10. Kapitel

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Schmutzpfote war unsicher, was sie mit dieser Geschichte erwartet. Regentropfen sah nervös aus, ängstlich, gedankenverloren. Sein Schweif peitschte hin und her, seine Ohren zuckten.

"Wenn...wenn du es nicht erzählen willst, musst du nicht", lenkte Schmutzpfote ein, der plötzliche Stimmungswechsel ihres Vaters jagte ihr etwas Angst ein und sie bereute, dass sie gefragt hatte. "So wichtig ist es nicht für mich."

"Nein. Es ist wichtig", unterbrach Regentropfen sie. "Die Katze an die du Pfützenwasser erinnerst ist ihr Vater. Schlammfluss. Ein grauenhafter Kater. Schon als ich noch ganz klein war hatte ich schon Angst vor ihm. Er war...wütend. Immer wütend."

Schmutzpfote sah, wie sich das Nackenfell ihres Vaters langsam sträubte, als er über Schlammfluss sprach und es beunruhigte sie.

"Deine Mutter hatte einen Bruder. Beerenjunges. Schlammfluss hat die beiden oft misshandelt. Sie und ihre Mutter, Finkensturm. Er hat sie geschlagen, sie beleidigt, sie beschimpft. Aber er hatte im Clan viel Macht. Alle haben die Augen zugemacht, weil sie Angst hatten. Ich habe immer versucht, Pfützenjunges und Beerenjunges trösten, aber dann wurde Beerenjunges sehr krank und ist gestorben. Danach wurde alles nur noch schlimmer für Finkensturm und Pfützenwasser."

Das ist grauenhaft, dachte Schmutzpfote. Auf ihrer Zunge breitete sich ein bitterer Geschmack aus und ihre Krallen bohrten sich wütend in den Boden. Wie konnte man seine Gefährtin und seine eigenen Jungen schlagen?

"Er hatte braun getigertes Fell, so wie du. Und gelbe Augen. Manchmal sind deine Mundbewegungen wie seine", miaute Regentropfen mit einem leichten Zittern in seiner Stimme. "Das ist kein Vorwurf!", beteuerte er. "Du kannst nichts dafür, dass du das alles von ihm geerbt hast."

Schmutzpfote schluckte und nickte dann. Sie konnte sich für vieles die Schuld geben, aber sicher nicht dafür, welche Farbe ihr Pelz oder ihre Augen hatten.

"Nach...deiner Geburt habe ich mit Pfützenwasser über deinen Namen geredet. Wir hatten vereinbart, dass eines der Jungen Finkenjunges heißen würde, nach ihrer Mutter. Aber sie hat auf Schmutzjunges bestanden. Sie hatte Angst, dass du so werden würdest, wie er. Dass du gewalttätig sein würdest. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass diese Angst irrational ist, aber sie wollte nicht hören. Ich wollte nicht, dass sie glaubt, ich unterstütze sie nicht mehr, also habe ich es auf sich beruhen lassen. Aber das war falsch."

Schmutzpfote horchte auf.

"Das war nicht falsch! Es...Es ist ja nicht so, dass sie mich schlecht behandelt, nur...anders. Erinnerst du dich noch daran, wie sie mich vor der Schlange gerettet hat? Sie hat etwas sehr schlimmes erlebt...das verändert Katzen."

"Das rechtfertigt das nicht. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es wird noch schlimmer. Eines Tages, als wir beide noch Schüler waren, waren wir mit Finkensturm und Schlammfluss auf Patrouille. Es hatte tagelang schon heftig geregnet. Wir sind einen steilen Abhang hinauf und auf einmal gab es einen Erdrutsch. Pfützenpfote und ich haben es  gerade so nach oben geschafft und Schlammfluss stand oben an der Kante. Er hatte sich als erstes nach oben gezogen. Und dann...und dann sahen wir Finkensturm vor ihm. Sie wurde nach unten gezogen und er tat einfach nichts. Er sah zu, wie sie begraben wurde. Und lächelte."

Schmutzpfote rutschte ein Fauchen heraus. Regentropfen blickte zu ihr, Wut und Abscheu in seinen Augen.

"Pfützenwasser hatte es auch gesehen. Sie ist vorgestürzt und hat auf die lockere Erde unter Schlammfluss' Pfoten eingetreten. Bevor er kapiert hat, was sie da eigentlich tut, ist er abgestürzt und wurde genauso begraben wie Finkensturm. Pfützenwasser wäre auch fast gefallen, aber ich habe sie weggezogen. Sie hat mich fast angegriffen, aber ich habe sie beruhigt und wir sind ins Lager zurück. Wir haben alle angelogen."

Die Schülerin konnte nicht anders, als Genugtuung zu empfinden, als Regentropfen vom Tod des Katers berichtete. So jemand hatte es nicht anders verdient.

"Ich hoffe, es war ein qualvoller Tod",sagte Schmutzpfote bitter und war selbst überrascht davon, wie hasserfüllt sie sich anhörte.

"Wir haben Finkensturms Leiche nie finden können. Nur seine. Das hat Pfützenwassers Herz noch mehr gebrochen. Sie konnte sich nicht verabschieden. Sie konnte ihren Pelz nicht riechen oder sie ein letztes Mal sehen. Nicht dabei helfen sie zu begraben. Sie musste dabei zusehen, wir ihr Vater eine ehrenvolle Totenwache erhalten hat, wie Katzen nette Worte über ihn gesagt haben und um ihn weinten. Sie ist keine schlechte Katze."

Schmutzpfote musterte ihre Tatzen.

"Nein, ist sie nicht. Sie musste so viel durchmachen. Es tut mir leid, dass ich sie ständig daran erinnere", murmelte die getigerte Kätzin. Sie war froh, dass Regentropfen ihr die Geschichte erzählt hatte, auch wenn es sie traurig und wütend machte, was dieser Kater ihrer Mutter angetan hatte.

Regentropfen seufzte.

"Ich weiß nicht, ob sie es je schaffen wird, darüber hinwegzukommen. Es ist so lange her, aber es beeinflusst immer noch ihr Leben", sagte der gefleckte Kater und legte den Schweif um sie. "Ich glaube, wir haben jetzt genug darüber geredet."

Schmutzpfote nickte zustimmend. Regentropfen musste nicht mehr sagen und sie konnte sehen, dass er sich dabei unwohl gefühlt hatte. Schweigend aßen sie weiter, während die getigerte Kätzin darauf wartete, dass ihre Mentorin zurückkehrte.

Schließlich kam die graue Kätzin ins Lager zurück und Schmutzpfote bedankte sich bei ihrem Vater und verabschiedete sich.

Muschelklang trottete auf sie zu.

"Und? Hast du etwas gefangen?", fragte sie neugierig.

Schmutzpfote nickte. "Einen Spatzen."

"Wundervoll! Ich wusste, dass du es schaffen kannst. Du kannst dich in nächster Zeit auf viele Jagdlektionen gefasst machen", lachte die Kriegerin.

Schmutzpfote lächelte und legte verlegen die Ohren an.

"Hast du nichts gefangen?", fragte sie, Muschelklang hatte überraschenderweise gar keine Beute bei sich.

"Ich hatte leider kein Glück. Vielleicht ja morgen, da gehen wir beide wieder auf Patrouille, einverstanden?", wollte die Kätzin wissen.

"Ja, gerne! Jetzt wo ich weiß, dass ich es noch kann, muss ich mehr üben", antwortete die Schülerin.

"Das ist die richtige Einstellung", lobte die graue Kätzin und tätschelte ihr mit dem Schweif die Schulter.

Schmutzpfote lächelte und merkte, wie sie sich auf das nächste Training noch mehr freute, als auf das vorherige.


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