Rabenpfote

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Rabenpfote presste seinen Bauch dicht auf den Waldboden. Seine Augen waren fest auf das Holundergestrüpp eine Fuchslänge vor ihm gerichtet. Die MoorClankatzen hatten sich unter ihm zusammengedrängt und bewegten sich nicht.

Was werden sie tun?

Er versuchte sein Niesen zu unterdrücken, als die Blüten der Blumen, in die er sich gelegt hatte, in seiner Nase kitzelten. Wenn er jetzt niesen musste, würde sein Versteck auffliegen! Das durfte nicht passieren. Aber es kitzelte wie verrückt!

Nicht niesen, nicht niesen, nicht niesen, flehte er den SternenClan an, in der Hoffnung die Geisterkatzen könnten ihm helfen. Er legte seine beiden Vorderpfoten über seine Schnauze und ... musste niesen.

Sniiez!

Verschreckt sah er auf. Hatten sie ihn gehört? Würden sie ihn finden? Er wappnete sich schon gegen die Zähne von Krummpelz, als das Angriffsjaulen vieler Katzen ertönte.

Rabenpfote wurde es heiß und kalt. Panisch sprang er auf.

Sie greifen an? Sind sie wahnsinnig?

Seine Pfoten waren wie festgewachsen.

Das ist Selbstmord!

Er wollte den Schwanz einziehen, so weit wie möglich von den Wölfen weg, wollte das Blutbad nicht miterleben müssen, sich nicht in Todesgefahr begeben. Angst jagte in heißen Wellen durch seinen Körper. Seine Beine zitterten.

Da sah er Moospfotes Gesicht vor sich. Wie süß sie ausgesehen hatte, als sie wütend war! Dieses umwerfende Blitzen in ihren Augen, die niedlichen Furchen, die sich auf ihrer Schnauze gebildet hatten. Und ihre ernste Miene, furchtlos, als sie von der Bedrohung der Wölfe gehört hatte.

Moospfote. Er musste sie beschützen!

Ohne noch eine Sekunde zu zögern, stürzte er aus seinem Versteck. In der Senke vor ihm bildete Knurren, Fauchen und Jaulen einen furchtbaren, haaresträubenden Klang.

Er durchbrach die Hecke. Zweige schrammten über seinen Körper.

Und Rabenpfote wurde Zeuge, wie die MoorClankatzen mit gesträubten Schweif im Wald verschwanden. Das angstvolle Jaulen der Wölfe vor ihnen hertreibend.

Einen Moment lang starrte Rabenpfote verdattert auf die leere, blutbefleckte Lichtung. Keine Katzenleichen. Keine sterbende Moospfote.

Moospfote!

Sofort rannte er weiter, folgte dem schweren Geruch von Blut, Wolf und Katze und versuchte verzweifelt, Moospfotes Geruch aufzuschnappen. Er setzte über einen großen Baumstamm hinweg und jagte weiter. Alle seine Gedanken kreisten nur um die MoorClanschülerin. Was, wenn sie verletzt wurde? Wenn ein Wolf sie von der Gruppe trennt? Sie ... Mit voller Wucht schlug ihm ein tiefliegender Tannenzweig ins Gesicht. Verärgert knurrte Rabenpfote und blinzelte den Schmerz weg, aber er wurde nicht langsamer.

Da! Moospfote ist hierlang gekommen!

Der süße Duft seiner Angebeteten trennte sich zu seinem Entsetzen von der großen Gruppe. Ein einzelner Wolf schien ausgebrochen zu sein, Moospfote ihm hinterher. Die Luft brannte in seinen Lungen, als er nochmals an Geschwindigkeit zulegte. Er musste sie einholen!! Rabenpfote hatten den Wolfsgeruch sofort erkannt. Es war das Jungtier. Am wenigsten verletzt. Am kräftigsten. Am gefährlichsten.

Er schlug Haken um eine Gruppe junger Bäume. Durchbrach einen dicken Farnstrauch. Setzte über bemooste Felsen hinweg. Rannte weiter.

Schneller! Er musste schneller sein!

Der überwucherte Waldboden flog unter seinen Pfoten dahin. Immer wieder spürte er das warme Nass von Blut unter seinen Pfoten, sah Fellbüschel an tiefen Ästen hängen. Und stets umwehte ihn Moospfotes süßer Duft. Rabenpfote duckte sich unter riesigen Blättern einer Schlingpflanze hinweg und drückte sich durch ein blutverschmiertes Bündel an Pflanzen.

Da. Der gefleckte Pelz der MoorClanschülerin!

"Moospfote!", jaulte er sofort.

Ein Jaulen. Der Wolf. Einen Herzschlag später Moospfote. Ein Erschrockener Ausruf.

"Moospfote!" Rabenpfote jagte über das satte Grün, näherte sich mit rasender Geschwindigkeit dem großen, bemoosten Baum, hinter dem Moospfote verschwunden war.

"Moospfote!", miaute er verzweifelt. Seine Pfoten rissen tiefe Furchen in die Erde. Moos flog in alle Richtungen.

Dann sah er es.

Erschrocken rammte er seine Krallen in den Waldboden. Kam schlitternd zum stehen.

Vor ihm tat sich ein großes, von Farnen fast verdecktes Loch auf. Die riesigen Wurzeln des Baums umringten das Loch, wuchsen die Erdwände hinab. Eine Wurzel direkt vor seinen Pfoten war leicht erhoben. Eine perfekte Stolperfalle. Der Wolf und Moospfote mussten gestürzt sein und in das Loch gefallen sein! Moos, Farne, Efeu, Schlingpflanzen und alle Arten von Pflanzen wucherten um den Baum herum, machten das Loch fast unsichtbar.

Vorsichtig beugte sich Rabenpfote über das Loch.

Zu seiner Erleichterung schien Moospfote wohlauf. Sie stand auf allen vier Beinen. Ihr langer Schweif peitschte hin und her. Ihr Blick war auf ein schwarz-weißes Bündel vor ihr gerichtet. Der junge Wolf lag - blutverschmiert und mit zerrupften Fell - bewusstlos auf der Seite. Erleichtert stieß Rabenpfote die Luft aus. Zumindestens im Moment war der Wolf keine Bedrohung mehr. Die Wände des Erdlochs waren so dicht bewachsen, dass Moospfote wohl keine Probleme haben würde, wieder herauszuklettern. Sie war in Sicherheit. Sie war wohlauf und schien kaum Verletzungen zu haben.

Das war sein Moment zu glänzen. Er wusste, so eine Gelegenheit würde vielleicht nie wieder kommen. Er, der eindrucksvolle Kater in schimmerndem Pelz eilte der Kätzin seiner Träume zu Hilfe, rettete sie aus den Fängen eines Ungeheuers und sie waren glücklich bis an ihr Lebensende. So musste es sein. Der SternenClan wollte es so.

Schnell leckte sich Rabenpfote das Brustfell glatt. Überprüfte, ob sein Fell auch frei von jeglichen organischen Rückständen der pflanzlichen Art war und ob sein Fell im richtigen Winkel über sein Gesicht fiel. Fuhr seine Krallen aus und überzeugte sich von deren Sauberkeit. Dann atmete er tief ein.

Fell? Check.

Pfoten? Check.

Krallen? Check.

Muskeln? Oh yea, Baby.

Atem? Che... naja, nicht so wichtig.

(Fast) perfekt vorbereitet, die Brust herausgedrückt, die Ohren charmant aufgerichtet, den Schweif verführerisch erhoben, trat er einen Schritt zurück, nur um darauf würdevoll und erhaben erneut an den Rand heran zu treten, sein attraktives Gesicht über den Rand des Erdlochs zu schieben und mit dem schönsten Lächeln aller Clans die verheißungsvollen Worte auzusprechen:

"Du dämliches Hummelhirn, hast du nicht mehr alles Moos im Nest?"

Mit einem Ruck wurde er von dem Loch weggezogen und fand sich unter den ausladenden Blättern eines Farnstrauchs wieder.

"Was zum Fuchs wolltest du gerade tun?", fauchte eine Kätzin neben ihm, die er leider nur allzu gut kannte. Rabenpfote duckte sich beschämt. "Efeudorn... ich ... ich ..." Seine Mentorin stieß nur ein Knurren aus. "Du solltest sofort zurück kommen! Nicht auf fremden Territorium rumschnüffeln und am Ende den Wölfen vor die Nase laufen! Ich habe dich wohl überschätzt."

Aua. Das tat weh.

Er wollte sich rechtfertigen, ihr erklären, dass er jemanden beschützen wollte, doch Efeudorn packte ihn wie ein zu groß geratenes Baby am Nackenfell und rannte los. Jeder Protest, alles Strampeln und Fauchen, jeder Erklärungsversuch war nutzlos. Sie lief einfach weiter, schlug den kürzesten Weg zurück zum HeideClan-Territorium ein und nahm keine Rücksicht, ob Rabenpfote gegen Steine, Dornbüsche oder Tannenzweige schlug.

Rabenpfote war es nach Heulen zu mute. Er hatte wieder nicht mit Moospfote sprechen können. Sie hatte seinen heldenhaften Rettungsversuch wohl nicht einmal mitbekommen. Und was als aufregende Mission begonnen hatte, endete nun damit, dass er wie ein ungezogenes Junges im Maul seiner Mentorin baumelte.

Nach einem für Efeudorn Kräfte zehrenden Weg, ließ sie ihn schließlich in den Lavendel des Blütenmeers fallen. Sie keuchte schwer, doch ihr Ärger schien kein bisschen verraucht. "Wie kann man nur so mäusehirnig sein! Du kannst dem SternenClan danken, dass der MoorClan zu beschäftigt mit den Wölfen war, um dein unverschämtes Rumschnüffeln zu bemerken! Was hast du dir nur dabei gedacht, Rabenpfote?" Efeudorns Nase war gekräuselt (nicht annähernd so süß wie bei Moospfote) und ihr gesträubter Schweif peitschte wild hin und her. Wenn Blicke töten könnten, würde Rabenpfote schon in den Jagdgründen des SternenClans wandeln. "Ich habe doch nur versucht, sie zu retten!", jaulte er und er kämpfte gegen Tränen an, die sich in seinen Augen sammelten. Das wäre nicht sehr katerlich. Jetzt auch noch wie ein Junges zu weinen, macht es nicht besser, Rabenpfote! schimpfte er sich selbst und schüttelte entschlossen den Kopf. "Wen retten?", fragte seine Mentorin nun schon deutlich sanfter nach, doch die Missgunst in ihren Worten war nicht zu überhören. Rabenpfote sah peinlich berührt auf seine Pfoten. Kleinlaut miaute er: "Moospfote." Ein fauchendes Lachen kam von Efeudorn. "Ausgerechnet Moospfote? Sie ist bereits jetzt schon größer und stärker, als die meisten unserer Krieger! Sie wird wohl auf sich aufpassen können, erst recht, wenn ihr Clan und ihr Mentor sie beschützen." Der Spott in der Stimme seiner Mentorin ließ Zorn in Rabenpfote aufsteigen. Was wusste sie denn schon? "Sie ist ganz allein dem kräftigsten Wolf hinterher! Natürlich mache ich mir da Sorgen!!", bellte er mit gebleckten Zähnen, warf seiner Mentorin einen verachtenden Blick zu und stürmte durch das Lavendelfeld, setzte mit einem gewaltigen Satz über den Fluss und rannte weiter. Das letzte, was er jetzt wollte, war, in das Lager zurückzukehren. Stattdessen suchte er Zuflucht im Birkenhain. Der Weg kam ihm quälend lang vor. Seine Pfoten waren schwer, wie die Berge im Niemandsland. Seine Augen fielen ihm immer wieder zu, die Erschöpfung lähmte nach und nach jeden Muskel und sein Atem ging immer flacher, immer schwerer. Seine Mission forderte nun ihren Tribut: Er war heute zu viel, zu schnell und zu weit gerannt. Seine Ballen waren geschwollen, wund und brannten wie Feuer. Er hatte sich eine Kralle ausgerissen, als er vor dem Erdloch eine Vollbremsung hingelegt hatte. Und sein Herz ... blutete. Er hatte nicht einmal ein Wort an sie richten können. Sie hatte nicht gesehen, dass er sich für sie geopfert hätte. Keinen einzigen zuneigungsvollen Blick hatten sie getauscht.

Warum habe ich nur so viel Pech, SternenClan?

Mit letzter Kraft schleppte sich Rabenpfote zwischen die Birken. Die Sonne war längst untergegangen. Der Mond thronte kalt und einsam am schwarzen Himmel über der Heide. Sein bleiches Licht streifte ihn wie ein mitfühlender Kuss. Seine Pfoten ertasteten ein weiches Nest an jungem Heidekraut. Schwankend vor Erschöpfung ließ er sich auf die Seite fallen, ignorierte unbequeme Zweigchen und schlief sofort ein.

Glücklich empfing er die Dunkelheit. Kein verletzter Stolz. Keine verletzten Gefühle.

Rabenpfote.

Erschrocken schlug Rabenpfote die Augen auf. Er befand sich im Birkenhain. Auf seinem Nest, auf dem er Herzschläge zuvor eingeschlafen war. Doch etwas stimmte ganz und gar nicht. Die Bäume waren in kupfernes Licht getaucht, das Heidekraut glänzte in unterschiedlichsten Silber- und Blautönen. Die Luft roch ... alt. Uralt. Und Nebel überzog den Heideboden wie Wolken. Glühwürmchen schwebten durch den Hain, doch auch sie waren nicht normal. Kupfer, Silber und Blau waren ihre Farben. Stauend nahm Rabenpfote diesen Anblick in sich auf. Mit großen Augen sah er sich um. Wer hatte seinen Namen gerufen? Er konnte nichts außer die unwirklich wirkende Umgebung erkennen.

Rabenpfote.

Rabenpfote sah auf.

Und sein Herz hörte auf zu schlagen.

Der Himmel über ihm war kein Sternenhimmel mehr. Auf rabenschwarzem Untergrund zogen Fetzen bunter Lichter über den Himmel. Kupfer, Blau, Türkis und Silber vermischten sich zu einem kosmischen Tanz, der sich wie in Zeitlupe veränderte. Mal zerriss. Mal wieder zusammenfand. Mal verschmolz und mal in Farben aufbrach. Kleine Fetzen, die sich vom großen Tanz lösten, wirkten wie bunte Sterne. Es war hypnotisierend. Rabenpfote konnte seinen Blick nicht mehr abwenden. Noch nie hatte er etwas so wunderschönes gesehen. Er wäre wohl für immer in diesem Augenblick gefangen, wenn ihm nicht ein schwarzer Fleck auffiel, der sich seltsam von dem wundersamen Himmelsgebilde abhob und rasch größer wurde. Bald erkannte Rabenpfote zu seinem Erstaunen, dass es ein Rabe war. Schließlich landete der große Vogel, schwärzer als jeder Rabe, den er je gesehen hatte, und mit Augen, die den Himmel in sich trugen, vor ihm.

Rabenpfote.

Sprachlos erkannte er, dass der Rabe sprach. Er bewegte seinen Schnabel nicht und doch erklangen Worte. Worte, die mehr in seinem Kopf, als in seinen Ohren wiederhallten.

Endlich konnte ich dich erreichen.

Die Stimme klang verzerrt wie sein Traum, so unstetig wie die Schlieren am Himmel, so dunkel wie der Nachthimmel und so bunt wie die Farben der Rabenaugen. Rabenpfote spürte die Worte in seinen Pfoten, in seinem Körper, in seinem Herz. Wie winzige Stromschläge jagten sie durch seine Blutbahnen.

Böses regt sich. Uraltes Unheil, das vor Jahrhunderten von dieser Erde verschwand. Es muss aufgehalten werden.

Rabenpfote verstand kein Wort, doch sein Körper reagierte auf diese Worte. Entschlossenheit und Zustimmung antwortete den Worten, erfüllte ihn, ohne dass er verstand, warum.

In meiner jetzigen Form bin ich machtlos. Nur im Traum, nur als Schatten kann ich zu dir sprechen. Du musst den Schlüssel finden. Du musst die Worte sprechen, Rabenpfote.

Rabenpfote war mit jedem Wort nur noch verwirrter. Welcher Schlüssel? Welche Worte?

Du wirst es verstehen. Du bist der einzige, zu dem ich durchdringen konnte. Dich habe ich erwählt.

Rabenpfote begann zu zittern. Die Worte wurden zu laut. Drängten gegen seine Stirn, als wollten sie hervorbrechen.

Rabenpfote.

Rabenpfote winselte vor Schmerz.

Merke dir: Akkar, der Vogelgott, hat dich gerufen. Folge seinem Ruf.

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