Jace zog mich gefühlte Stunden mit dem Fakt auf, dass ich meine Augen einfach nicht von der Neuen lassen konnte. Noch nie in meinem ganzen Leben hat mich irgendwas oder irgendwer so aus der Bahn geworfen. 

Während ich mit Jace auf den Weg zum Trainingsraum war, konnte ich nicht eine Sekunde aufhören, an ihre Augen zu denken. Diese smaragdgrünen Augen, bei denen man das Gefühl hatte, sie könnten niemals Lügen. Man sagt ja, die Augen eines Mensches sind das Tor zu seiner Seele. Wäre das wirklich der Fall. So müsste die Seele von Valerie rein und unschuldig sein.

Clary und Izzy waren bereits im Trainingsraum und unterhielten sich über einige Mädchenthemen, die mich nicht wirklich interessierten. Ich wurde davon abgelenkt, als eine keuchende Valerie in den Raum reingestürmt kam und uns einen entschuldigenden Blick zu warf. Sie trug einen eng anliegenden schwarzen Lederanzug mit schwarzen Stiefeln. Ihre Haare waren immer noch zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und ihr Pony hing in ihrer Stirn.

„Entschuldigt bitte. Ich hab wohl die Zeit vergessen " Unschuldig biss sie sich auf ihre Unterlippe und blickte in meine Augen. „Wir legen hier sehr viel Wert auf Pünktlichkeit. Vielleicht ist das in Boston nicht der Fall, doch hier schon. Also achte darauf pünktlich zum Training zu erscheinen" Vielleicht waren meine Worte etwas schroff und kühl, doch meine Art als Anführer würde sich ihr gegenüber nicht ändern, nur weil sie attraktiv war. 

Valerie sah mich etwas erschrocken an und nickte dann zaghaft. „ Tut mir leid. Ich verspreche, dass das nie wieder vorkommt " Sofort stellte sie sich neben Izzy in die Reihe und ich erblickte Hodge, unseren Trainer, den Raum betreten. Er forderte natürlich sofort Valerie auf, ihm etwas von ihren Kampfkünsten vorzuführen, damit er wusste, wie er mit dem Training fortfahren sollte. Als Nahkampfpartner wählte er mich. 

Ich fuhr mir durch die schwarzen Haare und trat in die Mitte des Kreises. Gegenüber stand mir Valerie, die mich ausgiebig zu mustern schien. Jeder Muskel schien sich in ihr anzuspannen, als sie die Bewegung die von meiner rechten Hand ausging bemerkte. Mit voller Wucht stieß ich meine Faust in ihre Richtung. Zu meinem Erstaunen, wich sie meiner Faust geschmeidig aus und ehe ich mich versah lag ich mit dem Bauch auf dem Boden und mein rechter Arm wurde mir auf den Rücken gedreht. 

Wie hatte sie das in so einer kurzen Zeit angestellt?

Fasziniert sah ich zu ihr auf und entdeckte dieses wieder einmal umwerfende Lächeln auf ihren Lippen, das in dem Moment nur mir galt. Sie lies mich los und trat einige Schritte von mir weg, sodass ich mich wieder aufrichten konnte. Immer noch fasziniert von ihrer Reaktion musterte ich sie. Wie konnte jemand so zierliches die Kraft aufbringen, jemanden wie mich zu Boden zu reißen?

Hodge gratulierte ihr zu ihrem Sieg und freudig lächelte sie. Als sie an mir vorbei ging, hörte ich sie flüstern: „Du solltest dich besser konzentrieren, wenn ich mit dir kämpfe" Ich sah ihr hinterher als sie sich wieder neben Izzy stellte. Sie hatte es also bemerkt. Als ich zum Schlag ausholte, war ich ziemlich unkonzentriert gewesen, da mich ihre pure Anwesenheit aus dem Konzept gebracht hatte. Meine Faust hatte einen kurzen Moment gezögert. Wie sollte ich denn mit ihr, Seite an Seite kämpfen, wenn ich mich nicht konzentrieren konnte, sobald sie auch nur neben mir stand?

...

Abends lag ich in meinem Bett und dachte angestrengt über die Situation nach. Ich konnte mir ihre Wirkung auf mich nicht erklären. Es gab zwar das Gerücht, dass ein Shadowhunter merkte, wenn er die eine Person gefunden hatte, die immer an seiner Seite war, jedoch war das meiner Meinung nach völliger Schwachsinn.

Nach dem ich mich einige Male umher gewälzt hatte, stand meine Entscheidung fest:

Ich würde alles dafür tun, um das was sich in mir regte, zu vermeiden. 

Alles abstellen und wieder der Alec sein, der ich eigentlich bin. Der heutige Tag war einfach nur eine Ausnahme. 

Nicht mehr und nicht weniger.