14. Kapitel

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Schmutzpfote hörte so angespannt zu, dass sie das Gefühl hatte, ihre Ohren müssten vor lauter Neugier wachsen und aussehen wie die einer Fledermaus. Der Ast, auf dem sie hockte, wiegte sich gefährlich im Wind, aber die Tigerkätzin beachtete das unheilvolle Knarzen nicht, das er von sich gab.

"Jetzt sag schon, was los ist!", miaute Leopardenschweif fordernd. "Ich spüre, dass etwas nicht stimmt, Muschelklang." Die gefleckte Kätzin umkreiste ihre Schwester, die offenbar versuchte, ins Gebüsch abzuhauen, aber Leopardenschweif ließ sie nicht gehen.

"Gar nichts ist los! Das bildest du dir nur ein", gab die graue Kätzin zurück und wich dem grünen Blick der gescheckten Kriegerin aus.

"Ich bin deine Schwester, Muschelklang, du kannst mir nichts vormachen. Glaubst du ich hab nicht gemerkt, dass du letzte Nacht weg warst? Irgendetwas ist mit dir."

Erwischt, dachte Schmutzpfote mit finsterem Blick. Es war also nicht nur ihr aufgefallen, dass Muschelklang sich mitten in der Nacht davongemacht hatte.

"Ich...Ach...Weißt du...es ist...es ist Schmutzpfote!", sagte Muschelklang auf einmal und nickte bestätigend, während Schmutzpfote im Baum empört die Ohren anlegte. "Sie...Sie macht einfach keine Fortschritte in ihrem Training. Ich mache mir viele Gedanken."

He! Lass mich da raus, du Lügnerin!

Schmutzpfote stellte sich leicht das Nackenfell auf, als plötzlich eine heftige Bö den Baum erfasste, auf dem sie saß. Der Ast unter ihr ächzte auf, splitterte und auf einmal verlor die getigerte Kätzin den Halt. Nadeln rauschten an ihr vorbei, als sie einige Fuchslängen in die Tiefe rauschte und mit ohrenbetäubendem Lärm auf dem Waldboden aufkam. Zum Glück konnte Schmutzpfote den Fall mit einem Katzenbuckel abfedern, aber ihre Tarnung war dahin. Erschrocken starrten die beiden Kätzinnen sie an und jeder auf der Lichtung wusste, dass Schmutzpfote jedes Wort gehört hatte.

Muschelklangs Augen waren panisch aufgerissen.

"Schmutzpfote, ich...", begann die graue Kätzin, suchte nach Worten, die sie nicht hatte und Erklärungen, die keiner glauben würde.

"Lass es!", zischte Schmutzpfote und peitschte mit dem Schweif. "Du Lügnerin", fügte sie flüsternd hinzu und machte kehrt. Sie hatte keine Lust auf Muschelklangs Lügengeschichten und schon gar nicht darauf, als Ausrede benutzt zu werden. Wütend stapfte die getigerte Kätzin ins Unterholz und ließ die angespannte Atmosphäre der Lichtung hinter sich.

Zuerst schickt sie mich in den Wald, damit sie ihre geheimen Sachen machen kann und dann sagt sie, ich wäre Schuld an ihrem komischen Verhalten. Das ist so...argh!

Die ganze Sache war so frustrierend!

Ich hätte nie gedacht, dass sie mich so anschmieren würde. Ich habe Fortschritte gemacht, ich kann sie sogar selbst sehen!

Schmutzpfote war danach, irgendetwas kaputt zu machen oder zu schreien, aber sie wollte, nicht, dass Muschelklang sie hörte, wie sie im Wald Krawall schlug. Gleichzeitig kam es ihr jedoch so vor, als würde sie vor Wut gleich platzen, wenn sie nicht sofort etwas dagegen unternahm, also zwang sie sich einmal tief durchzuatmen.

Das ist kein schönes Gefühl...früher war ich nie so wütend. Aber Muschelklang...ich habe es satt, dass alle immer Geheimnisse vor mir haben. Sonnenstrahl, Pfützenwasser und Regentropfen und jetzt auch noch sie.

Es tat einfach weh, von allen denen sie vertraute angelogen zu werden...wobei sie ja auch nicht ganz unschuldig war, schließlich hatte sie lange Zeit die Prophezeiung der Sonne verfolgt. Aber das war etwas anderes...und es war sowieso im Sand verlaufen. Trotzdem ballte sich ein dicker Klumpen an Frust in Schmutzpfotes Bauch an. Wieso konnte es nicht einmal so laufen, wie sie es sich wünschte?

Die getigerte Kätzin bohrte die Krallen in die Erde und grummelte leise ein paar nicht so schöne Worte vor sich hin, als sie hinter sich ein Rascheln im Gebüsch vernahm. Sie machte sich nicht die Mühre, sich umzudrehen.

"Geh weg!", rief sie über ihre Schulter und behielt die Augen starr geradeaus gerichtet.

Leider hörte die Katze hinter ihr nicht auf sie.

"Ich kann verstehen, warum du wütend bist", miaute Muschelklang leise und mit einem betrübten Ton in der Stimme.

Schmutzpfote zog unwillkürlich die Lefzen ein Stück nach oben und krallte sich in den Waldboden.

"Wenn du das verstehst, wieso lügst du dann immer weiter und weiter und weiter? Und du lügst nicht nur mich an, sondern auch alle anderen, ja, sogar deine eigene Schwester!", grollte die Schülerin, weigerte sich aber weiterhin, ihrer Mentorin in die Augen zu sehen. Sie wollte diesen traurigen, entschuldigenden und ertappten Blick nicht sehen.

"Ich weiß, aber du verstehst das nicht, ich-"

"Ja, du hast Recht, ich verstehe das nicht!", unterbrach Schmutzpfote die graue Kätzin barsch. "Ich habe es satt, dass mir alle immer etwas vormachen. Am besten wir benennen unseren Clan um, in LügnerClan." Schmutzpfotes Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus. Im Augenwinkel sah sie, wie Muschelklang leicht zusammenzuckte.

"Es tut mir leid, okay? Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen...ich wünschte ich könnte es...", murmelte die Kriegerin ausweichend, was Schmutzpfotes Zorn nur noch mehr anfachte. Sie riss den Kopf herum, und sah ihre Mentorin an.

"Wirklich? Weißt du was-?" Der braunen Tigerkätzin stockte die Stimme, als sie die angesammelten Tränen in Muschelklangs Augen sah. Da war so viel Angst und Schmerz wie sie ihn noch nie zuvor bei der sonst so fröhlichen, grauen Kriegerin gesehen hatte und auf einmal verlosch ihre Wut, als hätte jemand Eiswasser daraufgegossen. Zum ersten Mal kam ihr in den Sinn, dass Muschelklang vielleicht nicht aus freien Stücken log, sondern weil sie sich vor etwas fürchtete...oder vor jemandem. Aber die Kätzin war eine Kriegerin und hatte eine ganzen Clan, der hinter ihr stand. Wovor sollte sie sich denn füchten?

Muschelklang wandte schnell den Blick ab und wischte sich mit der Vorderpfote über die wässrigen Augen und kurz herrschte angespanntes Schweigen. Sollte Schmutzpfote nachfragen? Stand ihr das zu?

Langsam ließ Schmutzpfote ihren Blick in den Wald driften, in der Hoffnung, dass ihre Mentorin sich wieder fasste. Eine Kriegerin die vor ihrer Schülerin weinte...eine seltsame Situation.

Vielleicht ist Leopardenschweif die bessere Ansprechpartnerin, für was auch immer in ihr vorgeht, zweifelte die braune Tigerkätzin, aber Muschelklang machte keine Anstalten zu gehen. Stattdessen stieß sie ein bedrücktes Seufzen aus und setzte sich neben sie, die flauschigen, grauen Pfoten gruben nervös im Staub und ihre Schweifspitze zuckte hin und her.

Für einen Augenblick wartete Schmutzpfote noch, ob die Kriegerin von selbst mit der Sprache rausrücken würde, aber dann hielt sie es nicht mehr aus.

"Wovor hast du Angst?", fragte die Schülerin vorsichtig und musterte Muschelklang von der Seite. Die graue Kriegerin starrte auf den Boden, schien nach passenden Worten zu suchen und nach dem Mut, sie auch auszusprechen. Dann holte sie tief Luft.

"Ich erwarte Junge", brachte sie schließlich hervor und es klang zittrig, aber irgendwie erleichtert.

"Junge?", echote Schmutzpfote und blickte ihre Mentorin ungläubig an. Damit hatte sie nicht gerechnet und auf einmal begannen ihre Gedanken zu rasen. "Aber Junge...sind doch etwas Gutes oder nicht? Ich meine...je nachdem wie man es sieht...", entgegnete sie undbemerkte erst mitten im Satz, wie unsensibel ihre Worte waren. Wenn die Jungen das waren, was Muschelklang so nervös machte, würde sie sich bestimmt nicht darüber freuen, zu hören, was für schöne Nachrichten das doch waren, aber auf einmal machten die vergangenen Tage etwas mehr Sinn. Muschelklang, die etwas runder war als sonst und es auf ihr dickes Fell schob, und dass sie schneller erschöpft war und so abgelenkt.

"Es liegt nicht an den Jungen selbst", fing Muschelklang an, korrigierte sich aber gleich wieder. "Doch, es liegt auch an den Jungen...aber nicht nur. Es ist...Es ist einfach so verdammt kompliziert", schluchzte die Kätzin, während sie tiefer auf den Boden sank und versuchte, ihre Tränen zu verbergen.

Als Schmutzpfote sie so ansah, wie sie so verzweifelt war, und daran dachte, wie Muschelklang in letzter Zeit oft weg gewesen war, zuletzt sogar in der Nacht, wusste sie auf einmal, was sich hinter ihren Lügen verbarg.

"Der Vater ist nicht aus dem SumpfClan, oder?"

Die Frage hing für einen Moment in der Luft und selbst der Wind schien für einen Moment innezuhalten.

Schließlich schüttelte Muschelklang den Kopf.

"Nein, ist er nicht", hauchte sie. "Er ist ein Hauskätzchen aus dem Zweibeinerort."

Ein Hauskätzchen?

Ursprünglich hatte Schmutzpfote mit einem SeeClan-Krieger oder zumindest mit einem Streuner gerechnet, aber ein Hauskätzchen? Wie konnte es sein, dass eine Katze, die bei Zweibeinern lebte und sich von ihnen versorgen ließ und eine Kriegerin des SumpfClans zueinander fanden? Zumal der Zweibeinerort auch nicht direkt hinter der Grenze lag, sondern ein Stück weit entfernt?

Die Fragen wirbelten nur so durch Schmutzpfotes Kopf, sie konnte sich gar nicht entscheiden, welche sie zuerst stellen wollte, aber sie wollte vorsichtig sein. Im Moment wirkte Muschelklang so zerbrechlich und obwohl die Kriegerin um einiges älter war als Schmutzpfote, fühlte sie das Verlangen sie zu trösten. Vorsichtig rückte die Tigerkätzin näher an ihre Mentorin heran und legte den Schweif um sie herum.

"Wie...habt ihr euch kennengelernt?", begann Schmutzpfote behutsam, ihren Berg an Fragen abzubauen.

Muschelklang zitterte und schniefte und versteckte beschämt ihr Gesicht vor der Schülerin.

"Es war...vor ein paar Monden, da habe ich ihn ganz nah an unserer Grenze erwischt. Er hat gesagt, er hätte sich verirrt und gefragt, ob ich ihm helfen könne, den Zweibeinerort zu finden. Ich war alleine unterwegs, und er war wirklich nett, also habe ich ihm geholfen. Auf dem Weg haben wir uns unterhalten und er war freundlich und charmant und hat mir Komplimente gemacht. Wir haben dann den Bau seiner Zweibeiner gefunden und ich bin wieder zurück, aber ich musste oft an ihn denken, also habe ich ihn besucht, während ich eigentlich auf der Jagd hätte sein müssen." Schmutzpfote hörte die Scham aus Muschelklangs Stimme heraus, spürte, wie sie bei ihren Worten erschauderte. "Wir haben uns so gut verstanden, ich meine...sowas habe ich vorher noch nie erlebt, und ich habe mich immer wieder heimlich mit ihm getroffen...das ist auch alles gut gelaufen, bis ich herausgefunden habe, dass ich Junge erwarte..."

"Wieso? Was ist dann passiert? Weiß er es schon?", hakte Schmutzpfote nach. Die Art, wie Muschelklang von ihrem Gefährten erzählte, gefiel ihr ganz und gar nicht.

"Ich habe es ihm schon erzählt...ich weiß nicht genau wann. Und danach...hat er sich verändert. Hat sich ganz anders verhalten. War nicht mehr charmant, viel mehr...bestimmend..." Ihre Stimme stockte und sie schluchzte erneut auf. "Oh Schmutzpfote, ich war so dumm. Ich habe mich von ihm einwickeln lassen!"

Verwirrt kniff Schmutzpfote die Augen zusammen.

"Was meinst du damit?"

"Er will...Er will, dass ich den Clan verlasse und zu ihm ziehe, aber ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht kann. Meine Familie ist hier und ich will nicht, dass meine Jungen Hauskätzchen werden...aber er hat gesagt, er habe ein Recht auf die Jungen und ich müsste zu ihm kommen...oder...oder..."

"Oder was?", brauste Schmutzpfote auf. Was bildete sich dieses Hauskätzchen eigentlich ein, ihre Mentorin so zu behandeln? So ging man mit niemanden um, den man liebte. Bei Muschelklangs Erzählung stellten sich ihr alle Nackenhaare auf und zum ersten Mal war ihr danach, mit jemandem einen Kampf anzufangen. Schmutzpfote ertrug den Anblick kaum, wie klein und zerbrechlich und verloren Muschelklang neben ihr hockte.

"Wenn ich nicht zu ihm komme, dann...dann hat er gesagt, würde er sich die Jungen holen kommen. Und ich habe so Angst, dass er das wirklich macht und dass er jemandem wehtut, wegen mir...ich war so dumm, ihm zu vertrauen."

"Du warst nicht dumm, du warst verliebt", wandte Schmutzpfote ein und leckte Muschelklang tröstend über die Schulter, aber die Kriegerin schüttelte den Kopf.

"Das ist doch in dem Fall fast dasselbe. Ich weiß auch nicht, warum das so schnell ging...Ich wollte doch auch noch gar keine Jungen haben, aber er war begeistert von der Idee und es hat sich so angefühlt, als würden wir uns schon so viel länger kennen, als ein paar Monde...aber jetzt...", Muschelklangs Stimme stockte. "Aber jetzt sind diese Jungen auf dem Weg und ich kann nichts mehr tun und deswegen habe ich das Gefühl, mein Körper gehört nicht mehr mir. Und jeden Tag wird mein Bauch dicker und ich muss immer an Blattflügel denken und wie sie bei der Geburt ihrer Jungen gestorben ist...ich will nicht so enden. Ich will mein Leben wieder haben...so wie es vorher war." All das sprudelte aus Muschelklang heraus, wie das Wasser aus einem vorher blockierten Fluss und die Kätzin sank in sich zusammen.

Schmutzpfote konnte nicht anders, als sich ebenfalls schuldig zu fühlen. Die ganze Zeit über war es Muschelklang wirklich schlecht gegangen und sie hatte nichts davon mitbekommen. Sie hatte nur an sich und an das Vorrankommen ihres Trainings gedacht.

"Es tut mir so leid, dass ich so wütend auf dich war", fing Schmutzpfote an, aber Muschelklang ließ sie gar nicht weiterreden.

"Das ist nicht deine Schuld", miaute sie trüb. "Es ist alles meine Schuld und der Clan wird mich dafür hassen."

"Das werden sie nicht", widersprach Schmutzpfote energisch, sie hasste den geschlagenen Blick der in Muschelklangs Augen lag, so als wollte sie aufgeben.

Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn sie zu diesem Fuchsherz geht, nur weil sie glaubt, der Clan würde sie verstoßen.

"Du hast es selbst gesagt, der Clan ist deine Familie. Sie würden dich niemals hassen!"

"Doch das würden sie. Mich, und meine Jungen. Sie werden HalbClan sein...halb Clan und halb Hauskätzchen. Sie werden nie dazugehören und unsere Clan-Gefährten werden mir nie wieder vertrauen", murmelte die graue Kätzin.

Einerseits konnte Schmutzpfote Muschelklangs Angst verstehen, aber andererseits wusste sie, dass die meisten Katzen des SumpfClans genau so wütend auf dieses Hauskätzchen reagieren würden, wie sie selbst. Er hatte sie benutzt. Wenn der SumpfClan ihn erwischte, würde er um sein Leben betteln müssen.

"Muschelklang, sie werden dich nicht hassen. Dieser...Kater hat dich getäuscht. Ich kenne keine Katze in unserem Clan, die nicht sofort auf die Pfoten springen würde, um dich zu verteidigen, sollte er tatsächlich die Arroganz haben, hier aufzuschlagen."

"Aber ich habe das Gesetz der Krieger gebrochen. Meinst du wirklich, dass sie mir da noch helfen wollen?"

"Natürlich. Aber sie können dir nicht helfen, wenn du ihnen nicht sagst, was los ist", miaute Schmutzpfote nachdenklich. Ameisenstern musste davon erfahren und die Grenzpatrouillen verstärken, falls dieses Fuchsherz tatsächlich auftauchte und versuchte, Muschelklang weiter zu erpressen.

"Das...das kann ich nicht...ich habe so lange gelogen", stotterte die graue Kätzin und schlang ihren Schweif eng um sich, als könnte er sie beschützen.

Schmutzpfote schüttelte bestimmt den Kopf.

"Und die Lügen müssen jetzt aufhören, Muschelklang. Diese Jungen werden irgendwann auf die Welt kommen und dann kannst du es nicht mehr verbergen. Wir werden dich beschützen, Muschelklang, versprochen", miaute Schmutzpfote mit Nachdruck, dann stand sie auf. "Komm. Wir gehen zurück ins Lager."

Muschelklang schwieg, aber erhob sich ebenfalls und als sie so mit hängendem Kopf und Schweif neben Schmutzpfote zurück zum Lager tappte, so verängstigt, beschämt und verletzlich, konnte sich die Schülerin sich nichts anderes vorstellen, als dass der SumpfClan bald auf Hauskätzchenjagd gehen würde.



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