047 ** das Abenteuer beginnt ** Mi. 25.9.2019

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Max ist ziemlich spät erst ins Bett gegangen. Er wird so lange noch mit Antoine geredet haben. Und jetzt schleicht er sich schon wieder aus dem Zimmer, bevor unsere Wecker klingeln. Vielleicht geht er nochmal zu Antoine. Oder zur Süß, um ihr zu sagen, was mit Antoine los war.
Egal. Ich dreh mich nochmal rum. Die nächsten beiden Tage werden echt anstrengend.

Als dann unsere beiden Handys lospiepsen, sitzen Paul und ich senkrecht im Bett.
„Wo is'n Max?"
Paul strubbelt sich durch die Haare.
„Schon ganz früh raus. Ich denk, das hängt mit Antoine zusammen. Er selbst hat auch nicht wirklich ruhig geschlafen und viel zu kurz."

Zum Frühstück kommen Max und die Süß zu spät. Er rutscht zu uns an den Tisch und flüstert nur.
„Ich musste ihr erzählen, was ich gestern aus Antoine rausbekommen habe. Wir müssen auf ihn aufpassen. Aber, ohne ihn anzufassen. Erklär ich später."

„So. Ihr habt alle schon in der Schule eine Packliste für diesen Zweitagestripp bekommen. Denkt dran – ihr dürft nur einen einzigen Gegenstand mehr mitnehmen. Wir sehen uns gleich im Gruppenraum."
Aufgeregtes Gemurmel begleitet uns, als wir zurück in unsere Zimmer strömen. Max geht wohl bewusst mit Antoine durch die Saaltür und zwinkert ihm einmal zu. Der wirkt gerädert, doch jetzt auch erleichtert.

Kaum sind wir im Zimmer, um die letzten Dinge in unsere Rucksäcke zu packen, fallen Paul und ich über Max her.
„Raus mit der Sprache!"
„Hm. Ich möchte nicht viel erzählen, weil es eine große Last für Antoine ist. Nur soviel. Als er acht Jahre alt war, ist seine fünfjährige Schwester an einem Wildbach von so einer Brücke gestürzt und ertrunken. Seitdem hat er Alpträume, Schuldgefühle, Berührungsängste – und nie eine Therapie bekommen. Ich glaube, mehr muss ich nicht sagen. Die Lehrer werden sich darauf einstellen, dass Wasser nur in der harmlosen Variante vorkommt, werden möglichst Brücken umgehen und gut auf ihn aufpassen. Trotzdem muss der Kurs ja laufen und einige Stationen abarbeiten. Ich werde auch in seiner Nähe bleiben. Letzten Endes kann ich ihm nicht helfen. Das Trauma muss therapiert werden. Aber ich kann ihm Achtung entgegenbringen."

Im Gruppenraum herrscht schon ein heilloses Durcheinander. Jede und jeder von uns hat sich selbst überlegt, welche Kleidung und Ausrüstung am sinnvollsten ist, und entsprechend bunt gewürfelt sehen wir alle aus. Überall liegen verschieden große Rucksäcke. Aufgeregte Gespräche in allen Ecken. Dann kommen unsere drei Lehrer rein – mit erstaunlich kleinem Gepäck. Als Dr. Fahrendorf meinem irritierten Blick folgt, muss er grinsen.
„Ich von mir aus hätte auch mehr eingepackt. Die Damen haben mich instruiert."

Die beiden Lehrerinnen teilen uns in zwei Gruppen auf und kontrollieren dann bei allen das Outfit und das Gepäck. Jacken werden entlehrt, Tüten mit Überflüssigem gefüllt und es wird viel gelacht. Vor allem, als ich dran bin, selbstbewusst mit meinem Papier und einer kleinen Tüte auf Frau Süß zugehe und ihr das in die Hand drücke.
„Ich habe mir als zusätzlichen Gegenstand ein Mulittool ausgesucht, das normalerweise nicht ins Handgepäck dürfte. Aber ich habe mir eine Sondergenehmigung von der Lufthansa geholt."
Siegesgewiss zeige ich auf das Papier.

Frau Süß schaut so entgeistert aus der Wäsche, dass wir uns alle kringelig lachen. Ich habe nämlich einen offiziellen Brief der Lufthansa improvisiert und darin den Paragraphen der Beförderungsverordnung zitiert, dem zu entnehmen ist, dass gefährliche Gegenstände zusammen mit diesem Brief vor Betreten des Flugzeugs dem Bordpersonal zu übergeben sind, andernfalls wird der Passagier vom Flug ausgeschlossen.
„Mit freundlichen Grüßen, blablabla ..."
Der Süßen bleibt die Spucke weg. Dann fängt sie an zu lachen.
„Jenny? Komm grade mal."
Immernoch lachend gibt sie ihr das Papier und wartet genau wie wir gespannt ihre Reaktion ab.

Hektisch greift Frau Tucher nach der kleinen Tüte. Sie fischt mein umfangreich ausgestattetes Multitool aus der Tüte, kratzt sich am Kopf und fängt dann auch an zu lachen.
„Erwischt! Moritz, du schlauer Fuchs. So müssen wir das leider mitnehmen. Setz es bitte nicht zu oft ein."
Mit einem triumphierenden Grinsen zu meinen Kumpeln setze ich mich wieder auf meinen Platz. Ansonsten habe ich mich akribisch genau an die Anweisungen gehalten, damit ich mir nicht selbst ein Bein stelle.
Hätte ich doch bloß mit Max und Paul gewettet!

Als nächstes wird Antoine kontrolliert. Er hat sehr leichte, zweckmäßige Funktionskleidung und dünne Schuhe mit Gummisohlen an, die aber über den Knöchel rausgehen. Aus seinem Rucksack kommen eine sehr große Trinkflasche und zwei Garnituren Wechselkleidung zum Vorschein. Sein Sondergegenstand ist ein Röhrchen mit Multivitamintabletten.
„Wofür willst du soviel Kleidung schleppen?"
Sein Blick fleht die Lehrerin gradezu an, als er antwortet.
„Bei Kanuten ist die Faustregel: eine Garnitur trockene Kleidung pro Tag extra. Man kann in zu dünner Kleidung schlafen. Aber nicht in nasser Kleidung."
Völlig verspannt sitzt er vor ihr und wartet ab, Und ich ahne jetzt, wovon Max uns da erzählt hat. Doch Frau Süß lächelt sofort.
„Geht in Ordnung. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Und Moritz wird dann wahrscheinlich Rinde von den Bäumen schälen und sich darin einwickeln, wenn er total nass geworden ist."
Ich falle fast vom Stuhl vor Lachen, und meine „lieben" Kumpel flüstern mir ein „Ätsch!" zu. Hach ja, ich mag sie.

Damit wendet Frau Süß sich Swantje zu und hat an deren typischer Wanderausrüstung nichts zu beanstanden. Die hat beschlossen, dass sie in einen Wanderurlaub fliegt und deshalb ihre Wanderstöcke mitnimmt, die in einer dünnen, aber reißfesten Folie gut sichtbar eingeschweißt sind und mit einem Schloss gesicherte Spitzenabdeckungen haben. „So hab ich das schon öfters im Handgepäck mitnehmen dürfen. Ist das in Ordnung?"
Weiter arbeitet sich Frau Süß durch die kleine Runde. Bald sind auch die anderen fertig und beraten sich dann gegenseitig, wie sie ihre Last am besten packen, damit sie die lange bequem tragen können. Hier berät uns vor allem Swantje.

Freddy kommt rein und winkt Frau Süß zu sich. Die beiden gehen raus. Was auch immer die jetzt noch zu besprechen haben.

Die Süße kommt wieder rein.
„So, Leute. Jetzt gibt es kein Entkommen mehr. Ihr sitzt im Flieger, wir rollen schon auf die Startbahn, lasst uns losgehen."
An der Haustür bekommen wir alle sowas wie den üblichen Flugzeugfraß ausgehändigt und dürfen unsere Wasserflaschen auffüllen. Dann wandern wir einfach zügig los. Wir folgen dem Weg, der mitten in das unwegsame, zugewucherte Gelände hineinführt. Wir sind alle satt, ausgeruht, gut gelaunt, total gespannt. Alle haben eine Mütze oder irgendwas anderes Geeignetes gegen die stechende Sonne auf, und weil der Weg recht schmal ist, haben sich Zweiergrüppchen gebildet. Paul läuft neben mir, weiter vorne sehe ich Max mit Antoine.
Ein ungleiches Paar, allein schon von der Statur her.
Der Franzose ist groß und nur oben ganz breit. Max ist ziemlich klein und am ganzen Körper gleich gut trainiert.
Aber es scheint ja zu passen. Und wenn es Antoine hilft?

Ganz von alleine sortiert sich die Gruppe beim Losgehen in Zweiertrupps, und ich lande bei Antoine. So richtig geschlafen habe ich heute Nacht nicht, denn seine Not und mein Kopfkino waren eine ungute Mischung. Aber ich kanns nicht ändern. Ich versuche einfach, ihn und mich ein wenig abzulenken, denn er ist sehr angespannt.
„Du, sag mal, Antoine. Warum sprichst du eigentlich so ein lupenreines Deutsch? Und warum das deutsche Abi?"
Er wirkt fast erleichtert, dass ich ihn angesprochen habe.

„Meine Mutter ist Deutsche und unterrichtet das auch in unserer Stadt am Gymnasium. Mein Vater ist Franzose und Büromensch. Sie haben sich bei Mamas Auslandssemester kennengelernt. Ich bin also zweisprachig aufgewachsen, auch wenn Französisch natürlich durch die Schule präsenter war. Wir haben nach ... nie mehr Urlaub gemacht, und darum habe ich Deutschland nie bewusst gesehen. Das sind schon mehrere Gründe. Ich wollte weg von zu Hause, weit weg. Ich wollte das Land meiner Mutter kennenlernen. Ich habe auch beide Pässe und konnte genug Leistungen nachweisen, um hier so seltsam quer ins Abitur einsteigen zu können. Dazu habe ich ein Stipendium vom Staat bekommen. Ich denke, ich werde Lehrer für Deutsch und Französisch. Mal sehen, wo. Vielleicht im Elsass, wo ja beides gesprochen wird. Jedenfalls wollte ich dem Horror entfliehen, und darum jetzt einfach das deutsche Abi. Das ging am Schnellsten."

"Verstehe. In so einem Zuhause wollte ich auch nicht länger bleiben als irgend nötig."
Wir schweigen eine Weile.
„Weißt du, was w... seltsam ist? Mein bisheriges Leben hat ein paar Parallelen zu deinem, die mir gestern Abend aufgefallen sind."
Ich erzähle ihm von meinen Eltern und Mamas Tod und all den Verrücktheiten, die Papa seit Jahren abzieht, um vergessen zu können.
„Weißt du, er zwingt mich irgendwie genauso in eine falsche Wahrheit, wie es dir passiert ist. Und den Schmerz, dass mein eigener Vater mich ablehnt, obwohl ich schon meine Mutter verloren habe, das ... bringt mich manchmal fast um."

Kurz zuckt seine Hand zu meiner Schulter, er zieht sie jedoch schnell wieder zurück.
„Antoine?"
„Hm?"
„Der Tag, an dem du mich ohne Angst, mich zu verletzen, in die Arme nehmen kannst, als deinen Freund – auf diesen Tag freue ich mich jetzt schon. Wir werden das so richtig feiern."
Er zuckt zusammen. Das war jetzt zwar eine Zumutung für ihn, aber er soll ein Gefühl dafür entwickeln, was in seinem Leben normal sein könnte.

„Und – nein, eine Berührung durch dich wird mich nicht töten, mir nicht schaden, sondern mich glücklich machen. Du hast nichts Böses an dir oder in dir. Das sind nur die Lügen der anderen. Du bist ein verantwortungsbewusster, sorgfältiger und freundlicher Mensch. Und du bist stärker, als du glaubst. Deshalb weiß ich auch ganz sicher, dass du in diesen Tagen hier niemandem schaden wirst. Das kannst du gar nicht. Also hab keine Angst mehr davor. O.K.?"
Er wischt sich mit dem Ärmel über die Augen und sieht dabei aus wie „zu schön, um wahr zu sein".
Und ich hoffe jetzt mal einfach, dass Freddy die Strecke so präpariert hat, wie Antoine es braucht.
Denn DASS er das für jede Gruppe neu tut, hat uns Dr. Fahrendorf irgendwann verraten. Vielleicht hat er deshalb heute morgen nochmal mit der Süß draußen gesprochen.

Allmählich wird der Pfad schmaler und steiler. Wir gehen nun alle hintereinander. Ich bin etwas irritiert, denn die Süße hatte uns erzählt, dass auf diesem großen Gelände ganz unterschiedliche Routen möglich sind. Aber ich konnte seit dem Einstieg keinen einzigen Wegabzweig entdecken. Dann endlich lichtet sich der wild wuchernde Wald, und wir treten auf eine Lichtung. Es ist ein schräger Hang unterhalb eines Felsens, in den sich höchst malerisch eine Flugzeugatrappe gebohrt hat. Überall liegen aufgeplatzte Koffer. Alles andere haben sie uns Gott sei Dank erspart.
Schon das hätte für Antoine zuviel sein können.

Und schon steigen wir ein in unser kleines „Theaterspiel". Frau Süß biegt sofort ab hinter einen Steinwall. Dort pickt sie wahllos drei Leute raus, denen sie etwas ins Ohr flüstert und sie zurück auf die Wiese schickt.
Mein Kommando lautet:"Heck, Arm gebrochen."
Also gehe ich zum Heck des „Fliegers" und lasse mich mit einem Stöhnen neben der Maschine einfach fallen. Ich halte mir den linken Unterarm und beginne zu jammern. Außerdem lassen sich Bernd und Lore theatralisch ins Gras plumpsen.
„Sofort alle gesunden Passagiere weg vom Flugzeug, bitte kommen Sie alle hierher, der Tank könnte noch explodieren."
Aha, seeeeehr realistisches Szenario.
„Ich brauche Hilfe, um die Verletzten in Sicherheit zu bringen."
Sofort stehen Alex, Kolja, Can und Annika auf und gehen gebückt hinter der Süß her in unsere Richtung.

Kolja und Can gehen zu Bernd und stützen ihn von beiden Seiten, weil er nicht alleine aufsteht und sich den Kopf hält. Alex kommt zu mir und trägt mich kurzerhand zurück.
Bin ich sooo leicht??? Oder er so stark?
Die beiden Frauen tragen mit geübten Griffen die bewusstlose Lore hinter den Wall. Der Fahrendorf wird gebeten, das Wrack zu beobachten – er soll Aussschau halten nach Rauch, Flammen und Zeichen von Lebenden. Alle anderen scharen sich sofort um uns drei und untersuchen uns auf Verletzungen. Bei mir haben sich Moritz, Paul und Antoine eingefunden. Ich jammere gebührend und halte meinen linken Arm hoch. Schnell ist klar, dass mein Arm gebrochen ist. Also macht sich Paul auf den Weg, um grade Stöcke zum Schienen zu suchen. Moritz – forsch wie immer – ruft einfach über alles drüber.
„Hat jemand der Überlebenden Verbandszeug in seinem Koffer und könnte den suchen? Wir müssen einen Arm schienen."
Dann macht er sich selbst auf die Socken.

Und Antoine beißt die Zähne zusammen und drückt mich ganz sanft an der Schulter ins Gras.
„Bleib ruhig liegen. Ich versuche, für deinen Arm eine bessere Position zu finden."
Dann hebt er meinen "gebrochenen" Unterarm beiderseits des Bruches vorsichtig an und legt ihn auf seinen Rucksack.
„Geht das so?"
„Ja, danke, Antoine."
Da wir allein sind, wage ich es.
„Du musst das nicht tun. Das ist doch ganz schwer für dich!"
„Ich weiß nicht, warum, aber es geht. Du kennst meine Geschichte, du würdest mich nie überfordern. Du ... du bist gestern wütend geworden um meinetwillen. Sowas hab ich noch nie spüren dürfen. Sag unbedingt, wenn es dich überfordert, aber ... im Moment bist du mein Weg da raus!"
Ich schlucke.
„Und ... du hast recht. Ich will dich nicht verletzen, ich will dir den Schmerz nehmen. Vielleicht kann ich dich deshalb anfassen. Selbst wenn der Schmerz nur gespielt ist."
Ich sehe Paul auf uns zukommen und flüstere nur noch schnell:"Spürst du jetzt, wie stark du bist? Tief innendrin?"

„Noch irgendein Bruch? Ich hab mehrere Stöcke mitgebracht."
Antoine sucht einen für meinen Unterarm passenden Stock aus und zieht aus seinem Rucksack ein Paar Socken.
„Paul, könntest du seinen Arm ganz vorsichtig so hochhalten? Wir wollen möglichst wenig am Bruch verschieben."
Paul nimmt meinen Arm und hebt ihn vorsichtig hoch. Ich jammere ein bisschen und ernte dafür von Paul ein „Spinner!". Antoine schiebt den Stock unter meinem Arm bis in meine Hand und bindet dann einmal das Handgelenk und einmal den Arm kurz vorm Ellenbogen mit seinen Socken an den Stock.
„Kannst wieder ablegen. Bevor wir nicht Schmerzmittel gefunden haben, können wir hier nichts mehr tun."

Moritz hat sich derweil schlau gemacht und sich ein Bild der Lage verschafft. Von der Besatzung hat es niemand geschafft außer Lore, die noch immer bewusstlos ist. Verletzte haben wir insgesamt drei, und einige Prellungen. Ein paar Mutige haben die verstreuten Koffer inspiziert. In mehreren der Koffer fanden sich kleine Reiseapotheken, in einem sogar eine Ansammlung homöopathischer Mittel. Das größte Problem scheint zu sein, dass Swantje eine Panikattacke simuliert und wir eine ganze Weile brauchen, um zu verstehen, warum. Ihr hatte die Süß zugeflüstert:"Panikattacke, auf bestimmte Medikamente angewiesen." Als das schließlich klar ist und Dr. Fahrendorf immernoch keine Rauchschwaden oder Flammen meldet, wird die Umgebung des Flugzeugs abgescannt. Swantje muss uns ihren Koffer und ihre Medikamente genau beschreiben. Wir werden auch fündig, und ihre Panik lässt nach, aber als sie nachzählt, stellt sie fest, dass sie nur für drei Tage ausgerüstet ist. Bis dahin müssen wir zurück in der Zivilisation sein.

Moritz geht von Koffer zu Koffer. Da findet sich alles Mögliche, was man im Dschungel sicher brauchen kann. Alex und Frau Tucher sammeln alle Medikamente ein. Da Bernd alle Symptome einer Gehirnerschütterung zeigt, wird er erstmal in den Schatten gebracht, auf ein paar Jacken gebettet und bekommt dann „Medikamente" gegen den Kopfschmerz. Er muss heftig irgendwo gegengedotzt sein. Ich bekomme ein Schmerzmittel und sogar ein paar Globuli, weil sich tatsächlich die Besitzerin gefunden hat und damit umgehen kann. Frau Tucher spielt seeeeeehr glaubwürdig die durchgeknallte Alternative ...

Dr. Fahrendorf teilt uns nun mit, dass der Absturz bereits zwei Stunden her ist und wir jetzt versuchen sollten, ins Innere des Fliegers zu kommen. Vermutlich würden wir da noch mehr Gepäck, vielleicht technische Hilfsmittel, Lebensmittel oder Werkzeuge finden. Wir entscheiden uns, Milly und Alex reinzuschicken – Kraft und Geschicklichkeit. Mehrere (die auch von der Süß instruiert worden sein müssen) bitten um ganz bestimmte Gegenstände aus ihrem Handgepäck. Die beiden Mutigen nähern sich vorsichtig dem Wrack und finden tatsächlich einen gangbaren Weg hinein. Als erstes öffnen sie einen weiteren Notausgang als Fluchtweg. Dann schauen sie auf jedem Sitz nach, finden keine Toten und öffnen systematisch alle Gepäckfächer. Bald wird eine Kette gebildet und alle brauchbaren Besitztümer werden hinter den Wall gebracht. Bei jedem von uns Verletzten ist mindestens ein Mitreisender geblieben. Neugierig schauen wir den Funden entgegen.

Es taucht nur ein funktionierendes Handy auf, dafür aber drei gut geladene Powerbanks. In den Gepäckfächern finden sich Zigaretten, das Feuerzeug ist leider leer, ein langes Kletterseil mit einigen Karabinern, privater Reiseproviant wie frisches Obst, Stullen, Schokolade und Traubenzucker. Weiter vorne im Flieger ist die Miniküche der Crew. Hier ist mehr kaputt gegangen durch den Aufprall, aber immerhin können einige Getränkebehälter geborgen werden, und die nächste Mahlzeit ist vollständig da. Einer von uns hat einen Kompass, Moritz hat sein Multitool, Swantje die Wanderstöcke. Sonnencreme taucht auf, die sofort von allen benutzt wird. Ganz zum Schluss geht Antoine nochmal um den Flieger drumrum und rüttelt an mehreren verbogenen Blechen. Das eine fällt einfach ab und gibt den zweiten Frachtraum frei. Ihm fallen noch ein paar Koffer entgegen, ein Hammer kullert da rum, und aus einem Koffer kommen vier federleichte Hängematten und einige kürzere Seile.

Das Cockpit ist leider so vollständig zerstört, dass selbst Milly nicht reinkommt. Wir haben also keinerlei Funk, Radar, Landkarten – nichts. Wir haben keine Ahnung, wo wir sind. Nur in einem Prospekt der Airline finden wir eine grobe Karte der Flugroute. Nach einigem Rumrechnen können wir anhand der Zeit etwa abschätzen, wo wir gelandet sind. Wir können wenigstens größere Ansiedlungen erkennen und darum überlegen, wie wir von hier wegkommen.

Da sich inzwischen alle Gemüter mehr oder weniger beruhigt haben, setzen wir uns zusammen und besprechen unsere Lage. Hinter uns ist die Wand, also müssen wir eine andere Richtung einschlagen. Einen Weg zurück gibt es nicht.
War ja klar ...
Wir beratschlagen, was von der zusammengesammelten Ausrüstung wir tatsächlich mitnehmen werden, wie wir das Gepäck auf die Wanderer verteilen sollten, überlegen, welche Hindernisse oder Gefahren uns begegnen können und sprechen Spielregeln für das Miteinander ab. Ob wir Essen und Getränke rationieren sollten. Welche Kleidung uns in diesem Wald am besten schützt. Es ist viel zu bedenken.

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31.10.2020

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