1. Kapitel

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"Tigerpfote! Komm her! Du hast genug erbeutet!" Bei diesen Worten hob die junge Tigerkätzin den Kopf und rappelte sich auf. Die Fische, die gerade noch zum Greifen nah in Ufernähe vorbeigeschwommen waren, stoben nun außeinander. Tigerpfote zuckte gereizt mit einem Ohr. Fast hätte ich sie gefangen!

Ein sandfarbener Kater tappte mit ernster Miene durch den Sand auf sie zu. "Nimm das, was du schon hast und komm mit. Wir wollen ja nicht, dass du das ganze Meer leer fischst" Die Schülerin neigte gehorsam den Kopf und wandte sich dem Haufen Beute zu, den sie fein säuberlich neben sich aufgeschlichtet hatte. Sie hatte so viel gefangen, dass ihr Mentor ihr beim Tragen helfen musste.

Während die beiden am Strand entlang liefen, beide mit einer großen Ladung Fische im Maul, beobachtete Tigerpfote den Kater aus dem Augenwinkel. Seine Augen leuchteten, seinen Schweif hielt er beim Gehen hoch erhoben. Er schien zufrieden mit ihrer Leistung zu sein.

Normalerweise interessierte sie das eigentlich nicht, doch jetzt musste Tigerpfote alles perfekt machen. Denn sie war mitten in ihrer letzten Prüfung als Schülerin. Wenn sie die bestand, würde sie heute Abend eine Kriegerin sein.

Beim Gehen schweifte ihr Blick zum Horizont. Die Sonne ging gerade auf und tauchte mit ihren warmen Strahlen den Himmel in ein tiefes Rot. Rot, rot wie Blut. Tigerpfote erschauderte. Sie schloss krampfhaft die Augen und versuchte mit aller Kraft die schrecklichen Erinnerungen zu verbannen, die langsam wieder an die Oberfläche krochen.

Blut. So viel Blut. Alles war voller Blut. Die Schülerin legte zitternd ihre Ohren an, denn sie hatte dieses bestimmte Geschehnis ihrer Vergangenheit nie verarbeiten können. Da ist so viel Blut gewesen. Und der Geruch nach Tod. Tigerpfote atmete einmal tief ein. Das war der Tod meiner Mutter.

Ihre Mutter, Tropfenglanz, war vor langer Zeit vor ihren Augen ermordet worden. Warum? Weil sie mit einer Gabe gesegnet worden war. Tropfenglanz hatte die Macht besessen, es jederzeit regnen zu lassen. Doch genau dafür hatte Otterstern, der Anführer ihres Clans, sie töten lassen.

Seit Otterstern, ein kaltherziger und grausamer Kater, vor Kurzem zum Anführer des Strandclans ernannt worden war, hatte er Jagt auf Katzen mit Gaben, die sogenannten "Magier" - oder wie er es nannte: "Dunkelmagier"- gemacht. Wahrscheinlich aus Angst, dass sie mächtiger werden könnten, als er selbst und ihn stürzten könnten.

Und als er erfahren hatte, dass Tropfenglanz, sowie eine Pfote voll anderer Katzen Gaben besaß, hatte er sie alle aus dem Weg schaffen lassen. Seitdem war Tigerpfote regelrecht traumatisiert von dem Tag, an dem alle auf einmal umgebracht worden waren. Und seitdem schärfte Tigerpfote's Vater, Streifenflug ihr ununterbrochen ein, ihre eigene Gabe zu verstecken.

Ja, auch Tigerpfote war mit einer Gabe geboren worden. Sie konnte Wasser nach Lust und Laune kontrollieren. Aber keines erzeugen. Befand sie sich also an einem Ort ohne Wasser, war ihre Gabe nutzlos. Dafür war sie in der Lage, bereits vorhandenes Wasser mit ihren bloßen Gedanken zu formen oder zu bewegen.

Streifenflug warnte sie immer, die Pfoten von ihrer Gabe zu lassen, doch jedes mal, wenn keiner hinsah, übte die Kätzin heimlich, mit dieser Fähigkeit umzugehen. Wenn sie dies tat, kostete es die Schülerin jedoch enorme Kraft, sodass ihr Vater danach immer merkte, dass sie still verborgen am Strand trainiert hatte.

Er schimpfte sie. Fast immer, wenn sie sich sahen. Und das ließ ihr Herz den Verlust ihrer Mutter noch mehr spüren. Tropfenglanz hätte Tigerpfote's Gabe niemals als Strafe gesehen. Sie wäre stolz auf ihre Tochter gewesen.

"Hey, Tigerpfote! Hörst du mir überhaupt zu?" Die junge Schülerin zuckte zusammen und wirbelte betroffen herum. "Wie bitte?", nuschelte die Tigerkätzin durch die vielen Fischen in ihrem Maul. Sandfunke rollte genervt mit den Augen. "Ich habe gesagt, dass du heute gut abgeschnitten hast", nuschelte er zurück. "Otterstern wird bestimmt zufrieden mit seiner besten Schülerin sein"

Tigerpfote rang sich zu einem Lächeln durch, schaffte es aber nicht wirklich, sich zu freuen. Es stimmte schon, sie war die beste Schülerin des Strandclans. Wegen ihrer Gabe konnte sie die Fische geradewegs in ihre Pfoten schwemmen lassen, wenn sie wollte. Folglich fing sie immer ein, zwei Beutestücke mehr, als die anderen. Die Tatsache, dass Otterstern, Tropfenglanz' Mörder, stolz auf Tigerpfote sein könnte, erfüllte die Schülerin mit Ekel.

Mittlerweile hatten die beiden Clankameraden eine steile Felswamd erreicht, die direkt an den Strand grenzte. Und dort, fast ganz hinter einem Felsen verborgen, befand sich ein Spalt. Der Eingang zum Lager des Strandclans.

Sandfunke übernahm die Führung und betrat den schmalen Gang, der in das Lager führte. Tigerpfote reihte sich hinter ihm ein. Beide tappten durch die fast völlige Dunkelheit, ihre Schnurrhaare leiteten ihnen den Weg. Endlich öffnete sich der Gang zu einer großen Höhle. Tigerpfote zuckte kurz mit einem Ohr. Sie hatten das Lager erreicht.

Dort herrschte bereits geschäftiges Treiben. Als Tigerpfote und Sandfunke vor Sonnenaufgang losgezogen waren, hatten die meisten Katzen noch in ihren Nestern gelegen und sich höchstens kurz mal in ihrem Moos umgedreht. Nun hatte jedes Clanmitglied etwas zu tun.

Tigerpfote konnte Kampfpfote und Lachspfote entdecken, die gemeinsam mit Federn in den Mäulern umherliefen und Nester polsterten. Eine Patroullie, angeführt von Felsenherz, sammelte sich in der Mitte der Höhle, um gemeinsam die Grenzen zu kontrollieren. Weiter hinten konnte Tigerpfote ihren Bruder erkennen, der sich mit einem Kräuterbündel im Gepäck seinen Weg durch die Katzen schlängelte.

Der rot getigerte Kater blieb mit vor Aufregung leuchtenden Augen vor ihr stehen und ließ die Blätter fallen. "Wie ist es gelaufen?", fragte der Schüler eifrig, während er fieberhaft auf der Stelle tippelte. Tigerpfote musste sich ein amüsiertes Schnurren verkneifen. Donnerpfote kann echt nie stillsitzen! "Ganz gut, denke ich" Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.

"Tigerpfote! Renn doch nicht immer davon!", ertönte da ein gereiztes Schnauben hinter ihr. "Wir müssen Bericht erstatten!" Sie drehte den Kopf und entdeckte Sandfunke, der mit ungeduldig zuckender Schweifspitze neben dem Frischbeutehaufen stand, wo er seine Fische bereits hingelegt hatte. Mit einem entschuldigenden Lächelnd verabschiedete sich die Tigerkätzin von ihrem Bruder und stolzierte zu dem sandfarbenen Krieger.

Dieser schlug bereits den Weg zu Otterstern's Bau ein. Mit jedem Pfotenschritt spürte die Schülerin, wie sich ihr immer mehr der Magen umdrehte. Da kam der dunkelbraune Kater auch schon aus dem Bau geschlendert. Bleib ruhig, bleib ruhig, bleib ruhig! Otterstern blieb vor den beiden stehen und musterte Tigerpfote mit seinen durchdringend gelben Augen. Sie musste sich dazu zwingen, ihr Fell glatt anliegen zu lassen.

"Und? Hat sie sich gut geschlagen?", fragte er prüfend an Sandfunke gewandt. Dieser nickte mit einem breiten Grinsen. Auf Otterstern's Gesicht breitete sich ebenfalls ein kleines Lächeln aus, als er seinen Blick wieder auf Tigerpfote warf. "Na dann, Kleine", schnurrte er zuckersüß. Sie unterdrückte ein Würgen. "Dann kannst du dich ja jetzt auf deine Zeremonie freuen!" Mit diesen Worten tappte er in Richtung Versammlungsfelsen.

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