Kapitel 96

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Mit aufblitzenden Augen wirbelte Herbstbrise zu der Katze herum, die soeben geschrien hatte.

Vor ihr stand Rabenschein wie versteinert da. Die winzigen Ohren waren flach an den Kopf gepresst,

während der Körper ängstlich zitterte. Herbstbrise spürte eisige Klauen ihr Herz umschlingen,

als sie die grünen Augen hinter dem Gebüsch sah, auf das Rabenschein voller Furcht starrte.

Sie waren kugelrund und glänzend vor Schmerz. Schon im Nächsten Moment erzitterte der Busch

und Herbstbrise konnte gerade noch einen wehenden Schwanz erkennen, bevor Nachtspritzer aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Sie rannte davon. Eine unheilvolle Vorahnung kroch Herbstbrise eiskalt den Nacken hoch. Was wenn Nachtspritzer sich etwas antat?

Auf kribbelnden Pfoten preschte sie ihr hinterher. Sie rannte und rannte. Immer weiter auf die schluchzenden Kätzin zu.

Doch Nachtspritzer war schnell. Sie umschlängelte flink die Bäume und machte es Herbstbrise schwer, mit ihr Schritt zu halten.

Ihre dunkle Gestalt war mal an der einen Stelle, dann wieder an der anderen. Da die Sonne sich langsam dem Ende neigte,

war es schwer, ihren Pelz von der Umgebung zu unterscheiden. Herbstbrise raste manchmal sogar in die falsche Richtung.

Als ihre Pfoten irgendwann taub vor Müdigkeit waren, durchbrach sie den Wald und sah sich auf der riesigen Wiese wieder.

Langsam ließ sie den Blick über die Landschaft schweifen. Sie hatte Nachtspritzer schon wieder aus den Augen verloren.

Doch da - ein gutes Stück vor ihr flitzte etwas dunkles über die Wiese. Zögernd rannte Herbstbrise darauf zu.

War das tatsächlich Nachtspritzer oder nur pure Einbildung?
Doch diese Frage beantwortete sich schon wenige Sekunden später,

als das schwarze Etwas vor dem Fluss zum Stehen kam. Oh nein! Vorsichtig näherte sich Herbstbrise ihm.

Sie durfte sich jetzt ja nicht hektisch bewegen. Mit jedem Schritt, der sie näher zum Fluss brachte, konnte sie Nachtspritzers Umrisse besser ausmachen.

Irgendwann konnte sie sogar ihre einzelnen Fellhaare erkennen. Nachtspritzer stand mit hängendem Kopf am Wasserrand

und starrte in die hungrigen Wellen. Ein winziger Schritt nach vorne würde sie in die Flut befördern, aus der sie schlimmstenfalls nie mehr raus kommen würde.

Ihr leises Schluchzen wehte zu Herbstbrise hinüber. Ab und zu flüsterte Nachtspritzer auch etwas, das nicht zu verstehen war.

Herbstbrise meinte "Aschen" aus ihren Gemurmel raus zu hören. Auf leisen Pfoten rückte sie näher auf Nachtspritzer zu.

Plötzlich schrie die schwarze Kätzin auf und sah mit peitschendem Schwanz zum Himmel. "ASCHENFLECK WARUM MUSSTEST DU STERBEN???

ROSENBLUT GEHÖRT IN DIE HÖLLE, WEIL SIE DICH GETÖTET HAT!!! MUSSTE DEIN MORD AUSGERECHNET WÄHREND MEINER SCHWANGERSCHAFT GESCHEHEN??"

Herbstbrise blieb wie angewurzelt stehen. "Nachtspritzer, alles okay?" ,flüsterte sie zaghaft.

Ein Kreischen ertönte und schon lag die schwarz-weiße Kätzin in den Wellen. Entsetzen überkam Herbstbrise,

als sie Nachtspritzer inmitten der schäumenden Strömung sah. Das schlimmste aber war, dass sie keine Anstalten machte, sich gegen die Flut zu wehren.

Sie lag einfach da und starrte ausdruckslos in die finstere Nacht, während das Wasser nur so über sie schwappte.

Sie sank allmählich. Verzweifelt sah sich Herbstbrise nach Hilfe um. Würde sie auf eigene Faust versuchen, Nachtspritzer zu retten,

dann würden sie wahrscheinlich beide ertrinken. "Hagelbruch, Blaubeerfluss" ,rief sie schrill vor Panik ,"wo seid ihr?

Ich brauche euch!" Es kam keine Antwort. Das einzige, was zu hören war, war Nachtspritzers ersticktes Keuchen, das Herbstbrise wahnsinnig machte.

War hier denn überhaupt keine Katze, die ihr helfen konnte? Mit rasendem Herz rannte sie auf und ab, immer auf der Suche nach einem möglichen Retter.

Doch in der stillen Dunkelheit war nicht der kleinste Schimmer eines Pelzes zu erkennen.

Also musste Herbstbrise Nachtspritzer selbst aus dem Wasser holen. Doch in ihrer Panik fiel ihr keine Idee ein, wie.

Ihr Kopf dröhnte von dem rauschenden Wasser und schien ansonsten nichts um sich herum wahr zu nehmen.

Herbstbrise knurrte frustriert und drehte sich in alle Richtungen. Blätter, Wiese, Bäume, Wasser, Dunkelheit - ansonsten war nichts zu sehen.

Dann aber entdeckte sie einen langen, dicken Stock direkt vor sich. Ich hab's. Schnell wie der Blitz nahm sie den Ast ins Maul und schleppte ihn zum Fluss.

Eilig sah sich Herbstbrise nach Nachtspritzer um, doch bis auf das dunkle Wasser konnte sie nichts erkennen.

Angst machte sich in Herbstbrise breit. Wo war Nachtspritzer nur? Sie musste mittlerweile unter Wasser sein, doch wie würde sie sie dann je wieder finden?

Schon im nächsten Moment durchbrach ein Kopf die Oberfläche. Herbstbrise atmete erleichtert auf.

Nachtspritzer. Die weiß gesprenkelte Kätzin musste wohl aus ihrer Trance erwacht und endlich nach oben geschwommen sein.

Die Zähne fest in das Holz geschlagen, schob Herbstbrise den Stock auf sie zu.

Nachtspritzer blinzelte sie zunächst verwirrt an, dann aber krallte sie sich endlich an ihm fest und ließ sich von Herbstbrise durch das Wasser ziehen.

Herbstbrise kostete es ihre ganze Kraft, das schwere Gewicht, welches an dem Ast hing, zu transportieren.

Sie zog und zog. Ihre Zähne schmerzten so sehr, dass sie sie bald nicht mehr spürte. Die Rinde in ihrem Maul blätterte langsam ab und stopfte ihre Kehle.

Herbstbrise musste husten. Brauner Brei lief ihr aus dem Mund. Zornig ließ Herbstbrise den Ast fallen, sobald Nachtspritzer das Ufer erreicht hatte und zerrte sie aus dem Fluss.

Wasserspuckend brach diese zusammen und blieb keuchend auf dem Gras liegen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig.

Erleichtert seufzte Herbstbrise auf. Nachtspritzer war nun gerettet. Also konnte sie unbesorgt zu ihren Gefährten zurückkehren.

Bedauernd legte sie der schwarzen Katze die Schnauze auf den Kopf. "Ich muss jetzt gehen" ,flüsterte sie, "mach's gut und pass in Zukunft auf dich auf."

Nachtspritzer reagierte nur mit einem leichten Ohrenzucken. Herbstbrise verweilte noch ein paar Sekunden bei ihr, bevor sie sich aufrappelte und sie schweren Herzens im Mondschein liegen ließ.

Nachtspritzer konnte nicht mit ihr kommen, dafür war es zu spät. Sie hätte den anderen schon von Anfang an ihre Treue beweisen müssen.

Doch verdiente sie es wirklich, zurückgelassen zu werden? Die Antwort stach Herbstbrise wie Krallen ins Herz.

Nein. Das hat sie nicht. Leider aber hatte es keinen Sinn, sich der Entscheidung ihrer Gefährten zu widersetzen.

Sie sind in der Mehrzahl. Niemand teilt meine Meinung. Vollkommen fertig schlurfte sie durch den Wald.

Sie fühlte sich erschöpft und hoffnungslos. Es gab nun keine Zukunft mehr für Nachtspritzer.

Sie würde von heute an alleine und völlig traumatisiert die Tage über sich ergehen lassen müssen. Wer weiß, wann sie starb.

Vielleicht schon heute, vielleicht aber auch erst als Älteste. Das werde ich nie erfahren.

Traurig schüttelte Herbstbrise sich. Ich muss wenigstens hoffen, dass es ihr gut gehen wird. Vielleicht findet sie eines Tages wieder Freunde und ein Zuhause.

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