118 ** Kopfkino ** So. 8.3.2020

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Eine Woche noch. Dann kommen die Abi-Klausuren. Eine Woche ohne Unterricht. Moritz, Paul und ich werden uns jeden Vormittag für ein anderes Fach treffen und letzte Fragen gemeinsam klären. Nachmittags wird dann jeder für sich lernen. Aber ins Training werden wir auf jeden Fall gehen, um den Ausgleich zu haben und den Anschluss nicht zu verlieren. An den anderen Tagen schaue ich dann vielleicht mal ganz stumpf an meine Tür und schnappe mir einen Zettel von der Bucket-List. Diese Zettelsammlung hat mich durch dieses Schuljahr getragen und mir immer wieder beim Abschalten geholfen.

Ich sitze grade an meinem Schreibtisch über meinen Deutschunterlagen. Aber so richtig konzentriert bin ich nicht. Meine Gedanken flutschen immer wieder weg.

Ab und zu, wenn bei ihr ein Loch ist, will ich zu Anni gehen. Wir erzählen uns dann vom Tag, kuscheln und träumen vom Sommer, wenn wir dann endlich ganz frei sind. Seit ich achtzehn bin, die Hartmann in U-Haft sitzt und Anni ganz an der Helen-Keller-Schule ist, spielen wir keine Versteckspielchen mehr. Wir stolzieren nicht grade händchenhaltend über den Schulhof, aber es scheint auch niemand zu interessieren.

Ich habe jetzt schon zweimal spontan bei Anni übernachtet. Und einmal hat sie mich in der Eifel im Arm gehalten, damit ich schlafen konnte. Es ist seltsam. Wir sind uns einig, wir sind ein Paar. Aber auch: die körperliche Ebene klammern wir vorläufig noch aus. Ich bin noch „Jungfrau" und bin ehrlich gesagt ziemlich nervös, weil es irgendwann soweit sein wird, dass wir weiter gehen. Ich habe glaube ich gar keine Angst, dass ich mich blamiere. Ich weiß es ja nicht besser, und Hollywood ist definitiv kein Maßstab.

Aber ich habe Sorge, dass ich ... dass es ... Anni nicht gefallen oder ihr sogar weh tun könnte. Denn ihre innere Bremse, über die sie nicht reden will ... ich glaube nicht, dass das nichts damit zu tun hat, dass sie so bereitwillig den körperlichen Aspekt ausklammert aus unserer Beziehung. Wenn wir kuscheln, dann spüre ich doch, dass nicht nur ich sondern auch sie eigentlich gerne ... aber dann wieder doch nicht.

Wir haben in den letzten Wochen unsere wachsende Bindung sehr genossen, aber dann war doch immermal wieder dieses Zusammenzucken. Es ist ein ziemlich komischer Schwebezustand, und ich glaube, ich werde einfach heilfroh sein, wenn das vorbei ist. Ich möchte dieses Glück mit Anni erleben, ich möchte ihren Körper spüren und entdecken, ihre Lust durch und durch erleben und genießen dürfen, ich möchte mich selbst spüren. Aber vor allem will ich, dass sie dabei glücklich ist. Solange ich diese unterschwellige ... Angst? Ist es Angst? Solange sie sich so unfrei und so auf der Hut anfühlt, benimmt, ... ich weiß kein richtiges Wort dafür. Solange sie nicht frei ist für den nächsten Schritt, und ich das deutlich spüren kann. Solange werde ich diesen Schritt nicht gehen. Zwei Verunsicherte auf einem Haufen – das kann nicht gut gehen.

„Max?"
Rums, fliegt meine Tür auf.
„Auf gehts. Training."
Lasse geht einfach wieder und lässt meine Tür offen stehen. Ich tauche ruckartig auf aus meinen Gedanken, starre auf meine ungelesenen Deutschunterlagen vor mir auf dem Tisch und schüttele mich erstmal, um meinen Kopf zu sortieren.
Training ... ja. Training. Da war was. Sonntag. Moment.

Nach dem Training stehe ich vor dem Tanzstudio ... und weiß nicht, wo ich hin will. Ich habe den ganzen Gedankenwust von vorhin aus mir rausgetanzt – dachte ich. Aber kaum steh ich hier und hab nichts zu tun – ploppt das wieder auf. Und ... –

Eh, das kann ich eine Woche vor den Abi-Klausuren so überhaupt nicht gebrauchen! Mit wem rede ich jetzt denn darüber? Eigentlich geht das nur Anni und mich was an. Aber ich möchte nicht, dass sie sich gedrängt fühlt.

Und mit wem kann man als männliche, achtzehnjährige Jungfrau über sowas reden, ohne ausgelacht zu werden? Onkel Uwe? Er wird sie hoffentlich eines Tages in der Familie begrüßen – geht gar nicht. Die Jungs? Hallooooooooo, sie wird Lasse noch unterrichten! Gehts noch??? Antoine und Sebastian sind nicht eingeweiht und haben außerdem grade mit ihrer eigenen Identität genug zu tun. Tanja? Tante Jana?? Örks??? Oh Mann, das geht alles gar nicht! Nichts geht! Ich MUSS damit alleine klar kommen!

Ich steige auf mein Rad und schließe mich dem irritiert zurückschauenden Lasse an.
So kann ich jetzt eh nicht zu Anni.
Zu Hause versuche ich mich nochmal wieder an Deutsch. Betonung liegt auf „versuche" ... Bis es auf einmal Klick macht.
Wenn sie nein sagt oder sogar petzt, bin ich geliefert. Aber ... ich will Anni doch nur gerecht werden!
Ich schnappe mir mein Handy, gehe auf den Chat mit Frau Tucher und piepe sie an.

Gaaaanz vorsichtig, Max!

„Hallo, Frau Tucher!
Lalala, was schreib ich denn jetzt?

Ich habe eine Bitte an Sie, und es ist mir wichtig, dass Sie nein sagen, wenn das für Sie nicht geht.
Heißer Brei, heißer Brei, ich red so gern um dich drumrum ...

Ich habe Anni unglaublich lieb, aber ich fühle mich ihr gegenüber auch unglaublich unsicher. Es ist gar nicht das Alter. (Jedenfalls nicht nur)
LaSchwaSü, oh Max!

Ich habe das Gefühl, dass eine unsichtbare Mauer zwischen uns steht.
Hei, eine vernünftige Aussage!

Ich habe Angst, dass ich mich deswegen immer mehr verkrampfe, dass ich vielleicht Anni weh tue, dass ... keine Ahnung!
Seeeeehr intelligent ...

Ich weiß gar nicht, ob das geht, aber ... ich brauche jemand zum Reden? Oder so.
Deutsch Leistungskurs – hm, man siehts ...

Ich will Sie auch bestimmt nicht aushorchen.
Da waren wir doch schonmal.

Aber der „November" macht mir Angst. Vielleicht hilft mir einfach, dass Sie mir zuhören? Ich will mit niemand anderem darüber reden. Sie sind die einzige, die mir eingefallen ist.
Offensichtlich ...

Danke für irgendeine Rückmeldung, damit ich weiß, ob ich mich jetzt völlig blamiert habe. Max"

Stöhnend lasse ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Die Abi-Klausur in Deutsch sollte vielleicht ein bissssssschen schlüssiger und flüssiger rüberkommen als diese Nachricht ...
Und dann kann ich jetzt nicht mal einfach ins Bett gehen, weil ja mein Kopf sowieso nichts mehr aufnimmt. Dann schlafe ich nämlich die ganze Nacht nicht vor lauter Kopfkino.
Aber immerhin schaffe ich es unter die Dusche und in meinen Schlafanzug.

Als ich zurück in mein Zimmer komme, blinkt mir mein Handy entgegen. Eine Antwort von der Tucher.
DAS ging ja schnell!

„Lieber Max! Ich habe grade versucht, Dich anzurufen. Wir können uns gerne zusammensetzen im Laufe der Woche. Was auch immer es ist, es beschäftigt Dich offensichtlich so sehr, dass Du das loswerden solltest noch vor dem Abi. Wir kennen uns jetzt gut genug, dass wir uns aufeinander verlassen können. Ich glaube, ich weiß, was Du da spürst, was das für eine Mauer ist. Morgen Nachmittag hat Toni Konferenznachmittag an der Helen-Keller-Schule. Komm einfach zu mir, wenn der Ort für Dich in Ordnung ist. Jenny Tucher"

Ich habe das Gefühl, eine Zentnerlast fällt von meinen Schultern. Ich weiß gar nicht, was für ein Ergebnis ich aus so einem Gespräch mitnehmen wollen würde.
Aber ich bleibe endlich nicht mehr allein damit!
„1000 Dank dafür, ich komme. Gegen 14.00 Uhr? Max"
„Das passt. Bis morgen!"

Und: oh Wunder! Ich kann mich tatsächlich doch noch eine Stunde lang auf Deutsch konzentrieren. Als ich um 22.00 Uhr endgültig in mein Bett krabbele, habe ich mir nochmal die Unterscheidungsmerkmale über die verschiedenen Literaturepochen reingezogen und das Gefühl, ich hab heute was geschafft. Das Wissen, dass sich Frau Tucher morgen für mich Zeit nehmen wird, beruhigt mich sehr. Ich nehme mein zweites Kopfkissen in den Arm, denke an Anni und schlafe ganz schnell ein.

Na, da bin ich ja mal gespannt, was da morgen Mittag auf mich zukommt. Ich habe den Verdacht, dass Max viel mehr versteht, was „November" bedeutet, als Toni das ahnt.

Ja, du Ärmster, da ist eine unsichtbare Wand. Aber wie nehme ich dir die eine Unsicherheit, ohne dir stattdessen die nächste Angst zu verpassen? Toni hat einen wirklich guten Grund, dass sie dir das verschweigt. Sie will dich schützen!

Ich denke mal, ich werde ihn einfach reden lassen. Er darf zwar nicht merken, dass ich weiß, dass er noch „Jungfrau" ist, aber vielleicht verrät er mir das morgen sowieso. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mit wem ich über sowas damals geredet hätte oder heute reden würde – außer mit Toni.

Mo. 9.3.2020

Ich hab tatsächlich gut geschlafen. Alleine die Aussicht darauf, mit jemand reden zu können, hat mich runter gebracht. Ich starte ausgeruht in die letzte Woche vor den Klausuren, frühstücke zusammen mit Tante Jana, greife mir alle Unterlagen für Spanisch und radele zu Paul. Wir arbeiten konzentriert, unterhalten uns die ganze Zeit auf Spanisch und stellen fest, dass es tatsächlich was gebracht hat, dass wir das jetzt wochenlang gemacht haben. Bald sind alle Klarheiten beseitigt, und wir können uns sogar noch Englisch zuwenden. Es ist ziemlich witzig, so ad hoc zwischen zwei Fremdsprachen zu wechseln. Am Anfang mixen wir wild innerhalb der Sätze und quer durch die Grammatik. Es dauert eine Weile und ziemlich viel Gelächter, bis wir ganz bei Englisch angekommen sind.

Wir hatten ja am Anfang unsere Zweifel, aber letzten Endes haben wir sehr davon profitiert in Deutsch und Englisch, dass mindestens einer von uns jeweils im LK saß. Auf diese Weise haben der oder die anderen viel mehr gelernt und sind einfach sattelfester. Und in Spanisch konnten wir dank der unterschiedlichen Lehrer auch manche Frage einfach deshalb klären, weil sie im anderen Kurs beantwortet worden war.

Zum Mittagessen lädt uns Pauls Mutter ein, noch zu bleiben, und das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Schnell rutschen Moritz und ich mit auf die lange Bank in der Küche und genießen die Spaghetti mit der ganz speziellen Pauls-Mama-kocht-die-beste-Tomatensauce-Sauce. Dann verabschieden wir uns. Wir gehen zu unseren Fahrrädern, winken uns nochmal zu und fahren in verschiedene Richtungen davon.

Tief Luft holen. Ich fahre jetzt zu Frau Tucher. Und ich habe so überhaupt keine Ahnung, wie ich anfangen soll – das wird dann wohl ein Köpper vom 10-Meter-Brett im Dunklen. Aber ich weiß, WIE wichtig ihr Anni ist und wie selbstverständlich sie mich integriert hat bei unserem gemeinsamen Ausflug.
Das wird schon.

Und so ist es dann auch. Sie lässt mich rein, zeigt aufs Wohnzimmer und holt Gläser, Saft und Wasser aus der Küche. Ich entscheide mich fürs Sofa, und sie setzt sich mir gegenüber auf einen Sessel.
„Ich bewundere schon wieder deinen Mut. Und ich bin unglaublich dankbar und glücklich, dass Toni einen Menschen gefunden hat, der so liebevoll und achtsam mit ihr und ihren Gefühlen umgeht. Pass bitte gut auf dich selbst auf, du sollst dich wohlfühlen, denn das wird jetzt bestimmt nicht einfach für dich. Ich werde dich für nichts auslachen, für nichts verurteilen, erstmal einfach nur zuhören."
„Danke!"

Ich überlege einen Moment, dann ziehe ich die Schuhe aus und die Beine hoch aufs Sofa. Ich lege mir eines der fluffigen Kissen auf die Knie, ziehe die Beine an und umarme meine Knie so, dass ich wie ein kompaktes Paket da hocke. Dann schließe ich meine Augen und lausche in mich rein. Und auf einmal weiß ich, dass ich dieser Frau einfach alles sagen kann.

„Nicht wundern. Wenn die Augen zu sind, ist es leichter. Ich ... bin achtzehn Jahre alt und habe in meinem ganzen Leben noch nie ein Mädchen im Arm gehabt vor Anni. Ich habe geflirtet, ich weiß, dass viele Mädchen mich attraktiv finden und meine freche Schnauze mögen. Aber ich habe schon immer viel getanzt und anderen Sport gemacht. Ich war sozusagen immer ... körperlich ausgelastet. Ich habe nie mehr gebraucht.
Auf der einen Seite ist es toll, dass ich mein ‚erstes Mal' nicht ‚verbraucht' habe sondern es erleben darf – hoffentlich - mit einer Frau, die ich wirklich liebe, und die mich wirklich liebt. Ich empfinde das als ein Geschenk. ... Wahrscheinlich fürchtet sich jeder junge Mann davor, sich beim ersten Mal zu blamieren, aber ... das ist es gar nicht in erster Linie, was mich nervös macht. So, wie Anni und ich auf einer Wellenlänge ticken, würden wir dann wahrscheinlich gemeinsam darüber lachen.
Aber Anni ... ist anders. Etwas bei ihr ist anders. Und auch hier: nicht, dass sie erwachsen ist und mit Sicherheit bereits sexuelle Erfahrungen gemacht hat, macht mich nervös. Das kann es für mich eigentlich nur schöner machen. Aber dass sie außer Kuscheln und Küssen gar nicht mehr zu wollen scheint, DAS irritiert mich.
Sie ist wie eine wunderschöne Statue im Museum. Ich darf sie polieren und pflegen und auf die richtige Raumtemperatur achten und sie ins rechte Licht rücken. Aber ich darf sie, ihr Innerstes, nicht berühren. ...
Irgendwas sagt mir, dass das mit dem ‚November' zusammenhängt. Und das macht mir Angst. Wenn es so leicht und so unberechenbar ist, sie zu triggern, wie ich es Ende September getan habe, dann befinden wir uns ununterbrochen auf ganz dünnem Eis. Das KANN sie doch gar nicht genießen! Ich ... ich könnte es nicht ertragen, ihr bei etwas, was wunderschöne Zweisamkeit sein sollte, so weh zu tun, dass sie davon getriggert wird. ...
Das alles ist gestern auf einmal wie ein Puzzle in meinem Kopf zusammengerutscht, und jetzt bin ich verwirrt und besorgt und verunsichert und ... und .... Vielleicht mache ich dann grade was falsch, WEIL ich so nervös bin. Das ist total besch..."

„Ist es nicht, Max. Es ist nicht bescheuert. Es ist schlicht die Falle, in der sich Toni befindet – und mit ihr jeder Mann, mit dem sie es versucht. Und ich sage dir ganz ehrlich: es ist ein Wunder, dass sie mit dir so weit gekommen ist. Bisher hat sie immer schon lange, bevor es ihr so schlecht wie im letzten November ging, die Reißleine gezogen und die Männer ins Nirvana geschickt. Und es waren sowieso nicht viele. Bei dir hat sie selbst danach noch weiter gehofft und gekämpft. Ja, Toni hat Angst. Toni hat ... Jetzt muss ich überlegen, was und wieviel ich sagen kann. ..."

Einen Moment lang ist es still, und irgendwo tickt ganz altmodisch eine Uhr.
„Toni liebt dich dafür, dass du bist wie du bist. Da sind keine Muttergefühle, keine Glucke, kein Mitleid, keine Berechnung. Sie wird nicht gelockt von deiner Unschuld oder von deiner Unerfahrenheit. Da ist nur ein großes Staunen darüber, dass es tatsächlich einen Mann gibt, der so zugewandt und einfühlsam und echt ist. Sie hatte das Pech, dass gleich der erste ein Arschloch war.
Ja, sie ist auf der Hut, wie du es gestern ausgedrückt hast. Aber auf der anderen Seite beobachte ich, wie sie sich immer mehr auf dich einlässt, sich jedesmal auf dich freut, deine Berührungen nicht scheut. Sie hat mir erzählt, dass du an Neujahr gegenüber den Ärzten durchgesetzt hast, dass du bei ihr bleiben durftest. Und dass du sie dann die ganze Nacht in den Armen gehalten hast, weil sie solche Schmerzen und solche Angst hatte. Das hat vor dir noch niemand geschafft - dass sie sich bei Angst nicht abkapselt sondern im Gegenteil Schutz bei jemand anderem sucht. Sie hat Ewigkeiten niemand mehr so nah an sich rangelassen. Sogar ich muss selbst merken, dass etwas ist, bevor sie mich ranlässt."

Nun schaue ich Frau Tucher doch ins Gesicht.
„Das heißt, dass ... Anni mich nicht am langen Arm von sich weghält, wie es sich für mich anfühlt. Sondern dass sie mich im Gegenteil schon viel näher rangelassen hat, als es bei anderen der Fall wäre. Und das heißt, dass es einfach sehr lange dauern wird, bis ich sie mehr berühren darf, aber dass sie eben dafür ihr eigenes Tempo braucht."
„Ganz genau, Max. Ich ... finde es schön für euch beide, dass du keinen ... Vergleich hast. Du kannst Toni einfach als den ‚Normalfall' nehmen und sie mit all deiner Liebe und Geduld beschenken. Und irgendwann wird sie dir sagen, dass sie dir voll und ganz vertraut. Dann weißt du, dass der Weg frei ist. Wenn du sie dann nicht über den Haufen rennst sondern bei der Hand nimmst und genauso sanft wie bisher diesen Weg mit ihr weiter gehst - ich glaube – dann müsst ihr beide keine Angst haben vor dem, was da in ihrem Hinterkopf lauert. Du bist so anders, so besonders. Für Toni bist du ein Geschenk des Himmels. Und vergiss bitte nie: solange sie dich nicht ranlässt, hat das absolut nichts mit dir zu tun, das ist NUR etwas in IHR. Sag dir immer wieder: du machst nichts falsch, hörst du?"

Wir schweigen eine Weile, und ich lausche wieder mit geschlossenen Augen in mich hinein.
Der Sturm in mir hat sich ausgetobt. Das ist eigentlich seltsam, denn ich weiß nicht mehr als vorher, ich habe keine „totsicheren Tipps" bekommen, keine „Gebrauchsanweisung für Antonia Süß", keinen Hinweis auf wasauchimmerdamalswar. Aber ich habe die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin, ich tue Anni gut, ich darf mutig daran glauben, dass wir einen gemeinsamen Weg finden werden.

„Klar hab ich Zeit. Alle Zeit der Welt! Wir sind gemeinsam auf einer spannenden Reise, und alle Türen sind offen. Mehr muss ich nicht wissen. Tausend Dank, das hat mir jetzt echt gut getan."
Frau Tucher lächelt mich an und entspannt sich.
„Da bin ich froh. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass ich es nicht schaffen würde, euch beiden gerecht zu werden. Aber du hast mir mal wieder eine Sorge genommen."
Sie schaut auf ihre Uhr.
„Und jetzt solltest du die Biege machen, damit Toni dich hier nicht erwischt. Vertrau auf deine Intuition, Max. Dann wird es gut."

Ich rappele mich auf, ziehe mich wieder märzregentauglich an und drehe mich im Treppenhaus nochmal zu ihr um.
„Ich wünsche jedem Menschen auf der Welt einen Freund oder eine Freundin, wie Sie es sind. Wirklich – danke. ... Ich freue mich drauf, dass auch wir in drei Monaten mit dem Namensgehampel aufhören dürfen."
Wir zwinkern uns zu, und schon bin ich wieder auf der Straße und düse nach Hause.

Meine liebe Anni! Ich bin anders, hat sie gesagt. Und du bist auf dem Weg, das zu entdecken. Das macht mich glücklich. Wir schaffen das!

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11.1.2021

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