Schwarzblüte erwachte, als sie Feuersterns Stimme hörte. Er rief zu einer Clanversammlung.

Die Bekanntgabe, dachte sie und begab sich auf die Lichtung, wo die anderen Katzen sich auch schon einfanden.

Mit flinken Pfoten ging sie hinüber zu Leuchtflügel. Die Gefährtin ihres Bruders schaute sie an und fing sogleich an zu reden: »Schwarzblüte. Wie schön dich zu sehen. Geht es deiner Wunde schon besser?«

»Ja«, antwortete die Kätzin kurz angebunden. »Und wie geht es dir?«

Als hätte Leuchtflügel genau auf diese Frage gewartet, plapperte sie weiter: »Stell dir vor! Ich bekomme Junge! Von Aschenhaar! Er wird so ein wunderbarer Vater sein! Weiser Elch meint, es werden zwei oder drei Junge! Oh, ich freue mich so! Ich denke, ich weiß auch schon, wie sie heißen werden! Aber das bleibt ein Geheimnis! Aschenhaar weiß es schon! Ich dachte, er hätte es dir schon gesagt, aber das hat er wohl nicht. Deswegen sag ich es dir jetzt! Er möchte auch, dass ich sofort in die Kinderstube ziehe, aber das geht nicht! Wer wird dann für ihn jagen? Außer wenn du oder Schneeauge für ihn jagt. Aber das wäre doch zu viel! Und wir haben jetzt schon genug Arbeit! Und...«

»Leuchtflügel, würdest du bitte zuhören?«, ertönte da die strenge Stimme von Feuerstern.

»Entschuldige«, sagte die gelbbraune Kätzin und senkte den Kopf. Doch Schwarzblüte erkannte, dass sie immer noch zu aufgeregt war, um sich wirklich zu schämen.Schnurrend legte Schwarzblüte ihr den Schwanz auf die Schulter. Ihre Blicke begegneten sich und Leuchtflügel schnurrte zurück.

»Wie immer am Tag des Windes, finden die Kämpfe in allen Territorien der Clans statt«, eröffnete Feuerstern seine Rede. »Es ist nicht erlaubt, die Clangebiete zu verlassen. Wer dies dennoch tut, wird gejagt und schließlich getötet. Der Gewinner oder die Gewinnerin darf sich einen weiteren Gefährten oder eine weitere Gefährtin auswählen. Es wird vier Überlebende geben. Einer aus jedem Clan. Grenzpatrouillen kontrollieren, ob und wo jemand gestorben ist. Der oder die Betreffende wird begraben und die traurige Nachricht wird dem Clananführer mitgeteilt.«

Feuerstern räusperte sich und Schneeauge trat aus seinem Bau. Seine Gefährtin hatte während seiner Rede die Wahlsteine gezählt und flüsterte die Meistgewählten jetzt in sein Ohr.

Feuerstern nickte wissend und fing an zu sprechen. Alles war still, nur die tiefe Stimme des Anführers hallte über das Lager.

»Folgende Katzen werden an den Kämpfen teilnehmen: Flammenzorn, Krallenmond, Rotwind, Leuchtflügel, Glutjunges und ich. Schneeauge, Warmpfote, Schwarzblüte und Funkenjunges haben alle einen Wahlstein. Deswegen müssen wir ein Stechen veranstalten. Alle Katzen, die Schneeauge wählen, gehen zu mir, alle, die Warmpfote wählen, gehen zu den Schülerbauen, alle, die Schwarzblüte wählen, begeben sich zu den Jägerbauen und alle, die Funkenjunges wählen, gehen zur Kinderstube.«

Ein Raunen ging durch die Katzenmenge, doch sie gehorchten. Langsam setzte Schwarzblüte sich in Bewegung. Sie könnte dabei sein. Sie könnte. Weg. Weg. Sie würde sterben. Sie würde sterben. Alles war wie verschwommen. Schwarzblüte realisierte gar nicht, dass sie zu dem Schülerbau gegangen war. Zu Warmpfote. Sie würde eine unschuldige Schülerin wählen. Gerade wollte die Kätzin wieder aufstehen, als Feuerstern auch schon die Ergebnisse aufsagte.

»Warmpfote wird auch am Tag des Windes teilnehmen«, verkündete er.

Ich nicht!, konnte Schwarzblüte nur denken. Doch das schlechte Gewissen plagte sie. Sie hatte eine unschuldige, unerfahrene Schülerin in den Kampf geschickt.

Nach einigen Augenblicken erst begriffen die Clankatzen, was gerade passiert war.

Der herzzerreißende Schrei von mehreren Katzen durchbrach die Stille. Schwarzblüte erkannte Aschenhaar, der sich tröstend an Leuchtflügel lehnte, Schneeauge, die um ihre Tochter klagte, Krallenmond, der um Rotwind und sich selber trauerte und weitere.Schließlich stimmte Schwarzblüte selber auch mit ein. Sie würde Freunde verlieren. Sie würde Schmerzen haben, auch wenn sie nicht kämpfen würde.

Wie eine Antwort hörte sie nun auch das Klagegeheul der anderen Clans, das über das Flachland kam.