Die Geschichten

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Schwarzblüte blickte zu den Wölfen, die in einem schnellen Tempo auf die Katzengruppe zugerast kamen. Sie hörte wie mehrere Katzen die Krallen ausfuhren und ängstlich fauchten. Weises Reh drängte sich dichter an die schwarze Kätzin und maunzte ängstlich.

»Schwarz! Wo Schwarz!«, bellte der Anführer der Wölfe. Brud.

»Ich bin hier!«, rief Schwarzblüte ihm zu, wobei sie sich einige verwunderte Blicke einfing. Weißklee hatte ihr Nackenfell immer noch gesträubt.

»Kennst du ihn etwa?«, fauchte die weiße Kätzin mehr ängstlich als wütend.

»Ja. Das ist Brud. Er und noch zwei weitere Wölfe haben mir geholfen, als ich mich vor Krallenmond verstecken musste. In dem Wald dort hinten.« Sie deutete mit ihrer Schwanzspitze zu einem dunklen Fleck am Horizont, der sich gerade noch so vom Nachthimmel abhob. Bei der Erinnerung an die Begegnung mit den Clanlosen erschauerte sie.

Weißklee sah sie nun mit schmalen Augen an. »Du hast Angst. Warum?«

Bevor Schwarzblüte antworten konnte, teilte sich die Katzenmenge und mehrere Wölfe traten vor. Darunter erkannte sie, außer Brud, den schwarzen Pelz von Keet und das schneeweiße Fell von Ami.

»Das Schwarz!«, stellte der graue Wolf sie den anderen beiden vor, die sie noch nicht kannte. »Sie helfen!«

Der junge, silberfarbene Wolf legte den Kopf schief und grummelte etwas. Die sandfarbene Wölfin hingegen trottete zu der Kätzin hin. Schwarzblüte wich vorsichtig zurück. Auch wenn sie wusste, dass alle Freunde von Brud harmlos waren, flößte die Größe ihr immer noch Respekt ein. Die Wölfin beugte sich zu ihr runter und berührte ihre Stirn mit der feuchten Wolfsnase.

»Sie sagen ›Hallo‹!«, erklärte Brud fröhlich und gab ein paar seltsame Töne von sich. Dann deutete er erst auf den Silbernen und dann auf die Sandfarbene. »Das Silver und Mila.«

Nachdem Schwarzblüte beiden zugenickt hatte und die Wölfe sich zurückgezogen hatten, weil die anderen Katzen schon völlig starr vor Angst dastanden, sprang sie wieder auf den flachen Felsen. Während sie sich noch mit Brud unterhalten hatte, waren die Katzen von den anderen Clans ebenfalls eingetroffen und hatten sich unter den FeuerClan gemischt. Sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen.

Zu Schwarzblütes Verwunderung entdeckte sie Luchsohr, den jungen Kämpfer aus dem ErdClan, den sie hatte ziehen lassen, als sie Flammenzorn getötet hatte. Ich habe eine Katze getötet! Der Gedanke wirbelte in ihrem Kopf herum und ließ sie nicht in Ruhe. An der Seite des Katers mit den spitzen Ohren entdeckte Schwarzblüte eine hellbraune Kätzin. Sie erkannte in ihr Tannennadel, die Jägerin, die Luchsohr zu seiner neuen Gefährtin gewählt hatte. Was wohl mit seiner ehemaligen Gefährtin geschehen war? Als er als Sieger zum FeuerClan kam, meinte ein ErdClan-Kater, dass Tannennadel seine zweite Gefährtin war. War seine Situation ähnlich wie die von Krallenmond gewesen? Sie seufzte.

»Schwarzblüte! Sprich zu uns!«, ertönte plötzlich eine laute Stimme aus den hinteren Reihen. Die schwarze Kätzin schaute in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war und erstarrte.

Dort saß Aschenhaar, ihr Bruder. Doch sie hatte ihn fast nicht wiedererkannt. Sein graues Fell war stumpf geworden. Klumpen von Dreck hingen darin, als hätte er sich seit Monden nicht mehr geputzt. Seine Rippen zeichneten sich deutlich unter dem Fell ab. Die sonst so strahlend gelben Augen waren trüb geworden. Ein Schleier von Trauer lag darüber. Er sah aus wie ein alter, gebrechlicher Kater.

Schwarzblüte starrte ihren Bruder entsetzt an.

Die Trauer um Leuchtflügel muss ihm alle Hoffnung geraubt haben, dachte sie. Die schwarze Kätzin wollte sofort hinunterspringen und sich an Aschenhaar schmiegen, ihn trösten und ihn darum bitten, ihr zu verzeihen. Ich hätte Leuchtflügel retten können, wenn ich schneller reagiert hätte. Es tut mir so leid. Heimlich hoffte sie, dass ihr Bruder ihre Gedanken erraten hatte. Denn sie musste sich wie eine Anführerin verhalten und sich um all diese Katzen kümmern. Sie war eine Anführerin.

»Schwarzblüte?«, ertönte Weißklees Stimme leise von unten. »Ich kenne die Hälfte dieser Katzen hier nicht. Kannst du sie mir vorstellen?«

Sie stellen sich selber vor, überlegte die schwarze Kätzin und hob dann die Stimme, wobei sie versuchte, nicht in Aschenhaars Richtung zu gucken.

»Katzen aller Clans. Wir werden dem ersten Strahl der aufgehenden Sonne folgen, der uns den Weg zu Donner, Blitz, Sturm und Wirbel weisen wird. So hieß es doch in dem Traum, den jeder von euch geträumt hat, oder nicht?«

Mehrere Katzen nickten, einige blieben einfach regungslos sitzen, wie vorher auch schon.

»Da ihr euch noch nicht kennt, schlage ich vor, dass jeder nacheinander auf diesen Felsen klettert und sich vorstellt.«

Wieder nickten welche. Mit einem zufriedenen Schnurren sprang die schwarze Kätzin vom Stein und setzte sich neben Weises Reh, die sich sogleich an sie kuschelte.

Zuerst trat ein schwarzer Kater mit weißen Sprenkeln vor. Seine Augen leuchteten blau und er bewegte sich sehr anmutig. Er musste ein Windwahrer gewesen sein.

»Ich bin Weiser Falke«, miaute der Kater. Er hatte eine sehr tiefe Stimme. Mehrere Katzen hoben neugierig den Kopf, besonders Weißklee sah den Kater interessiert an. »Ich bin der Windwahrer des ErdClans. Gewesen«, fügte er noch schnell hinzu. »Mein Bruder Wespenkralle war immer der stärkere von uns beiden. Er schikanierte mich und es machte ihm Spaß, mich zu quälen. Nur weil ich anders war, als er. Weil ich verboten war. Dem Tode geweiht. Wespenkralle bekam die Schwester unseres Anführers zur Gefährtin. Ockerblüte war eine grausame Kätzin. Sie verhalf ihm zur Macht, er wurde zweiter Anführer. Schließlich starben beide bei den Kämpfen.«

Schwarzblüte riss sich zusammen, um nicht zusammenzuzucken. Wespenkralle. Der Kater, der Stromjunges umgebracht hatte. Ockerblüte, die Kätzin, die Flammenzorn getötet hatte, bevor sie ihn selbst... Ich muss mich zusammenreißen!

»Ich habe meinen Wahlstein damals in die Kuhle meines Bruders gelegt. Ich bereue es nicht.« Die letzten Worte hatte Weiser Falke mit einem Knurren hervorgebracht. Nun sprang er mit peitschendem Schweif wieder vom Stein und setzte sich neben Seelenpfote.

Die WasserClan-Kätzin sah ziemlich überrascht aus. Deswegen war sie die nächste, die nach vorne ging. »Mein Name ist Seelenpfote. Bei meiner Geburt wurde mir meine Schwester Wunschjunges geraubt. Sie entsprach nicht den Vorschriften der Gesetze des Windes. Der Platz des Windwahrers war schon von Weise Biene belegt und er weigerte sich, sie als Schülerin anzunehmen. Mein Vater ist der Anführer des WasserClans. Er hat seine eigene Tochter getötet, um den Gesetzen treu zu bleiben. Auch meine zweite Schwester ist hier, Traumschweif.« Sie deutete zu der hellgrauen Kätzin, an deren Flanke Schwarzblüte eine tiefe Narbe erkannte. Wahrscheinlich war dies die Strafe ihres Gefährten dafür, dass sie ihr geholfen hatte, zu fliehen.

Traumschweif senkte verschüchtert den Blick, sodass ihre Schwester fortfahren konnte.

»Ihr fragt euch sicher, warum meine Schwester schon Jägerin ist, während ich immer noch eine Schülerin bin. Nun, mein Vater hat mir verboten, einen Gefährten zu nehmen. Er sagt, ich sei zu schwach für seinen Clan. Eigentlich sollte ich diese Nacht sterben. Durch seine Krallen.«

Ein empörtes Raunen ging durch die Katzenmenge. Seelenpfote sprang von dem Felsen hinunter und setzte sich mit etwas Abstand neben Weiser Falke. Schwarzblüte lächelte. Sogleich trat Weißklee vor und machte sich bereit, auf den Stein zu springen. Die schwarze Kätzin betrachtete den Nachthimmel. Die Geschichten könnten noch lange dauern.

***

»Feuerstern, ich habe eine Nachricht für dich.«

»Welche denn?«

»Schwarzblüte wird bald aufbrechen. Sie hat Katzen aus allen Clans versammelt und will mit ihnen beim ersten Strahl der Sonne losziehen.«

»Dann werden wir sie aufhalten. Diese Kätzin muss aufgehalten werden.«

»Das ist zu gefährlich. Es sind zu viele Katzen. Wir sollten besser warten, bis sie losgezogen sind. Wenn alle schlafen, greifen wir an.«

»Sei nicht mäusehirnig! Ich hätte beinahe gedacht, dass du diese Rebellin in Schutz nehmen möchtest.«

»Nein! Ich diene dem FeuerClan und den Gesetzen des Windes!«

»Ja, ist gut. Ich glaube dir. Aber deine Idee ist gar nicht so schlecht. Wir greifen sie an, wenn sie schlafen.«

»Wie du willst, Feuerstern.«

»Und du wirst nicht weniger hart gegen sie vorgehen, nur weil sie deine Schwester ist?«

»Nein.«

»In einem ganzen Satz, Aschenhaar!«

»Nein, Feuerstern, ich werde genauso hart gegen sie kämpfen, wie alle anderen Kämpfer. Für Leuchtflügel.«

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