monster stehen drumherum. Es ist laut und stinkig. Du wirst es kaum übersehen." Moospfote nickte. Der Gipfel war einer von vielen des kleinen Gebirges, das sich vor ihr erstreckte. Bergwiesen und Berggestein so weit sie blicken konnte. 

"Und .. Moospfote?" Moospfote wandte sich wieder Khala zu. "Ja?" Khala legte verlegen die Ohren an. "Uhm.... ich hätte da eine Bitte." Ich wusste es. "Was ist es denn?", fragte sie freundlich, überrascht wie zögerlich die forsche Raubkätzin auf einmal war. "Es gibt da einen anderen Jaguar... er ist noch da drinnen." Ihre Augen schimmerten traurig. "Falls er überhaupt noch lebt... würdest du versuchen, ihn zu retten? Bitte?" Moospfote musste nicht eine Sekunde zögern, sie nickte heftig. "Natürlich. Ich werde mein Bestes geben.", miaute sie ernst und lächelte. 

Khala wollte auch lächeln. 

Doch in diesem Moment ging eine Erschütterung durch die Erde. Moospfotes Zähne klapperten. Ihre Muskeln schmerzten. Ihr Geist fühlte sich an, als würde er auseinandergerissen. 




Ich habe Hunger. 



Moospfote schrie Schmerzerfüllt auf. Ein gewaltiger dunkler Druck bohrte sich in ihren Geist, machte ihren Körper schwer, ihre Gedanken stumpf. Ein Eindringling, eine tiefschwarze Präsenz griff nach ihrer Seele. Es war, als würde sie von innen heraus verbrennen. "Aaaaarrg!" Sie schrie aus Leibeskräften. Solche Schmerzen hatte sie noch nie in ihrem Leben gespürt. Jemand packte ihre Existenz und wollte sie zerfetzen. Sie besitzen. In den Abgrund reißen. 

SternenClan! HILFE!

Mit einem Mal wurde der Druck schwächer. Die Dunkelheit wurde gewaltsam zurückgedrängt. Eine zweite, hellweiße Präsenz stellte sich ihr entgegen. Der Schmerz wich. 

Moospfote schlug die Augen auf. Sie war nicht mehr auf dem Felsplateau. Khala war weg. Die Schmerzen waren nur noch schwach. Kaum spürbar. 

"Moospfote!"

Ein heller Ruf hallte über die in Sternenlicht getauchte Wiese. Eine endlose Weite aus schimmerndem Gras. Moospfote drehte sich um. Eine Katze lief auf sie zu. Sternen funkelten in ihrem Pelz. Ein warmer, weißer Schimmer ging von ihr aus. Dann stand sie vor ihr. Die Augen strahlende Löcher, weit aufgerissen. "Moospfote." Moospfote hätte am liebsten laut geschnurrt. Tränen der Erleichterung traten ihr in die Augen, bevor sie es überhaupt merkte. Sie fühlte sich sicher und beschützt. Hauchzarte Muster ließen erkennen, dass es ein Tigerkater war. Er war groß und schlank. Moospfote drückte sich fest an ihn und er legte ihr seinen Kopf beruhigend auf die Schulter. "Du bist in Sicherheit. Wir beschützen dich." Sie winselte zittrig. "Was passiert hier? Was ist hier los?" Der Tigerkater ließ sie nicht los, während er mit seiner samtenen Stimme fortfuhr. "Das Böse ist auferstanden. Nichts, was der SternenClan beeinflussen könnte. Es ist von einer anderen Welt. Älter. Mächtiger." Moospfote presste sich noch fester an die Brust des Katers. "Keine Sorge", flüsterte er und leckte ihr über den Kopf. Es war eine warme, kitzelnde, fast magische Berührung. "Wir können dich beschützen. Zumindest für eine kurze Zeit. Wir sind ein kleines, schwaches Gegengewicht des Guten, zwar nicht mehr, aber immerhin. Ohne uns hätte er dich schon vereinnahmt." Moospfote zitterte stärker. "Er?" Der Tigerkater seufzte vor Mutlosigkeit. "Ein Todesdämon. Ein Gott. Tartaras nennen sie ihn." Allein beim Klang des Namens spürte Moospfote den Schmerz der schwarzen Präsenz in ihr Pochen. "Es tut weh", flüsterte sie erstickt und rollte sich zusammen. "Hört es wieder auf?" Der Tigerkater sah traurig auf sie hinab. "Das ... das weiß ich nicht. Solange er in dieser Welt verweilt, wahrscheinlich nicht." Plötzlich wurde der SternenClan-Kater eindringlicher, drückte Moospfote seine Pfote auf die Schulter. "Du musst etwas finden, was Tartaras aufhält! Aus der gleichen alten Zeit, aus der Tarataras stammt, muss es einen Gegenspieler geben! Einen Gott, der das Gute verkörpert, oder so." Er klang hoffnungsvoll, doch die Mutlosigkeit in seiner Stimme war kaum zu überhören. "Wir können dich nicht lange beschützen. Wir sind jung und schwach. Nicht mehr als ein Hauch des Guten. Früher oder später wird er uns zerquetschen." 

Moospfote wollte sich vergraben. Wollte hier bei diesem Kater bleiben und nie wieder in die Realität zurückkehren. Selbst hier war die dunkle Präsenz anwesend. Schleichend. Langsam. Doch sie holte sich das zurück, was der SternenClan ihr vorläufig entrissen hatte. Sie. 

Der Tigerkater verblasste und mit ihm die Sternenwiese. 

Überlebe, Moospfote. Überlebe. 


Sie schlug die Augen auf. Sie lag zitternd im Gras. Das Felsplateau lag dunkel und verlassen dar. Schmerzen pochten schwach in ihrem Körper. 

Wo ist Khala? Sie sah sich um. 

Ein Knurren ertönte hinter ihr. Moospfote fuhr herum. 

Khala. Die Zähne gefletscht. Das Fell gesträubt. 

Die Augen. Blutrot. 

Sie griff an.

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