Rabenpfote

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Rabenpfote keuchte heftig. Felswände schlossen ihn von beiden Seiten ein. Dicht neben sich hörte er das Schnaufen seiner Clangefährten. Birkenpelzs Stimme zischte durch die Felsspalte. "Sind sie weg?" Rabenpfote war ganz am Ende der Patroullie, die sich aufrecht stehend in die Felsspalte gequetscht hatte, nachdem sie von einem riesigen Rudel Wölfe fast zu Tode gehetzt worden waren. Leider war er damit auch dem Eingang der Felsspalte am nächsten. Rabenpfote spitzte die Ohren. Das Scharren und Hecheln der Wölfe war deutlich zu vernehmen. Sie waren ganz nahe und rochen die Katzen. Der Angstgeruch war wohl kaum zu verstecken. Schatten fiel in den Eingang, als der riesige Körper eines  Wolfes vorbei strich. Rabenpfote wagte es kaum, zu atmen. Jetzt durfte er auf keinen Fall seinem Anführer antworten. Ein Laut und der Wolf würde sie entdecken. 

"Rabenpfote! Siehst du was?" 

Selbst wenn Nesselpfote dachte, er würde flüstern. Er tat es nicht. Das laute Zischen seines Freundes hallte durch die Felsspalte wie ein Donnerschlag. Keine Sekunde später schob sich eine gewaltige, haarige Schnauze durch den dünnen Eingang und schnappte nach Rabenpfote, der panisch versuchte, sich tiefer in die Spalte zu schieben. Speichel flog in alle Richtungen, als der Wolf seine Zähne immer wieder nur eine Schnurrhaaresbreite vor dem Bauch des Schülers zu schnappen ließ. Lautes Jaulen und Pfotengetrampel kündigte an, dass auch der Rest des Wolfrudels mitbekommen hatte, was los war. 

Einzig und allein die Tatsache, dass die Felsspalte hoffnunglos zu schmal war für einen Wolfskopf ließ Rabenpfote nicht vollständig durchdrehen. Doch es war nicht gerade beruhigend riesige Fangzähne sein Bauchfell abrasieren zu lassen. Seine Clankameraden riefen ihm verzweifelt zu, doch etwas hinter ihm blockierte ihn. Nesselpfotes Pelz, der noch eben neben ihm war, war verschwunden und seine Stimme klang entfernt. "Helft mir!", jaulte er verzweifelt.

Du steckst in der Klemme, mein Freund. 

Rabenpfote war unendlich erleichtert, seinen Freund zu hören. 

Hilf mir, Robin! Siehst du von da oben irgendwo einen Weg hier raus?

Jo. Direkt hinter dir. Geh einfach rückwärts.

Glaubst du, das hätte ich nicht versucht? 

Da ist eine kleine Erhebung, ein kleiner Fels, du musst dich einfach auf den Rücken sinken lassen und dich drüber schieben.

Und tatsächlich. Der Fels hatte nur seinen Unterkörper blockiert. Als er sich nach hinten lehnte, was sich völlig unnatürlich anfühlte, spürte er glatt geschliffenen Stein. Unter großer Anstrengung stemmte Rabenpfote seine Beine in die seitlichen Wände und schob sich rückwärts. Plötzlich war der Fels zu Ende und plumpste mit dem Rücken zurück auf den Boden. Mühsam zog er sich wieder auf die Hinterbeine und sah sich um. Hier war die Spalte einen Hauch breiter. Weit hinten am Ende konnte er die aufgeregten Stimmen der anderen Katzen hören. 

Gern geschehen. 

Danke, Robin! 

Eilig schob er sich weiter durch die enge Felsspalte. Hinter ihm wurde das Schnaufen und Knurren der Wölfe allmählich leiser. Die Sonne war schon fast untergegangen und trotzdem fühlte sich Rabenpfote in dieser Enge als würde er kochen. Die Luft war stickig und staubtrocken. Der Durst machte ihn noch verrückt. Doch im Augenblick war er einfach nur froh, von den Wölfen weg zu kommen. Noch einige Herzschläge Mühsal, dann endete die Felsspalte endlich und Rabenpfote fiel erleichtert prustend auf alle vier Pfoten zurück. Sein Bauch brannte noch etwas, wo ihn ein Wolfszahn leicht erwischt hatte. "Rabenpfote! Da bist du ja!", empfing ihn sein Freund Nesselpfote stürmisch und sprang aufgeregt herum. "Schau dir das an! Birkenpelz hat gesagt, wir sind da!" Rabenpfotes Augen weiteten sich überrascht. Sie befanden sich in einer kleinen Schlucht. Die Wände glitzerten seltsam in der roten Abendsonne und der Boden bestand aus staubigem Fels. In der Mitte ragte ein flacher, geschliffener Felsblock empor und zeigte schräg Richtung Himmel. 

"Rabenpfote, Nesselpfote! Kommt her!", rief Birkenpelz, der bereits am Fuß des Felsblockes saß. Eilig liefen die beiden Schüler zu ihrem Anführer und dem Rest der Patroullie. Sie sahen alle erschöpft und zerrupft aus, doch das Funkeln in den Augen überstrahlte alles. Vor allem Birkenpelz war außer sich vor Freude. "Wir sind da!", jubelte er und sprang mit einem Satz zur Spitze des Felsen, wo er seine Brust herausstreckte, als wäre der Felsen sein eigenes Königreich. "Hier wird mir der SternenClan meine neun Leben verleihen!" Er wirbelte herum und sah auf die grinsenden Gesichter seiner Clankatzen. "Wir sind die ersten, die hier sind! Wir dürfen stolz auf uns sein! Und ich bin stolz, mich euren Anführer nennen zu können." Sein Blick wurde ernster, als er seine Krieger und die beiden Schüler mit warmen Blick musterte. "Ich könnte mir keine besseren Gefährten wünschen. Ohne euch stände ich heute nicht hier. Ohne euch hätte ich niemals zum SternenClan gefunden, nie den Glauben an unsere Sache gefunden. Ich möchte euch von ganzem Herzen danken. Ich werde alle meine neun Leben darauf verwenden, meinem Clan zu dienen und ihn auf den Tod zu verteidigen. Welcher Schrecken uns auch immer heimsuchen sollte." 

Rabenpfote starrte hinauf zu seinem Anführer und Stolz schwellte in seiner Brust. Mit Birkenpelz an ihrer Spitze fühlte er sich unbesiegbar. Er war der Vater seiner neuen Familie. Sein Vorbild und sein Anker der Hoffnung, vielleicht doch noch zum SternenClan zu finden. 

"Birkenstern!", jubelte er außer sich vor Begeisterung und sofort stimmten die anderen Katzen ebenfalls mit ein. "Birkenstern! Birkenstern! Birkenstern!" Ihre Stimmen wurden von den Felswänden in Echos verwandelt und klangen noch lange fort, als die Katzen schon längst verstummt waren.


Als sich der Mond schließlich über den Rand der Schlucht schob, legte sich Birkenpelz flach auf Felsen und nickte seiner Patroullie zu. Rabenpfote und die anderen HeideClankatzen kauerten sich am Fuß des Felsen nieder, berührten mit ihren Schnauzen den Felsen, wie es Birkenpelz gesagt hatte, und schlossen die Augen. Doch Rabenpfote war zu neugierig und öffnete sie erneut. Unmerklich für die anderen setzte er sich auf und beobachtete seinen Anführer. Er legte den Kopf in den Nacken und sah, dass eine Wolke den Mond verdeckte.

Ist das ein schlechtes Zeichen? Wird Birkenpelz seine Leben nicht bekommen?

Doch dann zog die Wolke plötzlich weiter und der Mond schickte sein strahlendes Licht in die Schlucht. Was als nächstes geschah, ließ Rabenpfote sprachlos und überwältigt zurück. Die Wände der Schlucht begannen zu leuchten. Abertausende kleine Kristalle brachen das Licht in Strahlen, die ihrerseits auf anderen Kristalle trafen und erneut zurückgeworfen wurden. Es geschah langsam und allmählich, doch es dauerte nicht lange, bis die ganze Schlucht von Mondstrahlen durchzogen war. Auf magische Weise erleuchteten sie Staubpartikel, die in der Luft schwebten. Es war als wären die Sterne auf die Erde gekommen. Hunderte winzige Lichter funkelten in der Nachtluft. Rabenpfote hatte so gebannt die glitzernden Wände beobachtet, dass er seinen Anführer ganz vergessen hatten. Als er ihn nun sah, klappte ihm vor Erstaunen die Kinnlade hinunter. Die Mondstrahlen hatten sich gebündelt und bildeten einen strahlenden Kern genau dort, wo der Körper von Birkenpelz schlief. Sein weißes Fell schien von einem eigenen Leuchten erfasst, Staub umhüllte ihn und ließ es aussehen, als hätten sich die Sterne in seinem Pelz verfangen. 

Rabenpfote war so überwältigt, dass er nicht merkte, wie er eine Pfote auf den Felsen setzen wollte. Als das kühle Gestein seine Ballen berührte, hüllte ihn schlagartig Dunkelheit ein. 

Dann kam der Schmerz zurück. Noch bevor er die Stimme vernahm, wusste Rabenpfote, wem er das zu verdanken hatte.

Du bist hier. 

Rabenpfote hatte Mühe, Gedanken zu formen. Der Schmerz und Druck der uralten Präsenz war hier um ein Vielfaches stärker als er es bis jetzt erlebt hatte. Er winselte. 

Was.. willst du .. von mir?

Du musst den Schlüssel finden. Und mir ein Portal in diese Welt erbauen. Das Böse muss besiegt werden. 

Wie.. was?!

... Muss ich mich wirklich wiederholen? Du sprichst mit einem allmächtiger Gott! Das wäre nicht sehr würdevoll.

Der Schmerz wurde schärfer. Er stöhnte auf.

Das ist schön für dich! Aber ich habe keine Ahnung, wovon du redest! Wenn du weiter in Rätseln sprichst, wird das hier nichts!

Stille. Der Schmerz ließ ein wenig nach. Vorsichtig öffnete Rabenpfote ein Auge. Er lag immer noch am Fuß des Felsens. Doch alles war in ein seltsames blaues Licht getaucht. Rabenpfote blickte nach oben. Die überirdische Schönheit der Farben, die sich über das Sternenvlies zog, war zu viel für ihn. Sofort schloss er die Augen wieder. Er hatte das Gefühl, dass das alles zu viel für ihn war. Sein Kopf brummte wie ein Hummelnest. 

Mein Diener hat es bereits verlauten lassen. Der Schlüssel manifestiert sich in Worten. Sie wurden in meinen Schrein imprägniert.

Endlich mal eine klare Antwort. Geschwollene Sprache, aber verständlich.

Pass auf was du sagst, irdisches Wesen. 

Und wie finde ich diesen Schrein, Akkar?

Man spricht mich mit Oh heiliger Akkar an. 

Echt jetzt?

So ist es. 

Meine Güte, dann eben: Oh heiliger Akkar, wie finde ich deinen oh heiligen Schrein?

Vernehme ich da Höhne? Du sterbliche, undankbare Seele. Ich bin hier, um deine unbedeutende Welt vor dem Untergang zu bewahren und du wagst es, solch einen Ton an den Tag zu legen?

An die Nacht zu legen. Um genau zu sein. Ja.

Plötzlich bohrte sich der Schmerz tief in sein Inneres. So heftig und brennend, dass Rabenpfote gequält aufschrie. 

Es ist mir ohne deine Hilfe nicht möglich, Größeres zu bewirken, doch es reicht gänzlich aus, um dein mickriges Gehirn zum Platzen zu bringen. 

Rabenpfote jaulte und schrie, als der Schmerz immer unerträglicher wurde. Sein Kopf  drückte so sehr, dass es ihn schier verrückt vor Qual machte. 

Hör auf! Hör auf, es tut mir leid! Bitte! Hör auf!

Schlagartig flaute der Schmerz ab und ließ ein brennedes Gefühl zurück. Rabenpfote rang wie ein Ertrinkender nach Luft

Wo waren wir stehen geblieben? 

Ich... wo.. wo ist dein Schrein, oh heiliger Akkar? Jeder Gedanke war so anstrengend, als würde er gegen einen Wolf kämpfen.

Du ruhst direkt neben ihm. 

"Rabenpfote!"

Und wie...

"RABENPFOTE!"

Rabenpfote schrak auf. Nesselpfotes sorgvolle Augen hingen direkt über seinem Gesicht. "Rabenpfote! Ich dachte schon, du gehst zum SternenClan! Du hast so geschrien!", winselte sein Freund völlig neben sich und kuschelte sich an ihn. Rabenpfote schnurrte laut. "Alles ist gut", murmelte er erschöpft und rappelte sich schließlich auf. Das Morgenlicht kitzelte in seiner Nase und vertrieb die Schrecken der Nacht. Birkenpelz stand besorgt bei den anderen Clankatzen, die alle bereits wach waren und sich um Rabenpfote versammelt hatten. "Mir geht es gut.", beteuerte er nochmals und sprang dann zu seinem Anführer. "Und? Hast du den SternenClan gesehen?" Birkenpelz nickte stolz. Dann stellte er sich auf die Hinterbeine und stieß einen lauten Freudesschrei aus. "Birkenstern! Ihr dürft mich jetzt Birkenstern nennen!" Rabenpfote jaulte außer sich vor Freude mit seinen Gefährten mit und gemeinsam erzeugten sie das wohl lauteste Schnurren dieser Welt. Der junge Anführer bekam einige Schlecker über die Ohren, Köpfe rieben sich an ihm und Nesselpfote machte einen Freudensprung nach dem anderen. "Wir haben den coolsten Anführer! Wir haben den super coolsten Anführer! Wuhu!!" Rabenpfote musste beim Anblick seines Freundes laut schnurren und er hätte seine Freudensprünge gerne nachgeahmt, doch seine Gedanken waren bereits wo anders. 

Robin! Ich habe mit Akkar gesprochen! 

Ola. Dachte ich mir schon.

Warum? 

Hm... schwer zu beschreiben, aber dieser Ort hier... er ist irgendwie dünner. Die Dichte dieser Welt nimmt hier ab, so dass die Verbindung zu anderen Welten einfacher ist. 

....

Was?

Woher weißt du solche Dinge?

.... Keine Ahnung. Ich glaub', dass es an meiner Verbindung zum großen Akkar liegt. 

Apropos. Dieser Typ ist wirklich leicht reizbar. Und furchtbar überheblich.

Ey. Er ist ein Gott, mehr Respekt, Katze. 

Robin, ich heiße Rabenpfote. 

Weiß ich doch, Katze.

Robin! 

Das laute Krähen eines Rabens weit über der Schlucht klang verdächtig nach einem Lachen. "Rabenpfote, kommst du? Wir brechen auf!" Die Stimme von Beerenglanz hallte durch die Schlucht, Rabenpfote drehte sich um und sah, dass die restlichen HeideClan-Katzen bereits im schmalen Felsspalt verschwunden war. Beerenglanz legte ungeduldig den Kopf schief. "Kommst du? Der Geruch der Wölfe ist schal, die Gelegenheit ist gut" Rabenpfote spürte leichte Panik in sich aufsteigen. Er musste doch noch die Worte auf dem Felsen finden und diesen Gott beschwören! "Ich...", stammelte er und sah hilfesuchend gen Himmel, doch Robin war nicht zu sehen. Die hübsche HeideClan-Kriegerin kam eilig auf ihn zu und stupste ihn auffordernd an. "Keine Angst, wenn du bei uns bleibst, kann dir nichts passieren. Aber dafür müsstest du jetzt mal in die Gänge kommen." Sie schubst ihn etwas unsanft vor ihr her, während Rabenpfote verzweifelt nach einer Ausrede suchte, um noch etwas zu bleiben, doch die Kätzin war unerbittlich. "Was ist nur los mit dir?", maulte sie und warf einen ärgerlichen Seitenblick auf ihn, bevor sie sich vor ihm aufrecht in die Felsspalte zwängte. Rabenpfote zögerte einen Moment. Sah unschlüssig über die Schulter. Der Felsbrocken lag wieder unspektakulär wie am Morgen zuvor da. Staubig und ohne ein einziges Zeichen auf der Oberfläche. Dann glitt sein Blick zurück zu Beerenglanz, die die Ohren nervös angelegt hatte. Der Wolfsgeruch war zwar schal, hing jedoch wie eine Drohung noch in der Luft. Wir müssen schnell weg hier. Ich darf keine Zeit verschwinden. 

Auf dem Rückweg durch das Berglabyrinth grübelte Rabenpfote über Akkars Worte nach und suchte nach Ausflüchten, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Es ist sicher nicht so dringend. Ich weiß nicht einmal, von welchem "Bösen" er spricht! Es geht uns doch großartig... Die Sonne brannte noch unbarmherziger auf die Katzen hinunter, als die Tage zuvor. Als die Patrouille bei Sonnenhoch endlich auf das Grasmeer hinaustraten, schnaufte Rabenpfote heftig. Schweiß perlte in kleinen Bächen von seinem Fell ab, Tropfen um Tropfen rann ihm über die Schnauze. Als Birkenstern die lang ersehnte Rast verkündete, hastete Rabenpfote wie ein Ertrinkender zum Bach und tauchte seinen Kopf so gut es ging in das seichte Wasser. Sobald er prustend wieder auftauchte, kam ihm eine weitere gute Ausrede in den Sinn. 

Die Zeit war zu knapp. Die Wölfe hätten zurückkommen können! Und meinen Anführer zu beschützen ist viel wichtiger, als irgendeinem Hirngespinst nachzujagen!

Jetzt fühlte sich Rabenpfote wieder gut. Er war ein wirklich pflichtbewusster Krieger. Sein Anführer war stolz auf ihn! Und das war alles, was für Rabenpfote in diesem Moment wichtig war. Das Jaulen zum Aufbruch kam viel zu früh. Er nahm noch einige tiefe Schlucke vom Bach, dann trabte er zu den anderen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg durchs große Grasmeer. Wie Rabenpfote so neben Nesselpfote herlief, umgeben von tapferen Kriegern und einem frisch geborenen Anführer, der sie durch die Gefahren leitete, und über ihm ein einzigartiger, geflügelter Freund, der ihm in dieser seltsamen Gott-Sache beistand, fühlte er sich unbesiegbar. Warm und geborgen. Es war ihm beinahe schon peinlich, wie ihn immer wieder aufs Neue die Erkenntnis, nun eine echte Familie zu haben, einholte und rührselig machte. 

"Woran denkst du gerade?", schnurrte sein bester Freund neben ihm belustigt und stieß in feixend mit der Schulter an. "Du siehst aus, als würdest du gleich heulen" Rabenpfote rümpfte peinlich berührt die Schnauze. "An gar nichts." Nesselpfote kicherte nur. "Gar nichts. So so." Als die Landschaft hügeliger wurde, erwarteten die Katzen bereits den erfrischenden Wind der Heide, doch alles, was sie bekamen, war ein lauwarmes Lüftchen. Rabenpfote fluchte und schüttelte seinen schweißverklebten Pelz. "So ein Mäusedung. Ich hasse die Blattgrüne! Bei der Hitze kann man doch nicht draußen rumlaufen!" Die ganze HeideClan-Patrouille kommentierte sein Zetern mit einem amüsierten Schnurren. Birkenstern hatte ihn an der Spitze ebenfalls gehört. Er hielt für einen Moment an und drehte sich mit grübelndem Gesicht zu seinen Gefährten um. "Rabenpfote hat nicht unrecht. Die Hitze bei Sonnenhoch ist wirklich hinderlich." Der langgliedrige Kater zuckte mit den Ohren, um einige Mücken zu verscheuchen. "Was haltet ihr davon, wenn wir tagsüber ruhen und nachts jagen und die Grenzen überprüfen?" "SUPER!", rief Rabenpfote sofort begeistert und hätte seinen Anführer am liebsten das Gesicht abgeschleckt. "So machen wir's!", miaute er entschlossen, als würde er allein darüber entscheiden. Zu seinem Glück waren auch die Krieger und Nesselpfote einverstanden. Auch sie waren ohne schwarzen Pelz nicht vor der Sonne gefeit. "Dann ist es beschlossen.", schnurrte Birkenstern zufrieden und setzte die Reise fort. 

Der Anführer war nicht dumm und hatte die Geschwindigkeit auf einen langsamen Trott verringert, sodass sie vor Erschöpfung nicht zusammenbrachen. Allerdings dauerte es so deutlich länger bis die Berge des GipfelClan-Territoriums und die vertrauten Hügel der Heide in Sicht kamen. Es war bereits nach Sonnenuntergang, als die Patroullie ins Stocken geriet und die Katzen schließlich nebeneinander gereiht anhielten. Still und schweigend standen sie da. Rabenpfote starrte geschockt auf das Bild, das sich ihnen bot. Der schmale Berggrat, der letzte Gipfel am äußeren Rand des GipfelClan-Territoriums, war auf die Hälfte geschrumpft. Was einmal eine Bergspitze gewesen war, war ins Tal gestürzt und hatte einen gewaltigen Felshaufen zurückgelassen. Die Brocken bildeten einen Hügel, der fast so groß wie ein winziger Berg war. Hauchzarte Staubwolken hingen in der Luft, die Bergkappe sah aus, als hätte sie jemand mit einer riesigen Pfote weggerissen. "Jetzt wissen wir, was das Donnern verursacht hat", stellte Hagelschweif nüchtern fest und seufzte melancholisch. "Das erinnert mich an den Bergfall, der unseren Zweibeinerort überrollt hat." Die anderen Krieger nickten, während Nesselpfote weniger düster drein guckte. Er, Rabenpfote und Krähenpfote waren noch zu jung gewesen, um den Bergfall noch eindrücklich im Gedächtnis zu haben. Es war nur noch eine wage, verschwommene Erinnerung irgendwo im Unterbewusstsein. 

Nach einer Weile betroffenem Schweigen drängte Birkenstern zum Weiterlaufen. Das Lager war nicht mehr weit entfernt, die Hügel der Heide waren bereits zu sehen. Rabenpfote spürte erst jetzt, wie sehr er seinen Bruder vermisst hatte. Es plagten ihn immer noch Sorgen, ob ihm auch wirklich nichts passiert war, aber Beerenglanzs Worte hatten ihn ein wenig beruhigt. Als sie nur noch wenige Katzensprünge von der Territoriumsgrenze waren, verlangsamte Birkenstern erneut und reckte die Schnauze prüfend in die Luft. Neugierig taten ihm es alle Katzen nach. "Urgs, was stinkt denn da so!", schimpfte Nesselpfote und auch Rabenpfote musste bei dem neuen Geruch die Schnauze rümpfen. Birkenstern schnurrte laut. "Das sind Schafe! Sie wurden oft von den Zweibeinern durch das Dorf getrieben, meistens Anfang der Blattgrüne! Es gibt sie also noch!" Rabenpfote hörte die nostalgische Begeisterung in der Stimme seines Anführers und wollte sofort losstürmen, um einen Blick auf diese Wesen zu werfen, doch seine Mentorin kreuzte seinen Weg. "Nicht so schnell, Rabenpfote. Wo Schafe sind, sind auch Hunde. Sie passen auf die Herde auf", miaute sie besorgt und warf Birkenstern einen fragenden Blick zu. Dieser nickte ernst. "Glutsturm, ich gebe dir die Aufgabe, nach Hunden Ausschau zu halten. Lauf voraus und überprüfe die Umgebung und unser Lager. Wir warten solange." Der schielende Krieger brummte und trabte eilig und geduckt davon. Vertrauensvoll sah Birkenstern ihm nach. Dann richtete er sich wieder an Rabenpfote und die restlichen Katzen. "Ruht euch aus, es war ein langer Weg. Ihr könnt auch jagen, aber nur in der Richtung, aus der wir gekommen sind." Zustimmendes Miauen erklang und die Gruppe teilte sich auf. Nesselpfote und Rabenpfote hatten sich wortlos verständigt, gemeinsam auf Jagd zu gehen. Ihre Mägen knurrten bereits ihm Gleichklang. "Hermelin?", fragte sein Freund und Rabenpfote schnurrte. "Hermelin." Die Mäuler geöffnet, den Rücken gesenkt und die Pfoten lautlos voreinander setzend schlichen die zwei Schüler durch das Heidekraut, das nun in voller Blüte stand. Überraschend viele Insekten waren noch unterwegs, obwohl die Sonne schon untergegangen war. Der Duft von Wollgras und Sonnentau erfüllte die Nachtluft und machte es schwerer, den typisch erdigen Hermelin-Duft zu entdecken. Doch es dauerte nicht lange bis Rabenpfote Glück hatte. "Nesselpfote!", zischte er und zuckte mit dem Ohr. Sein Freund hatte verstanden und kam von der anderen Seite. Zu zweit pirschten sie sich an den Eingang des Baus heran und legten sich geduldig ins Gras. Zwar war die optimale Zeit die Dämmerung, dann war die Chance auf Jagderfolg am größten, doch es kam nicht selten vor, dass sie nochmals den Bau verließen, wenn die Kühle das Hochmoor zurückeroberte. Geduldig und konzentriert lagen die beiden da. 

Doch als die Zeit verstrich und ihnen bald die Pfoten einschliefen, gab Rabenpfote die Hoffnung langsam auf, noch an seine Lieblingsbeute zu kommen. Als er von dem schwarzen Erdloch aufblickte, erkannte er überrascht, dass Nesselpfote schon längst einer anderen Fährte folgte. Einige Katzensprünge entfernt hatte er ihm den Rücken zugedreht und war ins Jagdkauern gefallen. Er hat etwas gefunden! Eilig huschte Rabenpfote seinem Freund hinterher. Ein relativ großer, unbeweglicher Körper verbarg sich nur eine Schwanzlänge von Nesselpfote entfernt im hohen Heidekraut und schnorchelte kaum hörbar vor sich hin. Rabenpfote öffnete das Maul, um die Beute zu identifizieren. 

Das Blut gefror in seinen Adern. 

ROBIN!

...schnor...Hö?! Wie? Was?

Nesselpfote sprang. Rabenpfote jaulte entsetzt auf. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits ein blutiges Federbündel in Nesselpfotes Maul, da hörte er ein lautes Krähen und das schmerzgepeinigte Fauchen seines Freundes. Keinen Herzschlag später erhob sich ein großer schwarzer Vogel mit lauten Gezeter in den Nachthimmel. Nesselpfote sah ihm verärgert hinterher und leckte sich seine zerkratzte Pfote. "So ein Mist", grummelte der strubbelige Schüler und trottete mit enttäuscht angelegten Ohren zu Rabenpfote zurück. "Ich hatte ihn fast, tut mir leid." Rabenpfote musste sich bemühen, seine Erleichterung nicht zu zeigen, stattdessen tröstete er seinen Freund. "Macht nichts, beim nächsten Mal klappt es bestimmt." Nesselpfote öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, da ertönte das Jaulen von Birkenstern. "Kommt ihr beiden! Keine Hunde in Sicht!" Noch ganz aufgewühlt trabte Rabenpfote hinter seinem Nestgefährten her und schloss sich wieder der Patrouille an, die sich nun auf den Weg zum Lager machte. 

Robin, bist du verletzt?

Ne, Akkar sei Dank nich, grad noch rechtzeitig, danke, Katze. 

Du weißt, ich will nicht Katze genannt werden. 

Weiß ich, Katze.

Du wiederholst dich. Langsam wird es langweilig. 

Find' ich nich'. 

Das nächste Mal warne ich dich nicht. 

Ein protestierender Ruf eines unbekannten Vogels hallte über die nächtliche Heide. Die Katzen waren alle erschöpft und müde, doch selbst als sie sich durch die Tannen zwängten, Schwarzpelz und Graufuß begrüßten, Wachen aufstellten und der Rest sich in die Nester legte, ließen die Heerscharen an Schafen, die auf dem ganzen HeideClanTerritorium dicht an dicht standen, nicht zu, dass sie ein Auge zu tun konnten. Rabenpfote lag die ganze Nacht wach und grübelte über Gott und die Welt nach. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er machte sich Sorgen um seinen Bruder. Er war immer noch nicht zurückgekehrt. Er machte sich Sorgen um seine Aufgabe und dass er versagt hatte, diesen Gott zu beschwören. Er machte sich Sorgen, ob tatsächlich Böses auf sie zukam. Er fragte sich, was das wohl sein könnte. Er dachte an Moospfote. Fragte sich, was sie jetzt tat und wie es ihr gerade ging. Nur das ständige Blöcken der Schafe unterbrach seine Gedanken. 

Die Sonne weckte ihn. Doch Birkensterns Worte ließen ihn genüßlich wieder die Augen schließen. Heute würde er den ganzen Tag schlafen. Die Nacht würde der neue Tag sein und das war die beste Entscheidung, die der frischgebackene Anführer hätte treffen können. Schwarzpelz sah einmal bei Sonnenhoch nach ihm und brachte Frischbeute, sonst blieb sein Schlaf ungestört. Allerdings hätte sich Rabenpfote denken können, dass das nicht lange so bleiben würde. 

Die Kopfschmerzen kündigten ihn lange an, bevor die mächtigen Worte gegen seine Stirn drückten. 

Du hast versagt.

Ich... 

Du hast mich nicht beschworen. Warum nicht?

Ich...

Willst du, dass das Böse deine mickrige Welt zerstört? Dass das Gleichgewicht der Mächte ins Wanken gerät?

Ich...

Wie kannst du n....

LASS MICH DOCH MAL AUSREDEN!

....

Danke. Es tut mir leid, okay? Wir waren in Gefahr, es ging nicht anders! Und von welchem Bösen sprichst du überhaupt? Ich sehe nichts, was mir Angst machen müsste! 

Das ist typisch für euch irdische Kreaturen. Ihr habt keinen Sinn für das Übernatürliche. Also maße dir kein Urteil darüber an und überlasse das übernatürlichen Wesen wie mir. 

Meinetwegen. Aber ich wüsste trotzdem gerne, was da auf uns zu kommt. 

....

Echt jetzt?

.....

Mäusedung. Was kommt auf uns zu, oh heiliger Akkar?

Ganz einfach. Tartaras, der Gott des Todes, ist kurz davor, vollständig beschworen zu werden. 

Tartu...was?

Tartaras. Sind seine Fesseln erst gelöst, wird er jede  irdische Seele auslöschen, sie verdunkeln, in den Wahnsinn treiben, wird Tod und Verderben über diese Welt bringen und das kosmische Gleichgewicht von Leben und Sterben, von Gut und Böse aus den Angeln werfen. Er hat die Macht, niedere Todesdämonen zu beschwören, sobald er das Tor durchschritten hat. Wenn ich, einer der Götter des Lebens, nicht beschworen werde, wird es ziemlich schnell vorbei sein mit deiner Welt. 

....

Irdling. Du musst mich beschwören. Du darfst nicht mehr warten. Tartaras' Handlanger hat bereits alle Vorkehrungen getroffen. Tartaras wird diese Welt betreten und es zu spät, um es noch zu verhindern. Ich allein reiche nicht aus. Auch die anderen Götter spüren das Ungleichgewicht, das sich zusammenbraut. Du musst dich mit den Auserwählten zusammentun, damit wir gemeinsam das Gleichgewicht bewahren können. 

....

Irdling. Waren meine Befehle unmissverständlich? 

....

Geh und tu wie dir geheißen. Es bleibt keine Zeit.

Rabenpfotes Kopf kam nicht mit. Doch eine Frage drängte sich unaufhaltsam an die Oberfläche. 

Wo ... ist dieser Handlanger? 

Ich glaube, ihr nennt das Konstrukt GipfelClan. 

Rabenpfote hatte das Gefühl zu fallen. 

Krähenpfote! 

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